Kurz und knapp – darum geht’s
Ein kaltblütiger Bankraub erschüttert Hamburg: Edmund Frank, ein angesehener Bankfilialleiter, unterschlägt eine Million D-Mark und flieht nach Paris – nur um sich dort freiwillig der Polizei zu stellen. Was wie ein durchdachter Plan beginnt, nimmt eine dramatische Wendung, als seine Geliebte Utta Grabowski in den Tod stürzt und Frank wegen Mordes verurteilt wird. Jahre später im Gefängnis sitzend, kämpft er um sein Wiederaufnahmeverfahren und erzählt dem Chefredakteur einer Zeitschrift seine Version der Ereignisse. Doch während er seine Geschichte verkauft, ahnt er nicht, wie sehr ihn dieser letzte „Coup“ noch teuer zu stehen kommen wird…
Inhalt der Tatort-Folge „Exklusiv!“
Feucht-kalter Nebel liegt über dem Gefängnishof, als Edmund Frank, einst respektabler Bankfilialleiter, nun zu lebenslanger Haft verurteilt, seinen Besuch empfängt. Die fahlen Lichter der Besucherzelle lassen sein hageres Gesicht noch bleicher erscheinen. Der Mann ihm gegenüber – elegant gekleidet, mit stechendem Blick – ist Chefredakteur einer großen Zeitschrift und bietet ihm einen Deal: Franks Geschichte gegen die Chance auf Freiheit. Exklusiv, versteht sich.
Die Bilder wechseln in grelle Tanzlokallichter, wo Frank das erste Mal auf die verführerische Utta Grabowski trifft. Ihr blondes Haar schimmert unter den bunten Discolichtern wie flüssiges Gold. Zwischen Zigarettenrauch und dem Klirren von Gläsern beginnt eine verhängnisvolle Affäre, die dem verheirateten Bankangestellten den Kopf verdreht. „Ich hatte alles satt“, gesteht Frank dem Redakteur, „die ewigen Schulden, meine Frau, den täglichen Trott.“ Sein Plan: eine Million D-Mark aus dem Banktresor, höchstens fünf Jahre Gefängnis, danach ein Leben in Luxus.
Der eiskalte Coup selbst gleicht einem Uhrwerk: Ein Aluminiumkoffer, ein Zugticket nach Frankfurt als Ablenkung, während Frank selbst nach Paris fliegt. „An das Geld heranzukommen, war relativ einfach“, erzählt er mit einem Anflug von Stolz. „Schließlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch unbescholtener Leiter einer Bankfiliale.“ Die versteckte Million soll sein Ticket in die Freiheit werden – nach verbüßter Strafe.
Doch in den engen Gassen von Paris, wo das graue Licht der Straßenlaternen auf dem nassen Kopfsteinpflaster glitzert, wartet nicht nur die Polizei auf ihn. Wie ein Geist aus seiner Vergangenheit taucht Utta plötzlich auf. Sie hatte die falsche Fährte, die er für die Polizei gelegt hatte, entdeckt und will nun mit ihm und dem Geld fliehen. Ihre Augen funkeln, als sie den Koffer fordert, in dem sie die Beute vermutet.
Was als Handgemenge beginnt, endet in einer Tragödie auf einer regennassen Brücke über einem steinigen Bachbett. „Das Brückengeländer hat nachgegeben“, behauptet Frank mit gesenktem Blick. Das dumpfe Geräusch eines fallenden Körpers hallt durch die Pariser Nacht. Uttas Tod – Mord oder Unfall?
Zurück in Hamburg nimmt Kriminalhauptkommissar Paul Trimmel die Ermittlungen auf. Wie ein bulliger Terrier beißt er sich in den Fall. „Den Selbstmordversuch in der Botschaft nehme ich Ihnen nicht ab“, knurrt er Frank bei der ersten Vernehmung an. Trimmels wache Augen bohren sich in den Verdächtigen, während er ihn Stück für Stück mit Indizien konfrontiert. Die Suche nach Wahrheit gleicht einem Schachspiel, bei dem Frank langsam seine Figuren verliert.
Als Beerensucher im Morgengrauen eines nebligen Herbsttages eine vergrabene Leiche finden, scheint Franks Schicksal besiegelt. Die Gerichtsverhandlung wird zum medialen Spektakel, die Indizien türmen sich wie eine unüberwindbare Mauer. Doch hat der raffinierte Bankräuber wirklich einen Mord begangen, oder war es tatsächlich ein tragischer Unfall?
Im fensterlosen Büro des Gefängnisses lauscht der Chefredakteur mit leicht amüsiertem Lächeln Franks Beteuerungen: „Ich habe Utta Grabowski geliebt.“ Doch während er die exklusive Story bereits in Gedanken durchspielt, ahnt Frank nicht, dass sein letzter Deal ihm einen Teil seiner hart erkämpften Million kosten wird – und dass Journalisten manchmal ihre eigenen Regeln schreiben…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Exklusiv!“ nimmt eine Sonderstellung in der Geschichte der Krimireihe ein: Obwohl chronologisch als neunte Folge in die Serie eingeordnet, handelt es sich tatsächlich um den allerersten Auftritt des Schauspielers Walter Richter als Hamburger Kommissar Paul Trimmel. Der Film wurde bereits am 26. Oktober 1969 – noch vor dem offiziellen Start der Tatort-Reihe im November 1970 – in der ARD ausgestrahlt und erst nachträglich am 11. Juli 1971 als Episode 9 in die Reihe integriert.
