Kurz und knapp – darum geht’s
In Berlins pulsierender Partyszene macht eine synthetische Droge namens „Heaven“ die Runde, als plötzlich ihr Hersteller tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Die Kommissare Ritter und Stark werden mit dem Fall betraut und erhalten Unterstützung von Drogenfahnderin Melissa Mainhard – einer Frau, die ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Der Computer des Toten mit der wertvollen Rezeptur ist verschwunden, und schnell gerät ein junger Mann ins Visier der Ermittler, der eine überraschende Verbindung zu Mainhards rebellischer Tochter hat. Als die Kommissare schließlich Melissas tragisches Schicksal entdecken, erkennen sie, dass hinter dem Mordfall ein viel tieferer Abgrund verborgen liegt, der die Grenzen zwischen Recht und Gerechtigkeit verschwimmen lässt…
Inhalt der Tatort-Folge „Dinge, die noch zu tun sind“
Blasse Neonlichter spiegeln sich in feuchten Berliner Straßen, während nachtschwärmende Jugendliche in Clubs verschwinden, auf der Suche nach dem nächsten Kick. In dieser Welt der künstlichen Euphorie liegt Christoph Gerhard tot in seiner Wohnung – Überdosis. Sein Computer mit der Formel für die neuartige Designerdroge „Heaven“, die als harmloses Haarfärbemittel getarnt im Internet verkauft wird, ist verschwunden.
Die Kommissare Till Ritter und Felix Stark bilden ein ungleiches Gespann: Der großgewachsene Ritter folgt kompromisslos seinem Gerechtigkeitssinn und seiner Intuition, während der kleinere Stark mit analytischer Präzision vorgeht und die Bürokratie des Polizeialltags routiniert bewältigt. „Da stimmt was nicht“, murmelt Ritter, als sie die Wohnung des Toten inspizieren, die wie ein improvisiertes Labor aussieht. „Kein Chemiker hinterlässt seine Arbeit so chaotisch.“
Unterstützt werden sie von Melissa Mainhard, einer erfahrenen Drogenfahnderin, deren Gesicht wie eine Maske wirkt – professionell, unnahbar. Hinter dieser Fassade verbirgt sich eine Frau, die einen täglichen Drahtseilakt zwischen ihrer Arbeit und dem Leben als alleinerziehende Mutter zweier Teenager-Töchter vollführt. Was keiner weiß: Nach einem Schwächeanfall im Präsidium klebt Melissa heimlich ein Morphiumpflaster auf ihre Haut. Der Krebs in ihrem Körper hat das letzte Stadium erreicht.
Die Suche nach dem Täter gestaltet sich wie ein Vorstoß in einen Ameisenhaufen – jede Spur führt zu weiteren Verdächtigen. Da ist Gerhards Geschäftspartner Dirk Regler, der verdächtige Geldtransfers zu Konten auf den Kanalinseln tätigt. Der Drogenkurier Ivo Kaminski, der in zwielichtigen Clubs unterwegs ist. Und schließlich der junge Tom Hartmann, der plötzlich über auffällig viel Geld verfügt und als Letzter am Tatort gesehen wurde.
Als Melissas ältere Tochter Anny eines Abends spät nach Hause kommt, liegt ein süßlicher Geruch in der Luft, der Melissa sofort alarmiert. Die Bilder einer verlorenen Jugend blitzen wie stroboskopartige Lichter vor ihrem inneren Auge auf. „Bist du high?“, fragt sie Anny mit beunruhigender Ruhe. Die Entdeckung, dass Anny ausgerechnet mit Tom Hartmann liiert ist, trifft Melissa wie ein Schlag. Die Welten der Ermittlung und ihres Privatlebens prallen mit zerstörerischer Wucht aufeinander.
Die nächtliche Berliner Skyline scheint die Geheimnisse der Stadt zu bewahren, während Ritter und Stark in einem Netz aus Halbwahrheiten navigieren. Nach der Verhaftung des Hauptverdächtigen Tom folgt ein zweiter Todesfall: Ivo Kaminski wird mit einer Überdosis „Heaven“ aufgefunden. Ist es möglich, dass es zwei Mörder gibt? Oder steht hinter allem ein viel raffinierterer Plan?
