Tatort Folge 1215: Die Blicke der Anderen
Erscheinungsjahr: 2022
Kommissar: Berg und Tobler
Ort: Tatort Schwarzwald
Vom Familienidyll zum Albtraum sind es manchmal nur wenige Stunden. Das muss auch die Verwaltungsangestellte Sandra Vogt erfahren, als eines Morgens ihr Mann Gerd und ihr jüngster Sohn Noah als vermisst gemeldet werden. Alle Anzeichen deuten auf ein schreckliches Verbrechen hin, und ausgerechnet die Ehefrau und Mutter gerät ins Visier der beiden Freiburger Hauptkommissare Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) – aufgrund von Vorurteilen und Vorbehalten in ihrem Umfeld, aber auch, weil Sandra der Polizei etwas Entscheidendes verschweigt. Die beiden Ermittler des Schwarzwald-Tatorts müssen sich in ihrem 9. Fall durch ein dichtes Netz von Vorverurteilungen, pauschalen Verdächtigungen und tiefem Misstrauen kämpfen, ehe sie der Wahrheit auf die Spur kommen.
Der Tatort „Die Blicke der Anderen“, eine Produktion des Südwestrundfunks, wird im Rahmen der ARD-Themenwoche „Wir gesucht. Was hält uns zusammen?“ gesendet, und zwar am Sonntag, den 6. November 2022, um 20:15 Uhr im Ersten. Gedreht wurde vom 27.07. bis zum 31.08.2021 in Baden-Baden, Gaggenau und Umgebung.
Inhalt der Tatort-Folge „Die Blicke der Anderen“
Edeltraut Vogt ist unterwegs auf ihrer samstäglichen Runde durch die schick herausgeputzte Neubausiedlung einer Kleinstadt im Breisgau. Wie jede Woche will sie ihrem Sohn Gerd und seiner Familie frisches Obst und Gemüse aus eigenem Anbau vorbeibringen. Sie klingelt an der Haustür – doch keiner öffnet. Wahrscheinlich schlafen die alle noch, denkt sich Edeltraut, und sie kommt sowieso ins Haus, denn natürlich weiß sie, dass unter dem Blumenkübel am Hauseingang noch ein Schlüssel versteckt ist – für alle Fälle. Doch auch im topmodernen Eigenheim der Vogts ist es merkwürdig still – alles wirkt wie ausgestorben. Edeltraut stellt die Obstkiste in der Küche ab, inspiziert dann jeden Raum – und macht im Schlafzimmer eine solch grausige Entdeckung, dass sie sofort die Polizei alarmiert.
Der übermüdeten Franziska Tobler und ihrem Ermittlungspartner Friedemann Berg bleibt nicht viel Zeit, um sich am Ort des – noch unbekannten – Geschehens zu sortieren, denn fast zeitgleich mit ihnen trifft Lukas Vogt ein, der älteste Sohn von Gerd und Sandra Vogt. Sofort stürmt er ins Haus, wo die Kriminaltechnik bereits eifrig alle auffindbaren Spuren sichert. Vor allem im Schlafzimmer. Dort hat sich über Bettdecke und Matratze eine riesige Blutlache ausgebreitet. Für die Spurensicherer tägliche Routine, für Lukas ein zutiefst verstörender Anblick. Die einfühlsame Tobler kann den Teenager nur mit Mühe beruhigen, kein Wunder bei der derzeitigen Faktenlage: Gerd und Sandra Vogt sowie der jüngere Sohn Noah sind verschwunden. Die Handys der Eltern sind beide ausgeschaltet und momentan nicht zu orten. Lukas hat die Nacht bei seiner Freundin verbracht, als er abends gefahren ist, waren sein Vater und Noah noch zu Hause. Zu dem Zeitpunkt muss noch alles in Ordnung gewesen sein. Lukas’ Oma Edeltraut, die die Polizei alarmiert hat, steht ziemlich unter Schock, scheint aber bereits einen Verdacht zu haben, wer hinter der ganzen Sache steckt: Sandra Vogt, ihre Schwiegertochter. Warum? „Sandra ist halt Sandra.“ Was auch immer das heißen mag.
Tatsächlich treffen Tobler und Berg Sandra Vogt in einer etwas merkwürdigen Situation an, nachdem ihr Auto im SWR-Tatort „Die Blicke der Anderen“ geortet werden konnte: an einer Autobahnraststätte, allerdings ganz in der Nähe ihres Wohnorts. Allein sitzt sie dort an einem Tisch, nur eine Tasse Kaffee vor sich. Sie wirkt einsam, abwesend, fast wie in Trance. Vom Verschwinden ihres Mannes und ihres jüngsten Sohns scheint sie noch nichts zu wissen. Als sie davon erfährt, reagiert sie zutiefst verstört, aber auch abweisend. Die beiden Ermittler haben große Probleme, überhaupt irgendeine brauchbare Information von Sandra Vogt zu erhalten. Gemeinsam mit ihr fahren sie zurück zum Haus der Vogts. Auch dort wirkt Sandra merkwürdig unbeteiligt und ahnungslos. Am Abend zuvor war sie auf einer Betriebsfeier im Bürgermeisteramt, wo sie arbeitet. Ihr Mann Gerd hat sich um die Kinder gekümmert, spätabends ist sie nach Hause gekommen, hat dann aber auf dem Sofa geschlafen. Dass das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter Edeltraut angespannt ist, versucht Sandra erst gar nicht zu verbergen. Offensichtlich wollte sie ihr aus dem Weg gehen, deswegen ist sie an diesem Samstag schon früh losgefahren. Wohin? Eigentlich zum Wochenendeinkauf, doch dann hat sie es sich anders überlegt und ist einfach ziellos durch die Gegend gefahren. Einerseits wirkt Sandra Vogt ehrlich erschüttert angesichts des Verschwindens ihres Manns und ihres Sohnes, andererseits sieht sie nicht gerade wie eine glückliche Ehefrau aus. Fast scheint es, als wollte sie ihrer Familie an diesem Wochenende bewusst entfliehen. Derweil entdeckt Frieda Berg im Badezimmer der Vogts eine Brille mit ziemlich hoher Sehstärke. Sandra Vogt bestätigt, dass die Sehhilfe ihrem Mann gehört. Dass er die bewusst nicht mitgenommen hat, als er das Haus verlassen hat? Sehr unwahrscheinlich. Immer mehr Anzeichen deuten darauf hin, dass Gerd Vogt einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ob Sandra etwas damit zu tun hat?
Die DNA-Auswertung der Blutspur aus dem Schlafzimmer lässt jedenfalls keinen Zweifel zu: Das Blut stammt von Gerd Vogt. Und bei der Menge, die er verloren hat, ist die Überlebenschance quasi gleich null. Zudem erscheinen Berg und Tobler die Aussagen von Sandra Vogt im TV-Krimi „Die Blicke der Anderen“ nicht mehr nur merkwürdig, sondern zunehmend verdächtig: Sandra war keineswegs die ganze Nacht zu Hause, sondern ist erst um 6:45 Uhr nach Hause gekommen, war um 7:30 Uhr allerdings schon wieder unterwegs. Das zeigt die Aufnahme einer Videokamera vor der Einfahrt zur Siedlung, in der die Vogts wohnen. Sandras Auto wurde dort zu den entsprechenden Zeitpunkten gesichtet. Wenn Sandra aber erst morgens nach Hause gekommen ist: Wo war sie dann vorher? Wo hat sie die Nacht verbracht?
Nach außen hin erscheinen die Vogts wie eine wahre Musterfamilie, doch irgendetwas muss faul sein an der heilen Familienwelt. Darauf deutet auch die Aussage von Anna Gentner hin, der hochbetagten Nachbarin der Vogts. Sie will in der Tatnacht lautes Gebrüll und Türenschlagen bei Vogts vernommen haben. Außerdem sei das ganze Haus hell erleuchtet gewesen. Ihre nächtlichen Beobachtungen hat die pensionierte Grundschullehrerin feinsäuberlich dokumentiert, inklusive der genauen Uhrzeiten. Berg ist begeistert von der Detailfülle der Aufzeichnungen, doch Tobler, die Gentner alleine befragt hat, hat so ihre Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin. Eigentlich ist Gentner schwerhörig. Wie hat sie dann durch die schallisolierten Fenster den Lärm im Nachbarhaus wahrnehmen können? Oder will auch die neugierige Rentnerin vor allem eines mit ihrer Aussage bezwecken: Sandra Vogt belasten? Denn: „Sandra ist halt Sandra. Die is ja net von hier.“ Das allein scheint im Einfamilienhaus-Paradies auszureichen, um sich bei Nachbarn und Schwiegereltern verdächtig zu machen.
