Kurz und knapp – darum geht’s
In Stuttgart schlägt ein Feuerteufel zu: Nach bereits zwei Brandstiftungen in den vergangenen Monaten wird nun beim dritten Brand ein Mann tot aufgefunden. Kommissar Ernst Bienzle übernimmt den Fall und erfährt schnell, dass der Tote rumänischer Abstammung ist – ein ehemaliger Mitarbeiter der Securitate, der zuletzt als brutaler Geldeintreiber für einen Bauunternehmer tätig war. Als die Untersuchungen zeigen, dass für die Brandstiftungen spezielles Fachwissen nötig war, richtet sich Bienzles Verdacht gegen die Feuerwehr selbst – und er stößt dabei auf ein erschütterndes Familiendrama…
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der Feuerteufel“
Nebel hängt über den nächtlichen Straßen Stuttgarts, als plötzlich Sirenengeheul die Stille zerreißt. In den letzten Monaten wurden bereits zwei Gebäude gezielt in Brand gesteckt. Nun folgt ein dritter Brand – und diesmal gibt es ein Todesopfer. Dieses Ereignis ruft Kommissar Ernst Bienzle auf den Plan, was bei den bereits ermittelnden Kollegen für Unmut sorgt. Stoisch wie immer lässt sich der schwäbische Ermittler davon nicht beeindrucken. „Des interessiert mi net“, murmelt er und geht unbeirrt seiner Arbeit nach.
Der Tote entpuppt sich als Josef Popescu, ein Mann rumänischer Abstammung mit zweifelhaftem Ruf. Bei der Securitate, dem gefürchteten rumänischen Geheimdienst, hatte er sich einen Namen gemacht. In Stuttgart arbeitete er als Geldeintreiber für einen Bauunternehmer – ein Job, bei dem er alles andere als sanftmütig vorging. Die nähere Untersuchung des Brandorts offenbart, dass die Feuer nicht von einem Laien gelegt wurden. Die doppelte Verpuffung, die der Täter inszenierte, zeugt von Professionalität und Fachwissen.
Wie ein einsamer Wolf schleicht Bienzle durch die verkohlten Überreste des Gebäudes. Das Knistern der noch warmen Balken und der beißende Geruch von verbranntem Holz begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Seine Aufmerksamkeit wird auf die Journalistin Rosita Ianescu gelenkt, die in der Nähe des Brandortes auftaucht. Was hat sie dort zu suchen? Sie gibt vor, an einer Recherche zu arbeiten, doch Bienzle wittert mehr dahinter.
Die Gerichtsmedizin bringt eine überraschende Erkenntnis: Der Mann ist nicht an den Brandverletzungen gestorben, sondern erlitt vorher einen Genickbruch. War der Brand nur ein Ablenkungsmanöver, um einen Mord zu vertuschen? Die Ermittlungen führen Bienzle und seinen Kollegen Gächter in die Kreise der Stuttgarter Feuerwehr, wo die Stimmung so explosiv ist wie Brandbeschleuniger.
Eine Spur führt zu dem Feuerwehrmann Frank Sobor, der nachweislich Streit mit dem Toten hatte. Doch bevor Bienzle ihn befragen kann, wird ein Feueralarm ausgelöst. Bei dem Einsatz wird Sobor leicht verletzt und kommt ins Krankenhaus. Die Befragung seines Kollegen und besten Freundes Paul Henzler entpuppt sich als Glücksgriff: Der Mann wirkt auffallend nervös.
Die Ermittlungen offenbaren, dass Henzler bei einem Bauunternehmer verschuldet ist – und ausgerechnet der tote Popescu hatte die Aufgabe, diese Schulden einzutreiben. Mit brutalen Methoden bedrohte er Henzlers Familie, bis seine Frau mit den Kindern zu ihren Eltern floh. Die Jagd nach dem Feuerteufel gleicht einem Tanz auf glühenden Kohlen, während sich die Hinweise verdichten und Bienzle einem düsteren Geheimnis auf die Spur kommt…
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „Bienzle und der Feuerteufel“ ist die 584. Episode der beliebten Krimireihe und zugleich der zwanzigste Fall des Stuttgarter Kommissars Ernst Bienzle. Die Dreharbeiten für die vom Südwestrundfunk produzierte Folge fanden vom 11. November bis zum 12. Dezember 2003 statt. Als Drehorte dienten Stuttgart, Karlsruhe und Baden-Baden.
In gewohnter Manier verkörperte Dietz Werner Steck den bedächtigen schwäbischen Ermittler Bienzle. An seiner Seite agierte Rüdiger Wandel als Kollege Gächter. In einer markanten Nebenrolle brillierte Ekaterina Medvedeva als rumänische Journalistin Rosita Ianescu. Die kreative Verantwortung lag bei Felix Huby und Dieter de Lazzer, die das Drehbuch verfassten, während Arend Agthe Regie führte.
Die Erstausstrahlung des Krimis erfolgte am 2. Januar 2005 im Ersten Deutschen Fernsehen und war somit der erste neue Tatort des Jahres 2005. Der Krimi erwies sich als Quotenerfolg: 7,67 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung, was einem beachtlichen Marktanteil von 20,8 Prozent entsprach.
Bei Kritikern fand die Folge Anklang, besonders hervorgehoben wurde das im Vergleich zu anderen Bienzle-Fällen etwas höhere Erzähltempo. Die interessant geflochtene Geschichte und die Charakterzeichnung des schwäbischen Kommissars, der sich von keiner Amtsperson einschüchtern lässt, wurden ebenfalls positiv bewertet. Nach der Ausstrahlung kursierten in Fankreisen Diskussionen über die moralischen Grautöne der Geschichte, die das klassische Täter-Opfer-Schema geschickt hinterfragte.
Spitzen-Tatort, ein echter Bienzle und spannend bis zum Schluss! Der Film schneidet nebenbei so viele gesellschaftliche Themen an (der wunderfitzige Vermieter, der ehrenkäsige Schwiegervater von der Alb, der überloyale Feuerwehrhauptmann, die Securitate-Verbrechen, dazu Bienzles Krach mit Hannelore wegen des vermeintlichen Ladendiebstahls) und trotzdem verzettelt sich der Film nicht und der Zuschauer behält den Überblick. Bienzles original-schwäbische Sprüche sind sowieso Kult.
An dieser Folge können sich heutige Drehbuchautoren ein Beispiel nehmen. Ein spannender Plot mit Gefühl und Tiefgang – gewürzt mit echt schwäbischem Humor. Bienzle in Bestform, die verschiedenen Charaktere super dargestellt. Danke für die Wiederholung.
Der Tatort Nummer 584 mit Hauptkommissar Bienzle in einer seiner stärksten Rollen. Von der Stuttgarter Mordkommission aus ermittelt er brilliant in einem Tatort-Fall von Brandbekämpfung, Tötungsdelikten und untergetauchten Ceausescu Leuten. Ein Thema für einen kompletten Tatort-Thriller, leider in diesem Tatort-Fernsehfilm überhäuft mit Füller. Regie führte der Agthe und die Kamera wieder Allgeier. Na denn. Kann man zweimal schauen, wenn nichts anderes im Äther erscheint.
Für einen Bienzle-TO eigentlich sehr action-reich! (weiters: mit einer sehr jungen Ulrike Tscharre)
Wie meistens bei Bienzle: „old school“, kann man sich durchaus ansehen …