Tatort Folge 258: Der Mörder und der Prinz

Kurz und knapp – darum geht’s

Mitten in der Düsseldorfer Karnevalszeit wird das Model Jacqueline Bordenave brutal erschlagen aufgefunden, kurz darauf entdeckt man einen ermordeten Taxifahrer in seinem Kofferraum. Für das frisch formierte Ermittlerteam um Hauptkommissar Flemming wirken die Fälle zunächst unzusammenhängend – bis ein Attentat auf den Karnevalsprinzen Gero Schuba das Bild verändert. Als die Ermittler schließlich eine Verbindung zwischen der ermordeten Jacqueline, dem Taxifahrer und einer mysteriösen Geldsumme von 500.000 DM entdecken, geraten sie selbst ins Fadenkreuz eines skrupellosen Täters…

Inhalt der Tatort-Folge „Der Mörder und der Prinz“

Düsseldorf im Karnevalsfieber: Während draußen die bunten Lichter der nächtlichen Umzüge flackern und fröhliche Narrenscharen durch die Straßen ziehen, steht Hauptkommissar Bernd Flemming nachdenklich vor der Leiche eines jungen Mädchens, die man im fahlen Morgenlicht eines abgelegenen Waldstücks gefunden hat. Das belgische Model Jacqueline Bordenave wurde mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen und einfach im Wald abgelegt – der Tatort muss woanders sein. Die Trommelschläge und Fanfaren des Karnevals dringen bis hierher, wie ein zynischer Kommentar zum abrupten Ende eines jungen Lebens.

Flemming, der stets seinen eigenen Kopf durchsetzt und dabei manchmal mit der Faust auf den Tisch haut, findet in seiner neuen Assistentin Mariam Koch eine gewissenhafte, aber hartnäckige Gegenspielerin. „Vorschriften sind nicht dazu da, um gebrochen zu werden, Herr Flemming“, erinnert sie ihn regelmäßig. Koch, die sich als Frau in der Polizeiarbeit behaupten muss, erweist sich als scharfsinnige Beobachterin. Ergänzt wird das Team durch den jungen, ehrgeizigen Max Ballauf, der sich noch beweisen will und manchmal über das Ziel hinausschießt.

„Wer viel feiert, muss auch mit dem Kater leben“, murmelt Flemming, als kurz darauf ein zweiter Leichenfund gemeldet wird. Der kalte Februarwind peitscht durch die Straßen, als sie den Tatort erreichen. Der Taxiunternehmer Horst Poensken liegt erwürgt im Kofferraum eines seiner eigenen Wagen. Die Brieftasche fehlt – ein Raubmord? Die Befragungen im Umfeld des Opfers verlaufen zunächst im Sand wie Konfetti, das am Aschermittwoch von der Straße gefegt wird.

Wie ein bedrohlicher Rhythmus zieht sich der Karneval durch die Ermittlungen: Bei einer Prunksitzung, wo grelle Scheinwerfer über kostümierte Narren tanzen, eskaliert die Situation, als auf den Karnevalsprinzen Gero Schuba geschossen wird. „Den Traum meines Lebens lasse ich mir von keinem Verrückten zerstören“, beharrt der nur leicht verletzte Schuba gegenüber Flemming und besteht darauf, am Rosenmontag auf dem Wagen zu stehen.

Die Nachricht, dass Jacqueline im dritten Monat schwanger war, führt zu weiteren Verwicklungen. Als Pierre Bordenave, Jacquelines Vater, einen weiteren Anschlag auf Schuba verübt, scheint der Fall eine neue Wendung zu nehmen. „Er hat meine Tochter getötet, weil sie schwanger war“, schreit der aufgebrachte Vater, als die Beamten ihn festnehmen. Doch warum wurde dann der Taxifahrer umgebracht?