In eine ganz andere Richtung deutet dagegen eine Spur, auf die die Kommissare im Schwarzwald-Tatort „Die Blicke der Anderen“ durch Sandra gestoßen werden: Ihr Mann Gerd ist Ingenieur und hat zusammen mit seinem Kumpel Stefan Kämmerer ein Start-Up für hocheffiziente Batteriezellen gegründet. Doch erst nachdem Gerd aus der Firma ausgestiegen war, florierte das Geschäft so richtig. Eine erneute Beteiligung verwehrte Stefan seinem einstigen Geschäftspartner jedoch, und so kam es zum Rechtsstreit zwischen den ehemals besten Freunden: Gerd verklagte Stefan auf 3 Millionen Euro. Sandra wollte, dass Gerd endlich mit der Sache abschließt, zumal sie das Geld gar nicht nötig hatten. Doch ihr Gatte ließ nicht locker, denn für ihn ging es um Gerechtigkeit, nicht um Geld. Gerd wurde depressiv und immer introvertierter, Sandra kam kaum noch an ihn heran. Die ganze Familie hat offenbar darunter gelitten. Doch dann – wenige Tage vor Gerds Verschwinden – kam es zu einer überraschenden Einigung vor Gericht: Stefan muss Gerd die 3 Millionen Abfindung zahlen. Alles nur Zufall?
Und dann wird aus bloßen Vermutungen und bösen Vorahnungen im SWR-Tatort „Die Blicke der Anderen“ schließlich traurige Gewissheit: In einem Brunnen ganz in der Nähe vom Wohnhaus der Familie Vogt werden die Leichen von Gerd und Noah Vogt gefunden. Der Vater wurde mit einem gezielten Messerstich regelrecht hingerichtet, der Sohn ist erstickt. Merkwürdig: Zwischen dem Tod von Gerd und Noah müssen mehrere Stunden gelegen haben. Wie kann das sein? Die Kommissare rätseln immer noch, haben nun aber zumindest eine Hauptverdächtige: Sandra Vogt, die noch immer kein überzeugendes Alibi für die Tatnacht vorweisen kann. Ihre Kolleginnen in der Gemeindeverwaltung bestätigen zwar, dass sie abends lange auf der Party war, sagen allerdings auch, dass sie zum Schluss ziemlich betrunken war. Was hat Sandra in diesem Zustand getan? Es scheint, als habe sich die ganze Welt gegen sie verschworen. Alle halten sie für die Mörderin ihres Mannes und ihres Jüngsten. Schwiegermutter Edeltraut ist überzeugt davon, dass Sandra es nur auf Gerds beträchtliches Vermögen abgesehen habe, das wenige Tage vor seinem Tod nochmal um 3 Millionen Euro gewachsen ist. Dabei ist Sandra nun wirklich nicht der Typ „Shopping Queen“, und schließlich war sie es doch, die Gerd von dem Rechtsstreit mit Stefan hat abbringen wollen. Doch auch Lukas, ihr ältester Sohn, ist davon überzeugt, dass seine Mutter hinter dem Geld seines Vaters her ist – und dass sie eine Affäre hat. Ist das vielleicht der Grund dafür, warum sie partout nicht preisgeben will, wo genau sie sich in der Tatnacht aufgehalten hat? Kommissar Friedemann Berg versucht jedenfalls alles, um Sandra Vogt diese Information zu entlocken, die für alle Beteiligten sehr hilfreich wäre, beißt aber nur auf Granit. Er könnte verzweifeln an dieser sturen Frau, die leider die einzige Tatverdächtige ist, die die Freiburger Kriminalpolizei hat. Noch, denn gerade als Berg in Sandra Vogts Vernehmung kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht, hat seine Kollegin Tobler eine brisante Information für ihn, die den ganzen Fall nochmal in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt …
Trailer
ORF Vorschauvideo
ARD Trailer
Tatort-Kritik
Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Dieser Tatort ist eigentlich eher eine Sozialstudie als ein Kriminalfilm. Das kennt man schon von den Schwarzwald-Tatorten, und auch diesmal passt der ruhige, bedächtige Ermittlungsstil von Berg und Tobler gut zur Handlung. Lisa Hagmeister spielt die Rolle der trotz Familie vereinsamten, scheinbar von allen missverstandenen und abgewiesenen Sandra bravourös. In Rückblenden werden immer wieder Details aus dem früheren Leben der Vogts dargestellt, das ist durchaus ein geschickter dramaturgischer Kniff. Allerdings hätte dem Film insgesamt etwas mehr Tempo und auch Spannung gutgetan. Die finale Wendung kommt ziemlich plötzlich, so als sei dem Drehbuchautor kurz vor Schluss noch eingefallen, dass es ein Krimi werden soll – und kein reines Familiendrama. Insgesamt solide drei Sterne.
Tatort-Besetzung
Hauptkommissar Friedemann „Frieda“ Berg – Hans-Jochen Wagner
Hauptkommissarin Franziska Tobler – Eva Löbau
Kriminalassistent Andi Beuter – Daniel Friedl
Sandra Vogt – Lisa Hagmeister
Gerd Vogt, Sandras Mann – Daniel Lommatzsch
Lukas Vogt, Sandras ältester Sohn – Sean Douglas
Edeltraut Vogt, Sandras Schwiegermutter – Ruth Wohlschlegel
Anna Gentner, Nachbarin der Vogts – Margot Gödrös
Sebastian Kirchner, Bürgermeister und Sandras Vorgesetzter – Ulrich Blöcher
Julia Kirchner, seine Frau – Nikola Kastner
Stefan Kämmerer, Gerds ehemaliger Geschäftspartner – Niels Bruno Schmidt
u. v. a.
Tatort-Stab
Drehbuch – Bernd Lange
Regie – Franziska Schlotterer
Kamera – Stefan Sommer
Musik – Verena Marisa
Casting – Karimah El-Giamal
Kostümbild – Caroline Sattler
Szenenbild – Cosima Vellenzer
Licht – Christoph Pusch
Maske – Claudia Seidl
Schnitt – Barbara Brückner
Ton – Tom Doepgen
Produzentin – Franziska Specht
Redaktion – Katharina Dufner
Foto ORF/SWR/Benoît Linder
60 Meinungen zum Tatort Folge 1215: Die Blicke der Anderen
Langweilig, langweiliger, Tatort.
Macht Hörspiele aus dem Gequatsche. Nicht nur bei dieser Folge!
Freiburg garantiert Qualität. Gute darstellerische Leistung. Nicht sofort durchschaubarer, aber nachvollziehbarer Handlungsstrang.
Ein Tatort, wie ich ihn mag. Daher alle möglichen Sterne.
Super Tatort! Alles stimmt und keine Dialoge, bei denen man vor Lachen losprustet. Lisa Hagmeister toll!
Die Ehefrau schied für mich als erfahrenen Tatort-Schauer spfort aus. Es ging aber die ganze Zeit ausschließlich darum, sie zu überführen. Irgendwann wurde das langweilig. Der eigentlich interessante Krimi schlief dadurch ein.
Und nach 75 Minuten fängt der Tatort fast bei 0 wieder an und fast alles, was zuvor ermittelt wurde, war umsonst. Und unsereiner hatte keine Chance, den Täter zu erraten. Und in Rekordzeit werden mehrere neue Verdächtige aus dem Hut gezaubert.
Ansonsten hatmir der Film nicht schlecht gefallen. Ein Durchschnitts-Tatort, was heutzutage eine Auszeichnung ist.
Gähnende Langeweile. Ein Stern gibts für Lisa Hagmeisters Leistung. Wagners Gelaber nervt eigentlich nur noch.
Wenig überzeugend!
Bei einem TO mit derartigem Plot hängt der Erfolg praktisch ausschließlich davon ab, wie glaubwürdig die Haupt-Figur (Sandra Vogt) dargestellt wird und wie nachvollziehbar die Abläufe sind.
