Kurz und knapp – darum geht’s
In den Tiefen der Münchner Kanalisation wird eine stark verweste Leiche entdeckt – der Auftakt zu einer mysteriösen Mordserie mit religiösem Hintergrund. Die Kommissare Batic und Leitmayr stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein Luxusbordell, dessen Kunden einer nach dem anderen sterben, jeweils mit religiösen Symbolen versehen. Die Spur führt zu einem Täter mit fanatischen Glaubensvorstellungen, der seine Opfer als „gefallene Engel“ betrachtet. Als Leitmayr sich während der Ermittlungen mit einer Prostituierten einlässt, gerät er selbst ins Visier des Mörders…
Inhalt der Tatort-Folge „Gefallene Engel“
Kaltes Wasser rauscht durch die düstere Unterwelt Münchens, als die Kommissare Batic und Leitmayr in die feuchten Kanäle hinabsteigen. Das fahl-grüne Licht ihrer Taschenlampen enthüllt eine grausige Entdeckung: eine bis zur Unkenntlichkeit verweste Leiche. Der Rechtsmediziner schätzt, dass der Tod bereits vor zwei bis drei Wochen eingetreten ist. In der Tasche des Toten: ein Heiligenbild – erster Hinweis auf einen Täter mit religiöser Mission.
Während Leitmayr an seinen frühen katholischen Erziehungsjahren als Messdiener anknüpft und sich mit Bibelzitaten beschäftigt, bleibt sein Kollege Batic skeptisch. „Mit Religion haben wir hier nichts zu tun“, behauptet er zunächst, als ein zweites Mordopfer auf einer Mülldeponie entdeckt wird. Doch die Realität ist komplexer. Die Suche nach dem Motiv führt die Ermittler in die Halbwelt eines noblen Etablissements, wo die Nacht in rötliches Licht getaucht ist und teure Anzüge im Morgengrauen diskret verschwinden.
Als ein dritter Mord geschieht, erkennt Leitmayr ein Muster: Alle Opfer – der Wiener Geschäftsmann Wolfgang Heindl, der Unternehmer Reinhardt Bode und der investigative Journalist Mathias Lang – hatten dasselbe Bordell besucht. Und alle starben auf dieselbe ungewöhnliche Weise: durch Kohlenmonoxidvergiftung. Die Ermittlung gleicht einem Puzzlespiel, bei dem jedes religiöse Symbol – eine Marienreliquie, biblische Tätowierungen – ein weiteres Teilchen bildet.
Die Münchner Straßen, in denen der Täter unterwegs ist, wirken wie ein Labyrinth aus Sünde und Buße. Leitmayr folgt den Spuren bis ins kirchliche Umfeld, wo das Beichtgeheimnis wie eine undurchdringliche Mauer die Wahrheit verbirgt. „Manche Dinge darf man nicht aussprechen“, erklärt ein junger Vikar mit gesenktem Blick.
Im Zuge der Ermittlungen lernt Leitmayr die Prostituierte Frances kennen. Ihre anfängliche Skepsis gegenüber der Polizei weicht einer unerwarteten Zuneigung. „Ihr seid nicht alle gleich“, gesteht sie dem Kommissar in einer Nacht, die die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen lässt. Was Leitmayr nicht ahnt: Der fanatische Mörder hat längst sein nächstes Ziel ausgewählt – und der Kommissar selbst steht ganz oben auf seiner Liste…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Gefallene Engel“ wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert und am 20. September 1998 erstmals ausgestrahlt. Für das Ermittlerduo Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) markierte der Film bereits den 20. gemeinsamen Fall. Regie führte Thomas Freundner, der mit sorgfältig komponierten Bildern die unheilvolle Atmosphäre der Geschichte einfängt.
Für besondere Authentizität sorgt der Auftritt des bayerischen Radiomoderators Arthur Dittlmann, der sich im Film selbst spielt. Auch die Schauspielerin Johanna Bittenbinder verkörpert sich selbst und bringt eine persönliche Erfahrung ein: Bei einer Theateraufführung mit religiösem Thema wurde sie tatsächlich von fanatischen Marienverehrern angegriffen – ein Vorfall, den Regisseur Freundner in die Handlung einfließen ließ.
Mit 7,44 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 22,03 Prozent für Das Erste war die Folge ein voller Erfolg. Beim Tatortblog erreichte die Episode Platz 90 von 911 möglichen Plätzen.
Bemerkenswert an der Produktion ist insbesondere die Besetzung des Täters mit Edgar Selge, der später in weiteren Tatort-Folgen wie „Altes Eisen“ (Köln) und „Machtlos“ (Berlin) brillieren sollte. In „Gefallene Engel“ ist er zwar häufig zu hören, aber bewusst selten im Bild zu sehen – eine Inszenierungsentscheidung, die die unheimliche Aura des von der Gesellschaft übersehenen Fanatikers verstärkt.
„Gefallene Engel“ – ein wirklich toller Münchner Tatort!
Dem kann ich nur zustimmen. Was ich ja interessant fand, das dieses mal ein Tatort war, wo die zerfressene Leiche gezeigt wurde.
Der Tatort mit der Nummer 397 aus München. Die beiden Hauptkommissare Batic und Leitmayr suchen einen Serienmörder, welcher schon von der Kirche wegen seiner überdurchschnittlichen Ansprüche ex-kommuniziert worden ist und um München herum sein Unwesen treibt. Die feine kriminalistische Kleinarbeit führt die beiden Mordermittler unter anderem in ein Nobel-Hobel und Leitmayr verguckt sich in eine Professionelle. Ja, tatsächlich und dieser Ausrutscher kostet ihm fast das Leben. Ein wirklich spannender Tatort-Psycho-Thriller aus anno 1998 mit einem fanatisch eingespielten Ermittlertrio, um den Hauptkommissar Menzinger, hier in einer tragenden Rolle, nicht zu vergessen. Sehenswerter Show-Down am Ende des Streifens und ein interessanter Ausblick in die auslaufenden 1998iger Jahre.
Super angenehmer Tatort aus München. Tolle Dialoge mit viel Humor erlockern die Story immer wieder. Eva Hassmanns Rücken weiß auch zu entzücken. Nice
Gestern zum ersten Mal gesehen. Solider klassischer Tatort, tolle Zeitreise in den Neunzigern. Klasse Ksmeraeinstellungen zeitweise. Sehr sehenswert!
Großartiger Tatort aus München mit dem Thema religiöser Fanatismus (damals noch katholisch). Schön, dass der buddhistisch gewordene Unterkommissar auch die absurden Seiten anderer Religionen in den Film einbringt. Und dass der fanatisch fromme Mörder bei Eva Hassmann schwach wurde, kann ich gut verstehen. Sie hat eine bemerkenswerte Ausstrahlung und Attraktivität.