Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Leiche am Kleinhesseloher See führt die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr zu einer Gruppe von Satansjüngern, die im sommerlichen Englischen Garten ihr Unwesen treibt. Als sie entdecken, dass der Tote als V-Mann für die Drogenfahndung arbeitete, verdichten sich die Hinweise auf den einbeinigen Sektenführer Hinky und seinen Handlanger „Ratte“. Doch als die Ermittler versuchen, die junge Margot aus den Fängen der Teufelsanbeter zu befreien, lösen sie eine Spirale der Gewalt aus, die auch sie selbst in Gefahr bringt…
Inhalt der Tatort-Folge „Ein Sommernachtstraum“
Neonlicht blitzt auf einen roten Porsche, der sich durch die nächtliche Isar-Metropole schlängelt. Kommissar Franz Leitmayr ist auf dem Weg zu einem Tatort, der ihn und seinen Kollegen Ivo Batic mitten ins pulsierende Herz Münchens führt: den Englischen Garten, wo das Leben an warmen Sommertagen so unbeschwert erscheint – und doch so plötzlich enden kann.
Der Englische Garten präsentiert sich als Mikrokosmos der Großstadt: Hier begegnen sich Welten, die sonst streng getrennt bleiben. Eine Studentengruppe probt auf einer Wiese Shakespeare für ein Jugendfestival, während nur wenige Meter entfernt, im Schatten des klassizistischen Monopteros, eine Gruppe selbsternannter „Jünger Luzifers“ ihre finsteren Rituale zelebriert. Das gedämpfte Licht der Abendsonne, das durch die Baumwipfel fällt, verleiht ihren Zusammenkünften eine unheimliche Atmosphäre.
Batic, dessen rotes Sakko an Sperberaugen wie eine Provokation wirkt, ist von Anfang an misstrauisch. „Den Teufel gibt es nicht“, behauptet er beim Betreten des Satanisten-Quartiers, einer verlassenen Fabrikhalle, die wie ein Portal in eine andere Welt wirkt. Die Wände sind mit okkulten Symbolen verziert, Kerzen flackern in den Ecken, und ein Geruch von Rauchstäbchen und Schweiß hängt in der Luft.
Der Fall setzt den beiden Kommissaren zu. Während Leitmayr seine Unsicherheit hinter einer Fassade aus sarkastischen Bemerkungen verbirgt, kämpft Batic mit seiner Abneigung gegen den Sektenführer Hinky, der trotz – oder gerade wegen – seiner körperlichen Behinderung eine unheimliche Anziehungskraft auf seine Anhänger ausübt. „Er bewegt sich wie eine Spinne in ihrem Netz“, bemerkt Batic, als sie Hinky zum ersten Mal in seinem Rollstuhl begegnen.
Besonders die junge Margot steht im Mittelpunkt der Ermittlungen. Fasziniert von den Versprechungen der Satansjünger und angezogen von dem charismatischen „Ratte“, hat sie ihre Rolle in der Theatergruppe aufgegeben und ist in eine Welt abgetaucht, die gefährlicher ist als jede Theaterbühne. Die Suche nach ihr gleicht dem Versuch, einen versunkenen Stern vom Nachthimmel zu pflücken – je tiefer die Ermittler in die Szene eintauchen, desto undurchdringlicher wird das Dickicht aus Lügen, Drogen und falschen Versprechungen.
Als die Kommissare endlich einen Durchbruch erzielen, entlädt sich die aufgestaute Spannung in einer Nacht der Zerstörung. Flammen züngeln in den Nachthimmel, als das Theaterzelt der Studenten lichterloh brennt – ein groteskes Schauspiel, das die Grenzen zwischen Shakespeares Fiktion und der brutalen Realität endgültig verschwimmen lässt.
Hinter den Kulissen
„Ein Sommernachtstraum“ ist der fünfte Fall für das Münchner Ermittlerduo Ivo Batic und Franz Leitmayr. Unter der Regie von Walter Bannert, der bereits beim allerersten Fall der beiden „Animals“ Regie führte, entstand der vom Bayerischen Rundfunk produzierte Tatort in den Sommermonaten des Jahres 1992 an Originalschauplätzen in München, wobei der Englische Garten mit seinem ikonischen Monopteros als atmosphärische Kulisse diente.
In den Hauptrollen brillieren Miroslav Nemec als Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr, die damals noch am Anfang ihrer beeindruckenden Tatort-Karriere standen. Das Ermittlerduo, das heute zu den dienstältesten der Reihe zählt, musste sich zu diesem Zeitpunkt erst noch in ihre Rollen einfinden. Besonders Udo Wachtveitl, dessen Leitmayr später für seine souveräne Art bekannt werden sollte, zeigt hier eine noch jugendlichere, weniger gefestigte Version seiner Figur.
In den Gastrollen sind Max Tidof als einbeiniger Sektenführer „Hinky“ und der später bekannt gewordene Wolfgang Maria Bauer als „Ratte“ zu sehen. Auch Michael Fitz, der später als Assistent Carlo Menzinger fester Bestandteil des Münchner Teams werden sollte, hat bereits einen Auftritt, allerdings noch nicht als vollwertiges Mitglied der Mordkommission.
Die Erstausstrahlung am 25. Juli 1993 in der ARD war mit über 10,38 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 36,5 Prozent ein beachtlicher Erfolg. Trotz der hohen Einschaltquote wurde die Folge in der Fan-Gemeinde jedoch kontrovers diskutiert. Auf der Plattform Tatort-Fundus, wo Fans ihre eigene Batic-Leitmayr-Rangliste führen, schneidet der „Sommernachtstraum“ eher mittelmäßig ab.
