Kurz und knapp – darum geht’s
Nach acht Jahren kehrt Kriminalhauptkommissar Bülow aus Hamburg an seine alte Dienststelle in West-Berlin zurück, weil sein ehemaliger Vorgesetzter ihn um Hilfe bittet: Gerhard Maschke, den Bülow einst wegen einer tödlich verlaufenen Geiselnahme hinter Gitter brachte, wurde vorzeitig aus der Haft entlassen – unheilbar an Krebs erkrankt. Maschke hatte trotz erdrückender Beweise stets seine Unschuld beteuert und Rache geschworen. Als alle Anzeichen darauf hindeuten, dass Maschke einen neuen Coup nach demselben Schema wie damals plant, stellt die Polizei ihm eine Falle. Als Bülow und sein Team am vermeintlichen Tatort auf den Täter warten, erkennen sie zu spät, dass Maschke sie geschickt auf eine falsche Fährte gelockt hat – und sein wahrer Plan weit komplexer ist, als sie ahnen konnten…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod macht erfinderisch“
Schlaflos blickt Hauptkommissar Hans-Georg Bülow aus dem Fenster seines Zugabteils auf die Lichter Berlins, während der Zug sich dem Bahnhof Zoo nähert. Nach dem Tod seiner Frau zieht es ihn zurück in seine Heimatstadt, zurück zur vertrauten Dienststelle. Doch im kalten Novemberlicht wirkt die einst so selbstverständliche Umgebung fremd und bedrohlich.
„Den Maschke gibt’s bald nicht mehr“, begrüßt ihn sein ehemaliger Vorgesetzter Kriminaloberrat Stegmüller lakonisch. Der Häftling, den Bülow vor acht Jahren verhaftet hatte, wurde wegen einer tödlichen Krebserkrankung vorzeitig entlassen – und ein anonymer Brief deutet an, dass er noch eine Rechnung offen hat. Es war Bülows letzter Fall vor seiner Versetzung nach Hamburg gewesen: Gerhard Maschke, Nachtwächter in der Firma seines steinreichen Bruders Klaus, hatte diesen und dessen Frau mit einer Bombenattrappe zur Herausgabe des Tresorinhalts gezwungen. Auf der Flucht verunglückte er – während seine Schwägerin, gefesselt auf der Yacht zurückgelassen, erstickte.
Kollege Leuschner nimmt die Warnung auf die leichte Schulter, doch Bülow spürt eine unterschwellige Bedrohung. Im Gegensatz zu seinem Kollegen, der den modernsten Fahndungsmethoden vertraut, verlässt sich Bülow auf seine Menschenkenntnis und Erfahrung. Er beschattet Maschke, der in einer schäbigen Gartenlaube haust – ein kränklicher Mann, dessen Lebensuhr unerbittlich abläuft. Die geliehene Zeit wird zu seinem gefährlichsten Werkzeug.
Als Maschke eine Waffe beschafft und einen wohlhabenden Juwelier ausspioniert, scheint klar: Er will einen letzten Coup landen, bevor der Tod ihn holt. Die Fahndung gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit. In Maschkes Laube entdeckt Bülow Materialien für eine Bombenattrappe und einen markierten Stadtplan. Bülow ahnt noch nicht, dass jeder seiner Schritte von Maschke vorausberechnet wurde.
Die graue Novemberkälte Berlins wird zum stillen Begleiter in diesem Katz-und-Maus-Spiel, während die West-Berliner Straßen wie ein Labyrinth erscheinen, in dem Wahrheit und Lüge sich unentwirrbar vermischen. Zwischen modernen Glasfassaden und Altbauten, die noch die Narben des Krieges tragen, entwickelt sich ein Plan, dessen wahre Dimension erst spät sichtbar wird.
Das Polizeiteam legt sich auf die Lauer, doch als die Falle zuschnappt, bleibt sie leer: Maschke hat sie alle getäuscht. Während die Beamten am falschen Ort warten, konfrontiert er seinen Bruder auf dessen luxuriöser Yacht – jener Yacht, die vor acht Jahren zum Schauplatz des Verbrechens wurde. Dort soll sich endlich enthüllen, was damals wirklich geschah.