Zwischenzeitlich entwickelt Ritter eine tiefe Zuneigung zu der geheimnisvollen Melissa. In einer nächtlichen Szene stehen sie sich im spärlich beleuchteten Flur ihrer Wohnung gegenüber, keine Worte sind nötig. Die Stille zwischen ihnen ist erfüllt von unausgesprochenen Möglichkeiten und dem Wissen um ihre Vergänglichkeit.
Als Melissa mit ihren Töchtern nachts ins Freibad geht – ein weiterer Punkt auf ihrer Liste von Dingen, die noch zu erledigen sind – wird sie fast vom Wasser verschluckt. Ein plötzlicher Schwächeanfall enthüllt ihr Geheimnis. „Mama, was ist los mit dir?“, fragt Noe mit zitternder Stimme, während das Chlorwasser um sie herum wie Tränen schimmert.
Die Ermittlungen führen schließlich zu Heiner Schädlich, dem Anwalt von Gerhards Geschäftspartner, als Käufer der gestohlenen Drogenrezeptur. Doch bevor Ritter und Stark ihn zur Rechenschaft ziehen können, entdecken sie eine Verbindung, die alle Beteiligten in ein neues Licht rückt – und sie vor eine moralische Entscheidung stellt, die weit über die Grenzen ihrer polizeilichen Pflichten hinausgeht…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Dinge, die noch zu tun sind“ ist eine Produktion der Wiedemann & Berg Television im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und der ARD Degeto für Das Erste. Die Dreharbeiten fanden vom 12. Juni bis zum 11. Juli 2012 in Berlin statt. Die Erstausstrahlung erfolgte am 18. November 2012 im Ersten Deutschen Fernsehen.
Für Dominic Raacke handelte es sich um seinen 33. Fall als Hauptkommissar Till Ritter, für seinen Kollegen Boris Aljinovic war es bereits der 27. Einsatz als Felix Stark. In der Rolle der Melissa Mainhard überzeugte Ina Weisse, die für ihre intensive Darstellung einer todkranken Frau von Kritikern hochgelobt wurde. Die junge Johanna Ingelfinger spielte ihre rebellische Tochter Anny, während Leonard Carow als deren Freund Tom Hartmann zu sehen war. In weiteren Rollen glänzten Barnaby Metschurat als Dirk Regler, Gerdy Zint als Ivo Kaminski und Stephan Grossmann als Heiner Schädlich.
Regie führte Claudia Garde, die bereits sieben „Tatort“-Folgen inszeniert hatte, darunter einen Kölner, zwei Hamburger und vier Kieler Tatorte. Das Drehbuch stammt von Jörg Tensing nach einer Idee von Natja Brunckhorst – jener Schauspielerin, die 1981 die Rolle der drogenabhängigen Christiane F. in dem Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ verkörpert hatte.
Dieser „Tatort“ bildete den Auftakt der ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“, die vom 17. bis zum 23. November 2012 stattfand. Mit einer Einschaltquote von 8,41 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 22 Prozent erreichte der Film ein beachtliches Publikum. In Österreich schalteten 545.000 Zuschauer ein, was einem Marktanteil von 16 Prozent entsprach.
Die von Uta Maria Torp gesprochene Audiodeskription des Films wurde 2013 für den deutschen Hörfilmpreis in der Kategorie Fernsehen nominiert. Nach der Ausstrahlung sorgte besonders das unkonventionelle Ende für Diskussionen unter den Zuschauern – viele waren überrascht von der moralischen Ambivalenz, mit der die Ermittler in diesem Fall konfrontiert wurden.
Lieber Herr Drehbuchautor,
können Sie sich mal etwas anderes ausdenken als Kommissare, die kontinuierlich an Problempartner geraten?
Mittlerweile ist diese Nummer doch echt mal ausgelutscht!
Wenn es nicht Fall-involvierte Personen sind, dann sind es die kurz darauf an Krankheit Sterbenden oder die Unfallopfer etc.
Dieser dramaturgische Handgriff scheint wohl zum berufsbezogenen Standardrepertoire zu gehören.
