Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Referatsleiter im Bundesgesundheitsministerium wird tot in seinem Büro aufgefunden – alles deutet zunächst auf Selbstmord hin, doch die Berliner Kommissare Till Ritter und Felix Stark stoßen bald auf Ungereimtheiten. Als sie erfahren, dass der Verstorbene kurz vor seinem Tod einen Fahrradkurier beauftragt hatte, der kurz darauf bei einem mysteriösen „Unfall“ schwer verletzt wurde, wittern die Ermittler einen Zusammenhang. Während ihrer Nachforschungen dringen Ritter und Stark immer tiefer in ein undurchsichtiges Netzwerk aus Pharmalobbyisten und Ministerialbeamten vor, ohne zu ahnen, dass sie damit ihr eigenes Leben in Gefahr bringen…
Inhalt der Tatort-Folge „Schleichendes Gift“
Mit leerem Blick starrt Julia Jansen im dämmrigen Licht des Ministeriumsflurs auf die Tür zum Büro ihres Chefs, hinter der soeben die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat. Das monotone Summen der Neonröhren über ihr vermischt sich mit dem gedämpften Rauschen des Berliner Herbstregens, der gegen die Fensterscheiben prasselt. Dr. Joseph Feinlein, Leiter des juristischen Referats und zuständig für Arzneimittelsicherheit, wurde hier tot aufgefunden – scheinbar ein Selbstmord.
„Ein Abschiedsbrief liegt auf dem Tisch – und Sie glauben trotzdem nicht, dass es Selbstmord war?“, fragt Kommissar Till Ritter skeptisch, als er und sein Kollege Felix Stark die schwer kranke Witwe Rebekka Feinlein in ihrer Wohnung aufsuchen. Die MS-Patientin, die im Rollstuhl sitzt, schüttelt entschieden den Kopf: „Mein Mann war Katholik. Er hätte niemals…“
Ritter und Stark – zwei Ermittler wie Tag und Nacht. Während der impulsive Ritter oft vorprescht und dabei seine Dienstvorschriften großzügig auslegt, agiert Stark bedächtiger, durchdachter. Ihre unterschiedlichen Herangehensweisen sorgen immer wieder für Reibung, doch in diesem Fall scheinen beide zu spüren, dass hinter dem vermeintlichen Selbstmord mehr steckt.
Als die Obduktion bestätigt, dass Feinlein durch eine Überdosis Nikotin vergiftet wurde, verstärkt sich der Verdacht auf Mord. Der Ministerialbeamte hatte Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium – warum sollte er dann Gift nehmen? Und wer hat den Abschiedsbrief gefaltet, wenn nicht Fingerabdrücke an den entscheidenden Stellen fehlen?
Die Ermittlungen gleichen der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, als Ritter und Stark im tristen Großraumbüro des Kurierdienstes „City-Pedal“ erfahren, dass der Fahrradkurier, der kurz vor Feinleins Tod bei ihm war, bei einem Unfall schwer verletzt wurde. Seine Tasche mit wichtigen Dokumenten ist verschwunden. Ein Zufall? Wohl kaum.
Im Krankenhaus, wo das rhythmische Piepen der Überwachungsgeräte die unheimliche Stille durchbricht, begegnet Ritter einem Mann, der sich verdächtig verhält und davonläuft. Im kalten Neonlicht der Flure jagt er ihm nach, verliert ihn jedoch in der Menschenmenge. Die Jagd nach der Wahrheit hat begonnen.
In der kühlen, nüchternen Atmosphäre des Ministeriums, wo Machtspiele hinter verschlossenen Türen stattfinden, stoßen die Kommissare auf undurchsichtige Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft. Dr. Siegens selbstsichere Haltung beim Mittagessen mit dem Pharmalobbyisten Dr. Böhler wirkt wie eine undurchdringliche Fassade. „Die Zusammenarbeit mit interessierten Kreisen ist völlig normal“, erklärt er den Beamten mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreicht.