Wie bunte Papierschnipsel im Wind verstreuen sich die Hinweise: Jacquelines luxuriöses Apartment, das nicht zu ihren bescheidenen Modeleinkünften passt; eine mysteriöse Fahrt des Opfers am Tatabend; die 500.000 DM, die plötzlich verschwunden sind. Die Ermittlungen gleichen einem verwirrenden Karnevalsumzug, bei dem niemand sein wahres Gesicht zeigt.

In einem letzten verzweifelten Versuch, der Wahrheit näherzukommen, geht Flemming in die Sauna – dort hat er schon so manche gute Eingebung ausgeschwitzt. Der heiße Dampf umhüllt ihn wie ein Nebelschleier, während er die Puzzleteile neu ordnet. „Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um das ganze Bild zu sehen“, erklärt er später seinem Team. Was sie nicht ahnen: Die Zeit drängt, denn längst werden im Hintergrund Fäden gezogen, die auch für die Ermittler zur tödlichen Bedrohung werden könnten…

Hinter den Kulissen

„Der Mörder und der Prinz“ markiert den Debütfall des Düsseldorfer Ermittlerteams und wurde zum 258. Film der traditionsreichen Tatort-Reihe. Unter der Regie von Kaspar Heidelbach fanden die Dreharbeiten Anfang 1992 in Düsseldorf statt. Die Aufnahmen spiegeln das authentische Stadtbild der rheinischen Metropole wider – zu Beginn der Folge fahren Flemming und Koch über die Oberkasseler Brücke, und in einer markanten Luftbild-Einstellung ist am rechtsrheinischen Ufer die ehemalige Bundesstraße 1 zu sehen, wie sie vor dem Bau des Rheinufertunnels verlief.

Die Besetzung glänzt mit bekannten Namen: Martin Lüttge als eigenwilliger Hauptkommissar Flemming, Roswitha Schreiner als rationale Kommissarin Koch und Klaus J. Behrendt als ambitionierter Hauptmeister Ballauf. In den Gastrollen brillierten namhafte Schauspieler wie Uwe Ochsenknecht, Jürgen Schmidt und Nicole Heesters.

Die Erstausstrahlung am 17. Mai 1992 im Ersten Deutschen Fernsehen wurde ein voller Erfolg: 14,09 Millionen Zuschauer verfolgten den Fall, was einem beeindruckenden Marktanteil von 34,50% entsprach. Besonders die Verbindung des Kriminalfalls mit dem rheinischen Karneval – einer der wichtigsten kulturellen Traditionen der Region – fand beim Publikum großen Anklang.

Interessanterweise legte dieser erste Düsseldorfer Tatort den Grundstein für eine Figur, die später große Popularität erlangen sollte: Max Ballauf, verkörpert von Klaus J. Behrendt, kehrte später als Hauptkommissar im Kölner Tatort zurück und bildete dort zusammen mit Freddy Schenk (Dietmar Bär) eines der beliebtesten Ermittlerduos der Reihe. Die Düsseldorfer Konstellation hingegen blieb bis 1997 erhalten und umfasste insgesamt 15 Fälle.

Ein bemerkenswertes Detail am Rande: Trotz der ausführlichen Darstellung des Karnevalstreibens wurde die Folge außerhalb der „fünften Jahreszeit“ im Mai ausgestrahlt. Nach der Ausstrahlung gab es in Düsseldorf lebhafte Diskussionen darüber, wie authentisch der rheinische Karneval dargestellt wurde – während einige Karnevalsvereine die Darstellung lobten, kritisierten andere die Verknüpfung von Verbrechen mit ihrem geliebten Brauchtum.

Videos zur Produktion

ARD Plus- Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Flemming – Martin Lüttge
Kommissarin Miriam Koch – Roswitha Schreiner
Hauptmeister Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Adelheid Pönsken – Brigitte Janner
Dagmar Schuba – Nicole Heesters
Jacqueline Bordenave – Claudine Wilde
Kriminalrat Tejung – Dirk Galuba
Gero Schuba – Jürgen Schmidt
René Wolff – Uwe Ochsenknecht
u.a.

