Tatort Folge 257: Experiment

Kurz und knapp – darum geht’s

In einem Hamburger Krankenhaus stirbt ein älterer Patient auf mysteriöse Weise, während Schwester Herta Kremer Nachtdienst hat. Die engagierte Krankenschwester hegt den Verdacht, dass Dr. Zauner und Dr. Schneider an ihren Patienten heimlich ein nicht zugelassenes Rheumamedikament testen, und beginnt, Beweise zu sammeln. Als Hertas Leiche am nächsten Tag vor ihrem Wohnhaus gefunden wird – offenbar vom Balkon gestürzt – müssen die Kommissare Stoever und Brockmöller nicht nur herausfinden, ob es Mord war, sondern auch, was es mit den merkwürdigen Todesfällen auf der Rheumastation auf sich hat. Als Brockmöller undercover als Patient ins Krankenhaus eingeschleust wird und den Ärzten auf die Spur kommt, gerät er selbst in große Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Experiment“

Ein menschenleerer Krankenhausflur, in dem die Neonröhren ein kaltes, steriles Licht verströmen – diese beklemmende Anfangsszene setzt den Ton für den NDR-Tatort „Experiment“. Hier taucht bald die engagierte Schwester Herta Kremer auf, die mit wachsendem Misstrauen beobachtet, wie Dr. Zauner und die rothaarige Dr. Schneider den älteren Rheumapatienten mysteriöse Spritzen verabreichen, die sie überraschend schmerzfrei machen – um kurz darauf an Herzversagen zu sterben.

Als Hauptkommissar Paul Stoever und sein Kollege Peter Brockmöller den Fall übernehmen, sind sie zunächst wie Blinde im Labyrinth der Klinik. Stoever, der wegen eines Wohnungsbrandes bei „Brocki“ untergekommen ist, geht seinem Kollegen zunehmend auf die Nerven. Die unfreiwillige Wohngemeinschaft der beiden so unterschiedlichen Charaktere gleicht einem Pulverfass, das jeden Moment explodieren könnte – eine zusätzliche Belastung für ihre Ermittlungsarbeit.

Während die Kommissare beginnen, im beruflichen Umfeld der toten Krankenschwester zu ermitteln, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens. Die ärztliche Schweigepflicht und das Standesbewusstsein der Mediziner versperren ihnen immer wieder den Weg zur Wahrheit. Die Befragung der Rheumapatienten, die von der neuen Therapie schwärmen und zum ersten Mal seit langem wieder schmerzfrei laufen können, bringt Dr. Schneider sichtlich in Bedrängnis – ihre Nervosität verrät mehr als ihre Worte.

Ein entscheidender Hinweis findet sich, als Meier 2 zufällig eine in Bonbonpapier gewickelte Ampulle im Nachlass der Toten entdeckt. Die Laboranalyse enthüllt: Es handelt sich um ein experimentelles Medikament der Hamburger Firma Zytox AG. Der Verdacht der illegalen Menschenversuche verdichtet sich wie Gewitterwolken am Hamburger Himmel. Doch wie lässt sich das beweisen? In einem verzweifelten Versuch, an Informationen zu kommen, täuscht Brockmöller einen Herzinfarkt vor und lässt sich in die Klinik einliefern – ein gefährliches Spiel mit ungewissem Ausgang.

Als Dr. Schneider den verdeckt ermittelnden Brockmöller bei seinen Nachforschungen ertappt, reagiert sie mit erschreckender Kaltblütigkeit: Kurzerhand lässt sie den Kommissar auf die psychiatrische Station verlegen, wo seine Beteuerungen, Polizist zu sein, nur als weiteres Symptom seiner vermeintlichen Wahnvorstellungen gedeutet werden. Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem nicht nur die Aufklärung des Falls, sondern auch Brockmöllers Freiheit auf dem Spiel steht…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Experiment“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk in Zusammenarbeit mit Studio Hamburg Filmproduktion unter der Regie von Werner Masten produziert. Masten war bereits durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller Manfred Krug bei den Serien „Auf Achse“ (1985 bis 1992) und „Liebling Kreuzberg“ (1988 bis 1994) bekannt. Das Drehbuch stammte von Peter Sichrowsky und Dieter Hirschberg.

