Kurz und knapp – darum geht’s

Ein erschossener Polizist im Auto unter einer Brücke – der Kölner Tatort „Nachtgeflüster“ beginnt mit einem Schock für Max Ballauf und Freddy Schenk, die den Tod ihres Kollegen Martin Krauss aufklären müssen. Als sich während der Ermittlungen plötzlich ein unbekannter Anrufer in einer Radiosendung zu Wort meldet und den Mord gesteht, stehen die Kommissare vor einem Rätsel: Handelt es sich um einen Wichtigtuer oder tatsächlich um den Täter? Die Situation nimmt eine dramatische Wendung, als der mysteriöse Anrufer den Ermittlern die Tatwaffe zukommen lässt und ankündigt, erneut töten zu wollen – ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem Ballauf und Schenk in der Welt nächtlicher Radiogeheimnisse auf gefährliche Obsessionen stoßen…

Inhalt der Tatort-Folge „Nachtgeflüster“

Über der nächtlichen Skyline Kölns schweben die Radiowellen von „Melissas Nachtgeflüster“, während die Kommissare Ballauf und Schenk unter einer Brücke vor einem Auto stehen, in dem ihr Kollege Martin Krauss erschossen aufgefunden wurde. Das fahle Licht der Taschenlampen enthüllt schonungslos die Tragödie eines Lebens, das aus den Fugen geraten war.

„Hatte er nicht zwei Kinder?“, fragt Schenk, als sie vor dem Namensschild „Familie Krauss“ an der Wohnungstür des Opfers stehen. Die verstreuten Schnapsflaschen und die Einsamkeit der Zimmer erzählen die Geschichte eines Mannes, dessen Familie ihn verlassen hat. Ballauf, der selbst die Einsamkeit nur zu gut kennt, schweigt. Sein Blick verrät, dass ihn dieser Fall besonders trifft – ausgerechnet an seinem zehnjährigen Dienstjubiläum, das er am liebsten vergessen würde.

Die Stimme der Radiomoderatorin Melissa Morgenstern dringt durch die nächtliche Stadt, als sich plötzlich ein anonymer Anrufer meldet: „Ich habe den Polizisten umgebracht“, erklärt die verzerrte Stimme im Äther. „Einfach so.“ Das Mikrofon der Moderatorin wird dabei zur Bühne eines makabren Schauspiels, bei dem der Anrufer sich zu inszenieren versucht. „Und ich habe Angst, es wieder zu tun.“

„Spinner“, brummt Schenk, als er mit Ballauf im Radiostudio steht, wo die Neonröhren kalt und unbarmherzig leuchten. Die Kommissare folgen zunächst anderen Spuren: Warum war Krauss so tief in Schulden verstrickt? Seine Kollegin und Geliebte Rita Anspann weicht den Fragen aus. „Wir waren kurz davor, Schluss zu machen“, sagt sie mit gesenktem Blick. „Er war nicht mehr der gleiche, seit seine Frau ihn verlassen hat.“

Die Fahndung nach dem wahren Täter gleicht der Suche nach einer gut getarnten Spinne in ihrem Netz. Als ein Umschlag mit einem Schlüssel im Studio eintrifft, führt dieser die Ermittler zu einem Schließfach am Hauptbahnhof – darin die Dienstwaffe des getöteten Polizisten. „Scheiße“, murmelt Ballauf, „der Anrufer hat nicht geblufft.“

Während die schwarzen Regenwolken über Köln aufziehen und die Stadt in kühles Herbstlicht tauchen, entdecken die Kommissare die obsessive Verehrung des Radiomitarbeiters Hendrik Fuchs für die Moderatorin Melissa. „Sie ist die Einzige, die uns zuhört“, sagt er mit fiebrigem Blick. Seine kleine Wohnung gleicht einem Schrein für die Radiomoderatorin.