Stab

Drehbuch – Nikolaus Stein, Jacki Engelken, Wolfgang Hesse
Regie – Kaspar Heidelbach

Bilder: WDR

6 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Boh, war der schlecht… Bin noch völlig Pharalysiert… Aber der junge Behrendt… sexy :)

  2. vor 10 Jahren

    Dieser Tatort war einfach super, auch die Musik von Wolf Maahn war super.
    Überhaupt war das Ermittlerteam Flemming/Ballauf/Koch eines der absolut
    allerbesten Tatort-Teams überhaupt. Wundert mich, das es von denen keine DVD gibt. Sehr schade.
    Übrigens Rainer: Paralysiert wird ohne ‚h‘ geschrieben. Hat nix mit dem Pharao zu tun und sexy war die junge Miriam Koch und nicht der Ballauf!

  3. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 258. Hauptkommissar Flemming und seine Mitstreiter ermitteln im Düsseldorfer Karneval. Der Titel sagt mehr als der Film hält. Es geht um Vertuschungsmorde und Mordversuche an den amtierenden Karnevalsprinzen, einem Mann, welcher um jeden Preis den Prinzen geben möchte. Und es geht um Rache, tödliche Rache, um zwei Morde, gemeine Vertuschungstaten und um die Solidaritätsgemeinschaft der Taxi-Fahrer, die entscheidend an der Aufklärung der Verbrechen beteiligt war. KHK F. wie gewohnt in der Rolle des Unsympathischen, bekommt nach und nach gesteckt, wie alles abgelaufen sein könnte. Recherche und Befragungen halt, deshalb ist er auch Kripo. Und der spätere Ex-Advokat und auf
    Archivar machende Wilsberg (Münster-Kult) durfte auch noch zeigen, was er alles drauf hat. Mehrmals gesehen, schiebe ich diesen Spielfilm nun in die „Re.Torte“. Genau.

  4. vor 6 Jahren

    Erster Fall von Hauptkommissar Bernd Flemming (Martin Lüttge), der mit Assistentin Miriam Koch (Roswitha Schreiner) und Hauptmeister Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in Düsseldorf seinen Ermittlerort hat.
    Nachdem Schimanski in Duisburg in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde, hat der WDR dieses neue Düsseldorfer Dreigestirn mit dieser Folge hier eingeführt.
    Für diese erste Folge wurden mit Uwe Ochsenknecht, Nicole Heesters, Jürgen Schmidt und Leonard Lansink schon einige gute Schauspieler für die Einmal-Rollen verpflichtet. Der Film selbst läuft dann, auch ganz gut geschauspielert, etwas kammerspielartig ab. Das hat schon seinen Flair, wirkt aber hier manchmal etwas lau. Das Thema spielt in der Faschingswoche in Düsseldorf. Und bei den Sitzungen oder auch Umzügen in dieser Filmgeschichte wirken die Bilder von Regisseur Kaspar Heidelbach oft etwas schmal und wenig. Vor allem wenn man diese Faschingszeit schon mal erlebt hat. Hier kam sie mir lascher vor als in meinem Heimatort. Und der ist nicht in den Faschingshochburgen, wie zum Beispiel Mainz, Köln oder Düsseldorf.

