Kurz und knapp – darum geht’s
Ein mysteriöser Fehdehandschuh und die Legende des Bernsteinzimmers: Herzog Georg von Sachsen-Gronau bittet die Kommissare Ehrlicher und Kain um Polizeischutz, weil er anonyme Morddrohungen erhalten hat. Die Ermittler nehmen die Sache nicht ernst – bis der Herzog und seine Frau tags darauf erschossen in ihrem Jeep an den sächsischen Elbauen aufgefunden werden. Was zunächst wie Selbstmord aussieht, entpuppt sich als raffinierter Doppelmord. Als die Kommissare den Spuren einer NS-Verschwörung folgen, die bis ins Polen der Nachwendezeit reicht, geraten sie selbst ins Fadenkreuz eines skrupellosen Killers… Wie alles ausgeht, ist am 31. Oktober 1999 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Fluch des Bernsteinzimmers“
Ein grauer Herbsttag in Dresden. Kommissar Ehrlicher blickt skeptisch auf den ungewöhnlichen Besucher, der in Begleitung eines jungen Anwalts vor seinem Schreibtisch steht. Herzog Georg von Sachsen-Gronau – Adel in der Amtsstube! Mit nervösen Fingern zieht der Herzog einen ledernen Handschuh aus seiner Tasche. „Das kam mit der Post“, erklärt er mit brüchiger Stimme. Ein mittelalterlicher Fehdehandschuh als Morddrohung – kaum zu glauben. Ehrlicher lächelt nachsichtig: „Der Adel ist zwar eine sterbende Klasse – aber doch nicht so!“
Der blattlose Oktober verzaubert die Elbauen in ein gespenstisches Aquarell, als ein Streifenwagen am nächsten Morgen durch den Nebel bricht. Im Schilf, halb verborgen zwischen kahlen Weiden: der schwarze Jeep des Herzogs. Der Tau auf den Fenstern ist zu Eis erstarrt, genau wie die Gesichter des Ehepaars von Sachsen-Gronau auf den Vordersitzen. Beide erschossen, beide mit dem gleichen überraschten Ausdruck. „Vielleicht doch besser Personenschutz“, murmelt Kain, während sein Kollege Ehrlicher schweigend Selbstvorwürfe wälzt.
Der vermeintliche Selbstmord wirft Fragen auf. Warum änderte der Herzog einen Tag vor seinem Tod sein Testament zugunsten seiner Tochter Mary? Und was sollte sie erben – Schulden? „Der Adelige hatte keinen Pfennig mehr“, behauptet Verwalter Ross, der als Erster die Leichen fand. Im düsteren Raucherzimmer des herrschaftlichen Anwesens fehlen plötzlich alte Fotos von den holzgetäfelten Wänden. Der Diener Bob, dessen Loyalität so tief sitzt wie seine Trauer, führt die Kommissare zu einer Truhe mit Beruhigungsmitteln – genau jene Substanz, die bei der Autopsie in überdosierter Menge nachgewiesen wurde.
Im MDR-Tatort „Fluch des Bernsteinzimmers“ führt die Spur zum sagenumwobenen Schatz, den die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg aus Sankt Petersburg raubte. Hat der Herzog tatsächlich das Versteck gefunden, wie er behauptete? Heinz Sur, ein verwitterter Mann mit besessenen Augen, sucht Hilfe bei seiner Ex-Frau Frederike – ausgerechnet jetzt die neue Partnerin von Ehrlicher. „Da sind Dokumente im Stollen“, flüstert Sur, „die einigen Leuten auch heute noch nicht gefallen dürften.“ Die Suche nach dem verschwundenen Bernstein führt schließlich über die Grenze nach Polen, wo ein altes Schloss im Nebel wie ein düsterer Wächter vergangener Zeiten steht.
