In dem Tatort „Kainsmale“ suchen die beiden Münchener Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) nach dem Mörder eines ostdeutschen Bauarbeiters. Bei dem Opfer handelt es sich um Bernd Heise, der aus den alten Bundesländern stammt und in München auf einer Baustelle gearbeitet hat. Jedoch entspricht Heise nicht dem typischen Bauarbeiter, da er über einen Doktortitel in Philosophie verfügt.
Ihre Untersuchungen führen Batic und Leitmayr in dem Tatort „Kainsmale“ auf die Baustelle, auf der das Opfer zuletzt gearbeitet hatte. Hier war Heise als einer von vielen Leiharbeitern angestellt, wobei er von „Zeit-Work“, einem eher dubiosen Potsdamer Unternehmen, in die bayrische Hauptstadt vermittelt wurde. Das Geschäftsmodell von „Zeit-Work“ besteht darin, erwerbslose, ostdeutsche Arbeiter zu vermitteln und dann einen Großteil von deren Lohn selbst einzukassieren.
Auf der Baustelle treffen Leitmayr und Batic auch auf einen Kollegen Heises, den Bauarbeiter Bulli Rülicke. Entstetzt stellt Leitmayr fest, dass sich seine Freundin Susanne nach einem Streit mit Rülicke getröstet hat und jetzt dessen Geliebte ist. Zudem war der Mann noch sehr gut mit dem Opfer befreundet und scheint auch mehr über dessen Tod zu wissen, als er gegenüber den Kommissaren zugibt.
Die Entdeckung von Susannes Affäre trifft Leitmayr in dem Tatort „Kainsmale“ schwer und er verfällt in einen blinden Aktionismus, den sein Kollege Batic kaum stoppen kann. Trotz aller Anstrengungen helfen ihre Verhöre den beiden Ermittlern in dem Tatort nicht weiter. Daher fassen die beiden einen gefährlichen Plan: Leitmayr soll sich als verdeckter Ermittler auf der Baustelle einschleichen. Dadurch erhoffen sich die Kommissare endlich Hinweise auf den Mörder von Heise. Doch der Plan schlägt fehl, weil sich auch Susanne in die Untersuchungen der Münchener Kriminalpolizisten einmischt. Es kommt zu einer lebensgefährlichen Situation für den Fahnder und seine ehemalige Freundin…
Die Erstausstrahlung der Tatort-Episode 262 „Kainsmale“ fand am 20. September 1992 im Ersten Programm statt.
Besetzung
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Susanne – Claudia Messner
Bulli Rülicke – Michael von Au
Hannes Gilhoff – Gunter Schoß
Klaus Bräuninger – Matthias Fuchs
Alois Kogl – Detlef Kügow
Stab
Regie – Erwin Keusch
Buch – Wolfgang Hesse
Kamera – Dietmar Koelzer, Rainer Hartmann
Schnitt – Renate Metzner-Wilde, Barbara Koch, Christine Zech
Musik – Andreas Köbner
Produktion – BR
Der Tatort Nummer 262 aus München mit den beiden Hauptkommissaren Leitmary und Batic von der Münchener Mordkommission. Interessant ist, daß eine liebgewonnene Freundin auch einmal die Fronten wechselt und sich einen Bauarbeiter angelt. Leitmayr war nun der Gelackmeierte und Batic beschäftigte sich mit seinen Tanten vom Balkan. Ein Mord an einen Bauarbeiter mußte aufgeklärt werden und man wandte wieder den alten Einschleusungstrick an. Nun muße der Leitmayr auch noch Steine schleppen. Das Ende und die Motivation der Täter kam äußerst überraschend. Bloß keine Hysterie aufflammen lassen. Tja, und Leitmayrs Freundin? Sehenswert mit Fortsetzung wäre dieser Tatort-Fernsehfilm gewesen. Ehrlich.
Laitmayr und Batic in jungen Jahren. Für das Jahr 1992 ein echtes Stück Zeitgeschichte: Ost und West, Stasi, … Ein guter Krimi, auch wenn die Story öfters arg konstruiert ist.
Durch Zufall habe ich diese seltenste Wiederholung eines Münchner „B & L“-Frühwerkes von 1992 in der gestrigen BR-Tatort Kultnacht entdeckt, und war (zumal – damals nicht gesehen) absolut gefesselt und durchgägig bestens unterhalten von der ersten bis zur letzten Minute.
Beim anschließenden Genießen des ausgiebigen Nachspanns, (eindrucksvoll musikalisch untermalt – wie der ganze Film – von Andreas Köbner, der für viele „klassische“ Scores verantwortlich zeichnet), – dachte ich mir:
Was für ein TO-Glanzstück aus dynamischsten Handlungsbausteinen im genau richtigen Tempo, eingebettet in ein cleveres Wechselspiel aus Emotionalität, Tatkraft, Raffinesse und den zeitgeistigen Hintergrund der frühen Nach-Wendezeit! Und dazu noch eine Prise Humor…
Diese für meinen Eindruck weit unterschätzte Produktion brilliert durch eine – trotz mancher hanebüchener Twists – überraschend glaubwürdig konstruierte Story, die fesselt, unterhält, und auf ein hochspannendes Finale zusteuert.
Batic und Leitmayr in Höchstform in ihrer burschikosen und doch sehr ernsthaften und leidenschaftlichen Herangehensweise…
Man hat zwar all das (z.B. das Einschleusen in die Kreise der Verdächtigen und das schmunzelwürdige Vermeiden des Entdeckt-werdens) oft gesehen, aber selten so pfiffig und wechselvoll umgesetzt. Auch die mit einigen „Spät-80er-Jahre“ Reminiszenzen aufgeladene Athmosphäre ist einfach mal wieder schön anzuschauen.
Ein Tatort, den ich mir (weil aufgezeichnet) sicher bald mal wieder – vielleicht im Kreise von Altersgenoss*inn*en – in einer privaten Kultnacht geben werde!