Einfach nur nervtötend!
Gefühlsduselei gepaart mit der Propagierung eines rechtsfreien Raums für Selbstjustiz. Zum Kotzen!
Welcher track läuft da, als Tom in der Schutzwohnung tanzt und er die musik leiser stellen soll? THX
Ach du dickes Ei.
Haarsträubende Story bei der eine unlogische Szene der nächsten folgt (Verfolgungsjagd von Tom, die offenen Drogenlabore, Szenen auf dem Basketballfeld, usw …). Dazu der total nervende gefühlte 80% der Folge auschmachende Handlungsstrang der ach so bemittleidungswerten, alleinerziehenden Mutter. Nach dem 2.Mord war klar, dass Melissa Mainhard die Täterin sein musste. Aber halb so schlimm sie hat ja nochmal ne Woche Urlaub bevor Sie verhaftet wird. Zeitverschwendung
..Na wer war es denn nun?..
Die letzte Szene habe ich nicht verstanden, was bedeutet die Nachricht auf dem AB, dass RA Schädlich nicht mehr lebt? Wer hat ihn denn umgebracht? Er sich selbst, weil sein GoodGuy Image dahin war?
Also das Mit dem Ende ist so: die Frau hat doch so eine liste gehabt und nachdem sie den Namen „schädlich“ durchgestrichen hat kam die Nachricht von seinem Tod im Radio. Sie hat es doch noch geschafft ihn zu ermorden. Trotzdem ein komischer Film sowie komisches Ende, wenn ihr mich fragt….
Schade, da hat es für den lieben Herrn Ritter wieder nicht geklappt. Muss der sich immer die falschen aussuchen?
Die Herren aus Berlin haben mir an sich gut gefallen und auch die Unterstützung aus dem Drogendezernat war mal ganz nett. Etwas doof fand ich, dass die Vorschau etwas viel verraten hat und es ziemlich bald auf der Hand lag, wer hier der Täter ist. Das vorläufige Ende war zwar ungewöhnlich und auch überraschend aber das spannenste war doch die letzte Szene.
Will jetzt für alle dies noch sehen wollen nichts verraten also Achtung!:
Da lassen die Jungs sie laufen und die kanns nicht lassen und nietet den Rechtsanwalt auch noch um! Wie schon erwähnt war es ja nicht allzu überraschend wer es am Ende war. Nur das Motiv – das habe ich nicht verstanden..
Dennoch interessant, dass schon wenige Sekunden nach dieser (verwerflichen) polizeilichen Entscheidung die Retour-Kutsche einfährt. Man darf gespannt sein, ob das in einem kommenden Fall nochmal aufkommt.
War nicht einer der besten Tatorte – eher solides Mittelfeld.
Also ich freue mich jetzt schon auf die Münsterer kommenden Sonntag!
Gibt das jetzt ein Disziplinarverfahren gegen Ritter und Stark wegen des Endes ?
Trotz einiger Klischees und Ungereimheiten ein unterhaltsamer TATORT.
Habe den Eindruck dass die Drehbuchautoren alleine einen Tatort schreiben und die Arbeit abgeben und nicht mit einen Team es durchgehen und verbessern. Wie viel ein Drehbuchautor verdient würde mich interessieren. Vielleicht wäre es eine gute Idee wen verschiedene Personen ein Verein gründen und mit Studenten die Regie studieren zusammen Krimis schreiben und die Arbeiten der verantwortlichen von Tatort schicken. Wen es die Tatort verantwortlichen das Drehbuch nicht wollen dann an anderen Firmen schicken. So 90 % Krimi sollte schon sein in einem Krimi. Die heutigen Krimis haben manchmal 50 % Krimiinhalt und 50 % Privatleben von Kommissar.
Hä?
Hab ich was verpasst? Bei mir hat die Mainhard nichts durchgestrichen und bei mir lief auch keine Meldung im Radio?!
ja, du hast etwas verpasst. etwas genauer aufpassen, denn nachdem sie die kinder zum aufbruch in den urlaub antrieb hat sie sehr wohl den letzten namen auf der liste durchgestrichen und den zettel danach entsorgt.
es handelte sich übrigens auch nicht um eine meldung im radio, sondern um eine nachricht auf dem ANRUFBEANTWORTER bei ritter.
vielleicht besser aufpassen oder den gleichen tatort schauen bzw. nicht vorher abschalten.
