Kurz und knapp – darum geht’s
Die zehnjährige Stefanie Wolf verschwindet spurlos auf dem Weg zur Schule – für ihre Stiefmutter Roswitha zunächst nur ein weiterer Streich des schwierigen Kindes. Als jedoch Stefanies Schulranzen bei einem Stadtstreicher gefunden wird und kurz darauf ihre Leiche entdeckt wird, beginnen Kommissar Lutz und sein Assistent Wagner zu ermitteln. Die Untersuchungen führen tief in die zerrütteten Familienverhältnisse der Wolfs, wo Stefanie zwischen Vater und Stiefmutter ein gefährliches Spiel treibt. Als die Ermittler feststellen, dass das Mädchen an einer Überdosis Schmerzmittel starb und die vorbestrafte Stiefmutter in Verdacht gerät, führt eine überraschende Entdeckung in Stefanies Zimmer zu einer erschütternden Wahrheit.
Inhalt der Tatort-Folge „Kein Kinderspiel“
Kommissar Eugen Lutz starrt auf den kleinen, verlassenen Schulranzen im grauen Polizeirevier. Draußen prasselt Regen gegen die Fensterscheiben, während das Telefon schrillt und die Nachricht überbringt, die niemand hören wollte: Die Leiche der zehnjährigen Stefanie Wolf wurde gefunden. Das Kind, das erst vor kurzem als vermisst gemeldet wurde, liegt nun leblos am Straßenrand – notdürftig versteckt und mit eindeutigen Spuren von Gewalt.
Lutz, der erfahrene Hauptkommissar mit den müden Augen und dem scharfen Verstand, nimmt die Ermittlungen auf. Seine Arbeit gleicht einem Balanceakt auf dünnem Eis – er muss den Fall lösen, ohne weitere Wunden in der bereits zerrütteten Familie Wolf aufzureißen. Sein Assistent Wagner steht ihm zur Seite, akribisch und besonnen, ein notwendiges Gegengewicht zu Lutz‘ manchmal ungestümer Art. Gemeinsam befragen sie zunächst den festgenommenen Stadtstreicher Aulich, der mit Stefanies Schulranzen gesehen wurde. „Den Ranzen habe ich auf der Müllkippe gefunden“, behauptet er mit verzweifelter Stimme, „das Mädchen habe ich nie gesehen.“ Die Ermittlungen in seinem Fall führen ins Leere, als sein Alibi überraschend standhält.
Das Elternhaus der Wolfs gleicht einem Minenfeld zwischenmenschlicher Spannungen. Rainer Wolf, der Vater, der seine Tochter vergöttert und mit Geschenken überhäuft, steht fassungslos im Wohnzimmer, während Roswitha, die Stiefmutter, seltsam gefasst bleibt. „Stefanie hatte es nie leicht mit mir“, gibt sie mit leiser Stimme zu, während der Regen an die Fensterscheiben trommelt. Die Beziehung zwischen Stefanie und ihrer Stiefmutter war wie ein ständiges Tauziehen um die Gunst des Vaters – ein Spiel, das jetzt ein tödliches Ende gefunden hat.
Als Lutz eine verdächtige Decke im Kofferraum von Roswithas Auto entdeckt und herausfindet, dass sie als ehemalige Krankenschwester wegen Morphiumdiebstahls vorbestraft ist, verdichten sich die Indizien. Die Schlinge zieht sich um Roswithas Hals wie ein unsichtbares Band, während sie ihrem Mann gegenüber von Stefanies angeblichem Selbstmord spricht. „Ich fand sie tot vor“, flüstert sie, „und hatte Angst vor deinen Vorwürfen.“
Die Wohnung der Wolfs wirkt wie ein Museum der Abwesenheit – Stefanies Zimmer steht unberührt da, mit Spielsachen auf dem Boden und Geheimnissen in den Schubladen. Als Lutz dort auf den Nachbarsjungen Olaf stößt, der durch das Küchenfenster eingestiegen ist, öffnet sich eine neue Tür zu Stefanies Geheimnis. „Ich wollte nur das Gift für mein Meerschweinchen holen“, gesteht der Junge ängstlich. Gemeinsam entdecken sie Stefanies Versteck – ein verborgenes Tagebuch und eine Sammlung gehorteter Pillen, die wie stumme Zeugen des wahren Dramas erscheinen, das sich in dieser zerrütteten Familie abgespielt hat.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Kein Kinderspiel“ wurde vom Süddeutschen Rundfunk (SDR) produziert und in Heilbronn gedreht. Als 108. Folge der renommierten Krimireihe markierte sie den zehnten Fall für den beliebten Kommissar Eugen Lutz, eindrucksvoll verkörpert vom Schauspieler Werner Schumacher. An seiner Seite ermittelte Frank Strecker als Assistent Wagner. In den Rollen der tragischen Familienmitglieder brillierten Darsteller, die dem komplexen Familiendrama die nötige emotionale Tiefe verliehen.
