Kurz und knapp – darum geht’s
Ein tödlicher Schuss durchbricht die Stille des Leipziger Umlandes: Bei einer Treibjagd wird der wohlhabende Immobilienbesitzer Lothar Sofsky mit einer Ladung Schrot niedergestreckt. Kommissare Bruno Ehrlicher und Kain ermitteln in einem Netz aus Existenzangst, Eifersucht und alten Feindschaften zwischen den Mitgliedern einer exklusiven Jägergemeinschaft. Als im Jagdrevier ein zweiter Mord geschieht, führt die Spur zu den Brüdern Dietz, zwischen denen offenbar noch eine Rechnung aus der Vergangenheit offen ist – doch als die Ermittler den wahren Täter stellen wollen, gerät plötzlich ein weiteres Leben in tödliche Gefahr…
Inhalt der Tatort-Folge „Waidmanns Heil“
Nebelschwaden ziehen über das feuchte Unterholz, während der frühe Morgen das Jagdrevier in ein dämmriges Licht taucht. Ein Schuss hallt durch den Wald, Vögel flattern aufgeschreckt davon. Was als gewöhnliche Treibjagd begann, endet für Lothar Sofsky tödlich – sein Körper, durchsiebt von Schrotkugeln, liegt regungslos im raschelnden Herbstlaub.
Hauptkommissar Bruno Ehrlicher betrachtet die Szene mit skeptischem Blick. Der erfahrene Ermittler spürt instinktiv, dass hier etwas nicht stimmt. Sein jüngerer Kollege Kain hingegen ist sichtlich elektrisiert – erst kürzlich hat er begonnen, für den Jagdschein zu lernen, eine neue Leidenschaft, die Ehrlicher mit unverhohlenem Befremden betrachtet. „Ich hab dich noch nie nach deinem Vornamen gefragt“, merkt Ehrlicher beim Studium der Unterlagen beiläufig an, „aber der reimt sich ja auf…“ – „Spar dir den Witz“, unterbricht ihn Kain trocken, „ich kenn ihn seit der Schulzeit.“ Wieder einmal zeigt sich die unausgesprochene Spannung zwischen dem älteren, bodenständigen Kommissar und seinem verschlossenen Kollegen.
Die Ermittlungen führen das ungleiche Duo in ein Dickicht menschlicher Abgründe. Da ist der Jagdpächter Gernot Dietz, dessen Existenz vom Opfer abhängig war und der nun um seine wirtschaftliche Zukunft fürchten muss. Sein Bruder Karsten, Wild-Großhändler und ebenfalls Teilnehmer der verhängnisvollen Jagd, macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Toten. Die Beziehungen zwischen den Brüdern gleichen einem Minenfeld – wie sich herausstellt, hat Gernot vor Jahren seinem jüngeren Bruder die Frau ausgespannt. In den Gesichtern der Jäger spiegelt sich das Misstrauen wie Sonnenlicht in den Läufen ihrer Gewehre.
Im „Lindenhof“, dem Stammlokal der Jägergemeinschaft, treffen die Kommissare auf die attraktive Kellnerin Simone Körner. Wie ein Lauffeuer hat sich in der kleinen Gemeinschaft die Nachricht verbreitet, dass sie eine Affäre mit dem Ermordeten hatte – während Sofskys Witwe Birgit bei der Befragung durch die Kommissare eine eisige Ruhe ausstrahlt, die einem Wintermorgen im Jagdrevier gleicht.
Die Fahndung nach dem Mörder gestaltet sich so tückisch wie die Suche nach einer Fährte im aufgeweichten Waldboden. Doch als ein zweiter Mord geschieht und der Stiefsohn von Gernot Dietz tot aufgefunden wird, erkennen Ehrlicher und Kain: Diese Jagd hat ein ganz anderes Ziel, als es zunächst den Anschein hatte…
Hinter den Kulissen
Der MDR-Tatort „Waidmanns Heil“ ist der 34. gemeinsame Fall des Leipziger Ermittlerduos Ehrlicher und Kain und wurde unter der Regie von Peter F. Bringmann produziert. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Andreas Pflüger, der bereits zuvor Erfahrungen mit den beiden Kommissaren bei der Tatort-Folge 471 „Totenmesse“ gesammelt hatte und in „Waidmanns Heil“ selbst einen Gastauftritt als Pfarrer übernahm.
In den Hauptrollen brillieren einmal mehr Peter Sodann als der bedächtige Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein zurückhaltender Kollege Kain. Zu den Gaststars der Produktion zählt Charakterdarsteller Christian Redl, der als dickschädeliger Jagdpächter Gernot Dietz überzeugt. Weitere Rollen übernahmen Thomas Sarbacher als Karsten Dietz, Isabella Jantz als Kellnerin Simone Körner und Antje Schmidt als Marion Dietz.
