Tatort Folge 718: Schwarzer Peter

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine verstümmelte Leiche treibt in der Weißen Elster – der Tote ist Unternehmer Peter Schneider, ein Mann, der seine Familie und Angestellten tyrannisierte und sich mit Geld und Geschenken die fehlende Anerkennung erkaufte. Die Leipziger Kommissare Eva Saalfeld und Andreas Keppler stoßen auf eine lange Liste von Verdächtigen: ein entlassener Mitarbeiter mit Alkoholproblemen, ein ambitionierter Stellvertreter und nicht zuletzt Schneiders traumatisierte Familienmitglieder. Als die Ermittler hinter die Fassade einer scheinbar intakten Familie blicken, entdecken sie ein Netz aus Angst, Hass und jahrelanger Gewalt, das sie auf eine erschütternde Spur führt…

Inhalt der Tatort-Folge „Schwarzer Peter“

Grauer Himmel über Leipzig. Das kalte Wasser der Weißen Elster umspült eine Leiche, die von einer erschrockenen Familie bei ihrer Ruderpartie entdeckt wird. Die gerichtsmedizinische Untersuchung offenbart Grausames: Dem Toten wurden postmortal die Beine mit einer Axt abgetrennt und ein Ring vom Finger entfernt – was auf enorme Kraft oder grenzenlose Wut hindeutet.

Kommissarin Eva Saalfeld steht im Wohnzimmer der Witwe Gitta Schneider und beobachtet irritiert deren nahezu teilnahmslose Reaktion auf die Todesnachricht. Die Frau wirkt entrückt, beinahe wie eine Außenstehende im eigenen Haus. „Ich habe auf ihn gewartet“, sagt sie nur leise, „er war auf Geschäftsreise.“ Es scheint, als habe Gitta die Tragweite der Mitteilung nicht begriffen.

Saalfeld und ihr Kollege Keppler arbeiten seit einiger Zeit zusammen, doch die Vergangenheit als geschiedenes Ehepaar schwebt wie ein unsichtbarer Schatten über ihnen. Während Keppler mit seiner direkten, manchmal ruppigen Art ermittelt, setzt Saalfeld auf Einfühlung. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen erzeugen Spannungen, gerade in einem Fall, der so viel emotionale Abgründe offenbart.

„Mein Vater hat uns nur angeschrien und geschlagen“, offenbart Ivonne, eine der Töchter des Toten, als die Kommissare sie befragen. Wie ein Mosaik aus zerbrochenen Scherben setzt sich für die Ermittler das Bild eines Tyrannen zusammen – eines Mannes, der Menschen manipulierte und kontrollierte.

Die Liste der Verdächtigen gleicht einem Personenregister, das aus einem zerstörerischen Leben entstanden ist: Siegbert Finster, ein entlassener Mitarbeiter mit Alkoholproblemen, der am Todestag randalierend am Grundstückszaun des Opfers gesehen wurde. Christian Bensen, der Stellvertreter und „Ziehsohn“ des Toten, der nun die Firma übernimmt. Und nicht zuletzt die eigene Familie – die Ehefrau Gitta, der Sohn Michael und die Töchter Ivonne und Susanne.

„Er war ein Macher“, beschreibt Bensen seinen Chef, „er hat die Firma nach der Wende fast im Alleingang aufgebaut.“ Doch hinter der Fassade des erfolgreichen Geschäftsmanns verbirgt sich ein völlig anderes Bild. Wie ein eisiger Wind ziehen Angst und Kontrolle durch die Räume seines Hauses.

Besonders erschütternd wird es für Saalfeld, als sie Susanne Kuhnert, die jüngste Tochter des Opfers, besucht. Die junge Frau lebt in einer gewalttätigen Ehe – ein Spiegelbild des Elternhauses, als hätte sich das Gift der Vergangenheit in die nächste Generation fortgesetzt. Als die Kommissarin später Susanne schwer misshandelt in ihrer Küche findet, wird der Fall für sie persönlich. „Gewalt vererbt sich“, erklärt sie Keppler in einem seltenen Moment der Nähe zwischen den Ex-Eheleuten, „sie frisst sich durch die Generationen.“

