Kurz und knapp – darum geht’s
Nach drei Jahren als V-Mann im Untergrund ist Inspektor Gerhardt Hollai „verbrannt“ und kehrt in den regulären Polizeidienst zurück, wo er mit seinem alten Freund Schimanski an einem Fall arbeitet: Ein Millionenraub eines Geldtransporters steht bevor. Doch Kommissar Schimanski beschleicht zunehmend der Verdacht, dass sein Kollege noch immer Kontakte zur Unterwelt pflegt und möglicherweise selbst in den geplanten Coup verwickelt ist. Als der Tag des Überfalls näher rückt und Hollai sich immer merkwürdiger verhält, ahnt Schimanski nicht, dass sein Freund längst ein gefährliches Doppelspiel begonnen hat…
Inhalt der Tatort-Folge „Grenzgänger“
Graue Industriekulissen im Ruhrgebiet, rauchende Schlote der Thyssen-Werke – Duisburg zeigt sich von seiner typischen Seite, als Kriminalrat Königsberg seinen unkonventionellen Ermittler Horst Schimanski ins Büro zitiert. Ein Treffen wurde beobachtet, und nun steht fest: V-Mann Gerhardt Hollai ist enttarnt, seine Tarnung aufgeflogen. Was Schimanski als nächstes entdeckt, lässt ihn alarmiert aufhorchen – Hollais Dienstwohnung wurde durchwühlt, keine Spur von seinem alten Freund und Kollegen.
Die Beziehung zwischen Schimanski und Hollai ist kompliziert, getragen von alter Freundschaft, aber auch von Misstrauen überschattet. Schimanski – rau, ungehobelt, das Herz am rechten Fleck – steht im Kontrast zu Hollai, der nach drei Jahren Undercover-Arbeit kaum noch weiß, wo er hingehört. „Drei Jahre hast du so getan, als wärst du einer von denen. Da verwächst was“, bemerkt Schimanski trocken, während sie zwischen den tristen Hochhäusern der Ruhrmetropole entlangfahren.
Als Schimanski und sein Partner Thanner den verschwundenen Hollai schließlich im Keller eines Spielwarengeschäfts aufspüren, ist die Situation bereits außer Kontrolle geraten. „Du bist und bleibst ein Bulle!“, wirft Schimanski Hollai vor und zerstört damit dessen letzte Tarnung. Die Fronten scheinen geklärt – Hollai kehrt widerwillig in den Polizeidienst zurück, wo er sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlt. Die Schreibtischarbeit, die Dienstvorschriften – all das erscheint ihm fremd wie ein fernes Land.
Duisburg präsentiert sich als Stadt der Kontraste: Rauchende Industrieschlote ragen wie mahnende Finger in den grauen Himmel, während in den schäbigen Kneipen das wahre Leben pulsiert. „Hier in der Kneipe fühl ich mich frei“, schallt Westernhagens rauchige Stimme aus der Musikbox, als Schimanski in einer dieser Spelunken nach Informationen sucht. Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht einem Tanz auf dünnem Eis – jeden Moment könnte der Boden unter den Füßen brechen.
Als Schimanski Hollais attraktive Freundin Hanni in ihrer Boutique aufsucht, spürt er sofort die Spannung in der Luft. Die junge Frau scheint mehr zu wissen, als sie zugibt. Ihre Boutique wirkt wie eine Oase der Normalität in Hollais zwiespältigem Leben. Als Hollai die beiden zusammen entdeckt, fühlt er sich verraten und die ohnehin brüchige Loyalität zwischen den alten Freunden beginnt zu bröckeln wie Putz von einer feuchten Wand.