Erstmals ausgestrahlt wurde die Tatort-Folge 557 am 1. Februar 2004 im Ersten Programm der ARD und erreichte dabei beachtliche 7,61 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,20 Prozent entsprach. Besonders aufmerksame Zuschauer konnten in dieser Episode ein lange gehütetes Geheimnis lüften: Es wird erstmals erwähnt, dass sich Kains Vorname auf seinen Nachnamen reimt – eine Information, die seit der Einführung der Figur im Jahr 1991 sorgsam verborgen wurde. Die musikalische Untermalung der Episode sorgte für einen besonderen Moment, als Ehrlichers klingelndes Handy während eines Konzertbesuchs harmonisch in die eher gewöhnungsbedürftigen Klänge auf der Bühne einstimmte.
wer war denn nun der Täter? Ich bin am Ende eingeschlafen…
nichts gutes und nichts schlechtes! ein mittelmäßiger Tatort der aber trotzdem unterhaltsam ist! =)
Geschichte, Schauspieler, Szenografie sehr gut! Regie und Schnitt mittelmessig!
Hatte das Ende nicht mehr gucken können.
Wer war denn der Täter?
Der Tatort mit der Nummer 557 der nunmehr in Leipzig fungierenden Kommissaren Ehrlich und Kain. In einem Jagdrevier in der schönen Natur geschehen Morde, durchgeführt mit Schrott–äh Schrot, und die beiden Spitzenbeamten der Leipziger Mordkommission jagen–äh ermitteln. Tja, gucken kann man den, ich einmalig.
Wir hatten gestern großen Spaß! Mein Schwager ist in diesem Tatort zu sehen ? Ahnungslos und während seiner Arbeitzeit ist er im Hintergrund zu sehen. Herrlich!
Everytime when I see a Tatort from Leipzig I wonder: Waschcafé??? Gibt es so etwas?
Gestern im Nachtprogramm nach nunmehr 16 Jahren habe ich diesen TO das 1. mal gesehen. Einen actionreichen Krimi erwarte ich nicht – aber das passt auch gar nicht zum Charakter von Ehrlicher. Die Frage nach dem Täter löst sich erst allmählich in den letzten 15 Minuten auf – es bleibt also spannend.
Abschliessend: ein recht solider Tatort und besser als so mancher „neumodische Quark“ der vergangenen Monate
Ein spannender, etwas verwickelter Krimi mit einer guten Prise Humor. Erwartungen hinsichtlich des Täters werden enttäuscht, unterschiedliche Auffassungen über die Jagd bleiben nebeneinander bestehen. Kein politisch korrekter Stuß, keine „DDR“-Nostalgie, sondern angenehme und entspannende Abendunterhaltung. Alle Rollen sind trefflich besetzt. Davon hätte es mehr geben dürfen.
M.E. die beste TO-Folge des Teams Ehrlicher/Kain. Wohl auch deshalb, weil Christian Redl und Thomas Sarbacher (mit ihrem Aussehen vor 17 Jahren) sehr gute Schauspiel-Leistungen abrufen und auch teils verschroben (unzeitgemäß) klingenden Denkansichten Leben einhauchen. Aus meiner Sicht ein guter Einblick in die Welt der Waidmänner.
Für mich bedeutete Peter Sodann in seiner Rolle als Kommissar immer etwas Besonderes, er erinnert mich an das Denken und die Sprache meiner Zeit, als ich in den 60er und 70er Jahren groß wurde. Seine Lösungen der Fälle geschehen unaufgeregt, ohne Hysterie und ohne sich selbst geradezu pathologisch in den Mittelpunkt zu rücken. Das macht einen Unterschied zu vielen modernen Tatort-Produktionen und ist mir – wie gesagt – sympathisch. Die Folge selbst habe ich jetzt nach vielen Jahren neu gesehen, und mich haben neben der Besetzung (das ganze Ensemble) auch Drehbuch und die Gestaltung der Atmosphäre einer solchen Jägergesellschaft überzeugt. Wenn ich noch Sterne hier vergeben könnte, dann von mir alle fünf.
Da hat RBB heute – anlässlich des Todes von Peter Sodann – tatsächlich einen der authentischsten Ehrlicher-TOs ausgepackt: Mit Christian Redl und Thomas Sarbacher Top-Schauspieler und auch das Thema „Jagd“ ist m.E. gut umgesetzt. Dazu mit der hübschen Wirtstochter ein attraktiver Blickfang.
Ehrlicher ermittelte ja zuerst in Dresden (da spielte sein Sohn und dessen Bierlokal am Fluss öfters eine Nebenrolle), später in Leipzig. Zwar gefiel mir das Ambiente in den Dresden-Folgen besser, aber von den Leipzig-Folgen ist das wohl die beste.