Kurz und knapp – darum geht’s
Auf einem stillgelegten Industriegelände in Leipzig wird die Leiche einer ermordeten Frau entdeckt – ihre einzige Identifikation ist eine unscheinbare Anstecknadel mit den Initialen L.I.C. Die Kommissare Ehrlicher und Kain ermitteln in der Leipziger Immobilien Consulting, wo das Opfer Ricarda Nowak als aufstrebende Maklerin arbeitete und ein Verhältnis mit dem manipulativen Geschäftsführer Martin Forssell hatte. Als die Ermittler einen Sumpf aus Lügen, Betrug und Erpressung aufdecken, geraten sie in ein Netz aus toxischen Beziehungen und verborgenen Familiengeheimnissen, die bis in ein Marienstift zurückreichen…
Inhalt der Tatort-Folge „Feuertaufe“
Nebel wabert über dem verlassenen Industriegelände, als die Leipziger Kommissare Bruno Ehrlicher und Kain den Tatort betreten. Zwischen verfallenen Fabrikhallen liegt die Leiche einer Frau, deren Identität zunächst völlig im Dunkeln liegt. Nur eine kleine Anstecknadel mit den Initialen „L.I.C.“ gibt den ersten Hinweis auf die Herkunft des Opfers.
Die Buchstaben führen die Ermittler zur Leipziger Immobilien Consulting, einem Unternehmen, dessen kalte Glasfassade den eisigen Geschäftssinn im Inneren widerspiegelt. Hier regiert Martin Forssell mit suggestiven Motivationskursen über seine ausschließlich weiblichen Angestellten, die er wie Marionetten an unsichtbaren Fäden tanzen lässt. „Für mich gehen meine Frauen durchs Feuer“, erklärt er den Kommissaren mit einem selbstzufriedenen Lächeln, während sein Blick durch das Großraumbüro schweift.
Ehrlicher, der bodenständige Kommissar der alten Schule, wittert sofort, dass hinter der glänzenden Fassade des Immobilienimperiums etwas faul ist. Seine Ahnung bestätigt sich, als er unfreiwillig Zeuge eines erbitterten Streits zwischen Geschäftsführerin Carolin Beck und der ehrgeizigen Maklerin Sabine Gerber wird. Die Luft im Büro vibriert förmlich vor Spannung – ein Machtkampf ist im Gange, angeheizt von Forssell selbst.
Das Opfer Ricarda Nowak war die Favoritin in Sachen Neuabschlüsse und stellte alle anderen in den Schatten. „Sie war wie ein Raubtier, das seine Beute wittert“, beschreibt eine Kollegin die Verstorbene. Ehrlicher und Kain decken auf, dass Nowak ein Verhältnis mit Forssell hatte – eine Verbindung, die im L.I.C. offenbar zum ungeschriebenen Karrierebooster gehört.
Besonders bitter wird die Ermittlung für Ehrlicher, als er entdeckt, dass seine Freundin Frederike unwissentlich Opfer der betrügerischen Geschäftspraktiken der L.I.C. geworden ist. Was als routinemäßiger Mordfall begann, wird für den Kommissar zur persönlichen Angelegenheit. Die Grenze zwischen beruflichem und privatem Engagement verschwimmt zunehmend.
In einem verlassenen Lagerhaus finden die Ermittler Hinweise darauf, dass Ricarda Nowak in der Todesnacht zu einem romantischen Treffen aufgebrochen war. Verführerische Unterwäsche, ein Mobiltelefon mit einem letzten Anruf von Forssell – doch der hat für die Tatzeit ein wasserdichtes Alibi. Während Ehrlicher und Kain weiter im Dunstkreis der L.I.C. ermitteln, wird ein zweiter Leichenfund den Fall dramatisch verändern: Martin Forssell liegt tot auf seinem Liebeslager.
Ehrlicher spürt, dass zwischen Carolin Beck und Sabine Gerber ein dunkles Geheimnis liegt – eines, das über berufliche Rivalität hinausgeht. Der Weg führt die Kommissare schließlich zu einem Marienstift, wo eine Nonne ihnen Einblick in eine Vergangenheit gibt, die wie ein unsichtbares Band die Schicksale der Beteiligten verknüpft…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Feuertaufe“ ist der sechzehnte Fall der Leipziger Ermittler Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade). Die vom MDR produzierte Folge wurde unter der Regie des finnischen Filmemachers Hannu Salonen gedreht, das Drehbuch stammt von Andreas Pflüger. Beide Kreatoren sollten nach dieser Episode noch an weiteren Tatort-Produktionen mitwirken.
In der Besetzung glänzt vor allem Michael Mendl als charismatischer und manipulativer Firmenchef Martin Forssell. Kritiker lobten besonders seine Darstellung des moralisch fragwürdigen Charakters. Das Duell zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen Katrin Sass als Geschäftsführerin Carolin Beck und Maria Simon als aufstrebende Maklerin Sabine Gerber trägt maßgeblich zur eisigen Tonlage des Films bei.
Bei seiner Erstausstrahlung am 6. Februar 2005 erreichte „Feuertaufe“ als 588. Folge der Tatort-Reihe 7,92 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 20,90 Prozent entsprach. Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV Spielfilm lobten den Film als „prima gespielt und kurzweilig inszeniert“, während Rainer Tittelbach von tittelbach.tv besonders die Abkehr von der sonst für das Leipziger Team typischen „moralischen Keule“ hervorhob und den Film für seine spannenden Antagonisten würdigte.
Der Tatort Nummer 588 aus Leipzig mir den beiden Hauptkommissaren der Mordkommission Ehrlicher und Kain. Es wird ein Mörder gesucht und ermittelt wird in einer sektenähnlichen geführten Firma, ausschließlich mit Frauen besetzt, nur der Chef ist ein Master. Soll ja angeblich alles das aufkeimende Konkurrenzdenken beleben. Behäbiger Tatort-Fernsehfilm, für Fans von E und K bestens geeignet.
Warum können heutige Tatorte nicht mehr diese ehrliche und menschliche Natürlichkeit aufweisen, womit ich nicht sagen möchte, dass Morde natürlich sind, aber die Menschen hier sind aus dem Leben gegriffen. Heute ist alles irgendwie psycho, man weiß nicht, ob eher die Kriminellen oder die Kommissare in die therapeutische Betreuung, wenn nicht gelich in die Klappse gehören. Ich vermisse Peter Sodann, ein neuer Tatort-Kommissar seines Formates, wäre auch heute sogleich wieder Kult.
Hier treten als Gegenspielerinnen 2 ehem. PR-Kommissarinnen auf: Katrin Sass und Maria Simon.
Das hat – so wie einige der Ehrlicher-Folgen – m.E. einen gewissen ‚Retro‘-Reiz …
Den späteren TO-Kommissar aus dem Schwarzwald (Hans-Jochen Wagner) nicht zu vergessen.
Dieser sowie Katrin Sass spielen in dieser Folge Figuren, die ihrem üblichen Rollenbild entsprechen.
Maria Simon stellt hier jedoch eine recht interessante, wesentlich femininere Rolle als sonst dar: das steht ihr m.E. um Einiges besser.
Inhaltlich und optisch (weniger nachbearbeitet als andere Ehrlicher-Folgen?) ist diese Geschichte um einen Immobilien-Hai und dessen Vasallinnen jedoch m.E. relativ belanglos.