Der geplante Raubüberfall rückt währenddessen unaufhaltsam näher. Hollai behauptet, die Vorbereitungen der Täter in einer verlassenen Hütte entdeckt zu haben, doch Schimanski wird misstrauisch – die billigen Lebensmittel dort passen nicht ins Bild professioneller Verbrecher. „Glaubst du mir etwa nicht?“, fragt Hollai mit einem Unterton, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Das psychologische Duell zwischen den beiden Männern spitzt sich zu, während die Uhr unbarmherzig tickt. Wie ein Schachspiel, bei dem beide Kontrahenten mehrere Züge vorausdenken müssen, entwickelt sich die Ermittlung zu einem nervenaufreibenden Katz-und-Maus-Spiel…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Grenzgänger“ wurde in den Monaten April und Mai 1981 in Duisburg sowie in München und Umgebung gedreht. Die Ausstrahlung am 13. Dezember 1981 lockte 13,61 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, was einem beachtlichen Marktanteil von 37 Prozent entsprach. Es war erst der zweite Fall für das später legendäre Ermittlerduo Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik), das mit seiner unkonventionellen Art frischen Wind in die Krimireihe brachte.
Die Besetzung konnte sich sehen lassen: Neben den Hauptdarstellern spielte Günther Maria Halmer die Rolle des Grenzgängers Gerhardt Hollai – interessanterweise versuchte sich Halmer fünf Jahre später selbst einmalig als Tatort-Kommissar Siggi Riedmüller. Ebenso bemerkenswert: Mit Ilse Hofmann führte erstmals eine Frau bei einer Tatort-Folge Regie.
Für die musikalische Untermalung sorgte kein Geringerer als Marius Müller-Westernhagen, der vier Songs beisteuerte, darunter den passenden Titelsong „Hier in der Kneipe fühl ich mich frei“. Westernhagen und George hatten bereits im Tatort „Transit ins Jenseits“ zusammengearbeitet. Die Musik grenzt sich bewusst vom Rentnermilieu ab, in das Schimanski kurz eintaucht, mit Liedern wie „Lustig ist das Zigeunerleben“.
Eine Besonderheit dieser Folge: „Grenzgänger“ ist einer der wenigen Tatorte, in dem kein Todesfall vorkommt – weder zu Beginn noch im Verlauf der Handlung. Filmfans entdeckten zudem ein Werbeplakat mit Hansjörg Felmy, der früher den WDR-Kommissar Haferkamp verkörperte und Anfang der 80er-Jahre tatsächlich Werbegesicht für Sofortbildkameras war.
Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 8. September 2020 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Fassung der Folge aus – ein Beweis für die anhaltende Popularität des Ruhrpott-Ermittlers Schimanski, der zum Kultkommissar avancierte.
Das Beste ist der Tanz von Schimanki und Holai in der Kneipe. Ich konnte nicht mehr vor lachen. Und dann noch der Spruch: Neckermann machts möglich. Das alte Videospiel mit dem Schimanki rumnervt ist auch der Burner.
Guter früher Schimanski. Etwas spartanisch aber sehenswert. Man konnte schon ahnen, dass die kommenden Folgen gut werden würden.
Schimanski als Ermittler und Westernhagen liefert die Musik. Unglaublich gut. Jede Kritik zwecklos.
Der Tatort Nummer 131 aus Duisburg vor Industriekulisse und mit Thanner und Schimanski und den Königsberg und ohne Hänschen. Hat irgend jemand mal herausgefunden, was der für einen Dienstrang bekleidet hatte? Die anderen waren ja Hauptkommissare und Kriminaloberrat, von der Mordkommission. Unterhaltsamer Tatort-Streifen. Schimi stellte fest, das Kaffee, gefriergetrocknet, im Kühlschrank aufbewahrt werden muss, Thanner schrie so ziemlich jeden an und der abtrünnige, ehemalige verdeckte Ermittler, war der Hohlo schlecht hin. Was das ist? Ruhrpott-Duden lesen und nicht auf diesen Möchtegern-Zuhälter hereinfallen, ja, der mit Krücken und Halskrause. Zum Schluss war Schimanski auch noch Zielfahnder. Bravo. Eine gewisse Ironie vermittelte dieser Tatort-Spielfilm ja nun wirklich. Oder?
Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) in ihrer 2. Folge von insgesamt 29 Folgen der Schimanski-Kultfigur aus der Tatort-Reihe.
Zum zweiten Mal lösen das Gespann Schimanski/Thanner in dieser Folge mit dem Titel “Grenzgänger“ einen Fall. Diesmal geht es nicht um einen Mord oder direkt um ein aktuelles Verbrechen, sondern um ein Erkennen eines solchen. Und dabei hat hier vor allem in dieser Geschichte ein “Grenzgänger“ die höchste Priorität. Kriminaloberinspektor Gerhardt Hollai (Günther Maria Halmer) arbeitet als verdeckter Ermittler schon einige Jahre für die Polizei im Revier. Dort besorgt er auch Informationen für die Polizei aus bevorstehenden Verbrechen. Nun wird er aber schon am Anfang des Filmes mit Horst Schimanski (Götz George) gesehen und diese Situation wird dann Schimanski (Götz George) von seinem Chef Karl Königsberg (Ulrich Matschoss) vorgeworfen. Vielleicht ist deshalb die Tarnung von Hollai (Günther Maria Halmer) aufgeflogen. Das will dann Schimanski (Götz George) aber genau wissen und macht aus einem eventuellen Schaden einen Totalschaden. Nun muss Gerhardt Hollai (Günther Maria Halmer) wieder als normaler Polizist arbeiten und wird mit Schimanski auf dessen aktuellen Arbeiten als Fall angesetzt, weil man sehr bald einen Geldtransportraub erwartet. Zusätzlich soll Schimanski auf Gerhardt Hollai (Günther Maria Halmer) aufpassen und auch beobachten, ob Hollai nicht vielleicht auf die schiefe Bahn gekommen ist durch seine Arbeit als verdeckter Ermittler.
Grundsätzlich ist dies ein gut gemachter Film, der sich nahtlos an die erste Folge anschließt. Die Rollen werden von den anwesenden Schauspielern sehr gut wiedergegeben und Götz George gibt seiner Rolle Schimanski wieder eine besondere Note. Eine weitere Hauptrolle hat hier noch Günther Maria Halmer, der den “Grenzgänger“ Gerhardt Hollai spielt. Dieser lässt den Zuschauer sogar noch mehr als sonst den Charakter von Horst Schimanski aufzeigen. Schimanski’s Leben im Revier, seine Prügeleien, seine Sauftouren und sein Gerechtigkeitswahnsinn, der oft mehr zerstört als das er aufbaut. Seine Eifersucht auf Gerhardt Hollai (Günther Maria Halmer), der als verdeckter Ermittler ein Luxusleben geführt hat und noch einige nicht nur illegale Verbindungen aufrecht erhalten hat, die Schimanski zuerst einmal zerstört und dann darüber nachdenkt, ob das nötig gewesen wäre. So haben alle in dieser Geschichte hier mal wieder mehr Probleme als nötig wären. Aber für uns Zuschauer ist es wohl trotzdem interessant und schön, sich dies alles anzusehen.
Nach unterhaltsamen 90 Minuten hatte ich am Ende dieser Folge das Gefühl, dass der “Grenzgänger“ Gerhardt Hollai den Horst Schimanski besser kannte wie jeder andere, uns Zuschauer eingeschlossen. Denn irgendwie benutzt er Schimanski und seine Charakterzüge genau so, um sein eigenes Ding (Geldraub) erfolgreich durchzudrücken. Mit dem berühmten Satz “Neckermann macht möglich“ beweist auch Schimanski schlussendlich, dass er wohl aus dieser Sache nichts lernen wird.
Bei diesem Satz wäre es dann auch gut gewesen, mit dieser Folge zu schließen. Die danach noch längeren 2-3 Minuten des Filmes bringen nichts mehr. Sie zerstören meiner Meinung nach nur. Ich habe sie in meiner Wertung etwas ignoriert, denn normalerweise müsste das einen Stern kosten. Schimanski ist kein Held. Er ist wie er ist und da passen die letzten 3 Minuten nicht in sein gerade in den ersten zwei Folgen erstelltes Profil.
