Tatort Folge 230: Medizinmänner

Kurz und knapp – darum geht’s

Jochen Bähr, Abteilungsleiter in einem pharmazeutischen Betrieb, wird erschossen in seinem Angelboot aufgefunden – neben ihm sein traumatisierter Sohn Thomas, der seit dem Erlebten unter Schock steht und verstummt ist. Als Schimanski einen ersten Zugang zu dem Jungen findet, wird Thomas vor seinen Augen entführt. Die Spur führt die Duisburger Ermittler nach Rotterdam, wo sie einem skrupellosen Medikamentenschmuggel nach Afrika auf die Spur kommen. Als Schimanski sich auf das ablegereife Frachtschiff schleicht, um den entführten Jungen zu retten, geraten beide in tödliche Gefahr auf hoher See…

Inhalt der Tatort-Folge „Medizinmänner“

Ein nebelverhangener Sonntagmorgen am stillen Gewässer: In einem Angelboot treibt die Leiche von Jochen Bähr, Abteilungsleiter in einem Pharmakonzern. Unter ihm versteckt finden die Ermittler seinen kleinen Sohn Thomas, der seit dem Mord an seinem Vater nicht mehr spricht. Kommissar Schimanski, bekannt für sein unkonventionelles Vorgehen, versucht mit seiner raubeinigen Herzlichkeit, einen Zugang zu dem Jungen zu finden. Der eigenwillige Ermittler im beigefarbenen Parka lässt nicht locker – zwischen Fußballspielen und behutsamen Gesprächen gelingt es ihm, langsam Thomas‘ Vertrauen zu gewinnen.

In den Arbeitsunterlagen des Toten stoßen die Ermittler auf verstörende Aufnahmen berauschter Afrikaner. Ein Pharmakologie-Experte bestätigt ihren Verdacht: „In Deutschland verbotene Arzneimittel werden gewinnbringend nach Afrika verkauft“, erklärt er nüchtern. Die Befragung von Dr. Peter Schatz, einem Kollegen und angeblichen Freund des Ermordeten, endet mit einem knapp überlebten Anschlag auf die Ermittler. Die Jagd nach der Wahrheit gleicht einem gefährlichen Spiel mit gezinkten Karten – niemand scheint die volle Wahrheit zu sagen.

Während Thanner und der holländische Kollege „Hänschen“ den bürokratischen Weg gehen, folgt Schimanski einem Brillenetui-Fund bis nach Rotterdam, wo die nebeligen Hafenbecken ein perfektes Versteck für internationale Schmuggeloperationen bieten. Eine Zeugin berichtet von dem verschleppten Jungen, der in einem Lagerhaus verschwunden ist. Als die Kommissare die Mütze von Thomas dort entdecken, verdichtet sich der Verdacht: Der Junge wird auf einem kurz vor dem Auslaufen stehenden Frachtschiff gefangengehalten.

Die holländischen Behörden können nur begrenzt helfen – „Wir haben das Gesetz über Medikamentenausfuhr nicht unterzeichnet“, erklärt ein Beamter achselzuckend. Doch Schimanski wäre nicht Schimanski, wenn er sich davon aufhalten ließe. In einer waghalsigen Aktion schmuggelt er sich an Bord des bereits ablegenden Schiffes, findet Thomas – und beide werden vom misstrauischen Kapitän gefangen genommen. In der Dunkelheit der Nacht gelingt ihnen die Flucht in einem kleinen Schlauchboot, das wie eine Nussschale auf dem schwarzen Meer treibt. Das grelle Suchscheinwerferlicht eines Marinehubschraubers durchschneidet schließlich die Dunkelheit wie ein Hoffnungsstrahl, als er die beiden Schiffbrüchigen aufspürt.

Durch dieses erneute Schockerlebnis findet Thomas überraschend seine Stimme wieder – und seine Worte weisen eindeutig auf Dr. Schatz als den wahren Täter hin.

Hinter den Kulissen

Der WDR-Tatort „Medizinmänner“ wurde als 230. Folge der Krimireihe am 13. Mai 1990 erstausgestrahlt und stellt den 23. gemeinsamen Fall für die Duisburger Kommissare Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) dar. Die Dreharbeiten fanden in Duisburg, in den Bavaria Filmstudios Geiselgasteig in München sowie in Rotterdam (Niederlande) statt.

Das Drehbuch stammte von Chiem van Houweninge, der in der Serie selbst die Rolle des niederländischen Ermittlers „Hänschen“ (Hans Scherpenzeel) verkörperte und bereits für die Schimanski-Folgen „Kuscheltiere“, „Kielwasser“ und „Der Tausch“ als Autor verantwortlich zeichnete. Regie führte Peter Carpentier, der für den Film ein eigens komponiertes musikalisches Klangbild des Künstlers Jean-Jacques Lemêtre mit Stimmeinlagen der Sängerin Azra (Titelsong: „Only Love Can Help“) einsetzte.