Als der Anrufer erneut in der Sendung verkündet, „es wieder getan zu haben“, und Melissas Kollegin schwer verletzt aufgefunden wird, verdichtet sich das Spinnennetz um die Moderatorin. „Wir müssen sie warnen!“, drängt Ballauf, doch es ist bereits zu spät – Fuchs hat Melissa längst in seine Gewalt gebracht und droht, mit ihr vom Dach des Studiogebäudes zu springen. Im kalten Wind, der über das Dach peitscht, entfaltet sich ein Psychodrama, das weit mehr offenbart als nur einen Mordfall…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Nachtgeflüster“ ist der 37. Fall des beliebten Kölner Ermittler-Duos Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Unter der Regie von Torsten C. Fischer wurde die Produktion des Westdeutschen Rundfunks vom 25. Oktober bis zum 25. November 2005 gedreht – zunächst unter dem Arbeitstitel „Dreh dich nicht um“. Als Drehorte dienten neben Köln und Umgebung auch das markante DLF-Funkhaus in Köln, wo die Außenaufnahmen des fiktiven Radiostudios entstanden.

In den Gastrollen brillierten Claudia Michelsen als intrigante Redakteurin Claudia, Oliver Bröcker als verliebter Radiomitarbeiter Hendrik Fuchs und Annika Kuhl, die der nächtlichen Radiomoderatorin Melissa Morgenstern eine geheimnisvolle Tiefe verlieh. Die Figur der Melissa erinnerte nicht zufällig an den bekannten Kölner Radiotalker Jürgen Domian – eine kleine Hommage an die regionale Radiokultur.

Bei der Erstausstrahlung am 7. Oktober 2007 im Ersten verfolgten 7,69 Millionen Zuschauer die 675. Tatort-Folge, was einem Marktanteil von beachtlichen 21,5 Prozent entsprach. Kritiker Rainer Tittelbach bescheinigte dem Film, ein „gelungener Jubiläums-Tatort“ zu sein, während die TV Spielfilm den Krimi mit „Origineller Fall, gut gelaunte Ermittler“ lobte.

Die Besonderheit dieser Folge liegt nicht nur in der ungewöhnlichen Verbindung von Mordfall und Radiowelt, sondern auch im Finale: Statt des üblichen Ausklinkens an der Imbissbude endet „Nachtgeflüster“ mit einer Überraschungsparty zu Ballaufs zehnjährigem Dienstjubiläum. Hier hat auch Anna Loos als ehemalige Assistentin Lissy Pütz einen Gastauftritt und singt für den Jubilar – ein seltener Moment der Freude in der sonst so düsteren Welt der Mordermittler. Eingefleischte Fans freuten sich zudem über Freddy Schenks Dienstwagen in dieser Folge: einen amerikanischen Oberklassewagen, einen Cadillac Sedan DeVille aus den 1980er Jahren mit dem Kennzeichen K-S 9.

Musik

Sonnendeck – Peter Licht
Love is a desaster – The Kills
The good ones – The Kills
I shot the Sheriff – Eric Clapton
In a manner of speaking – Sigur Ros
Flugufrelsarium – Sigur Ros
Lied gegen die Schwerkraft – Peter Licht
No wow – The Kills
Negatif – Benjamin Biolay
A forest – Nouvelle Vague
Svenfn-g englar – Sigur Ros

Besetzung

Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Freddy Schenk – Dietmar Bär
Staatsanwalt von Prinz – Christian Tasche
Dr. Joseph Roth – Joe Bausch
Claudia Völker – Claudia Michelsen
Lizzy – Anna Loos
Rita Anspann – Brigitte Zeh
Melissa Morgenstern – Annika Kuhl
Hendrik Fuchs – Oliver Bröcker
Hakan Simsek – Aykut Kayacik
Franziska Lüttgenjohann – Tessa Mittelstaedt
u.a.

Stab

Regie – Torsten C. Fischer
Buch – Stefan Cantz und Jan Hinter
Kamera – Hagen Bogdanski
Produktionsleitung – Rolf Schleitzer
Musik – Fabian Römer
Ausstattung – Frank Polosek
Schnitt – Bernd Schriever
Kostüm – Elisabeth Kraus
Redaktion – Helga Poche, Andrea Hanke

Bilder – WDR/Stratmann