Meine Schulnote: 3+
Wo würde der wieder ausgegraben ?
Schimi ging oder geht immer im Gegensatz zu den heutigen Kommissaren und langweiligen Drehbüchern. Habe mehrfach versucht einen det letzten Tatort folgen anzusehen. Einfach nur noch schrecklich. Schimi mit dem 80er Lokalkolorit des Ruhrpotts lässt einen nochmal in Nostalgie schwelgen. Kann gar nicht mehr glauben das es vor 40 Jahren noch so aussah. Danke Schimi und Thanner
Übrigens einer der wenigen Tatorte ohne Toten, ja ohne Mord. In dieser Hinsicht also ein Kuriosum. Die Geschichte ist durchaus interessant, aber vielleicht zu wenig ausgearbeitet. Die Schlägereien funktionieren heutzutage besser und man würde vielleicht auch den Täter entkommen lassen. Ein echtes optisches Highlight sind allerdings die Klamotten von Halmer, der wie ein Geck wirkt.
Na ja, ist inzwischen ein Kulturgut. Das aufbrausende Gemüt von Horst ist schon ein wenig krampfig und gewollt. Ansonsten schließe ich mich „revilo“ an, die letzten Minuten hätte man weglassen können, bzw. zu mindest, dass Horst noch am Strand auftaucht. So wäre es eine runde, wunderbare pfiffige Parodie gewesen. So siegt das „Gute“, wobei niemand zu Schaden gekommen ist.
Was ich herrlich finde, dass die Kommissare Münzen und Schnurtelefone in Wohnungen brauchten, um ihren Dienst zu verrichten. Und die vielen schönen bunten Autos vor dem tristen Hintergrund – DUI – .Lalü – Lala auch herrlich.
Dass Schimanskis zweiter TV-Fall komplett ohne Mord auskommt, ist aus meiner Sicht mehr als ungewohnt. In diesem Tatort geht es in erster Linie darum, eine gewisse Form von Sozialneid zu zeigen. Schimanski, der sich für seinen Job abackert, ständig Prügel einstecken und sich mit den Vorgaben seiner Vorgesetzten herumschlagen muss, nagt stets am Hungertuch und lebt auf Pump, während Kollege Hollai mit seinem verhältnismäßig lenzigen Arbeitsumfeld sowie einer gewissen Narrenfreiheit offenbar ein recht dekadentes Leben führt.
Das Highlight dieser Folge natürlich das legendäre Abzappeln in der Kneipe „Bierquelle“ in der Fürst-Bismarck-Straße von Ruhrort zu den aggressiven Klängen von „Sex“. Nicht zu vergessen auch der Theken-Gasssenhauer „Hier in der Kneipe fühl ich mich frei“.
Allein für die Filmmusik und die legendäre Kneipen-Szene gibt es von mir dieses Mal „nur“ 3 Sterne.
Puh, vorgestern erstmalig gefühlte drei Stunden durch diesen zähflüssig-langatmig-öden zweiten Schimanski-Fall gequält. Meines Erachtens schwächer als der auch eher mittelmäßige Vorgänger (der Auftakt), aber da ich diese auch mit 40-jähriger Verspätung schaue, wirken diese in meinen Augen doch schon recht altbacken.
Ganz toller Film. Im Grunde sind diese Folgen ja keine Krimis, sondern Komödien. Die Rolle des Schimanski ist so herrlich überzeichnet. Diejenigen, die das kritisieren verstehen wohl nicht, dass das gewollt ist. Die 80er Jahre waren eine andere Zeit, irgendwie unschuldig und etwas naiv. Genauso der Humor, einfach, aber gerade deshalb so herzlich. Ich liebe dieses Schauspiel. Einfach nicht so kompliziert, ernst, homorlos und verkopft wie die heutigen Folgen.