Als der Kurier Mischka endlich aus dem Koma erwacht, führt seine Aussage die Ermittler zu dem investigativen Journalisten Hendrik Koch, der über korrupte Verbindungen zwischen Ministerium und Pharmaindustrie recherchiert. „Feinlein wollte aussteigen“, erklärt Koch den Kommissaren in einem Café, während draußen der Berliner Verkehr vorbeirauscht. „Er hatte eine Liste aller Ministeriumsmitarbeiter, die für die Pharmalobby arbeiten. Diese Liste sollte ich bekommen.“
Zwischen gläsernen Bürotürmen und grauen Regierungsgebäuden jagen Ritter und Stark einer Wahrheit hinterher, die mächtige Feinde hat. Sie ahnen nicht, dass sie dabei selbst ins Visier geraten – und dass der wahre Mörder ihnen näher ist, als sie denken…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Schleichendes Gift“ ist der 17. Fall des Berliner Ermittlerduos Till Ritter und Felix Stark, nachdem Dominic Raacke zuvor bereits sechs Fälle mit Stefan Jürgens als Hellmann gelöst hatte. Die Dreharbeiten fanden vom 28. April bis zum 29. Mai 2007 in der Hauptstadt Berlin statt, deren moderne Regierungsviertel und Bürokomplexe die perfekte Kulisse für die Geschichte um Lobbyismus und Korruption bildeten.
Neben den Hauptdarstellern Dominic Raacke als Till Ritter und Boris Aljinovic als Felix Stark glänzte der Film mit einem hochkarätigen Ensemble: Anja Kling übernahm die Rolle der undurchsichtigen Referentin Julia Jansen, Corinna Kirchhoff spielte die MS-kranke Witwe Rebekka Feinlein, und Jürgen Tarrach brillierte als investigativer Journalist Hendrik Koch. Ergänzt wurde der Cast durch Tina Engel als resolute Schwägerin Maria Abt und Jule Böwe als Kurier-Disponentin Marielle.
Regie führte Uwe Janson nach einem Drehbuch von Thomas Kirchner, der mit „Schleichendes Gift“ ein brisantes politisches Thema aufgriff: den Einfluss der Pharmaindustrie auf politische Entscheidungsprozesse. Die RBB-Filmressort-Leiterin Rosemarie Wintgen betonte damals die gesellschaftliche Relevanz des Stoffs: „Wir haben diesen spannenden Stoff angepackt, weil dafür einfach die richtige Zeit war.“
Bei der Erstausstrahlung am 9. Dezember 2007 erzielte der Film mit 7,51 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 20,80 Prozent – ein beachtlicher Erfolg für die 682. Folge der langlebigen Krimireihe. Kritiker lobten besonders die stilsichere Inszenierung Jansons, die aus dem klassischen Whodunit einen „ästhetisch stimmigen Film“ machte, in dem „pompöse High-Tech-Fassaden und postmoderne Optiken“ nicht zum Selbstzweck wurden, sondern das Thema und das Milieu reflektierten.
Spannender und unterhaltsamer Berlin-Tatort über Lobbyisten
sehr heikles thema, gut umgesetzt. hut ab das man sich an an soviel tabu-themen herangewagt hat!! hat mir sehr gut gefallen.
Der Tatort mit der Nummer 682 aus der Bundeshauptstadt Berlin. Die Hauptkommissare Ritter und Stark ermitteln in einem sehr sensiblen Bereich und müssen den Mord an einem hohen Beamten des Bundesgesundheitsministeriums klären, gestorben an einer Überdosis Nikotin. Ein interessanter und wachrüttelnder Tatort-Thriller um die Machenschaften von Interessenverbänden und ihren langen Finger. Die Ausnutzung von todkranken Menschen zum Zwecke der eigenen Gewinnerweiterung ist nur eines der widerwärtigen Themen in diesem packenden Tatort-Krimi, welcher auch in der Wiederholung sehr sehenswert ist. Schade das die beiden Tatort-Kommissare nur noch in älteren Folgen auf dem Bildschirm zu sehen sind.
Ein guter Tatort von 2007 über Lobbyisten im Bundestag (Gesundheitsrefom),
packende Story und immer noch aktuell. Gute Kommissare, kann ich nur empfehlen.
Bin auch der Meinung: Schlecht recherchierter Tatort. Die Krankheit MS wird lächerlich dargestellt. Hat mir die Laune beim Zugucken versaut.
Spannend, interessantes Milieu, die Berliner Ministerialbürokratie samt emsiger Lobbyisten, überzeugend die Kommissare samt der Berliner Kodderschnautze im Trio, dem es immer wieder listenreich gelingt, die Aufmerksamkeit des Chefs von heikelen Themen abzulenken.