Tatort Folge 705: Liebeswirren

Kurz und knapp – darum geht’s

In München wird der Fotograf Fritz Alt tot auf einer Baustelle aufgefunden – seine Halsschlagader durchtrennt durch eine Glasscheibe. Die Ermittlungen führen die Kommissare Batic und Leitmayr in die Schwulenszene der bayerischen Metropole, wo das Opfer ein bewegtes Liebesleben führte. Zwischen dem eifersüchtigen Ex-Liebhaber und einem heimlichen Geliebten, der ein bürgerliches Doppelleben als Familienvater führt, verfolgen die Beamten eine Spur nach der anderen. Als die Ermittler in einen mysteriösen Online-Chatroom eintauchen, geraten sie immer tiefer in ein Netz aus Leidenschaft, Verzweiflung und tödlichen Geheimnissen…

Inhalt der Tatort-Folge „Liebeswirren“

Verkatert erwacht Kommissar Ivo Batic neben einer ihm kaum bekannten Frau, während über München der Tag anbricht. Ein One-Night-Stand, der peinlicher nicht sein könnte, denn wie sich später herausstellt, ist die Dame ausgerechnet Diana Sommerfeld von der Sitte – eine Kollegin, die sein Team beim nächsten Fall unterstützen soll. Und zu allem Überfluss musste die Nacht für Batic auch noch in einem persönlichen Fiasko enden, wie er später seinem Partner Leitmayr gesteht.

Doch für Scham bleibt keine Zeit. Auf einer unwirtlichen Baustelle liegt die Leiche des Fotografen Fritz Alt. Die Spurensicherung findet ihn in einer Lache geronnenen Blutes, die Halsschlagader und Stimmbänder durchtrennt durch eine Glasscheibe, auf die er bei seinem tödlichen Sturz fiel. „Das ging schnell“, murmelt der Pathologe am Tatort, „höchstens eine Minute bis zum Verbluten.“

Der Fall führt die sonst so abgeklärten Ermittler in ungewohntes Terrain: die Münchner Schwulenszene. Im „Gordy’s“, einer Szenebar am Gärtnerplatz, erinnert sich der Barkeeper Ringo noch genau an den letzten Abend des Opfers. „Er wartete auf jemanden, den er Gerd nannte“, berichtet er. „Aber dann kam nur sein Ex vorbei und machte Riesentheater.“ Dieser Ex, Ralf Kleinmann, wird schnell zum Hauptverdächtigen. Nicht nur, weil er Alt mit einer Kamera aus seiner Wohnung heraus überwachte, sondern auch weil seine Fingerabdrücke am Hals des Opfers gefunden werden.

Die akribische Suche in Alts Wohnung gleicht einem Puzzle mit zahlreichen fehlenden Teilen. Während Leitmayr methodisch Beweise sichert, entdeckt Batic auf dem Computer des Opfers ein Chatprogramm mit verschlüsselten Nachrichten. „Kannst du mir sagen, was diese Codes bedeuten?“, fragt er Sommerfeld, die sich mit der Szene besser auskennt. Die sonst so souveränen Kommissare wirken angesichts dieser neuen Welt verunsichert. Besonders als sie herausfinden, dass Alt ein Verhältnis mit Gerd Weißenbach hatte – einem scheinbar biederen Familienvater mit Frau und zwei Kindern.

Die Doppelleben der Verdächtigen spiegeln sich in der herbstlichen Stadt wider. Tagsüber präsentiert sich München in geschäftigem Trubel, doch nachts zeigt die Stadt ihr anderes Gesicht: schummrige Bars, in denen diskrete Begegnungen stattfinden; Computerbildschirme, auf denen anonyme Chatpartner ihre wahren Sehnsüchte offenbaren. „Ist Liebe Zufall oder Schicksal?“, lautet die letzte Nachricht, die Alt vor seinem Tod schrieb.