Ein wundervoller Film, dessen tolles Buch nicht nur als Krimi, sondern vielmehr noch als Drama besticht und aufgrund dessen absolut sehenswert ist – auch wegen des unglaublichen Zusammenspiels von Ina Weisse und Dominic Raacke! Für mich der mit Abstand beste Tatort, den ich JE gesehen habe (und ich schaue IMMER Tatort)! Ein Jammer, dass kurz nach dieser großartigen Folge beschlossen worden ist, den Berliner Tatort abzusetzen!
Ebenfalls schade ist die Seltenheit der Auftritte von Ina Weisse in der Tatort-Reihe! Im Frankfurter Tatort „Bevor es dunkel wird“ besticht sie ebenfalls so außerordentlich, dass sie auch dort an einem echten Highlight der Sänger/Dellwo-Reihe beteiligt war!
Klasse Tatort! Auch wenn hier viele anderer Meinung sind, für mich war es der beste Tatort, den ich je gesehen habe. (Ja, ich habe schon viele gute Tatorte gesehen). Mein absolut liebstes Ermittlerteam und eine tolle, aber auch sehr traurige Story. Besonders die Abschiedszene von Ritter und Mainhard fand ich ergreifend.Soo schade, dass Ritter & Stark jetzt ersetzt werden sollen. Wie gesagt, ein genialer Tatort. Er hat mich total gefesselt, obwohl ich ihn auf einem winzigen Handybildschirm in mieser Youtube-Qualität schauen musste. 5 wohlverdiente Sterne! ♥
Was ich noch sagen wollte: das Zusammenspiel von Dominic Raacke und Ina Weisse war genial. So ein super Team, ich habe so fest die Daumen für ein Happy End gedrückt, obwohl ja vorhersehbar war, dass es dazu nicht kommen würde.
Anna K., bin genau deiner Meinung. Bester Tatort ever und Ritter und Mainhard waren schlichtweg genial ♥
@Miss Adele: die Einwohner von Münster heißen übrigens Münsteraner, und die TO’s aus dieser Stadt sind eher Comedy als echter Krimi, also nicht mein Fall!
„Dinge, die noch zu tun sind“ fand ich dagegen richtig gut, bis auf die Frage, wer denn nun den Herrn Schädlich umgebracht haben soll!? Aber das kann er ja auch selbst getan haben…
@frankoel
Sie sprechen mir aus der Seele, auch ich habe nichts gegen die Münsteraner an sich, wohl aber was gegen den Schnösel J. J. Liefers,
den ich als Schauspieler einfach nicht ab kann.
Aber – in die Reihe „Tatort“ gehören diese Filme aus Münster nicht,
das kann als eigene Slapstick-Comedy-Reihe laufen, wer’s mag, oke.
Die „Dinge, die noch zu tun sind“, gestern Abend im Ersten gesehen:
Ein eigentlich solider Tatort aus Berlin, das Motiv der krebskranken
Frau fand ich aufrichtig und respektvoll, das mit der Liste auch plausibel.
Wer keine Wut/keinen Hass auf die Drogengewinnler dieser Welt hätte?,
was kratzte DEM denn sonst überhaupt noch?
Ritter & Stark habe ich gerne gesehen, finde aber, die Beiden haben sich den Ruhestand redlich verdient, sollen denn erst die Verfolgungsszenen noch unwirklicher werden? Im hektischen Berliner Milieu.
Das man um das Leben der Ermittler beim Dauerlauf fürchten muß?
Raacke ist in Ehren ergraut, er soll im Theater das Charakterfach mimen.
Die Zeit eines so grandiosen Lamprecht/Markowitz ist leider in Berlin vorbei, das Tempo „schaukelt“ sich hoch, der Affe Schweiger ist schon da.
Das Lob für Ina Weisse teile ich gern, Sie war die tragende Rolle,
auch die Töchter waren glaubwürdig und gut anzusehen.