–> Aus meiner Sicht hat Lisa Hagmeister diese Figur weitgehend UNGLAUBWÜRDIG bis NICHTSSAGEND dargestellt, weiters hat mich auch die finale Auflösung des Falls nicht überzeugt (wirkte wie „gewürfelt“).
–> daher war auch die Folge als Gesamtes – höflich ausgedrückt – wenig prickelnd. Eigentlich schade (denn ich mag den Schwarzwald und grundsätzlich auch das Team) …
Chapeau, Freiburg. Mal ganz was anderes, Alltägliches. Spannend bis zum Schluss. Ganz nebenbei eine herausragende Analyse über Fremdenfeindlichkeit unter „Biodeutschen“ – zwischen Einheimischen und Reing’schmeckten. Bitter.
Ein fürchterlicher Schwachsinn!
In einer Szene erzählt die Hauptverdächtige Sandra Vogt der Kommissarin Tobler, daß sie nur ziellos mit dem Auto herumgefahren sei! Die nächste Frage der Kommissarin war,….Wo wollten sie denn hin?
Dankeschön an dieser Stelle, daß man die Zuseherin/den Zuseher für so unwichtig und dämlich hält. Da kann man nur mehr Eines tun, abdrehen und schlafen gehen!
Gnade oh Herr!
Einige starke schauspielerische Leistungen und die Handlung war recht spannend, doch ist das Ermittlerteam empfinde ich so dermaßen langweilig, dass ich nur zwei Sterne vergebe.
Zäher Tatort, sehr schmalspurig, kaum regionale Färbung und Inspiration, wenig kreativ. Stattdessen eingefahren, einseitig und arm an schauspielerischer Leistung. Warum werden so schlechte Drehbücher und Regisseure im Südwesten eingesetzt?
Gerne höre ich mir im Laufe des Sonntags die Rezension im Hörfunk auf WDR 2 des anstehenden Tatorts von Jürgen Vogel an, den ich auch persönlich kenne. Eigentlich gibt er immer gute Noten, dieser wurde von ihm total zerrissen. Mir ein Rätsel, ich fand den super! Ja, wenig Action, aber wird nicht Action benutzt um von Mängeln und Langeweile abzulenken? Keine Logiklöcher, hervorragend gespielt, insbesondere von Lisa Hagmeister, die ich zuvor nicht kannte und mindestens 10 Jahre älter geschätzt hatte. Das Ende war super und überhaupt nicht von Kai aus der Kiste gezogen, wie Jürgen Vogel es meint. Rundum perfekt!
Na ja, ich sehe es ähnlich, wie Winfried: ein normaler Tatort ist in diesem Herbst schon eine schöne Überraschung, auf die man sich freuen kann.
Dass die Frau es nicht war, war eigentlich relativ schnell klar. Ich fand es doch interessant, dass es danach so lange um sie ging, der Tatort war so eigentlich, na ja, realistischer. Die Polizei arbeitet halt so.
Am Ende wurde aber, und ich bin wieder mit Winfried einverstanden, der Fall unglaublich schnell geklärt. Dass Berg den Bürgermeister auf so einem Foto erkennt, ist wie ein Wunder (aber nicht unmöglich, ich sehe also keine Logiklöcher).
Der heutige Tatort hat aber gezeugt, und es hat mir besonders gefallen, dass die Ermittlungen bestimmte Möglichkeiten oft lange nicht berücksichtigen, in deisem Fall wurden zum Beispiel die Aufnahmen der Kameras erst ausgewertet, wenn die Ermittlern keine andere Möglichkeiten mehr sahen. Kein Wundermärchen also, wie bei vielen Folgen.
Schauspielerisch Lisa Hagmeister als Sandra Vogt, super.
Ich gebe 4 Sterne.
Wow, was für Interessanter Tatort.
Und wieder einmal lauter Powerfrauen, böse und gar nicht böse und dazu lauter blöde Kerle, die man am liebsten, zusammen mit ihren Müttern, zum Mond schießen möchte.
Was mir gefiel, waren die vielen Indizien und Nebenhandlungen die einen auf die eine oder andere Spur, bzw. falsche Fährte brachten. Die unaufdringliche Kamera sowie die ruhige Handlung.
Klasse Darstellerinnen und Darsteller, bis in die kleinste Nebenrolle excellent, dazu.
Da sage ich mal Danke und gebe gerne 5 Sterne.
Neubausiedlung… dieses Bild, samt Denoziantentum und Abschottung, Anonymität und Abwertung, Ausgrenzung, Einöde, leitete diesen Tatort ein, gefolgt von Verzweiflung, völliger Unklarheit, Schwere, Ungewissheit… getragen von dieser Spannung rundeten gleich mehrere überraschende Wendungen diesen spannenden und zugleich ruhigen, gelassenen gelungenen Tatort ab.
Ein Gesamtbild, was am Ende doch zusammenpasst.
hoffnungsvoll von A – Z angeschaut , und es gab auch keinen Grund für “ nach mmm Minuten abgeschaltet “ – trotzdem – diesem FR – Team kann ich leider nichts abgewinnen – ich finde für alles , was diese TO Produktion anbelangt keinen anderen Begriff als “ absolut farblos und schläfrig “ – da reißt dann auch der Überraschungs-Showdown am Schluß nichts mehr raus .
Was für nen Brett! Hervorragender Tatort!
Klasse gespielt, Lisa Hagmeister Mega!
Der Tatort mit der Nummer 1215 – und heute `mal von der Mordkommission aus Freiburg, mittlerweile für den ganzen Schwarzwald zuständig. Die Hauptkommissare, der Herr Friedemann und die Frau Tobler, ermitteln in einem wahrscheinlichen und später festgestellten tatsächlichen Tötungsdelikt und krempeln bedächtig alles um, besonders das fehlende Spannungsgefühl eines Zuschauers. Früher lief so ein Renner in der Rubrik „Kleines Fernsehspiel“ und wurde meistens kurz vor Sendeschluss, ja den gab es auch einmal, gesendet. Langeweile, gepaart mit Geduld, ließen bei mir dann doch noch den Tatortschluss zu. Einmal gesehen reicht mir für eine Weile.
Wie dieser Tatort erzählt wird, ist eine Wohltat. Da gibt es kein Ermittler-Duo, das mit seinen wie auch immer gearteten Befindlichkeiten oder Mätzchen nervt. Kein Herumgeschreie und theatralisches Aufgeregtsein. Den Ermittlern nehme ich ihr Ringen um die Wahrheit, ihr Zweifeln und Verzweifeln ab. Die Atmosphäre von Ablehnung des Fremden und Andersein, das nicht ins landläufige Schema passt, ist bedrückend. Das Soziale ist nicht aufgesetzt, sondern trägt zu großen Teilen die Dramatik. Und es ist bemerkenswert, wie Lisa Hagmeister sowohl die Frustration über die für Sandra Vogt bedrückende Situation als auch deren Anspruch auf ein ehrliches Leben vermittelt. Hier agieren keine Bösewichte, sondern Figuren, die in einem Moment der Schwäche falsch handeln. Momente der Schwäche – wer hat die nicht.
Einschläferndere Pseudo Sozialstudie mit zum Schluss aus dem Hut gezauberten Tätern. Und was die Sandra halt zur Sandra macht, war mir so unklar wie den Ermittlern.
Die Ermittler dürften zwar vergleichsweise nahe an echter Polizeiarbeit sein. Aber das ist halt so langweilig wie 90 Minuten auf dem Laufband.
Solider, ruhig erzählter Tatort. Nach diversen und zum Teil voll in diese Hose gegangenen Tatort-Experimentalversuchen eine Wohltat, denn die Zunahme der nicht gekonnten, aber arg bemühten „Wir-sind-so-ganz-besonders-auch-wenn-wir-im-Grunde-nur-dilletantisch-doof-sind-Filme“in den letzten Wochen/Monaten/Jahren nervt nur noch. Von mir gibt es deshalb gut gemeinte 3 Sterne für einen insgesamt unaufgeregten Krimi.
@Dirk: Wow! 5 fette Sterne bei so einem Verriss??