Besonders die modischen Entscheidungen der 1990er Jahre – von Leitmayrs rotem Porsche bis zu den auffälligen Krawattenmustern – sorgen heute für nostalgisches Schmunzeln und machen den Film zu einem interessanten Zeitdokument. Der melancholische Titelsong „Frozen Heart“, gesungen von Roland Baumgartner, bildet einen interessanten Kontrast zur düsteren Thematik und unterstreicht den experimentellen Charakter dieser frühen Batic-Leitmayr-Folge.
Musik
Frozen Heart – Roland Baumgartner
Night Music Nr. 2 – Roland Baumgartner
Besetzung
Kommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Kommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Karl Wagenseil – Sebastian Fischer
Hinky – Max Tidof
Ratte – Wolfgang Bauer
Margot – Luci Langenwalter
Cheesy – Gerald Günther
Foxy – Konstantin Moreth
Aramis – Beatrice Murmann
u.a.
Stab
Drehbuch – Franz Geiger, Hans Dräxler
Regie – Walter Bannert
Kamera – Kurt Lorenz
Schnitt – Helga Kriller, Brigitte Vohwinkel, Barbara Welzig
Musik – Roland Baumgartner, Gary Lux («Frozen Heart»)
Produktion – BR
Bild: BR/Balance Film GmbH/Georg Grieshaber
Der Tatort Nummer 278. Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Die Hauptkommissare Batic und Leitmayr ermitteln, im angeblichen Satanisten-Kreis, einer Gruppe sich langweilender Jugendlicher mit einem vom Leben gezeichneten Leitmenschen. Dabei dezimieren die sich auch noch selbst. Wer die neun Pforten nicht kennt, hat die Jünger Luzifers aus München verpennt. Erzengel Michael und Luzifer im byzantinischen Kampf bleiben hier einmal unerwähnt. Realistischer waren da schon die Freunde der Laien-Theater-Gruppe, die diesen, was auch immer Junkies, zumindest etwas auf die Füße getreten sind. B. und L. aus M. in jüngeren Jahren. Bis heute ein Team, wahrscheinlich karrieredesorientiert. Die haben einfach den Status Hütchenspieler inne. Ja!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie heißt der Schauspieler, der den Namen Wagenseil (der Tote) trägt.
Absolut sehenswert…ganz klar 5 Sterne
ne ne der war nix. Da konnten sogar meine beiden liebesten Bayern nichts retten. Der Rest der Schauspieler war so was von schlecht.
Ach ja Herr Georg Weiß. Der Schauspieler der den Karl Wagenseil gespielt hat, heißt „Sebastian Fischer“ Jahrgang 1966. Wikipedia kennt den.
Grottenschlecht!
Gehört zu meinen Lieblingsfolgen mit Batic und Leitmayr. Hab sie mir gerade angeschaut. Hier gefällt mit einfach alles. Tolles Drehbuch, klasse Story. Sehr lustig die Szene mit dem Wiener. Da dachte ich kurz an den Hirth. Ja Englischer Garten tolle Szenen. Auch die Jungschauspieler gefallen mir allesamt gut. Top
Donnerwetter! Den habe ich vor 30 Jahren gesehen, damals auf VHS-Kassette aufgenommen (hat mir also ganz gut gefallen), wird nun endlich – seit ewig langer Zeit – wiederholt. Batic & Leitmayr vor 30 Jahren ist, wie wenn ein anderes Team ermitteln würde … ;-)
–> Einschalte-Empfehlung von mir, auf Nostalgie-Basis! (wenn man das Thema „Satanismus“ aushält)
Aus heutiger Sicht: Kammerspiel-artig.
Aus damaliger Sicht (’93): hat es m.E. den ‚Zeitgeist‘ getroffen, inkl. der damals mehr im Fokus stehenden Heroin-Sucht, vielfachen Groß-Aufnahmen des ‚Spritzens‘, etc. Vielleicht etwas spukulativ!
Am Schluss eine der damals üblichen melancholischen Ohrwurm-Balladen (‚Frozen Heart‘).
Und nicht zu vergessen: Margot hat in den Schluss-Sekunden doch noch die richtige Entscheidung getroffen. Bravo!
Hallo,
weiß jemand, warum dieser Tatort nicht in der Mediathek erschienen ist?
Mir war es ein wenig zu spät und dachte natürlich, dass ich den entspannt am nächsten oder übernächsten Tag sehen kann.
@Fonliar
Hab mich auch drüber gewundert, die Bayern sind da eigentlich ganz gut vertreten – die Erklärung ist ganz einfach: Rechteprobleme.
Irgendjemand will oder kann seine Zustimmung zur Veröffentlichung nicht (mehr) geben.
Ich persönlich lege die Grenze auf 2005 fest, da war die digitale Ausspielung meist schon Vertragsbestandteil.
Bei allem, was vordem produziert wurde, sinkt die Wahrscheinlichkeit der Verfügbarkeit mit zunehmendem Alter – ist halt auch ein biologisches Problem …
Mein Tip: Selbst aufzeichnen, dann ist man immer auf der richtigen Seite!
Wer spielt den Kollegen Simmerding? Ist das Jürgen Tonkel?
@Fonliar
Für alte Tatorte haben die Sendeanstalten zwar die Senderechte, aber keine Rechte zur Bereitstellung in der Mediathek, also zum streamen. Alles was Folge
500+ ist, findest du auch in der Mediathek. Alles unter 500 solltest du lieber mitschneiden. In letzter Zeit sind zwar immer öfter auch alte Folgen wie „Trimmel und der Tulpendieb“ zu sehen, verassen würde ich mich nicht darauf.
Die Schimanskikrimis sind übrigens alle drin, wenn sie wiederholt werden.