Kurz und knapp – darum geht’s

Die internationale Sängerin Heidi Brühl landet am Stuttgarter Flughafen, als ein mysteriöser Unfall geschieht: Ein herabfallender Koffer verletzt einen Mann schwer. Kommissar Gerber in Baden-Baden wird alarmiert, denn dort soll die Sängerin als nächstes auftreten. Eine Serie von Anschlägen – ein lebensgefährlicher Stromschlag bei der Probe, ein Schuss bei Außenaufnahmen – wirft die Frage auf, wer es auf den Musikstar abgesehen hat. Als Spannungen und Eifersüchteleien im Ensemble offenbar werden, gerät Kommissar Gerber in ein Netz aus Lügen, Erpressung und verletztem Künstlerstolz, das tödlicher ist als jede Bühnenshow…

Inhalt der Tatort-Folge „Playback oder die Show geht weiter“

Grelle Scheinwerfer durchschneiden die Dunkelheit des Probenraums, während die ersten Töne der Baden-Badener Unterhaltungsshow erklingen. Kommissar Franz Gerber betritt den Saal mit gemischten Gefühlen – Personenschutz für einen internationalen Gesangsstar steht normalerweise nicht auf seinem Dienstplan. Doch nach einem Zwischenfall am Stuttgarter Flughafen, wo ein Mann durch einen herabfallenden Koffer schwer verletzt wurde, ist Vorsicht geboten. Sein Stuttgarter Kollege Lutz vermutet zunächst einen Unfall, doch Harry May, der Manager von Heidi Brühl, besteht auf Polizeischutz für seinen Star.

„Ich bin kein Kindermädchen“, brummt Gerber seinem Assistenten Ihle zu, während er die Ensemble-Mitglieder bei der Probe beobachtet. Die angespannte Atmosphäre zwischen dem Pianisten Bert Schlesinger und dem Bandleader Rob ist beinahe greifbar wie der Dunst der Scheinwerfer über der Bühne. Gerber spürt instinktiv: Hier schwelen Konflikte, die über gewöhnliche Künstlereitelkeiten hinausgehen.

Am nächsten Morgen erfüllt ein erschreckender Schrei den Probenraum – Heidi Brühl hat an der Orgel einen Stromschlag erlitten. Der Anschlag hätte tödlich enden können, wäre sie mit den Füßen in die Pedale getreten. Gerbers anfängliche Zurückhaltung weicht sofort professioneller Wachsamkeit. War der Sabotageakt wirklich für den Star bestimmt? Oder galt er dem Pianisten Schlesinger, der normalerweise an der Orgel sitzen sollte?

Das Ermittlungskarussell gewinnt an Fahrt, als ein anonymer Anruf bei Manager May eingeht. Der Erpresser fordert 100.000 DM und macht wirre Andeutungen über „entartete Kunst“ und „undeutschen Gesang“. Doch Gerber, dessen Bauchgefühl so fein abgestimmt ist wie die Instrumente auf der Bühne, wittert ein Ablenkungsmanöver. Die Geldübergabe am Bahnhof Baden-Baden scheitert, und doch führt sie Gerber zu einer ersten Spur – einem Barkeeper, dessen Gesicht ihm seltsam vertraut vorkommt.

Inmitten dieser Ermittlungen tritt eine zweite Melodie hinzu: Backgroundsängerin Lill entdeckt in Schlesingers Zimmer Notenskizzen zu Heidi Brühls neuem Lied. Die Urheberrechtsfrage schwelt wie eine Zündschnur durch die Produktion. „Wer ist der wahre Schöpfer?“, fragt sich nicht nur Lill, sondern bald das gesamte Ensemble, als Schlesinger triumphierend verkündet, dass alle Kompositionen Robs der letzten neun Jahre in Wahrheit von ihm stammen.

Bei Außenaufnahmen im Park zerreißt plötzlich ein Schuss die vermeintliche Idylle. Lill bricht zusammen, verletzt, aber nicht tödlich getroffen. War sie das Ziel – oder doch Heidi Brühl? Als Gerber das Aufnahmeband studiert, entdeckt er einen unbekannten Mann am Rande des Bildes. Eine kleine, unscheinbare Handbewegung – das Aufsetzen einer Brille – wird zum entscheidenden Beweis in diesem Fall, der die Abgründe hinter dem glitzernden Showbusiness offenbart…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Playback oder die Show geht weiter“ ist der zweite Fall mit Hauptkommissar Franz Gerber, gespielt von Heinz Schimmelpfennig. Unter der Regie von Rolf von Sydow entstand ein Krimi, der die Glitzerwelt des Showbusiness der frühen 1970er Jahre einfängt. Die Besonderheit dieser vom Südwestfunk (SWF) produzierten Folge: Schlagersängerin und Schauspielerin Heidi Brühl spielt sich selbst als internationalen Star. Auch der damals bekannte Tagesschau-Sprecher Karl-Heinz Köpcke hat einen kurzen Auftritt in seiner gewohnten Rolle.

Die Erstausstrahlung am 17. März 1974 in der ARD wurde zu einem wahren „Straßenfeger“ – mit einer heute kaum vorstellbaren Einschaltquote von 60,0 Prozent. Regisseur Rolf von Sydow, der später für weitere erfolgreiche Durbridge-Verfilmungen bekannt wurde, schuf mit dieser Folge eine zeitgenössische Milieustudie der Unterhaltungsindustrie. Ein Gastauftritt des Stuttgarter Ermittlers Kommissar Lutz (Werner Schumacher) verbindet diese Folge mit dem frühen Tatort-Universum und zeigt die damals noch ungewöhnliche Zusammenarbeit verschiedener Ermittlerteams.

Die in Baden-Baden gedrehte Episode fängt authentisch die Atmosphäre der Kurstadt ein und gewährt einen seltenen Blick hinter die Kulissen einer Fernsehproduktion des SWF in den frühen Siebzigerjahren. Das Szenenbild erstellte Horst Scheel, die Kostüme stammen von Vera Mügge und die Maske verantwortete Artur Bareither – zusammen schufen sie die perfekte visuelle Zeitkapsel der damaligen Showwelt.

Besetzung

Kriminal-Hauptkommissar Gerber – Heinz Schimmelpfennig
Liz – Hannelore Gray
Kriminal-Meister Metzmeier – Johann Adam Oest
Kriminal-Meister Ihle – Peter Bongartz
Scheible, Barkeeper – Nino Korda
Frau Gerber – Ilsemarie Schnering
Kommissar Lutz – Werner Schumacher
Herr von Wittkamp – Tilo von Berlepsch
Heidi – Heidi Brühl
Lill – Christiane Krüger
Harry May, Manager – Alexander Hegarth
Assistent Glöckle – Frank Strecker
Bert Schlesinger, Pianist und Arrangeur – Udo Vioff
Vera – Eva Astor
Max Rosendahl, Regisseur – Arthur Brauss
Rob Leuwen, Bandleader und Komponist – Eckart Dux
Lepsius, Porduzent – Horst Uhse
u.a.

Stab

Drehbuch – Henner Höhs
Regie – Rolf von Sydow
Kamera – Siegfried Blohm
Musik – Rolf Hans Müller
Produktionsleitung – Peter Wehrandt
Produktionsleitung – Gig Malzacher
Maske – Artur Bareither
Kostüme – Vera Mügge
S/B – Horst Scheel