Mich störte, dass mal wieder angebliche Ermittlungsmöglichkeiten (sogar mehrfach und entscheidend) genutzt wurden, die es nicht gibt und nicht geben darf. Es gibt keine Videoaufnahmen von Fahrzeugen im Straßenverkehr als „Verkehrsüberwachung“, die gespeichert werden. Erst recht nicht die angeblichen Aufnahmen der Personen in Fahrzeugen zur Verkehrsüberwachung. Wo kämen wir denn da hin ? Ist der Schwarzwald in China ? Halten die Tatort-Macher die Zuschauer für total blöde ? :wand: Von Datenschutz hat ja nun schon jeder gehört. Wann endlich holt man sich professionelle Beratung zu den wirklichen Möglichkeiten der Polizei ?
Mit künstlerischer Freiheit oder dramaturgischen Tricks haben so grobe Fehler nichts mehr zu tun !
Der Tod des Kindes war zudem völlig unnötig und unglaubwürdig.
Das hätte der Bürgermeister einfach nicht getan. Blödsinn.
Ansonsten keine schlechte Unterhaltung.
etwas zäh und zu psychotisch, aber dank überraschendem Ende ganz okay !
(siehe auch „Die skurrilsten, bizarrsten oder verücktesten ‚Karrieresprünge‘ von allen TATORT-KommissarInnen dort und teilweise auch anderswo“ von Nicolai Alexander Haupt (New York/Düsseldorf)
@Schatz: Ja, das sieht im ersten Moment konträr aus. Aber in der Vergangenheit sind mir immer wieder Fehler bei der Eingabe der Sterne passiert. Da ich aber nicht die Schwere und die Intensität einer Rolle im Darstellerberuf beurteilen kann, sondern nur die Filmfigur in sich sowie die aufgezeigte filmische Handlung, zeige ich nunmehr 5 Sterne an. Diese „Sternen-Beurteilung“ kann man meines Erachtens ganz weglassen und es bei der Meinung des Zuschauers belassen.
Das war der mit Abstand beste Tatort, den ich in den letzten zwei Jahren gesehen habe: bis zum Ende war nicht klar, wie das ausgeht. Keinerlei sozial-tümelei, keine Füllsel mit privaten Problemen der Kommissare, keine politischen Botschaften. Stattdessen filigrane Polizeiarbeit, mühsames Suchen, und so weiter. Das sind klar 5/5 Punkte.
Sehr langsames Erzähltempo aber die Fall Konstruktion dennoch spannend. Und Lisa Hagmeister hat eh alle Mängel wettgemacht. So gut!
Dass der Täter erst nach Ewigkeiten aus dem Hut gezaubert wurde, ja buchstäblich aus dem Nichts auftauchte, kann man ganz bestimmt nicht als drehbuch-dramaturgische Raffinesse feiern. Es ist einfach ein Versagen bzw. der Offenbarungseid. Aber bei den Schwarzwäldern war’s egal, da spielt es keine größere Rolle, ob einleuchtende Zusammenhänge hergestellt werden. Die wursteln sowieso nur schläfrig vor sich hin. Kein Wunder bei den beiden Hauptdarstellern, meiner Meinung nach. Auch wüsste ich nicht, was an Lisa Hagmeisters Darstellung so besonders beeindruckend gewesen sein soll.
Mein Fazit: Sehr schwacher Tatort. Das Team Schwarzwald ist nur für ganz, ganz ruhige Gemüter aushaltbar, vermute ich mal.
Für einen Schwarzwaldtatort eine recht ordentliche Sonntagabendunterhaltung mit allerdings recht grosspurigem Titel. Wagner spricht den Zuschauern aus der Seele, wenn er ausruft „Die Frau geht mir auf die Nerven“.
Für mich der beste Tatort seit langer Zeit.
Was soll man dazu noch sagen? Zähflüssig, durchgehend langweilig, keine Spannung, keine Action, teilweise einfach nur flache Dialoge…. Das war ein totaler Flop im Gegensatz zu einigen letzteren Folgen. Bleibt doch bitte lieber bei einem moderneren Stil und weg von diesem “Altbackenen”.
@Till Schneider(„… wüsste ich nicht, was an Lisa Hagmeisters Darstellung so besonders beeindruckend gewesen sein soll …“):
Ja, das verstehe ich auch nicht. Die wie unter Beruhigungsmitteln oder in Trance agierende Figur – noch bevor sie von den Morden erfahren hat – wurde von der Schauspielerin so realitätsfremd dargestellt, dass mir schleierhaft ist, wie einem das gefallen kann. Aber „Sandra ist eben Sandra“, so etwas gibt es in der Realität eben eher selten, wenn überhaupt …
Weiters schließe ich mich den von @Thomas genannten Kritikpunkten an.
(Obacht, Spoiler) Kann mir jemand sagen, warum dieses Jammerstück den Auftakt der Themenwoche „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland“ in der ARD gebildet hat? Größtes gesellschaftliches Zusammenhaltsproblem in Deutschland sind fremdgehende Bürgermeister? Ansonsten: in dieser ganzen aseptischen Neubausiedlungstristesse gab es nichts, was man nicht schon dutzendfach pointierter, eindringlicher, gerne auch humorvoller oder zynischer, auf jeden Fall aber wesentlich spannender gesehen hätte. Ansonsten: Sandra ist eben Sandra und die bemitleidenswerte Schauspielerin darf halt nur einen Gesichtsausdruck draufhaben. Von Herzen 1 Stern.
„Die Sandra ist halt die Sandra“ … ja, irgendwie anders, soll das wohl heißen, aber wo genau das Problem lag, hat sich wenig erschlossen, ist allerdings am Schluss auch nicht weiter relevant.
Beurteilen müsste man eigentlich beinahe schon zwei Filme: die unglaublich zähe, fast schon einschläfernde erste Hälfte, die sich – ich fürchte: gewollt – ungeheuer hingezogen hat, fast ohne jede Entwicklung in irgendeiner Hinsicht. Dann die zweite Hälfte, in der man als Zuschauer dann doch erst sachte, dann immer mehr in einen Sog geraten ist und mit dieser von fast schon allen Seiten gequälten Frau mitgelitten hat, bis es dann im überraschenden, zugebenen möglicherweise etwas beliebigen, aber nachvollziehbaren Finale kulminiert ist. Hervorragend gespielt tatsächlich die Figur der Sandra, gar nicht mal so sympathisch angelegt, was für einen Zuwachs an Komplexität und Tiefe gesorgt hat. Sehr gut gemacht, wenngleich, wie gesagt, nur sehr andeutungsweise klar wurde, warum diese Sandra nach so vielen Jahren nie „angekommen“ ist in dieser Neubausiedlung. So blieb die Figur immer auch ein wenig fremd, aber das passte dann auf verquere Weise doch auch wieder. Nicht so recht stimmig dagegen, dass sich diese Sandra auf eine banale Affäre mit ihrem Vorgesetzten einlässt (aber irgendwie musste es ja weitergehen…). Kleines Detail am Rande: In dieser Gegend scheint es vor Überwachungskameras, die alles und jedes aufzeichnen, ja nur so zu wimmeln … Fazit: zwei äußerst schwache Steren für die erste Hälfte, vier Sterne für die zweite, macht am Ende halt drei Sterne.
Eigentlich ein guter Tatort, die fast schon hilflosen Ermittler tappen bis zuletzt im Dunklen, die „Zeugin“ treibt Berg zur Weißglut. Drei Sterne wegen der Längen. Die Story hätte man locker in einer Stunde rüberbringen können.
Starker Tatort, der einem lange im unklaren hielt, mit brutaler Auflösung, dazu das tolle Freiburger Ermittlerteam, danke!
Oh Mann. Wie schon ein Vorschreiber schrieb ist die Tötung des Jungen absolut unglaubwürdig. Eventuell aus Versehen mit einem Kissen ersticken bei dem Versuch, ihn zur Ruhe zu bekommen, wäre ja evtl noch zu schlucken gewesen. Aber mit bloßen Händen erwürgen? nee nee..
Gut dargestellt fand ich ausschließlich drei Begebenheiten:
1.: Schwiegervater im Rollstuhl, der Sandra mit knappen Worten in Schutz nimmt.
