Tatort Folge 645: Liebe am Nachmittag

Kurz und knapp – darum geht’s

Die Leiche des Versicherungskaufmanns Jost Brüggmann wird mit einer Schusswunde im Rhein gefunden – nur Stunden nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau Lene. Die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk verdächtigen schnell die Witwe, die sich in Widersprüche verstrickt und offenbar eine Affäre mit dem jungen Automechaniker Ahmet Turgut hat. Doch als die Ermittler entdecken, dass Ahmet und sein Kollege für einen Begleitservice arbeiten und auch die junge Türkin Fatma in den Fall verwickelt ist, geraten sie in ein komplexes Netz aus enttäuschter Liebe, Eifersucht und tödlichen Geheimnissen.

Inhalt der Tatort-Folge „Liebe am Nachmittag“

Frühnebel liegt über dem Rhein, als Fischer die Leiche eines Mannes aus dem kalten Wasser ziehen. Kommissar Max Ballauf steht fröstelnd am Ufer und betrachtet den toten Jost Brüggmann, einen 50-jährigen Versicherungskaufmann mit einer klaffenden Schusswunde. Die morgendliche Stille wird nur vom Plätschern des Wassers und dem Knistern der Funkgeräte durchbrochen.

Der Fall scheint zunächst eindeutig: Lene Brüggmann hatte kurz vor dem Tod ihres Mannes einen heftigen Streit mit ihm. Ballauf, selbst mit Eheproblemen kämpfend, projiziert seine eigenen Frustrationen auf den Fall und will die Schuld nur allzu schnell bei der Ehefrau suchen. „Das würde passen“, murmelt er seinem Kollegen Freddy Schenk zu, während sie durch die geschmackvoll eingerichtete Wohnung der Brüggmanns gehen, in der teure Erinnerungsstücke von einem gemeinsamen Leben zeugen, das längst zerbrochen scheint.

Bei der Vernehmung verstrickt sich Lene Brüggmann in Widersprüche. Ihre Freundin Michelle Vandenberg, elegant und unnahbar wie eine Sphinx, unterstützt ihre Aussagen, doch in ihren Augen liegt ein Geheimnis, das sie nicht preisgeben will. „Manchmal weiß man nicht, wem man noch vertrauen kann“, sagt sie kryptisch zu Ballauf, während sie ihn ungeniert mustert.

Die Spuren führen die Ermittler zu einer Oldtimer-Werkstatt, die von den Vandenbergs betrieben wird. Hier arbeitet Ahmet Turgut, ein attraktiver junger Mechaniker, der offenbar eine Affäre mit Lene Brüggmann hatte. Die Werkstatt gleicht einem Museum vergangener Zeiten – chromblitzende Oldtimer stehen wie schlafende Riesen in der hohen Halle, der Geruch von Öl und Metall hängt schwer in der Luft.

„Ich kenne diese Frau kaum“, behauptet Ahmet, doch Kontoauszüge belegen, dass Lene ihm beträchtliche Summen überwiesen hat. Hat sie für seine Liebe bezahlt? Und hatte sie ein Motiv, ihren Mann zu töten, um die hohe Lebensversicherungssumme zu kassieren und mit ihrem jungen Liebhaber ein neues Leben zu beginnen?

Die Ermittlungen führen Ballauf und Schenk auch zu der jungen Türkin Fatma Akinici, deren strenger Vater sie wie einen kostbaren Schatz bewacht. Die Begegnung mit dem Vater gleicht einem Tanz auf dünnem Eis – Schenk muss behutsam vorgehen, um nicht alle Türen zuzuschlagen. „Meine Tochter hat mit diesem Fall nichts zu tun“, beharrt der Vater mit eisiger Stimme, während Fatmas Augen Bände sprechen.

Die Wahrheit hinter dem eleganten Auftreten von Ahmet und seinem Kollegen Kalle Plöcker enthüllt sich langsam wie ein verborgenes Gemälde: Die beiden jungen Männer arbeiten nachts als Callboys für einen Begleitservice. Sie verkaufen Nähe und Zuneigung an einsame Frauen – darunter auch Lene Brüggmann und Michelle Vandenberg. Die Entdeckung wirft ein neues Licht auf den Fall, wie Sonnenstrahlen, die plötzlich durch graue Wolken brechen.

Ein anonymes Foto erreicht die Ermittler: Es zeigt Ahmet in der Mordnacht an Brüggmanns Auto. Der Fall scheint sich zu klären, doch bevor Schenk ihn erneut befragen kann, findet er Ahmet erstochen in seiner Wohnung vor – ein zweiter Mord, der wie ein Donnergrollen die bisherigen Theorien erschüttert. Die Jagd nach der Wahrheit wird zu einer Reise durch die Abgründe menschlicher Beziehungen, in denen käufliche Liebe und echte Gefühle untrennbar miteinander verwoben sind…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Liebe am Nachmittag“ wurde vom 19. April bis 22. Mai 2006 von der Colonia Media Filmproduktions GmbH in Bergisch Gladbach, Köln und Umgebung gedreht. Die Regie führte der bis dahin in Deutschland weitgehend unbekannte Schweizer Regisseur Manuel Flurin Hendry, der zuvor mit seinem rauen Polizeifilm „Strähl“ (2004) Aufmerksamkeit erregt hatte. Seine charakteristische Handschrift zeigt sich besonders in den kunstvollen Bildübergängen und Szenenwechseln.