LG aus Berlin
Sehr schön gemachter TO. Gute Unterhaltung, aber alles andere als rechtsstaatlich. Auch wenn wir alle der Meinung sind daß RA Schädlich ’ne miese Drecksau ist, darf dies noch lange kein Grund für Selbstjustiz sein, denn genau das ist es: Ritter/Stark wussten genau, was ihre Kollegin noch vorhatte. Schließe mich also weitestgehend der Meinung von Christoph Schlegel an.
Der Tatort Nummer 850 mit den Kommissaren der Berliner Mordkommission Ritter und Stark. Drogen, Mord und Totschlag sind Thema dieses Tatort-Fernsehfilms und richtig neutral wird durch die beiden Möchtegern-Gesehenen-Tatortkommissare in diesem Fall leider nicht ermittelt. Da scheint einmal wieder die proletarische Ader der Macher dieses Spielfilms durchgegangen zu sein. Tja, wen die mal in Wirklichkeit so wären, wie die sich in ihren sozial-romantischen Filmen zeigen.
Einerseits ist die illegale Tötung von Verbrechern natürlich verwerflich und muß bestraft werden, andererseits bekommen sicher immer mehr Bürger Freude an Selbstjustiz, weil der Staat bei der Verbrechensbekämpfung immer mehr versagt. Wo der Rechtsstaat mehr als eine Einrichtung zugunsten der Verbrecher und weniger als eine zugunsten der Opfer wahrgenommen wird, darf man sich über diese Tendenz nicht wundern. Der Einzelne tritt sein Recht auf Selbstverteidigung und Rache für erlittenes Unrecht nur unter der Bedingung an den Staat ab, daß dieser ihn im Regelfall gegen Angriffe auf Leben, Freiheit und Eigentum schützt und bei Rechtsverletzungen für eine entsprechende Sühne des Verbrechers sorgt. Kann der Staat aus selbstverschuldeter innerer Schwäche seine Ordnungsfunktion nicht mehr hinreichend erfüllen, fällt das o. g. Recht an den Einzelnen zurück. Die Folge des staatlichen Versagens ist zunehmende Anarchie in der Gesellschaft. Ich werde mir die nächste Wiederholung dieses Krimis ansehen, schon wegen der großartigen Ina Weisse.
In der Tat mag beim Zuschauer zwischenzeitlich klammheimliche Freude ob des Tuns dieser Dame entstehen. Das aber spätestens in sich zusammenfällt, als sich ihr Feldzug am Ende nur noch als selbstgerechtes Abhaken ihrer To-Do-Liste demaskiert. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Zwei mitfühlende Hauptkommissare bringen sich in eine äußerst prekäre Situation, indem sie eine Möderin laufen lassen, damit sie in Würde von ihren Töchtern Abschied nehmen kann. Aber ihr ist es vor allem anderen wichtig, weiter ihre Liste abzuarbeiten. Nun gut, lassen wir das, dieses Umschlagen von menschlich nachvollziehbarer Selbstjustiz in eine roboterhafte Zwangshandlung bekommen ja scheinbar sowieso nicht alle mit, weil sie schon auf dem Weg zum Kühlschrank sind.
Ein 4-Sterne-Tatort für alle, die Ambivalenz ertragen können.
Mit Abstand der beste Tatort der beiden!! Ich war bis kurz vor Ende überrascht von der Lösung! Absolut beeindruckend!
Grossartig gespielt von nahezu Allen!
Aber sicher nichts für „Plausibler“ und spiessige Zuschauer, die den poetisch symbolischen Wert dieses Tatorts nicht erfassen werden.
Kaum ein Todkranker würde wohl seine ‚to do Liste‘ ,noch dazu mit diesem! Titel versehen und gerade mal unter die Schreibtischauflage schieben,um sie vor seinen Kindern zu verbergen. Der gewährte Aufschub am Ende ist symbolisch als Akt der Menschlichkeit zu sehen.
