Kurz und knapp – darum geht’s

Ein grausiger Fund erschüttert den Schwäbischen Wald: In einem abgestellten Wohnmobil entdeckt ein Bauer die Leiche des erschlagenen Günther Happel. Kommissar Eugen Lutz und sein Assistent Wagner nehmen die Ermittlungen auf und stoßen schnell auf ein Geflecht aus Schutzgelderpressungen unter Gastwirten. Als sich herausstellt, dass das Opfer sowohl für ein berüchtigtes Gangstersyndikat als auch für die bedrohten ausländischen Wirte gearbeitet haben könnte, wird die Suche nach dem Mörder immer verwirrender. Ausgerechnet der Syndikatsboss Sakowsky bietet Lutz seine Hilfe an, doch je tiefer die Ermittler in den Fall eintauchen, desto undurchsichtiger wird das Motiv hinter dem Mord… Wie alles ausgeht, ist am 9. Januar 1983 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Mord ist kein Geschäft“

Morgendämmerung im Schwäbischen Wald. Nebelschwaden wabern zwischen den Bäumen, als ein Bauer auf seinem Weg zur Feldarbeit vor einem verlassenen Wohnmobil innehält. Durch die beschlagenen Scheiben erkennt er schemenhaft einen regungslosen Körper. Was er nicht ahnen kann: Die Leiche wurde hierher transportiert – ein perfekt inszenierter falscher Tatort.

Kriminalhauptkommissar Eugen Lutz reibt sich müde die Augen, während er die Spuren am Fundort betrachtet. Sein 13. Fall in Stuttgart beginnt mit einem Rätsel. Warum wurde die Leiche des jungen Günther Happel an diesen abgelegenen Ort gebracht? Die Pathologie bestätigt: Der tödliche Schlag mit einem Gipsgegenstand erfolgte woanders. „Wer verschleppt eine Leiche in den Wald, wenn er sie verstecken könnte?“, murmelt Lutz seinem Assistenten Wagner zu. „Jemand, der uns in die Irre führen will.“

Die Spur führt zum Campingplatz auf den Cannstatter Wasen, wo Happel offiziell gemeldet war. Kaum dort angekommen, beobachten die Ermittler einen glänzenden Sportwagen, der zielstrebig den Platz anfährt – wie ein Raubtier auf der Suche nach Beute. Am Steuer sitzt Alfons Kehl, ein stadtbekannter Krimineller, der wie überrascht wirkt, als er vom Tod seines vermeintlichen Freundes erfährt. Kehl ist kein Unbekannter für die Stuttgarter Polizei: Mehrfach vorbestraft, soll er Teil eines Syndikatsnetzwerks sein, das Schutzgelder von ausländischen Gastwirten erpresst.

Die schweren Vorhänge im Café von Hasan Önökyl verschlucken das Tageslicht wie dunkle Geheimnisse. Als Lutz den türkischen Wirt aufsucht, wird er unfreiwilliger Zeuge einer brutalen Einschüchterung – maskierte Männer zerschlagen gerade das Mobiliar. Das Chaos aus splitterndem Holz und klirrendem Glas erzählt mehr über die Methoden der Schutzgelderpresser als jedes Verhör. Nur einem der Täter kann Lutz habhaft werden, doch dieser hüllt sich in eisernes Schweigen – wie eine Mauer aus Angst und Loyalität.

Önökyls Tochter Aischa, eine junge Frau mit wachen Augen und vorsichtiger Stimme, verrät den Ermittlern, dass Happel eigentlich die Seiten wechseln wollte – weg von Kehl und dem Syndikat, hin zu den bedrohten Gastwirten. Doch kann Lutz ihren Worten trauen? Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht einem Labyrinth, in dem jeder Hinweis in eine neue Sackgasse führt. Denn plötzlich taucht ein weiterer Verdächtiger auf – der Jazz-Saxophonist Horn, der sich als väterlicher Freund des Opfers ausgibt, aber wie ein Schatten über dem Fall schwebt.