In den Hauptrollen sind Manfred Krug als Kriminalhauptkommissar Paul Stoever und Charles Brauer als sein Kollege Peter Brockmöller zu sehen. Zu den Gaststars zählen Christiane Reiff als Schwester Herta Kremer, Margarita Broich als Dr. Schneider, Felix von Manteuffel als Dr. Zauner und Ludwig Haas als Professor Wimmer. Besonders bemerkenswert: Die damals junge Schauspielerin Margarita Broich, die hier die undurchsichtige Dr. Schneider verkörpert, wurde später selbst zur Tatort-Kommissarin – seit Mai 2015 spielt sie die HR-Ermittlerin Anna Janneke.

Die Erstausstrahlung des Tatorts „Experiment“ am 3. Mai 1992 erreichte sensationelle 15,29 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 49,70 % entsprach. Damit belegt diese Folge den zweiten Platz im Ranking der höchsten Einschaltquoten einer Tatort-Erstsendung – nur übertroffen von Folge 260 „Stoevers Fall“ mit 15,86 Millionen Zuschauern.

Als kuriose Randnotiz dieser Folge erfahren die Zuschauer erstmals den Vornamen des Assistenten „Meier 2″: Er heißt Oswald. Und im Finale der Episode erlaubt sich Regisseur Masten einen augenzwinkernden Schlussgag, als Stoever ein Schäferstündchen mit der Krankenhaus-Bibliothekarin hat und dabei bemerkt, er hätte „in zwanzig ‚Tatorten‘ noch nie ’ne Frau“ gehabt – obwohl „Experiment“ tatsächlich erst sein 17. Fall war.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Paul Stoever – Manfred Krug
Hauptkommissar Peter Brockmöller – Charles Brauer
Dr. Schneider – Margarita Broich
Dr. Zauner – Felix von Manteuffel
Meyer Zwo – Lutz Reichert
Bibliothekarin – Dolly Dollar
Sasse – Christoph Hofrichter
Professor Wimmer – Ludwig Haas
Steiner – Wolf-Dietrich Sprenger
Schwester Hertha Kremer – Christiane Reiff

Stab

Drehbuch – Peter Sichrowsky
Regie – Werner Masten
Kamera – Klaus Eichhammer

Bilder: NDR

4 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 257 aus Hamburg. Unerlaubte und nicht mitgeteilte Medikamentenversuche an bettlägerige Patienten in einem hanseatischen Krankenhaus sind Hauptthema dieses spannenden Tatort-Spielfilms aus dem Jahr 1992. Die Mordermittler, Stoever und Brockmöller, beide Hauptkommissare, nehmen die Ermittlungen nach dem Tod einer unglücklich verliebten, aber auch Zeugin der ungeheuren Vorgänge in der Klinik , Krankenschwester auf und Meyer Zwo bringt unbeabsichtigt die Wende in diesem verzwickten und für Stoevi und Brocki fast verlorenen Falls. Den Mord an einen Mitwisser hätten sich die mörderischen Akademiker schon sparen können, die Schlinge um sie zieht sich enger. Sehenswerter, fast schon authentisch wirkender Krankenhausthriller, in dem Brocki noch unfreiwillig in der Klapse landet.

  2. vor 7 Jahren

    Heimliche Menschenversuche an Rheumapatienten…. was wie ein unrealistisches Gedankenspiel anmutet, wie es in unserem porentiefreinem Rechtsstaat Deutschland kaum möglich erscheint, kommt einem rund 25 Jahre später wieder ins Gedächtnis. Jetzt, wo sich herausstellt, dass sogar im Auftrage der Fahrzeugindustrie Menschenversuche gemacht werden.

    Ich fand die Geschichte von den zwei zu ehrgeizigen Ärzten und auch allen anderen von Anfang an realistisch. Und Brockis Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung mag für den einen oder anderen politisch unkorrekt erscheinen, doch wie bei vielen anderen Themen sollte man sich da nicht zu sehr ins Höschen machen. Toller Film, 5 Sterne.

  3. vor 4 Jahren

    Die letzte Szene ist natürlich besonders lustig. Aber sonst eher mittelmäßiger Fall aus Hamburg. 3 Sterne

  4. vor 3 Jahren

    Ganz nett anzusehen, aber eher durchschnittlich, wenngleich die beiden Kommissare einen hohen Sympathiefaktor haben.
    Manche Szenen sehr vorausschaubar und einem Kindertheater entnommen. Mit einem besseren Drehbuch geht das auch.

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