Nach einem Selbstmordversuch Gitta Schneiders führt die Spur der Ermittler schließlich zu einem speziellen Knoten – demselben Knoten, mit dem die Hände des Opfers gefesselt waren. Wie schmutzige Geheimnisse, die ans Licht streben, verdichten sich die Hinweise. Als wäre jeder Teil des Falls ein Stück eines Kartenspiels – und jemand hat den Schwarzen Peter gezogen…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Schwarzer Peter“ wurde vom 4. Juni bis zum 2. Juli 2008 in Leipzig und Umgebung gedreht. Die Produktion erfolgte im Auftrag des MDR durch Saxonia Media als vierter gemeinsamer Fall für das Leipziger Ermittlerteam Saalfeld und Keppler.

In den Hauptrollen glänzen Simone Thomalla als Eva Saalfeld und Martin Wuttke als Andreas Keppler. Zu den herausragenden Gaststars zählen Suzanne von Borsody als Gitta Schneider, Pierre Besson als Christian Bensen, Chiara Schoras als Susanne Kuhnert und Thomas Huber als Rüdiger Kuhnert.

Regie führte Christine Hartmann, die bereits zum vierten Mal für die Tatort-Reihe Regie führte. Das Drehbuch verfasste Katrin Bühlig, die zuvor mit dem Frankfurter Tatort „Unter uns“ bereits einen kritisch gefeierten Krimi zum Thema Gewalt in der Familie geschrieben hatte. Für ihr Skript verwendete sie Zitate aus dem Zeit-Dossier „Die Mörderin“ von Sabine Rückert.

Bei seiner Erstausstrahlung am 18. Januar 2009 erreichte „Schwarzer Peter“ beeindruckende 8,7 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 23,6 Prozent für Das Erste. In der werberelevanten Gruppe der 14–49-jährigen Zuschauer wurden 2,78 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 17,9% erzielt.

Im Film erklingt der Titel „Sea of Love“, eine melancholische Interpretation von Cat Power, die in starkem Kontrast zur düsteren Familientragödie steht und dadurch eine besondere emotionale Tiefe erzeugt. Kritiker lobten besonders die schauspielerischen Leistungen von Suzanne von Borsody und Chiara Schoras, die mit ihrem Spiel „an der Schmerzgrenze“ überzeugen konnten, sowie die beklemmend realistische Darstellung häuslicher Gewalt.

Videos zur Produktion

ARD Trailer


Besetzung

Hauptkommissarin Eva Saalfeld – Simone Thomalla
Hauptkommissar Andreas Keppler – Martin Wuttke
Susanne Kuhnert – Chiara Schoras
Gitta Schneider – Suzanne von Borsody
Christian Bensen – Pierre Besson
Rüdiger Kuhnert – Thomas Huber
Ivonne Schneider – Sandra Borgmann
Lina Kuhnert – Layla Laberny
Michael Schneider – Joram Voelklein
Frau Hönig – Heidrun Bartholomäus
Siegbert Finster – Hans Uwe Bauer
Rieka Cordes – Nadja Becker
Lukas Saalfeld – Julian Gutmann
Kriminaltechniker Wolfgang Menzel – Maxim Mehmet
Evas Mutter Inge Saalfeld – Swetlana Schönfeld
Rechtsmediziner Johannes Striesow – André Röhner
u.a.

Stab

Drehbuch – Katrin Bühlig
Regie – Christine Hartmann
Kamera – Alexander Fischerkoesen
Musik – Ludwig Eckmann

Bilder: MDR/Saxonia Media/Junghans

18 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Hi, wer weiß denn, von wem der Schlusssong im Tatort Schwarzer Peter gesungen wurde? Bin für jeden Tipp dankbar, Gruß

  2. A.
    vor 16 Jahren

    Hallo,
    weiß jemand von wem das Lied ganz am Ende ist?!

  3. vor 16 Jahren

    kann mir jemand sagen, von wem der song im abspann war? danke! lg

  4. vor 16 Jahren

    wenn ich mich nicht irre: catpower

  5. vor 16 Jahren

    Oh man, waren das noch Zeiten mit Ehrlicher und Kain! Hier soll offensichtlich fehlernder Esprit und Witz durch ein Tabuthema kaschiert werden. Wer hat eigentlich dieses seltsame Ermittlerpärchen kreiert? Also, an Peter Sodann und Bernd Michael Lade reichen Fr. Thomalla und der Andere (Name weiss ich jetzt nicht) um Längen nicht heran!