Überraschend sucht Sakowsky, der eiskalte Chef des Syndikats, Lutz in dessen Büro auf. Im gedämpften Licht der Schreibtischlampe wirft sein kantiges Gesicht bedrohliche Schatten an die Wand. „Mord ist kein Geschäft“, erklärt er mit schneidender Stimme. Er sei bereit zu helfen, den Mörder zu finden – schließlich sei Happel sein Kassierer gewesen. Doch was als Hilfsangebot daherkommt, klingt in Lutz‘ Ohren wie eine unterschwellige Drohung.

Während Assistent Wagner über Aischa mehr über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen versucht, entdeckt Lutz ein entscheidendes Detail: Ein Radarfoto aus der Tatnacht zeigt Happels Wohnmobil – doch am Steuer sitzt nicht der Tote, sondern eine junge Frau. Als wäre es ein Schlüssel zu einer verborgenen Tür, öffnet diese Entdeckung einen völlig neuen Blickwinkel auf den Fall.

Die Spuren verdichten sich, als Lutz beobachtet, wie Aischa zu Horn fährt – obwohl sie behauptet hatte, ihn kaum zu kennen. Die feinen Risse in der Fassade der Beteiligten werden immer deutlicher. Plötzlich schlagen die Ereignisse um: Sakowsky entführt Aischa, Önökyl gesteht überraschend den Mord und präsentiert eine falsche Tatwaffe. In einem dramatischen Finale spitzen sich die Ereignisse zu, und als Lutz Aischa anhand ihres Rings als Fahrerin des Wohnmobils identifiziert, erkennt er, dass er die ganze Zeit in die falsche Richtung ermittelt hat…

Hinter den Kulissen

„Mord ist kein Geschäft“ ist die 144. Folge der Fernsehreihe Tatort und der 13. Fall für Kriminalhauptkommissar Eugen Lutz, meisterhaft verkörpert von Werner Schumacher. An seiner Seite ermittelt Frank Strecker als Assistent Wagner. In weiteren Rollen glänzen Peter Ehrlich als undurchsichtiger Syndikatsboss Sakowsky und Martin Lüttge als rätselhafter Saxophonist Horn.

Die vom Süddeutschen Rundfunk (SDR) produzierte Folge entstand zwischen dem 7. Juni und dem 16. Juli 1982 an authentischen Schauplätzen in Stuttgart und Umgebung, Ohmden und Kirchheim/Teck. Auch das Studio 1 des SDR diente als Drehort. Für Atmosphäre und Spannung sorgten zwei erfahrene Tatort-Veteranen: Drehbuchautor Felix Huby und Regisseur Theo Mezger schufen gemeinsam einen dichten, atmosphärischen Krimi, der die soziale Realität der frühen 1980er Jahre einfängt.

Bei der Erstausstrahlung am 9. Januar 1983 im Ersten Programm der ARD verfolgten 11,26 Millionen Zuschauer den Fall, was einem beachtlichen Marktanteil von 33 Prozent entsprach. Die Folge gilt unter Kennern als klassischer Vertreter des „Stuttgarter Tatorts“ mit seiner charakteristischen Mischung aus schwäbischem Milieu und harten Gesellschaftsthemen – in diesem Fall der Konflikt zwischen ausländischen Gastwirten und organisierten Verbrecherstrukturen.

Besetzung

Kommissar Lutz – Werner Schumacher
Wagner – Frank Strecker
Aischa – Despina Pajanou
Horn – Hartmut Reck
Sakowsky – Peter Ehrlich
Kehl – Peter Lakenmacher
Ann – Irina Wanka
Önökyl – Meray Ülgen
Mehmed Devecz – Yüksel Topcugürler
Costas – Jannis Kyriakidis
Eisele – Walter Schultheiss
Müller – Christoph Hofrichter
Penner – Wolfgang Schwalm

Stab

Buch – Felix Huby
Regie – Theo Mezger
Kamera – Justus Pankau
Kostüme – Annette Schaad
Szenenbild – Dieter Hoepker
Musik – Jonas C. Haefeli
Ton – Joachim Pohl
Schnitt – Hans Trollst
Produktionsleitung – Karl-Heinz Tischendorf
Produktion – Bertram Vetter