In einem verzweifelten Versuch, den Täter zu überführen, wagen sich Batic und Leitmayr in einen Szene-Club, geben sich als schwules Pärchen aus. Die flackernden Neonlichter tauchen ihre Gesichter in unwirkliches Blau, während die Bässe der Musik ihre Unterhaltungen verschlucken. Hier stellen sie Kleinmann, der gerade dabei ist, zu fliehen. „Ich habe ihn nicht umgebracht!“, schreit er über die Musik hinweg. „Aber ich weiß, wer es war!“

Seine überraschende Aussage führt die Ermittler zurück zu Familie Weißenbach, wo unter der Fassade bürgerlicher Normalität Abgründe lauern. Als Batic und Leitmayr schließlich über den Chatroom eine Falle stellen, ahnen sie noch nicht, welche tragische Wahrheit hinter dem Tod des Fotografen steckt…

Hinter den Kulissen

„Liebeswirren“ markiert einen besonderen Meilenstein in der Geschichte des Münchner Tatorts: Es ist der 50. Fall für das Ermittlerduo Ivo Batic und Franz Leitmayr, gespielt von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Nach 17 Jahren gemeinsamer Bildschirmpräsenz bewiesen die beiden mit diesem Fall erneut, warum sie zu den beliebtesten Tatort-Teams zählen.

Unter der Regie von Tobias Ineichen entstand ein Film, der nicht nur als Krimi funktioniert, sondern auch als sensibles Gesellschaftsporträt. Besonders hervorzuheben ist die Besetzung von Gerd Weißenbach mit Christoph Waltz, der kurz nach den Dreharbeiten durch Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ seinen internationalen Durchbruch feiern sollte und später zwei Oscars gewann. In weiteren Rollen glänzen Jan Messutat als verzweifelter Ex-Liebhaber Ralf Kleinmann sowie Anne Diemer als Kommissarin Diana Sommerfeld.

Gedreht wurde an verschiedenen Originalschauplätzen in München. Besonders authentisch wirken die Szenen im legendären „New York Club“ (Heute NY.Club), einem der ältesten Schwulenclubs Deutschlands, der Anfang der 1980er Jahre eröffnet wurde und mittlerweile an dieser Adresse nicht mehr existiert.

Die Erstausstrahlung am 28. September 2008 im Ersten erreichte 7,12 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 21,2 Prozent – eine beachtliche Quote, die den anhaltenden Erfolg des Münchner Tatort-Teams unterstreicht. Die Kritiken lobten besonders die einfühlsame Darstellung des Milieus ohne Klischees und die komplexe Charakterzeichnung. Der Film gilt als einer der überdurchschnittlichen Krimis des Jahres 2008, der neben dem spannenden Fall auch die emotionalen Zwischentöne nicht vernachlässigt.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Kriminalhauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Hauptkommissarin Diana Sommerfeld – Anne Diemer
Gerd Weißenbach – Christoph Waltz
Carla Weißenbach – Susanne Schäfer
Werner Weißenbach – Joel Basman
Frieda Weißenbach – Lena Dörrie
Fritz Alt – Andreas Renell
Ralf Kleinmann – Jan Messutat
Ringo – Mark Kuhn
Tim – Franz Dinda
Tom – Oliver Bürgin
Otto – Marco Bretscher-Coschignano
Trainer – Michael Stange
Bruno – Stefan Wilkening
Taxifahrer – Thomas Ibel
Tätowierter – Jan Deichmann

Stab

Drehbuch – Christian Limmer
Regie – Tobias Ineichen
Kamera – Martin Fuhrer
Musik – Fabian Römer

15 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    Guten Tag, in dem Tatort vom 28.9.08 (Liebeswirren) spielte in der Schwulendisco 2-3 Musikstücke im Hintergrund. Können Sie mir helfen wer und von wem diese waren. Vielen Dank im voraus Ihr Tatortfan Detlef Balitzki !

  2. Jan
    vor 17 Jahren

    Würde mal auf Sparks oder Erasure tippen.

  3. vor 16 Jahren

    Servus,
    ich hab mich sehr auf den 50. Münchner gefreut und bin nicht entteucht worden, er war einfach super gut gemacht und habe oft gelacht, denn ich konnte nicht anders als mir meinen Vatter in dieser Schwulendisco vorzustellen !!! :-))

    LG Laura ♥

    PS: Ein wirklich würdiges Jubiläum !!!!

  4. vox
    vor 12 Jahren

    Die Münchner sind die Besten!

  5. vor 12 Jahren

    Liebe Tatort Fans,

    Weiß jemand, ob dieser TO mit Audiodiskreption ist?
    Viele Grüße
    Dumpfbacke2000

  6. vor 11 Jahren

    Hab mich kaputt gelacht :) sehr gute Unterhaltung!!

  7. vor 10 Jahren

    Hallochen!!!
    Hat jetzt schon jemand heraus bekommen von wem die Musik war?
    Liebe Grüße Diva

  8. vor 10 Jahren

    Ich bin nur mal schnell durchgeflutscht – Bewertung folgt ;-) Bei ca. 1.01h laufen die Sparks – When I Kiss You (I Hear Charlie Parker Playing). Hört sich nach Extended Remix-Version an.