2.: Ehemann / Opfer, der nach außen lieb und nett scheint, aber eigentlich voll der cholerische Ar… ist
3.: Die starke hintergangene Frau Bürgermeister (?), die ehrlich empfundenes Mitgefühl für ihrer „Konkurrentin“ rüberbringt.
Dass Schwiegermutter biestig und Dörfler ablehnend sein können, geschenkt. Aber die Ablehnung so weit zu überziehen, dass offene Feindseligkeit zur Mordanschuldigung wird und der Sohn gerne ins gleiche Horn stößt??
Ein Sozialdrama das zum Krimi wird. Leider fast schon Realität. Es war eine (zu) lange Unterhaltung gut gespielt von allen Schauspielern. Hat mir gut gefallen. Die TO aus dem Schwarzwald bzw. aus Freibung i.Bsg. sind immer schon etwas träge und gehen langsam vor sich. Das hatte ich auch von diesem Film erwartet. Daher gibt es von mir nur 4 Sterne. Für die Handlung im Film und der Dartstellung der Problematik in unserer Gesellschaft wären 5 angebracht. Besonders gut fand ich die Art wie die Verhöre auf der Polizeidienststelle geführt wurden. Das Ende war abrupt und während des Films eigentlich nicht vorhersehbar, was sehr gut war. Nix ist dröger als wenn man Täter bereits am Anfang erkennen kann. Weiter so in Freiburg. – Danke dem Team für die Unterhaltung.
na ja, bei „Schwarzwald“ müssen ja einige Zuschauer bereits aufstöhnen und Langweile erwarten. Jetzt haben wir mal einen Krimi mit klassischer Außenarbeit und zwei Ermittler, die klassisch ermitteln und auf der falschen Spur rutschen, schooon wird über Langweile gegähnt… wir (ehemaligen) Polizisten müssten uns ab und zu melden… Weil wir oft auf den falschen Spuren… Ehrlich: Gut gemachter Krimi, endlich ohne persönliche Probleme und ohne… er isch guet gsi! Danke.
Dieser Beitrag von Matthias Dell sprengt gewiss den Rahmen des Tatort-Fan-Forums. Er ist aber ein Beitrag, der hoffentlich den Kritikern des Films dazu verhilft zu verstehen, warum viele diese TO-Folge für einen gelungenen Film halten. Im übrigen halte ich nicht viel davon, wenn Beiträge anderer, die nicht mit der eigenen Meinung übetrein stimmen, nieder gemacht werden. Ich hoffe, dieser Beitrag wird nicht gelöscht.
Matthias Dell schreibt seit 2010 wöchentlich über Tatort und Polizeiruf 110. Auf ZEIT ONLINE seit 2016 in der Kolumne Der Obduktionsbericht.
Der neue Schwarzwald-Tatort trägt den etwas luftigen Titel Die Blicke der Anderen (SWR-Redaktion: Katharina Dufner) und spielt damit auf eine Mode an, die sich aus Florian Henckel von Donnersmarcks Großerfolg Das Leben der Anderen (2006) ergeben hat. Die melancholisierte Genitivkonstruktion erfreut sich seither als Titel und Überschrift großer Beliebtheit.
Die Blicke der Anderen richten sich in diesem Tatort vor allem auf die Hauptfigur Sandra Vogt. „Sandra ist halt Sandra“, lautet die stehende Wendung, das abwertende Urteil über die Ehefrau, Mutter von zwei Söhnen, Angestellte auf dem Bürgermeisteramt einer Kleinstadt. Darauf können sich die Nachbarin und die Schwiegermutter einigen, ohne dass je ausgesprochen würde, worin genau diese Sandrahaftigkeit besteht. Assoziiert wird sie mit Vorstellungen von „den Männern den Kopf verdrehen“, Promiskuität, „nicht gut für den Ehemann sein“, mehr Freiraum für sich beanspruchen, als vorgesehen ist – und sei es nur beim Alleinetanzen auf der Bürofeier. Und das ist deshalb toll, weil das alles nicht so recht passen will zur verhärmten Zurückhaltung, mit der Lisa Hagmeister die Figur spielt. Sandra Vogt erscheint vielmehr als eine Frau in der Krise, die – eingespannt in das Familienleben mit zwei Kindern und ausgelaugt vom Stress, den der Mann verursacht, oder den Reibungen, die eine Paarbeziehung mit sich bringt – nach kleinen Fluchten sucht.
Zum Fall wird’s, weil der Mann Gerd (Daniel Lommatzsch) schließlich genauso tot ist wie der jüngere Sohn. Die beiden Leichen werden erst später entdeckt, woraus der Film geschickt Spannung zieht: Bevor herausgefunden werden kann, wer es war, muss erst mal gewusst werden, was passiert ist.
Bemerkenswert an Die Blicke der Anderen ist dabei, dass tatsächlich Ermittlungsarbeit gezeigt wird. Videoüberwachung durchgehen, Leute befragen, noch mehr Videoüberwachung durchgehen, und Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) reden dabei nicht nur das, was als fallrelevante Information bei der Zuschauerin ankommen muss, sondern auch darüber hinaus: „Was macht die eigentlich hier?“, fragt sich die Kommissarin beim Rausgehen aus der Raststätte, auf der die beiden Ermittler Sandra Vogt schließlich gefunden haben.
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Der Tatort hastet auch nicht dreimal zu jedem Verdächtigen, weil Vernehmungen im ARD-Sonntagabendkrimi aus irgendwelchen Gründen sich nicht über ein paar Minuten entwickeln dürfen. Der Film löst das Problem vielmehr durch Parallelmontage (Schnitt: Barbara Brückner): Da wird dann von Kommissarin Toblers längerer Befragung der alten Nachbarin (Margot Gödrös) immer wieder in das Gespräch zwischen Kollege Berg und Sandra Vogt geschaltet. Am Ende ist sich die Kommissarin aber auch nicht sicher, was das penibel dokumentierte Überwachungsregime des Vogt-Hauses durch die alte Frau wert ist – weil sie beim Rausgehen feststellen muss, dass die Nachbarin schlecht hört und sieht. Ein schönes Detail mit großer Wirkung; es führt vor, wie unzuverlässig Aussagen von Zeuginnen sein können, oder, in der Motivik des Films gedacht, wie wenig wir über die anderen eigentlich sagen können, obwohl wir sie zu kennen glauben.
Für die Seriosität des Films spricht weiterhin, dass er versucht, das Anwaltsding beim Vernehmen ernst zu nehmen. Berg erklärt Sandra Vogt jedes Mal, ob er sie gerade als Zeugin oder Beschuldigte adressiert und wenn sie die – für den Film natürlich störende – anwaltliche Begleitung ablehnt, erscheint es aus ihrer Sicht plausibel, denn sie weiß ja um ihre Unschuld. Der Tatort bleibt allerdings konsequent: Am Ende, wenn der Lösung des Falls nähergekommen wird, sitzt dann tatsächlich eine Anwältin neben dem Bürgermeister und Chef von Sandra Vogt (Ulrich Blöcher). Dessen Frau Julia (Nikola Kastner) war’s, die Gerd Vogt mit einem Messer so stark verletzt hat, dass er verbluten musste, der hinzugerufene Ehemann hat dann geholfen, Vogts Sohn, der Zeuge geworden war, umzubringen und die Leichen zu verstecken.
Wie Die Blicke der Anderen diese Auflösung präsentiert, ist elegant. Die initiale Täterin wird eingeführt durch ein vermeintlich überflüssiges Detail: den Stress mit den neugeborenen Zwillingen, auf den der Bürgermeister im Gespräch mit den Ermittlerinnen nebenher verweist, durch Zeigen auf den Kinderwagen am anderen Ende des Raums, um den seine Frau gerade herumturnt. Der Bürgermeister erscheint nicht als verdächtig, weil er in nachvollziehbarer Funktion vernommen wird und lange eine Randfigur bleibt. Außerdem gibt es einen anderen Verdächtigen, den einstigen Geschäftspartner von Gerd Vogt (Niels Bruno Schmidt), der nach dessen Tod das viele Geld, das er Gerd gerichtlich zahlen musste, gern zurück hätte.