In den Hauptrollen sind wie gewohnt Klaus J. Behrendt als Kommissar Max Ballauf und Dietmar Bär als Freddy Schenk zu sehen – es ist bereits ihr 35. gemeinsamer Fall. Die Besetzung wird ergänzt durch Angela Roy als verdächtige Witwe Lene Brüggmann, Jeanette Hain als mysteriöse Michelle Vandenberg, Erhan Emre als Ahmet Turgut sowie Pegah Ferydoni und Adnan Maral als Fatma und Mehmet Akinici. Interessanterweise spielten Ferydoni und Maral bereits in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ ein Vater-Tochter-Gespann. Zudem ist Ronald Zehrfeld, der später zu einem der bekanntesten deutschen Charakterdarsteller aufsteigen sollte, in einer seiner ersten Rollen zu sehen.

Bei der Erstausstrahlung am 5. November 2006 verfolgten 8,56 Millionen Zuschauer den Film, was einem Marktanteil von 22,1 Prozent für Das Erste entsprach – ein beachtlicher Erfolg. Kritiker lobten besonders Hendrys visuelle Gestaltung und die unkonventionellen Dialogszenen, in denen sich die Befragten mitunter ungefragt über die Dinge des Lebens auslassen.

Als kleines Detail für Fans: Schenks Dienstwagen ist in dieser Episode ein Range Rover (2. Serie, 1994–98) mit dem Kennzeichen K-PA 62. Nach der Ausstrahlung wurde in Fankreisen besonders über die ungewöhnliche, fast philosophische Herangehensweise an das Thema käufliche Liebe und die moralischen Abgründe der Figuren diskutiert.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Freddy Schenk – Dietmar Bär
Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Dr. Joseph Roth – Joe Bausch
Franziska Lüttgenjohann – Tessa Mittelstaedt
Michaelle Vandenberg – Jeanette Hain
Roman Vandenberg – Bernhard Schütz
Lene Brüggmann – Angela Roy
Frau Akinici – Meral Perin
Mehmet Akinci – Adnan Maral
Ahmet Turgut – Erhan Emre
Fatma Akinici – Pegah Ferydoni
Kalle Plöcker – Ronald Zehrfeld
u.a.

Stab

Drehbuch – Norbert Ehry
Regie – Manuel Flurin Hendry
Kamera – Peter Przybylski
Musik – Günter Illi

Bilder: WDR/Michael Böhme

10 Kommentare

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  1. vor 18 Jahren

    eine der besten folgen 2007!

  2. vor 10 Jahren

    Ziemlich konventioneller Whodunit, aber Behrendt und Bär waren das Einschalten wie immer allemal wert.

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 645 aus der Karnevalshochburg Köln. Der Titel klingt langweiliger, als sich dieser Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 2006 entwickelt, aber nicht wesentlich. Die beiden Mordermittler, Ballauf und Schenk, klären eine kleine Mordserie im Türken-Milieu auf, begangen von verschiedenen Tätern, jeweils mit ähnlich Motiven behaftet. Zuletzt kommt noch ein theatralischer Selbstmord hinzu, so dilettantisch geschehen und niedergeschrieben, wie der ganze Tatort-Streifen zu sein scheint. Für die beiden Hauptkommissare Ballauf und Schenk waren keine erkennbar aufwendige Maßnahmen erkennbar und wenn Lüttgenjohann und Roth nicht ab und an zu sehen gewesen wären, ich hätte fast gedacht, gleich kommt der alte Kleefisch um die Ecke. Peng und aus.

  4. vor 9 Jahren

    Verwirrender Tatort, dadurch spannend bis zum Schluss. Schade, dass am Schluss im Präsidium bei der Vernehmung im Schnelldurchlauf dann alle Tat-Zusammenhänge geklärt werden. Nach dem Motto, jetzt haben wir nur noch 2 min Zeit und müssen die Auflösung bringen. – Die Nebenhandlung mit Franziska ist doch immer wieder nett. – Das Mithören der Anbahnung hätte man ruhig noch etwas langatmiger gestalten können.

    Für Detailfreaks! Gleich am Anfang als die beiden Kommissare in ihre Büros gehen, kann man im Hintergrund im Flur sehen, wie eine Gruppe „Nonnen“ die Szene quert. Komische Besetzung für Statisten.

    Und, wieso im Präsidium gerade renoviert wird, hat mit der Handlung auch nichts zu tun.

    Und schließlich ein netter Spruch zum Merken. „Ich finde meine Mitte auch im Dunkeln!“

  5. vor 9 Jahren

    ich habe den Tatort auch geguckt gestern Abend und ich fand den auch sehr gut ich finde die Komisare aus Köln spielen auch sehr gut zu sehen und ich mag die beiden sehr gerne. mir tat Freddy Schenk sehr leid wegen seiner Frau aber ich fand das die beiden ihren Fall gelösst haben immer wieder stehen die beiden nach dem fall aufgeklärt haben an der Wurstbraterei und Trinken Kölsch und essen einen Currywurst zusammen von mir kriegen die beiden 20 Sterne

  6. vor 9 Jahren

    sehr schön gemacht

  7. vor 6 Jahren

    Ein traditioneller Tatort mit intressanter Story. Best Sonntagabend Unterhaltung.

  8. vor 3 Jahren

    Der Tatort aus Köln mit der Nummer 645 aus dem Jahr 2006 in Wiederholung am 24.05. in alter Besetzung. Ein „Muß“ für Erstseher und für Sympathisanten der Kölner Szene. Der WDR macht`s möglich.
    Die Meinung vom 05.06.2016 halte ich.

  9. vor 3 Jahren

    @Dirk: ich muss gestehen ich kenne diesen TO noch nicht, vertraue auf deine Meinung und seine ihn mir gleich an!

  10. vor 3 Jahren

    Ein wenig langatmig, mal wieder zu viel Privatleben und zu viele Probleme der Kommissare, und Hektik zum Ende, weil man vorher nicht in die Hufe kommt.
    Na ja, einmal sehen reicht.

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