„Ihr habt mich damals hereingelegt“, triumphiert Maschkes Stimme am Telefon, als Bülow erkennt, dass sie einem ausgeklügelten Plan aufgesessen sind. Nun muss er gegen die Uhr kämpfen, um eine Tragödie zu verhindern…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tod macht erfinderisch“ ist die 174. Folge der Reihe und wurde zwischen dem 19. Juni und dem 27. Juli 1985 an verschiedenen Schauplätzen in West-Berlin gedreht. Das Szenenbild erstellte Frank Hein, Regie führte Christan von Sydow, der später auch bei „Rosamunde Pilcher“-Verfilmungen erfolgreich war. Das Drehbuch stammt von Detlef Michel, der unter anderem auch „Der Rosenmörder“ schrieb.
Die Erstausstrahlung am 10. November 1985 in der ARD erreichte sensationelle 23,58 Millionen Zuschauer und damit einen Marktanteil von 60 Prozent – der erfolgreichste Tatort mit Heinz Drache. Für den Schauspieler war es die erste Folge als Berliner Ermittler, nachdem er bereits in den 1960er Jahren als Kriminalinspektor Yates in Francis Durbridges Krimi-Sechsteiler „Das Halstuch“ zum Publikumsliebling avanciert war.
Der Sender Freies Berlin (SFB) erhoffte sich mit Drache als Kommissar Bülow einen Kontrapunkt zum populären Ruhrpott-Ermittler Horst Schimanski zu etablieren: Statt in Schmuddelkleidung ermittelte Bülow stets im eleganten Maßanzug, statt Currywurst und Bier bevorzugte er Austern und Wein. Drache selbst betonte in Interviews, dass er „ein Stück Drache“ in seine Rolle einbringen wolle und „ganz bestimmt kein Abklatsch von Columbo oder Schimanski“ sein werde.
Neben Heinz Drache spielten in dieser Folge der bekannte TV-Bösewicht Udo Vioff sowie Karl-Walter Diess, Helmut Ahner und Eva Kryll. Diese Episode markiert nicht nur den Einstand von Drache als Ermittler, sondern gehört auch zu den letzten Tatorten, die im geteilten Berlin vor dem Mauerfall gedreht wurden. Interessanterweise spielt die Nähe zur DDR in dieser Folge jedoch keine Rolle – der Fall bleibt politisch neutral.
Nach der Ausstrahlung lobten Kritiker besonders Draches souveräne Darstellung des distinguierten Kommissars, bemängelten jedoch vereinzelt die Längen in der Handlung – ein Kritikpunkt, der auch die beiden folgenden Episoden mit Bülow betraf.
Der erste „TATORT“ mit Heinz Drache als Hauptkommissar Hans-Georg Bülow. „Ein Kavalier der alten Schule“ nennt ihn seine – wahrscheinlich leider nur platonische – Freundin Sonja Bach. Genau das ist er auch.
Wenn Bülow in seiner stilvollen Kleidung durch Berlin flaniert, ist das Zuschauen ein Genuss. Und wenn er spricht, dann ist das Zuhören ein Genuss. Heinz Drache war einfach ein wunderbarer Schauspieler!
Schade, dass es nur sechs „TATORTE“ mit ihm gibt, und es ist eine Schande dass sie in den Dritten Programmen schon ewig nicht wiederholt wurden!
Der Tatort Nummer 174 aus Mitte der 1980ziger Jahren. Hauptkommissar Bülow, elegant gekleidet und gebildet, sticht jeden Präsidenten aus. Den mußte man damals schauen, alleine schon um nicht bei der Mutter, der Ehefrau und den Schwestern in Ungnade zu fallen. Aber auch ich schaute ihn gerne, hier die Folge Eins, der insgesamt sechs Folgen. Ruhige, seichte Tatort-Filme waren das, einfach zum Abschalten und zur Vorbereitung auf den nächsten Arbeitstag. Und…meine Arbeitskleidung unterschied sich damals nicht äußerlich sehr differenzierter. Aber die Kompetenzen waren eindeutig anders verteilt. Der Titel dieses Tatortes ist ein wenig irreführend, die Story gemein und hinterhältig, der wirkliche Täter hätte wahrscheinlich schnell Lunte gerochen. Der stille Held hat es aber geschafft, seinen bösen Bruder zu überführen, zusammen mit der Tochter, die sich als privater Lockvogel an einen Kommissar erfolgreich ranmachte. Bülow muß ja innerlich gekocht haben. Der ausgeschlagene Handschlag des Unschuldigen gegenüber dem Hauptkommissar war die realistische Reaktion für unrechtes Leid. Schöne Nostalgie mit einem beliebten Hauptdarsteller. Dieser Tatort, nun zweimal gesehen, wird in endgültiger Erinnerung bleiben.