    Story
    Jacqueline Bordenave (Claudine Wilde), ein Modell wurde im Wald tot aufgefunden. Zuletzt wurde sie lebend in einem Taxi gesehen. Auch dieses Taxi wird kurz danach mit der Leiche des Taxifahrers aufgefunden. Nun muss Hauptkommissar Bernd Flemming (Martin Lüttge) mit seinem Team ermitteln, wo das Taxi überall fuhr. Als letzter Fahrgast wird Stammkunde René Wolff (Uwe Ochsenknecht) ermittelt, mit dem aber die Ermittlungen irgendwie feststecken. Doch als auf einer Karnevalsitzung auf den Prinzen Gero Schuba (Jürgen Schmidt) geschossen wird, der dabei nur leicht verletzt wird, und bei diesem Karnevalverein der René Wolff (Uwe Ochsenknecht) im Elferrat sitzt, und die ermordete Jacqueline Bordenave (Claudine Wilde), die sogar schwanger war, als Modell in der Firma von Gero Schuba (Jürgen Schmidt) Aufträge hatte, die von der Firma des René Wolff (Uwe Ochsenknecht) vermittelt wurden, sieht und sucht Bernd Flemming (Martin Lüttge) dort die Lösung seines Falles. Seine Ermittlungen legen so manche dunkele Geheimnisse im Karnevalverein frei. Auch die Träume von manchen Mitgliedern platzen deswegen, was teilweise sogar extreme Folgen hat. Dann fassen die Ermittler zwar den Schützen (Attentäter), der aber nicht richtig mit dem Mord in Verbindung zu bringen ist. Als sie bei der weiteren Suche nach dem Mörder sogar erfahren, dass in diesem Taxi 500 000 DM waren, die nun nicht auffindbar sind, können sie den potentiellen Mörder zwar ahnen, aber nicht überführen. Nun geht Flemming (Martin Lüttge) in seine geliebte Sauna, bei der ihm immer Ideen einfallen. Sein Assistent Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) dagegen greift zu einem illegalen Trick, der den Mörder zwingt ein Geständnis abzulegen. Obwohl Bernd Flemming (Martin Lüttge) die Vorgehensweise von Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) dann missbilligt, handelt er nach dem Prinzip “Der Zweck heiligt die Mittel“ und lässt alles so weiter laufen, wie es auch schon vor diesem Fall war.

    Für mich das interessante an dieser Folge ist der Max Ballauf. Er wird später in Köln auftauchen und dort noch aktuell als Chefermittler tätig sein (bis jetzt 76 Folgen). Leider ist bei mir der Flemming nach Schimanski völlig untergegangen und erst die Kölner habe ich wieder vom WDR gesehen. Deshalb kannte ich den Ballauf zuerst aus Köln. So war ich bei dieser Folge von dem Charakter des Max Ballauf völlig überrascht. Nach dieser ersten Flemming-Folge ist er meiner Meinung nach von einem Chefposten in Köln weiter entfernt als ich vom Mond. Aber die Vorstellung und Interpretation seines Charakters wird von Klaus J. Behrendt schon sehr realistisch und schön dargestellt. Auf jeden Fall mehr realistisch als der Charakter von Bernd Flemming. Und mitten drin ist dann die Miriam Koch.

    Als Resümee hat diese Folge schon ein wenig Unvergessenheit in sich. Sie ist auch leicht verständlich mit einem leichten Whodunit-Effekt. Die Schauspieler spielen ihre Rollen sogar etwas über dem Durchschnitt. Aber trotzdem wirkt diese Folge manchmal in der Optik ein wenig billig. Und auch die in der Filmgeschichte erzählte illegale Vorgehensweise zur Mörderaufklärung lässt die Qualität dieser Folge meiner Meinung nach gegen Ende auch etwas sinken.

    Meine Schulnote: 3

  5. vor 2 Jahren

    Ich finde diesen Tatort gar nicht schlecht sondern sehr unterhaltsam. Schöner Karnevals Krimi mit vielen bekannten Schauspielern

  6. vor 1 Jahr

    Mal wieder einer dieser nicht nachvollziehbaren Sendetermine. Einen Karnevalstatort 1992 erstmals mitten im Mai zu senden war mal echt völlig daneben. Es stellte sich aber als Gerücht heraus, dass die Karnevalisten angeblich so geschockt waren, dass wegen diesem tatort der Karneval im Folgejahr komplett abgesagt worden ist und der Golfkrieg dafür nur ein Vorwand war. Dafür wiederholt der WDR ihn inzwischen gefühlt jährlich an Karneval.

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