Die Blicke der Anderen ist ein großer Film, dessen Schönheit gerade darin besteht, dass alles so einfach wirkt, so unvermittelt und beiläufig (Drehbuch: Bernd Lange, Regie: Franziska Schlotterer). Das, was er macht, macht dieser Krimi gut. Man könnte auch sagen: Alle machen alles richtig, weshalb dann die Dialoge, in denen auch mal nach Worten gesucht wird („Vielleicht mal Sizilien, ne Auszeit, oder hier, äh, äh, griechische Inseln“), nicht aufgesagt klingen und das Spiel tolle Momente kreiert – wie der Ex-Partner von Gerd im Büro eine rauchen will und sich dafür ins eigens geöffnete Fenster setzt; wie der Kommissar nach einem langen Tag kurz die Müdigkeit aus den Augen stemmt; wie die Kommissarin die Nachbarin am Reden hält und sie dabei gleichzeitig beobachtet; wie aus Sandra Vogt die Traurigkeit herausbricht über den Verlust und das kaputte Leben, als sie vor einem Reisebüro steht als Sinnbild eines ausgebliebenen Versuchs, die Spannungen in der Ehe durch eine Auszeit zu lockern; wie die Bürgermeisterfrau am Ende heult wie kleines Mädchen über die Tat, die sie begangen hat. Lauter tolle Szenen.
Die Musik (Verena Marisa) vermag es, dem Unbehagen und Zweifelnden vor allem in Sandra Vogt eine eigene Atmosphäre zu verschaffen, und die Kamera (Stefan Sommer) hat einen Sinn für Jalousien (als leitmotivisches Bild) und Räume – die Fahrt an den Säulen des Motels entlang, in dem Sandra Vogt in der Tatnacht vergeblich auf den Geliebten wartete, ist eindrucksvoll.
Am wundersamsten aber ist vielleicht, dass ein so psychologisch genauer und künstlerisch kluger Film ein Beitrag zur ARD-Themenwoche mit dem plakativen wie diffusen Titel „WIR gesucht“ sein soll. Da hätte man eher ein Werk befürchtet, aus dem die Nägel des „thematischen“ Thesenanschlags noch rausgucken.
Nix für ungut, aber wer eine Dell-Kritik lesen will, soll Dell in der ZEIT lesen (meist ohne Paywall erreichbar). Hier sollte man in der Lage sein, sein Ge- oder Missfallen mit eignen Worten auszudrücken, oder – wenn es unbedingt sein muss – einen Link anzugeben.
Hatte gestern drei Sterne gegeben und auch so abgeschickt, es wurde aber nur einer angezeigt. Als ich es mit einem weiteren Kommentar korrigieren wollte, ging der Kommentar erst nicht durch (konnte nicht gesendet werden oder so) und dann wurde ich unter der Tatort-Fan-Adresse immer auf eine Seite für Traumdeutung geleitet … Hatte noch jemand diese Probleme? Außerdem sehe ich, dass heute diverse Kommentare ganz ohne Sterne daherkommen. Seit wann gibt es diese Möglichkeit und wie? Fände ich ganz gut, denn so könnte man einmal seine Sternchen vergeben und sie bei eventuell anschließenden Diskussionen weglassen.
Ja – es ist eher ein unspektakuläres Ermittlerduo da im Schwarzwald. Und auch ja – die Handlung war ohne riskante Alleingänge lebensmüder Ermittler, ohne Schusswechsel und ohne besonders überzeichnete Protagonisten. Und erst recht ja – hier konnte man einem Team bei der ganz profanen Ermittlungsarbeit zusehen und dabei, wie nahe ihnen das Verbrechen an sich, aber auch das vermeintlich seltsame Verhalten der Hauptverdächtigten geht.
Aber mal ganz ehrlich – wieviel traditioneller kann ein Tatort noch sein? Es wundert mich, dass gerade DIE Gemeinde, die immer lauthals danach ruft, nicht immer unrealistische Fälle mit verkorksten Ermittlern (inkl. Gendersternchen und so), überzogener Action, und Themen wie „Fremdenfeindlichkeit & Co“ vorgesetzt zu bekommen, hier so still ist und irgendwie doch wieder gemeckert wird.
Egal – ich fand diesen Tatort tatsächlich als eines der bisherigen Jahreshighlights der Tatort-Serie. Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt, war in der Tat immer wieder auf die falsche Fährte gelockt worden und empfand auch die Auflösung als gar nicht sooooo überraschend. Immerhin hatte ich den Bürgermeister beim Partyrückblick mal kurz auf der Liste als Täter, aber wurde geschickt wieder weggelockt. War es doch die Mutter? Oder vielleicht der ältere Sohn (immerhin hatte ich den ziemlich lange auf der Liste)? Oder doch der Ex-Geschäftspartner, bei dem ich zudem vermutete, er sei der Liebhaber. Tja – und dann war es doch der Bürgermeister, bzw zum Teil.
Klar hat mich die von Lisa Hagmeister grandios gespielte Sandra Vogt kirre gemacht mit ihrem Schweigen zu dem ominösen Liebhaber und dem seltsamen Verhalten. Aber am Ende machte das alles für mich Sinn. Eine Frau, die in der Beziehung schon lange am Ende war und die ihr kleines Glück in einer erfüllten Affäre zu finden glaubte und dafür vor lauter Liebe und Glück vollkommene Loyalität gibt, um das bloß nicht aufs Spiel zu setzen, ist für mich vollkommen realistisch.
Und dass die betrogene Ehefrau des Bürgermeisters mit ihren Zwillingen nervlich nicht gerade stabil die Tatsache aufnimmt, dass ihr Mann fremd geht und dann die Konfrontation sucht, ist nun auch alles andere als an den Haaren herbeigezogen. Und in dieser emotionalen Grenzsituation auch noch auf einen jähzornigen und rumbrüllenden Typen zu stoßen, lässt mich ihr Handeln im Affekt verstehen.
Für mich hatte dieser Tatort Hand und Fuß, war von Anfang bis Ende clever durchdacht, exzellent ohne Show-Effekte in Szene gesetzt und bis zum Ende trotzdem spannend und unterhaltsam.
Daher voll 5 Sterne :-)
@Schatz: Ich hatte dieses od. ähnliche Probleme nicht. Vielleicht liegt´s ja daran, dass offenbar mit heute in der Früh die Sterne-Wertung entfällt (finde ich okay, die war ohnehin oft erratisch!). Diese technische Umstellung hat vielleicht zu dem „Hoppala“ bei Ihnen geführt … ;-)
Sehr überrascht bin ich, wie unterschiedlich hier die Darstellung der Figur der Haupt-Täterin beurteilt wird. Für mich war das eine eindeutig schlechte – weil weitgehend ausdrucks- und mimiklose – Darstellung. Aber anderen hat das offenbar gefallen …
Ein ganz toller Tatort vom Freiburg-Team das sonst eher schlecht bei mir ankam.
Tobler und Berg!!! Bei jeder neuen Folge habe ich Angst vor einer Enttäuschung, denn zwei der drei besten Tatorte der letzten zwanzig Jahre waren Tobler und Berg. Aber das unaufgeregte Schwarzwaldteam hat bisher noch nie wirklich geschwächelt.
Der Wagner ist allenfalls durchschnittlich, so wie dieser Tatort durchschnittlich war. Die Story war noch nicht einmal drei. Nur mal so zur Logik: Eine Frau betrügt ihren Mann mit ihrem Vorgesetzten. Der versetzt sie grundlos zum Schäferstündchen und will auch danach nichts mehr mit ihr zu tun haben. Und trotzdem schweigt der schuldlose „Nerv“, obwohl man ihren Mann und ihr Kind umgebracht hat. Wer hat sich nur das Drehbuch ausgedacht. Es mag schon schräge Menschen geben, aber so schräg dann doch wieder nicht. Knapp 3.
Cool. Gefiel mir wirklich sehr. Spannend, gute schauspielerische Leistung der Ehefrau. Dass die mit ihrem Geliebten nicht rausrückte, machte mich ganz wahnsinnig – genau wie dem Herrn Kommissar. Sehr gut, dass der tote Junge nicht im Mittelpunkt war bzw. nicht weiter gezeigt wurde. Tote Kinder müssen wirklich nicht sein… Trotz allem „Horror“ dennoch humorvoll, aber nicht so übertrieben albern wie der Münster TO immer. Alles in allem sehr unterhaltsam.