Die Erstausstrahlung am 13. Januar 1980 im Ersten Programm der ARD erwies sich als voller Erfolg: 19,05 Millionen Zuschauer schalteten ein, was einem beeindruckenden Marktanteil von 53 Prozent entsprach. Die für damalige Verhältnisse außergewöhnlich hohe Einschaltquote unterstreicht die Beliebtheit der Tatort-Reihe in den frühen 1980er Jahren.
Die Folge „Kein Kinderspiel“ stach vor allem durch ihre psychologische Tiefe und die einfühlsame Darstellung eines Familiendramas hervor. Statt auf spektakuläre Action zu setzen, konzentrierte sich die Handlung auf die komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen und die tragischen Konsequenzen gestörter Familiendynamiken. Das gesellschaftlich brisante Thema der Patchwork-Familien und die damit verbundenen Herausforderungen waren im Fernsehen der späten 1970er Jahre noch vergleichsweise selten zu sehen.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die sensible Inszenierung des schwierigen Themas gelobt, obwohl einige Kritiker die fehlende Spannung und die teils klischeehaften Charakterzeichnungen bemängelten. Trotz dieser gemischten Rezeption bleibt „Kein Kinderspiel“ ein bemerkenswertes Zeitdokument, das die gesellschaftlichen Verhältnisse und familiären Herausforderungen der damaligen Zeit authentisch widerspiegelt.
Der Tatort Nummer 108 aus Stuttgart. Der Hauptkommissar Lutz von der Mordkommission übernahm den Fall eines verschwundenen zehnjährigen Mädchens, gegen den Einwand seines Assistenten Wagner und ermittelte kurze Zeit später wegen eines Tötungsdeliktes. Die angebliche fehlende Spannung und aufgezeigte phlegmatische Handlung, begründen geradezu den packenden Inhalt und die Szenerie in diesem hervorragenden Tatort-Krimifilm, welcher sich den sehr tragischen Tod eines Kindes zum Thema nahm. Wo wird heute noch derart gedreht? Sehr sehenswert. In Nebenrollen sind u.a. der spätere Hauptkommissar Bienzle zu sehen, als Laborant und der Hauptkommissar Liersdahl verwandelte sich zum Staatsanwalt.
Wiedermal ein guter Lutz Tatort. Regie Theo Mezger da kann ja nichts schief gehen. Sehr guter Fall hat mich selbst sehr berührt. Klasse
Zweieinhalb Jahre später finde ich den Tatort „Kein Kinderspiel“ immer noch spitze. Von Anfang an spannend. Lutz und Wagner harmonisieren wirklich gut mit einander und Hassel ist auch Mal wieder dabei. Ein Tatort aus Heilbronn. Spitze
Es ist immer dasselbe Spiel: Das SWR tut sich sehr schwer mit den Ausstrahlungen der alten Tatort-Serien.
Diese Folge gehört dazu
Das SWR bildet hier eine unrühmliche Ausnahme.
Beispiel: Die Wiederausstrahlung der Folge “ Finderlohn“ nach erst 20 Jahren.
Da es keine Mitschnittmöglichkeit mehr beim SWR gibt, sollte hier mehr Rücksicht auf die Fernsehzuschauer genommen werden, denn die Gebühren sind ja gerade nicht niedrig
Hallo, ich interessiere mich für Drehorte. Wer kann mir sagen, wo die Familie Wolf gewohnt hat?
Ich bin großer Tatort-Fan und wohne in Heilbronn.
Wer kann mir die Drehorte dieser Folge nennen, wo befindet sich insbesondere das Wohnhaus der Familie Wolf?
Das Kind ist selbst nach heutigen Standards ziemlich abgebrüht. Ein guter Krimi, bei dem es wirklich keine Gewinner gibt.