Während sich die Fäden der Ermittlung zu einem undurchdringlichen Netz verstricken, wird einer der Verdächtigen nach dem anderen zum Opfer. Die Kommissare selbst entgehen nur knapp Mordanschlägen. Die Handschrift eines Profikillers wird erkennbar – aber wer zieht im Hintergrund die Fäden? Als Ehrlicher einen zerknitterten Briefumschlag mit Poststempel aus Südamerika entdeckt, dämmert ihm, dass die Spur zu einem Kriegsverbrecher führen könnte. Für die Wahrheit müssen die Ermittler tief in die dunkle deutsche Geschichte eintauchen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Fluch des Bernsteinzimmers“ ist die 426. Folge der Krimireihe und wurde vom MDR unter der Regie von Hans-Werner Honert produziert. Honert, der bereits mehrere Ehrlicher-Kain-Fälle inszenierte, zeichnete auch für das Drehbuch verantwortlich und ist der Schöpfer dieser beiden Ermittlerfiguren. Gedreht wurde vom Frühjahr bis Sommer 1999 in Leipzig und Dresden. Die atmosphärischen Nachtaufnahmen und Untertageszenen entstanden im sächsischen Zschorlau, in und um das Besucherbergwerk St. Anna am Freudenstein.
Besondere Bedeutung erlangt diese Episode in der Biografie des Kommissars Ehrlicher: Nach 20 Fällen kommt er zum ersten Mal in seiner Laufbahn in die Situation, einen Menschen erschießen zu müssen. Für die Fans der Serie markiert die Folge zudem einen weiteren Meilenstein: Annekathrin Bürger hat ihr Debüt als Frederike, die neue Partnerin an Ehrlichers Seite. Die renommierte Schauspielerin, seit 35 Jahren fest an der Berliner Volksbühne engagiert, spielt eine selbstbewusste Existenzgründerin, die einen Waschsalon mit Café betreibt.
Mit 8,07 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 24,0 Prozent erreichte der Film bei seiner Erstausstrahlung am 31. Oktober 1999 hervorragende Quoten. Die Verbindung realer historischer Ereignisse – der Raub des berühmten Bernsteinzimmers durch die Nationalsozialisten und dessen mysteriöses Verschwinden – mit einer fiktiven Kriminalhandlung sorgte für lebhafte Diskussionen. Nach der Ausstrahlung erhielt der MDR zahlreiche Zuschriften mit neuen Theorien zum Verbleib des legendären Kunstwerks, das trotz intensiver Suche bis heute verschollen bleibt.
Der Tatort Nummer 426 mit den Kommissaren Ehrlicher und Kain aus Dresden. Interessanter und spannender – ja – Tatort-Spielfilm über den Tod eines adeligen Ehepaares. Ehrlicher und Kain sind ja auch von der Mordkommission, da müssen die beiden alles in Betracht nehmen. Ruhiger und durchaus sehenswerter Tatort-Krimi.
Die scheussliche musikalische Untermalung passte perfekt zu diesem Tiefpunkt der Tatortserie.
Dieser Tatort mit der Nummer 426 aus Dresden und aus dem Jahr 1999 hat durchaus eine Wiederholungsphase verdient.
Meine Meinung vom 17.12.2015 halte ich.
Gibt es irgendeine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, um welche sagenhafte Villa es sich beim Wohnsitz von Sachsen-Gronau handelt? Ein Hinweis wäre sehr freundlich!
@Jakob Bundesbein
Die Frage kann ich beantworten: Von außen zu sehen ist das Rittergut Schloß Elstra in der Oberlausitz (Lessinggasse 7, 01920 Elstra), heute Sitz der Friedrich-Franz Prinz von Preußen Marketing-Consulting GmbH.
Desweiteren beansprucht auch Schloß Püchau (Schloßstraße 20, 04828 Machern/bei Wurzen, 25 km nordöstlich von Leipzig), Kulisse für den Bernsteinzimmer-Tatort geboten zu haben: Entsprechende Einträge finden sich auf deren Website, bei alleburgen.de und auch bei Wikipedia – vermutl. wurden dort die Innenaufnahmen gemacht; 21 Filme und Serien wurden an diesem Ort bislang gedreht.
Im SPIEGEL Nr. 17/1999 vom 25.04.1999 ist unter dem Titel „Glanz des Bernsteins“ zu lesen: „Die Drehorte des im Herbst zu sehenden Films von Hans-Werner Honert dürften bei Schatzsuchern Phantasien freisetzen: das Fasanenschloß an den Moritzburger Teichen, das geschichtsträchtige Schloß Püchau und ein altes Bergwerk bei Aue.“
Ein schöner Überblick über „Schlösser im Tatort“ findet sich hier:
sol.de/grossregion/krimi-drehorte-in-rheinland-pfalz-hier-wurde-schon-der-tatort-gedreht,501437.html
Als Krimi nicht allzu prickelnd, aber ich konnte mein historisches Wissen über das ‚Bernsteinzimmer‘ erweitern! 🧐🤓