Wohl jede Mutter wünscht , rein gefühlsmässig! , einen skrupellosen Drogenhersteller ,der ihre und andere Kinder gefährdet u umbringt, ohne Probleme ins Jenseits…
Mögen die Realisten unter den enttäuschten Zuschauern sich gerne mit Aktenzeichen XY ungelöst und ähnlichen , realistischen Sendungen divertieren!
Ein spannender Krimi mit einer großartigen Ina Weisse. Im Grunde erteilt der Film eine Lektion über Recht und Gerechtigkeit. Der Rechtsstaat kann keine Gerechtigkeit üben; denn danach hätte derjenige, der das Leben anderer Menschen durch Mord, schwere körperliche Verletzungen mit bleibenden Schäden wie Querschnittslähmung oder mehrfache Vergewaltigung wissentlich zerstört, sein eigenes Lebensrecht verwirkt. Im Rechtsstaat steht aber im Gegenteil der überführte Mörder im Mittelpunkt aller Bemühungen um Aufklärung, Verstehen der Motive, Auffinden mildernder Umstände und rechtlicher Vorbehalte, Persönlichkeitsschutz, psychologische Betreuung und schließlich Resozialisation. Unser omnipotentes Bundesverfassungsgericht hat Bemührungen um Resozialisation selbst bei gefühllosesten Serienmördern zur Pflicht der Behörden gemacht, und zwar im Namen der Menschenwürde. Die Menschenwürde des Opfers spielt dagegen keine Rolle, sonst wäre auch im Rechtsstaat allein der Sühnegedanke bei schlimmsten Untaten maßgebend. So bleibt die maßlose Untat ungerächt, und das Opfer oder hinterbliebene Anghörige können getrost nach Hause gehen: Der „Menschlichkeit“ ist Genüge getan worden. In 15 bis 20 Jahren können sie dem Unmenschen wieder auf der Straße begegnen und um ein klärendes Gespräch bitten.
Hier hakt dieser Krimi ein und eröffnet eine gedankliche und emotionale Lösung, die kein Rechtsstaat und eigentlich überhaupt kein Staat je verkraften könnte. Wer den Weg der Selbstjustiz wählt, greift das an, was einen Staat überhaupt ausmacht, nämlich das Gewaltmonopol. Damit wird er zum Staatsfeind. Gerechtfertigt wäre allerdings Selbstjustiz, wenn der Staat nicht mehr in der Lage wäre, sein Gewaltmonopol durchzusetzen und seine Bürger zu schützen, wie das in manchen deutschen Städten heute schon der Fall ist, oder wenn die obersten Gerichte mit absurden Urteilen eine echte Sühne für eine Untat und damit eine angemessene Genugtuung für die Opfer bzw. Hinterbliebenen ausschließen. Auch diese Gefahr droht uns längst. Wir haben das natürliche Recht auf Selbstverteidigung mit allen Mitteln nur dazu dem Staat übergeben, damit dadurch die Gewalt aus der Gesellschaft entfernt wird und diese in einem immerwährenden Friedenszustand leben kann. Wenn der Staat seiner Grundverpflichtung immer weniger nachkommt, kehrt die Gewalt, die ungerechte wie die gerechte, schleichend in die Gesellschaft zurück. Der Film veranschaulicht es. Die Mutter im Film schützt ihre Tochter mit rechtsstaatlich verwerflichen Mitteln, weil die Obrigkeit in Berlin gegen Drogenbanden ohnmächtig ist.
Auf einigen, durchaus glaubwürden Webseiten (wie z. B. bei der Agentur und IMDB, da sogar mit dem Rollennamen Danny) ist aufgelistet, dass Jannis Niewöhner in diesem Tatort mitgespielt hätte.
Ich habe da heute mal drauf geachtet und konnte ihn nirgends entdecken.
Weiß jemand, wie diese Angabe zustandekommt, war er evtl. eine frühere Besetzung einer der Rollen oder gibt es herausgeschnittene Szenen?
Sehr guter TO zum Thema Selbstjustiz, Ina Weisse spielt überzeugend den ‚Racheengel‘. Für mich eine Art ‚Klassiker‘ und einer der besten von diesem Team.
Wenngleich Drogensucht heute wohl ein anderes Gesicht hat als damals.