  9. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 705 mit den beiden Allround-Talenten von der Münchener Mordkommission. Hauptkommissar Batic und Hauptkommissar Leitmayr ermitteln, da langjährig als Team und Hütchenspieler zusammengeschweißt, als Paar in der homosexuellen Szene von München. Und da geht es heißer zu, als zum Beispiel in der Kölner. Und man gibt alles, um den Mörder an einen homophil veranlagten Menschen zu erhaschen. Starke Typen, muskulös und durchtrainiert. Man fühlt sich fast geborgen. Der Schluß durchaus überraschend. Erneut sehenswert, wer es sich antun möchte. Ehrlich.

  10. vor 9 Jahren

    Detlef B. schrieb am 30.09.2008 um 12:38 Uhr:
    Guten Tag, in dem Tatort vom 28.9.08 (Liebeswirren) spielte in der Schwulendisco 2-3 Musikstücke im Hintergrund. Können Sie mir helfen wer und von wem diese waren. Vielen Dank im voraus Ihr Tatortfan Detlef Balitzki !

    Hallo Detlef Balitzki,

    als ebenfalls Tatortfan bzw. Tatort-Krimitante :) habe ich am 28.10.2015
    auch diesen Tatort mit dem Titel „Liebeswirren“ gesehen. :Y: *spitzenmäßig*
    Und ich fand den einen Song, der in der Schwulen-Disco lief, besonders schön. So schön, dass ich mich auf dessen Suche begab.
    Und ich wurde auch fündig:

    „www.Musik – 705. TATORT – Liebeswirren – Tatort-Fundus“

    Anklicken.
    Und dort ist er als 4. Titel dann ganz unten zu sehen:
    Titel: „Hear no evil, see no evil, speak no evil“
    Interpret: „Sparks“

    Auch jetzt beim Tippen läuft er bei mir via Internet als Hintergrundmusik *weil so schön* :lv:

    Die anderen Songs waren:
    > Titel: „I idolize you“ von Interpretin: „Lizz Wright“
    > Titel: „Er gehört zu mir“ von Interpretin: „Marianne Rosenberg“
    > Titel: „When I kiss you“ von Interpret: „Sparks“

    Und wieder mal ein Problemchen weniger *weil gelöst* :)

    Ein lieber
    von cebe21 :)

  11. vor 9 Jahren

    Diva59 schrieb am 17.11.2014 um 21:37 Uhr:
    Hallochen!!!
    Hat jetzt schon jemand heraus bekommen von wem die Musik war?
    Liebe Grüße Diva

    Hallo Diva,

    ich wurde fündig:
    „www.Musik – 705. TATORT – Liebeswirren – Tatort-Fundus“

    Anklicken.
    Und dort sind die 4 gespielten Musik-Titel zu sehen:
    > 1. Titel: „I idolize you“ von Interpretin: „Lizz Wright“
    > 2. Titel: „Er gehört zu mir“ von Interpretin: „Marianne Rosenberg“
    > 3. Titel: „When I kiss you“ von Interpret: „Sparks“
    > 4. Titel: „Hear no evil, see no evil, speak no evil“ von Interpret: „Sparks“

    Und wieder mal ein Problemchen weniger *weil gelöst* :)

    Ein lieber
    von cebe21 :)

  12. vor 5 Jahren

    Ziemlich guter Tatort der klassischen Art, obwohl mir nach zwanzig Minuten klar war, wer als Mörder am ehesten in Frage kommt. Herausragende Musikauswahl, darum 5 Sterne!!

  13. vor 5 Jahren

    Toll! Ein durchweg unterhaltsamer Tatort ohne Längen, das ganze Konstrukt um den Fall herum war erfrischend aufgebaut. Und viel Situationskomik!
    Besonders die Konstellationen Batic/Tim und Leitmayr/Sommerfeld fand ich großartig!

  14. vor 5 Jahren

    Herrlich! Toller Krimi; habe herrlich gelacht! Bravo!

  15. vor 9 Monaten

    Schöner, klassischer Tatort mit den damals erst teilergrauten „Silberrücken“.
    Besonders herrlich: Ivo und Franz auf der Tanzfläche in der Schwulenbar. So übel schlecht getanzt und deshalb so lustig und gut! Wunderbar! 4 Piccolöchen von mir.

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