In seiner ersten TV-Rolle überzeugte der damals 11-jährige Nikolai Bury als der traumatisierte Thomas, der zuvor bereits in „Sommertage“, dem preisgekrönten Abschlussfilm der späteren Oscar-Preisträgerin Caroline Link mitgewirkt hatte. Später wurde Bury durch seine langjährige Rolle als Peter Rombach in der Serie „Forsthaus Falkenau“ (1990 bis 2006) einem breiteren Publikum bekannt.

Eine besondere produktionstechnische Herausforderung stellte die Suche nach einem geeigneten Schiff dar, da die Mietkosten den finanziellen Rahmen gesprengt hätten. Als kreative Lösung nutzte das Team schließlich zwei verschiedene Schiffe für die Dreharbeiten – ein Trick, der für aufmerksame Zuschauer an der wechselnden Farbgebung (zunächst schwarz-rot, später weiß) zu erkennen ist.

Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 22. Februar 2022 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Fassung dieser Folge aus.

Videos zur Produktion

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Besetzung

Hauptkommissar Horst Schimanski – Götz George
Hauptkommissar Christian Thanner – Eberhard Feik
Hänschen – Chiem van Houweninge
KR Ossmann – Gerhard Olschewski
Dr. Peter Schatz – Christoph Bantzer
Thomas Bähr – Nikolai Bury
Karin Bähr – Heidemarie Wenzel
Hendrikje Eva Jansen – Mariska van Kolck
Kapitän – Rolf Becker
Insp. Victor Bolt – Joop Doderer
Mädchen im See – Alexandra Riechert
Hendrikje Eva Jansen – Claudia Schmidt
Drogendealer – Jules Deelder

Stab

Buch – Chiem van Houweninge
Regie – Peter Carpentier
Musik – Jean-Jacques Lemetre
Kamera – Franz Rath

Bilder: WDR/Bavaria

5 Kommentare

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  1. vor 11 Jahren

    Es gelingt dem Ermittler, sich gemeinsam mit Walter in einem Rettungsboot von dem Handelsschiff ins Meer herunterzulassen. Hilflos treiben Hauptkommissar und Junge dann mitten auf hoher See – ein weiterer Schock für den Sohn des Toten. Zum Glück sammelt die holländische Marine die beiden schließlich auf.

    Dieser scene ist an bord des ehemalige Hr.Ms. Tromp gedreht worden. Auch ist eine scene gedreht auf die Bruecke des Schiffes. Ich war damals Matroze dort und habe das mit bekommen. Es war auch eine WDR crew an bord um hinter den scene zu filmen. (ich bin ein Hollaender so hoffe ich das ich richtig Deutsch schreibe).

  2. vor 10 Jahren

    Der Tatort aus Duisburg Nummer 230. Die Hauptkommissare Thanner und Schimanski sowie Hänschen ermitteln im Rahmen von Mord und illegalen Drogengeschäften und Kindesentführung, nach Afrika hin, in Deutschland und den Niederlanden und benehmen sich dabei wie die Axt im Wald bei den seefahrenden Nachbarn. Einfach eine Blamage, wo insbesondere Thanner doch ansonsten so penibel ist und Feststellungen treffen kann, daß der Markt in Afrika schwarz ist. Da hilft auch der cholerische Vorgesetzte der beiden Spitzenbeamten nicht. Seine Schreiattacken taten nur einem weh, dem Zuschauer. Was nicht so richtig geklärt worden ist: Hat die holländische Zeugin, außer einem Küsschen von Schimanski, jetzt die finanzielle Belohnung bekommen oder nicht. Diesen Tatort-Thriller schenke ich mit kein zweites Mal.

  3. vor 4 Jahren

    Ein weiteres Schimanski Highlight. Diesmal geht es nicht nach Amsterdam sondern Rotterdam. Heute werden die Research Chemicals nicht nach Afrika verschickt sondern sie werden im Internet verkauft. Alle möglichen Substanzen synthetisiert. Klasse Fall für Schimanski tolle Dialoge spannend bis zum Schluss. Tolle Szenen auf dem offenen Meer. 5 Sterne

  4. vor 3 Jahren

    Dieser Schimanski wirkt so hektisch, als wenn das Team selber die Drogen genommen hätte. Schreien, sich anblaffen, vom Chef bis Thanner. Selten durchgedreht, bei aller Wertschätzung für diese Kultfigur.
    Die Story passt zum Gesagten.

  5. vor 11 Monaten

    Kann mich noch erinnern, wie ich bei einem Zeichenwettbewerb 1990 eine Zeitschrift bekam, in der Nicolai Bury über diesen Film interviewt wurde (die Zeitschrift habe ich sogar noch). Er galt damals wohl als kommender Kinderstar. Allerdings habe ich den Tatort erst sehr viel später gesehen und stellte fest, dass Bury in dem Interview schon zu Beginn mehr sagte als im ganzen Film :-). Ach ja, der Film…. gefällt mir grundsätzlich, aber das überhebliche Verhalten der Kommissare in den Niederlanden gefällt mir nicht.

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