Verdiente 5 Sterne von mir.
Die Macht, auch die verheerende Gewalt des Vorurteils, eine Wertung der Massen bzw. hier der weiteren Familie und der Anwohner, die letzten Endes der Hexenverfolgung im Mittelalter gleicht. Ein Thema, das sozialer Realität so oder ähnlich entsprechen könnte, dabei glaubhaft umgesetzt wurde und auch schauspielerisch überzeugte. Die Mutter und Ehefrau der Opfer, die hier verdächtigt wurde, sie hatte schon vorher mit ihrer Sozialisation in der Gemeinschaft zu kämpfen, aber sie tat auch lange Zeit nichts, um sich selbst zu entlasten. Mich hat der Tatort angerührt und mir auch zu denken gegeben, schließlich sind wir alle nicht frei von vermeintlichem Vorverständnis, dass uns zu vorschellen Urteilen verführt.
Und das nächste Sozialdrama.
Warum auch nicht?
Kommt ja kaum vor im Jahr 2022.
Passt auch super in die ARD-Themenwoche: Wir gesucht! –
Was hält uns zusammen?“.
Haben Franziska Tobler und Friedemann Berg weniger einen Fall zu lösen?
Was ihre sonntägliche Pflicht im Rahmen eines Tatort -Krimis wäre? Oder ein Gesellschaftsproblem aufzuzeigen, das in die Themenwoche passt?
Und das nicht zu ihrer Aufgabenbeschreibung als Kommissare im ARD-Tatort gehört?
Leider muss dies von mir bejaht werden!
Denn „Die Blicke der Anderen“ ist ermüdend spannungsarm und konventionell: Tobler und Berg arbeiten naheliegende Fragen ab und werfen sich ihrer inzwischen in mehreren Tatort-Folgen vorherrschenden Kommunikationsform nur ihre enervierende Blicke zu.
Neubaugebiet und Kleinstadt werden in wenig inspirierenden Bildern als eng, die Einwohner als abweisend und kleingeistig skizziert.
Und die (zugegeben eindrucksvoll gespielte) Sandra Vogt eben als Außenseiterin. Warum? Schwiegermutter sagt: „Sandra isch halt Sandra.“
Wahrscheinlich passt dieser langweilige „Tatort“ super in die ARD-Themenwochen „Was hält uns zusammen?“
Vorgegebenes Ziel: keine Ausgrenzung von Hinzugezogenen, gelingende Beziehungen in Familie, an der Arbeit, in der Gesellschaft …
Aber als Tatort mal wieder völlig fehlplatziert.
Fazit: der schon im Vorfeld absehbar enttäuschende Tatort-Abend, der langsam zur Gewohnheit wird.
Der Abspann hat mich gerade geweckt. Meine Füsse schlafen noch. Was war passiert? Ja genau, ein Tatort lief. Ich erinnere mich an die grauenhafte Darstellung einer Sandra. Eine Frau, ein Mann. Weitere Menschen. Schnarchgeräusche. Das muß der schlimmste Tatort aller Zeiten gewesen sein. Ich weiss noch: kaum war die Titelmusik zu Ende, musste ich ununterbrochen gähnen. Belangloses Zeugs zog sich derart hin, daß ich schnell ins Koma gefallen bin. Ein Alptram, dieser Tatort, eine Zumutung, eine grenzenlose Frechheit. Da kann man nur noch sagen: ja wie jetzt?
Ich habe lange überlegt, ob ich 2 oder 3 Sterne gebe. Für 2 Sterne hat die furchtbare Langeweile gesprochen, die sich phasenweise wie ein Nebel über den Tatort legte. Aber am Ende gibt es die 3 Sterne, weil es endlich mal wieder ein Tatort war, wo mal wieder ein/e Mörder/in gesucht wurde, ohne dass dafür irgendwelche Exorzisten, Hexen oder sonstwelche Halbwesen im Plot vorkamen.
Eigentlich wären das nämlich nur 2 Punkte gewesen. Für den 3. Punkt können sich Tobler/Berg bei den Protagonisten der letzten Wochen bedanken…
Aufgrund mehrerer Kommentare, welche diesen Tatort gutheißen, habe ich mir diesen Freiburger-Tatort nachträglich, via Mediathek, angesehen. Kann schließlich den positiven Vota zustimmen.
Vier, oder fünf Sterne für diesen Tatort???
Einige Kritikpunkte mögen berechtigt sein. Perfekt war der Film nicht. Aber ich fand ihn sehr spannend, die gut gespielte Seelenqual der Mutter ging mir sehr an die Nerven.
Ebenso der verstärkte Druck der Ermittler, die, das spürte man, auf dem Weg in einen bösen Ermittlungsfehler waren!
Ich fühlte mich, bis zum erschütternden Ende, bestens und nachhaltig unterhalten. Deshalb fünf Sterne! (Kommt bei mir fast nie vor… )
Kurz und knapp: Eigentlich gut, aber dann verzetteln sich Buch und Regie…..
Etwas länger: …..und so wird aus einem guten Kandidaten doch wieder nur Mittelmaß. Im Schwarzwald-TO ist das generelle Erzähltempo eher gemächlich, zu viel Action wäre diesem Team auch nicht abzunehmen. Auch diesmal legt man Wert auf eine ordentliche und durchaus realistische Story, die Vorurteile und Ablehnung Fremden gegenüber in der ländlichen Provinz sind nur zwei der Zutaten. Die Neubausiedlung am Ortsrand, idyllisch gelegen schmiegen sich die Modelle „Stadtvilla“, „Styler“ und „Ingmar“ und all die anderen Prachtstücke aus dem Katalog an die sanften Hügel, alles schön sauber, so richtig „ich möchte später auch mal Spießer werden“-spießig, ein kleines Paradies, ein Traum der wahr wurde und leider bröckelt die Fassade recht schnell, denn mindestens hinter verschlossen Türen und heruntergelassenen Rollläden, gibt es die üblichen Verdächtigen: Streit, Ehe/Familienprobleme, Geldsorgen, Neid, Schwiegerdrachen oder Eifersucht. Die klassischen Zutaten für einen delikaten Krimi am Sonntag. Und im ersten Drittel baute sich Spannung auf, mit zunehmender Dauer fokussierte sich alles auf Sara Vogt, auch die Ermittler schossen sich irgendwann auf sie ein, als Verdächtige in einem Doppelmord. Niemand glaubt ihr, selbst die eigene Familie geht auf Distanz, Sara isch halt Sara, das hören die Ermittler überall. Ab Mitte bis zwo Drittel der Laufzeit wird es dann hektisch, unruhig und selbst der besonne Bär Friedemann raschtet ausch. Da waren sie dann auch wieder, die Momente in denen man nicht mehr nachvollziehen kann, warum die Ermittler nicht einfach andere Dinge an die Hand bekommen, von Regie und Buch kommen aber geniale Einfälle, wie hier und anderswo schon erwähnt wurde, Dialoge des Grauens, „…ziellos umhergefahren…..“……“Und wohin wollten Sie?“…und auch die Befragungen/Verhöre der Sara Vogt strotzten mal wieder vor fehlenden Mitteln, stattdessen wir der Friedemann richtig aggro und droht der Verdächtigen, auch noch, als sie letztlich einräumte, dass der Lover gar nicht auftauchte.
So nähert man sich dann dem Ende, dem letzten Drittel und da packen die Macher alles rein, was man so oder ähnlich schon vorher hätte haben können, oder sogar mal einen echten 2-Teiler zu produzieren, denn Stoff war reichlich vorhanden, lediglich vergaß man oder verzichtete man darauf, diesen auch ordentlich aus zu erzählen. Daher litt auch die Glaubwürdigkeit Höllenqualen, die bis dahin praktisch nur in relativ unwichtigen Szenen gezeigten späteren Täter, haben also NULL Spuren am Tatort hinterlassen und die Sara Vogt hat zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd die beiden oder einen der beiden wirklich in Verdacht gehabt? Keine Zeugen, nicht einmal die Alte von Gegenüber, die doch so penibel Buch führte als Nachbarschaftsstasi. Letztlich drehte sich sehr viel Zeit um die Erklärung der Lebensumstände und Bedingungen der Sara, leider litt hierunter der gesamte Plot, am Ende kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als wenn, wie leider häufig im TO, die lange Einleitung nur Zeit füllen sollte, nachträglich war es für den Fall einfach irrelevant, wie viel Gerede und Getratsche es über die Sara gab, ich denke die meisten Zuschauer hatten das schon nach 15 Minuten verstanden, wie es um sie steht.