Gehört in meine Hall of Fame der besten Tatort Folgen. Diese Folge liebe ich sehr.
@ Manuela Hertel
Ja, da gebe ich Ihnen recht, Heinz Drache, als Kommissar Bülow, war der eleganteste, mit besten Manieren ausgestattete Ermittler der Tatort-Serie und mit absoluter Sicherheit ein Ausnahme-Kommissar der langlebigen Reihe.
Ihn, als Schauspieler bei seiner Arbeit zu zusehen, macht eine wahre Freude und ist für mich, als Drache-Fan eine wahre Wonne.
Schade, dass er damals nicht weitere Tatorte gemacht hatte ( hatte keine Lust mehr gehabt – schlechte Drehbücher ), dass wäre toll gewesen.
Auch als Wallace-Kommissar war ein sehr Kontrast zu Joachim „Blacky“ Fuchsberger gewesen.
Mittelmäßige Storry mit schlechter Musik an den falschen Stellen.
Don Flanello wie er leibte und lebte. Leider sonst eher belanglos.
Kein Renner, aber unterhaltsame Geschichte.
Ein Blick über die Grenzmauer an der Luckauer Straße ist auch dabei. Das kennt heute fast niemand mehr.
Nur die nervtötende musikalische Begleitung verhindert das Einschlafen bei diesem absolut spannungsfreiem Tatort.
Ich sehe Drache ja ganz gern, schon allein, weil ich dann immer an die kultigen Edgar-Wallace-Filme erinnert werde :). Hier ist er ok, aber nicht mehr. Wie schon andere angemerkt haben, nervt diese Captain-Future-Musik ganz furchtbar. Das ist mir schon in anderen älteren Tatorten aufgefallen. Die Musik passt einfach nicht. Ich muss einmal darauf achten, ob dafür immer Herr Franke verantwortlich zeichnet.
Langatmig, vorhersehbar – und mit unglaublich penetranter Musik unterlegt.
Kein Highlight.
Ich fand die Story auch sehr vorhersehbar, und die Musik fand ich auch unglaublich nervtötend. Aber ansonsten ganz gut für so einen alten Krimi. Von mir 4 Sterne.
coole story, sehr tricky ! seinen ersten Fall kannte ich noch nicht. dazu mein hier leider zensierten artikel „Die skurrilsten, bizarrsten oder verücktesten ‚Karrieresprünge‘ von allen TATORT-KommissarInnen dort und teilweise auch anderswo“ : „…Hauptkommissar „Hans Georg Bülow“ (Heinz Drache, d. 2002) war ja zunächst in mehreren Edgar Wallace-Filmen unterwegs, z.B. als „Inspektor Elford“, „Anwalt Frank Tanner“, „Anthony Nash“, „James W. Wesby“, „Carl Fleming“ oder auch „Humphrey Connery“ ;-)…“
Leute leute,
wie lange hab ich mir mal wieder Heinz Drache gewünscht!! „Tod macht erfinderisch“ – der TATORT reißt die Einschaltquote von Ü-23 Millionen (!)
Da müssen selbst Thiel und Boerne heute lange für stricken!!!
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/169503/umfrage/durchschnittliche-einschaltquote-der-tatort-ermittler/
Meine Kommentare (vom blanken Hans) sieht man ja bei den TO Fan Blocks..
Heinz Drache (u.a. Stimme von Kirk Douglas, Frank Sinatra, Sean Connery oder Glenn Ford. !) war in diesem Tatort in leisen „Tönen“ unterwegs – und in den schönen alten s/w Filmen von Edgar Wallace: Ein grossartiger Schauspieler…
Good work! Von mir 5*****
Der Tatort mit der Nummer 174 aus Berlin und aus dem Jahr 1985. Die „Klassik“ ermittelt, souverän und beispiellos.
Die Meinung vom 21.05.2015 halte ich.