Basierend auf dem Kriminalroman „Ich verkaufe mich exklusiv“ von Friedhelm Werremeier aus dem Jahr 1968 produzierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) diesen Psychokrimi, der mit seiner düsteren Inszenierung und den komplexen Charakteren zum Wegbereiter des deutschen TV-Krimis wurde. In der Hauptrolle des Edmund Frank brilliert Heinz Bennent, der die Zerrissenheit des Bankräubers mit beeindruckender Intensität verkörpert.
Die zweite Ausstrahlung von „Exklusiv!“ am 11. Juli 1971 erreichte in Deutschland einen beachtlichen Marktanteil von 42,0 Prozent für Das Erste – ein klares Zeichen für die wachsende Popularität des Formats. Kommissar Trimmel sollte nach diesem Auftakt noch in elf weiteren Tatort-Folgen auf Verbrecherjagd gehen und zu einer der prägenden Figuren der frühen Jahre werden.
Der Evangelische Film-Beobachter kritisierte allerdings die „allzu drastische Spekulation auf Crime und Sex“ – ein Urteil, das die damals noch ungewohnt realistische Darstellung der deutschen Kriminalität widerspiegelt. Dennoch gilt „Exklusiv!“ heute als wichtiger Meilenstein in der Geschichte des deutschen Fernsehkrimis und als faszinierendes Zeitdokument der späten 1960er Jahre.
Es ist Samstag Nacht, eigentlich ist schon Bettschwere angesagt, aber man kann sich ja nochmal vom Tatort in der Kriminacht überraschen lassen. Und wie ! Eine für heutige Verhältnisse ungewöhnlich nahe und detailierte Reise durch ein sorgfältig geplantes Verbrechen, auf die der Zuschauer mitgenommen wird. Interessante, mutige Kameraeinstellungen, ein gelungener spannender Handlungsstrang und ein fantastischer Heinz Bennent, der den Spagat zwischen dem Bankfilialleiter und ausgekochtem Verbrecher absolut überzeugend spielt. Ich bin begeistert und würde mir wünschen, dass man so einen Tatort mal zur Primetime am Sonntag wiederholt…bestimmt wären die Reaktionen umwerfend !
„Erstausstrahlung“ der Tatort – Folge „Exklusiv“: 11.07.1971 ist nur bedingt richtig.
Als „TATORT“-Folge – ja. Als „Erstausstrahlung“ – nein.
Die Trimmel-Folge „Exklusiv“ lief bereits als Kriminalfilm am 26.10.1969 in der ARD und
ist somit der eigentlich erste Trimmel-Krimi, mehr als ein Jahr vor dem Start der Tatort-Reihe.
Gerade habe ich ihn mir angesehen ( 20:00 h ), den Tatort 009, der eigentlich keiner war und mir völlig unbekannt erschien. Ich bin auch nur durch Zufall auf ihn gestoßen. Kein Wunder, in damaliger Zeit war bei Fury, Am Fuß der blauen Berge und – mit viel Glück – bei Alle Hunde lieben Theobald Schluss. Aber versäumt habe ich auch nicht viel. Jeder Edgar W. war ein Kracher dagegen. Viele Meinungen hat diese Vergessenheit ja auch bis heute nicht eingeheimst, ähnlich der Filialleiter, welcher schon ein außergewöhnlicher Psycho war. Ein Bravo an den Darsteller. So, schon genug geschrieben, lassen wir ihn in der Statistik.
Ich bin – wohl schon allein aufgrund meines Alters (Jahrgang 1953) – ein Fan der 70er bis 90er „Tatorte“ und kann den späteren Folgen nur noch ganz wenig abgewinnen. Mir hat der zweite Trimmel gut gefallen, vermutlich weil er ein typischer Vertreter der frühen Tatort-Jahre ist und ich fand ihn eigentlich auch recht logisch. Nur eine Sache ganz am Ende habe trotz intensiven Nachdenkens nicht verstanden. Vielleicht kann mir dabei ja jemand auf die Sprünge helfen: Warum war der gefundene Ohrring ein Indiz für die Richtigkeit der Angaben des vermeintlichen Täters und wo wurde er überhaupt gefunden? Der auf französisch genannte Fundort wurde vorher nicht erwähnt. Der Ring hätte von der zu Tode gekommenen doch durchaus auch bei einer vorsätzlichen Tötung verloren werden können.
Der inoffizieller erster Tatort hat mehr weg von ein Kinofilm anstatt eine Krimiserie. Trotzdem sehr gelungen und absolut sehenswert! Wie Till schon schrieb, Heinz Bennent spielt seine Rolle mehr als hervorragend.
Das einzige was mich stört ist die Musik er setzt nicht der richtige Ton zum richtigen Moment. Die Musik ist außerdem zum großen Teil geklaut von der Film Bullitt mit Steve McQueen der eine legendären Verfolgungsjagd zwischen einen Ford Mustang und ein 68er Dodge Charger beinhaltet (YouTube: Bullitt Chase), und wurde komponiert von Lalo Schifrin (Dirty Harry, Mission Impossible u.v.a.). Da hätte ich lieber gesehen das Klaus Doldinger es untermalt hätte.
Dafür gibt es aber keinen Stern Abzug, es ist und bleibt ein erstklassiger Klassiker!
So ein pekuniärer Rodden !
[@Daniel: Ich bitte, eine Bildungslücke zu schließen: Was ist ein Rodden?]