    Und: Wer hat eigentlich die Bienzle Nachfolger verbrochen?

    Bei denen beiden ist wirklich nichts mehr, was an Stuttgart erinnert! Ohne Bienzle ist der SDR-Tatort austausch- und in jede andere deutsche Stadt transportierbar geworden! Wollen wir das?

  6. vor 16 Jahren

    Cat Power „Sea of Love“ von dem Album „The Covers Record“. Gern geschehen!

  7. vor 16 Jahren

    Eine Schande für die Serie Tatort

  8. vor 13 Jahren

    Die Saalfeld passt einfach nicht in den Tatort.

  9. vor 13 Jahren

    Ich kann mir nicht helfen, ich hab jetzt erst zwei von den Saalfeld-Keppler-Tartorten gesehen, aber irgendwie haben die was. Das zu geißelnde Sozialthema allerdings – na ja, da muss man halt durch.

  10. vor 12 Jahren

    Auwahh!!
    Was für eine grottenschlechte Story! Bin ja echt Fan der Tatort Reihe, aber nach einer halben Stunde dachte ich mir, „da müssen Weiber Buch und Regie geführt haben!“. Prompt wars so! Einzige Action war das Verprügeln der Ehefrau vom bösen bösen Ehemann! Sorry, aber die beiden Weiber die das insziniert haben sollten mal mit ihrem Männerhass, bzw Trauma klar kommen! Weiber haltet inne!

  11. vor 12 Jahren

    In Regie und Drehbuch eine Meisterleistung – wahnsinnig gut gespielt und gedreht. Respekt! Daß es kein typischer Tatort ist – klar! Aber als Film über häusliche Gewalt irre gut !!!

  12. vor 12 Jahren

    ich mag die Thomalla einfach im Tatort sehen… es gibt bessere und authentischere Schauspieler…..

  13. vor 12 Jahren

    sorry, ich meinte, ich mag die Thomalla NICHT im Tatort sehen

  14. vor 11 Jahren

    Top Tatort, perfekt umgesetztes Theam zu häuslicher Gewalt. Die Schauspieler sind alle 1A! Auch Frau Thomalla spielt genial. Eines der besten Filme aus der Tatort Reihe.

  15. vor 11 Jahren

    Ich muß für das Duo Saalfeld/Keppler mal eine Lanze brechen. Diese Folge fand ich hervorragend, die Story geht unter die Haut. Vor allem wird das Thema von den Schauspielern bestens umgesetzt.

  16. vor 10 Jahren

    Der Tatort 718 mit den immer gerne gesehenen Hauptkommissaren Saalfeld und Keppler aus Leipzig. Leider sind die nur noch in der Wiederholung zu sehen. Dieser Fernseh-Thriller handelt um die Abgründe der menschlichen Seele. Häusliche Gewalt und Tierquälerei. Der Unmensch musste für beides büßen, wurde gemordet, gesetzlich und menschlich ebenfalls nicht korrekt. Trotz der tragischen Handlung des Fernsehfilms, nicht gerade einer der besten Filme dieses Ermittler-Duos, welches sich gegenseitig Schützenhilfe gegeben hat. Die Entfernung der Beine an dem Körper des tyrannischen Mordopfers könnte man sicherlich auch anderweitig interpretieren. Ehrlich. Kameraführung durch Fischerkoesen.

  17. vor 9 Jahren

    Ich fand die Folge damals super. Sie war spannend und toll gespielt.
    Es ist schade, dass die Beiden nicht mehr ermitteln, ich habe sie gerne gesehen. Die letzten Tatort Folgen in 2015 haben mir z.B. gar nicht mehr gefallen. Wenn sich da nicht was ändert, dann werde ich bald meine Sonntagabend wieder anders verbringen als mit dem Tatort…

  18. vor 7 Jahren

    Der Comicladen war absolut das letzte, Digi- und Pokemon Hefte und ein paar Asterix, warscheinlich alles in der nächsten Bahnhofsbuchhandlung gekauft die garantiert ein besseres Sortiment hat. (facepalm)

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