Mit zunehmender Dauer stieg aber auch die Zahl der möglichen Verdächtigen an, ab der Autoszene mit dem guten Freund und Ex-Bizzpartner, war es praktisch unmöglich den oder die Täter zu erahnen, am Ende kam es aber ohnehin ganz anders, eine Figur die so gar nicht in die Rolle passte, taucht auf und ist der Affekttäter, denn „er sollte einfach aufhören zu schreien“…klar, aber das wirkte einfach nicht überzeugend, weder die Rolle, noch die Schauspielerin oder das „Motiv“….die Auflösung und die anschließenden Szenen erinnerten mich, wie auch viele andere Szenen, eher an die überkandidelte verkitschte Vorabend-Telenovela a la Gute Straße, schlechte Linden. Mir fehlte die Souveränität in der Erzählung und auch in den Charakteren, die einzigen die diesbzgl. bei mir punkten konnten waren der große Sohn, die Schwiegermutter und tatsächlich der Schwiegervater im Rollstuhl.
Die Rolle der Sara schwankte mir daher auch zu sehr, mal vollkommen und grundlos defensiv und dann wieder Übersouverän, klar es gibt Höhen und Tiefen, aber das passte alles nicht so sehr, evtl. liegt es auch nur an dem fehlenden Content, die Hintergrundgeschichte(n) der beiden Familien und wie es zu den Seitensprüngen oder Gesprächen kam, das fehlte im Prinzip komplett. Das Ende fühlte sich durchgerauscht an, Szene an Szene der Kontinuität wegen, vieles angerissen, nix wirklich aus erzählt.
Tolle Landschaftsbilder, gelungene Kamerafahrten und eine durchaus passende Geschichte, die trotz aller Kritik ausgereicht hätte, einen 4-5 Sterne Tatort abzuliefern. Ich gebe im Gegensatz zum letzten Schwarzwald-TO einen Stern weniger, denn da war das Gesamttempo und auch die Ermittlung m.M.n. besser als in „Die Blicke der Anderen“ und die Hauptverdächtige hieß zudem auch noch Sara ohne H. Hier passten Tempo und Rhythmus so gar nicht und das vollgestopfte Ende/letzte Drittel war ein echter Abturner und eine Wendung die viele Fragezeichen aufwirft, auch in Richtung der Ermittler. Das mehrfach erwähnte „Sozialdrama“ sehe ich hier ehrlich gesagt nicht, aus meiner Sicht sind das durchaus ganz normale Geschichten aus dem Leben, die man hier miteinander verknüpft. Denn es gab hier keinen erhobenen Zeigefinger, sondern einen absolut realistischen Mordfall, ein klassischer Whodunit und auch ein klassischer Tatort.
Guter Tatort ohne Verstrickungen. Das die Hauptdarstellerin nicht Täterin ist war schnell zu erwarten, trotzdem wurde die Spannung lange sehr hoch gehalten ohne überkonstruierte Wendungen.
@arte-Versteher: Akzeptiert
Die Story war schlicht langweilig ohne Ende. Dass die Täter erst ganz zum Schluss überhaupt für den Zuschauer existierten war dann so als hätte es auch jeder x-Beliebige sein können. Wäre es wenigstens die Oma von gegenüber gewesen … . Aber nee, man wollte es langweilig haben und hat erst in den letzten 5 Minuten die Charaktere, die den Mord begangen haben, eingeführt.
Die Schauspielerin, die die „Sandra ist halt Sandra“ verkörpern soll, ist die ganze Zeit nur erratisch rumgelaufen und hat keine Info rausgerückt. Spätestens beim 15. Mal wird das für den Zuschauer nervig. Man hat gemerkt wie die Schauspielerin sich darauf konzentrieren musste nicht zu lachen. In den ersten Szenen wird sie als liebevolle Mutter von Noah gezeigt, nur um dann, nachdem Noah ermordet wurde, der Polizei nichts zu sagen, was zur Aufklärung des Mordes an Noah hätte beitragen können. Das ist für mich der größte logische Widerspruch. Als liebende Mutter will man doch eigentlich wissen, wer das geliebte Kind ermordet hat, oder nicht?
Alles in allem ein ultralangweiliger Tatort mit logischen Widersprüchen, schlechter Hauptdarstellerin und einer Story, bei der man die Spannung vergessen hat einzubauen.
@Stegan
„nur um dann, nachdem Noah ermordet wurde, der Polizei nichts zu sagen, was zur Aufklärung des Mordes an Noah hätte beitragen können.“
Die Fehlleistung des Drehbuchs ist ja noch größer: Der Kleine ist ja erst mal nur vermisst. Umso unglaubwürdiger, dass weder die Mutter noch die (mit der Mutter verfeindete) sehr resolute Oma noch der große, fast schon erwachsene Bruder etwas unternehmen, um das Kind zu suchen (von Polizeihundertschaften will ich gar nicht reden). Schließlich wird die Leiche nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt gefunden. Dadurch offenbart sich das Drehbuch als reine Kopfgeburt. Es soll um jeden Preis eine Art Kammerspiel aufgezogen werden, und jede andere Logik wird dem untergeordnet.
Anfangs noch rätselhaft spannend, doch zunehmend immer ärgerlicher!
Erstens: Sandra Vogt verkörpert (wieder einmal) die ach so selbstlose Mutter, die sich schützend bis zur völligen Selbstaufgabe vor irgendwelche nichtsnutzigen Männergestalten wirft, die sich einen Dreck um sie sorgen.
Zweitens: Die Identität des viel umrätselten und dadurch völlig unnötig Sendezeit kostenden Lovers war mir sofort, aber auch wirklich SOFORT klargewesen, als dieser zum allerersten Mal auf der Bildfläche erschien und die Affäre noch gar kein Thema war.
Drittens: Die titelgebenden und bedeutungsschwanger wirken wollenden „Blicke der Anderen“ erschöpften sich in ein paar hingestreuten dümmlich-haltlosen Hinterwäldler-Sprüchen ohne jeden psychologischen oder sonstigen Sinn. Warum „die Sandra“ auch nach 20 Jahren nicht ins Bild passte, obwohl sie sehr jung in die Gegend eingeheiratet hat, erschließt sich in absolut keinster Weise. Etwa, weil sie keinen grottenhässlichen Dialekt spricht ?? Und warum die seriöse alte Dame von nebenan so dreist lügt, vermag dieser Tatort auch nicht zu beantworten.
Fazit: Das hochgradig frauenfeindliche „selbstlose Mutteropfer“ wurde nicht zum ersten Mal unhinterfragt im Tatort angerichtet.
Bringt doch mal einen Tatort mit einer SELBSTbewussten Mutter, die sich das Geld schnappt, dem saudämlichen, undankbaren Sohn einen gepflegten Arschtritt verpasst und endlich mal ein schönes freies Leben genießt !! Das wäre ein toller Tatort!
Aber für jenen gezeigten Mist ist mehr als 1 Stern nicht drin. Und diesen auch nur, weil ich das Team Tobler/Berg und dessen Arbeit ganz angenehm finde.
⭐⭐⭐⭐⭐
Heute Wiederholung. Einer der allerbesten, ernstesten Tatorte überhaupt. Super! Die Schauspieler alle Oberklasse, Dialoge auch. Berg & Tobler absolut glaubwürdig!
@slice me nice (falls sie hier noch mitliest):
„Die Sandra“ passte auch nach 20 Jahren deshalb nicht ins dort herrschende Bild, weil sie – auch mit ihrem Gesichtsausdruck! – demonstrierte, dass sie die dort vorherrschende Art von Leben NICHT GLUECKLICH machte. Das war für einige der dort Ansässigen zu viel an Provokation!
Ich gab diesem TO gestern nochmals eine Chance und das Bemerkenswerteste an dieser Folge ist für mich tatsächlich der – fast über die gesamte Filmdauer gezeigte – Gesichtsausdruck von Lisa Hagmeister! 😉