Tatort Folge 279: Alles Palermo

Kurz und knapp – darum geht’s

In der Krimireihe Tatort beschäftigt der Mord an einem Gärtnereibesitzer die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr, die schnell auf Verbindungen ins Rotlichtmilieu stoßen. Während Batic sich in der Ermittlung auf einen alten Widersacher, den Zuhälter Sandler, verbeißt, deckt Leitmayr ein Netz aus Korruption und Bestechung rund um die Erweiterung einer Mülldeponie auf. Als die beiden zerstrittenen Ermittler ihren jeweiligen Spuren folgen, ahnen sie noch nicht, dass beide Fährten am Ende zum selben Täter führen werden…

Inhalt der Tatort-Folge „Alles Palermo“

Nebelschwaden hängen über der Gärtnerei im Norden Münchens, als in der Dunkelheit ein Schuss fällt und die nächtliche Stille zerreißt. Der Gärtnereibesitzer Anton Berger liegt tot am Boden, während eine Frauengestalt vom Tatort flüchtet und in der Ferne ein Motorrad davonbraust. Am nächsten Morgen stehen die Kommissare Batic und Leitmayr vor der von Blaulicht erhellten Szenerie und begutachten, was von Bergers Leben übrig geblieben ist.

„Wenn der Sandler damit zu tun hat, kriege ich ihn diesmal“, knurrt Batic, während er die Fotos der Prostituierten an Bergers Wand betrachtet. Der Kommissar trägt eine alte Wunde mit sich – einst musste er den brutalen Zuhälter laufen lassen, weil ihm die Beweise fehlten. Diese persönliche Fehde droht nun seine Objektivität zu verschleiern wie der Morgennebel die triste Umgebung der Gärtnerei neben der Mülldeponie.

Leitmayr hingegen, stets der Ruhigere der beiden, setzt auf Fakten statt Gefühle. Das Flugticket nach Florida, das bereitlag. Die Frauenkleidung im Schrank. Die Verbindung zu Bergers Geschäftspartner Reisinger und dessen ehrgeizigem Assistenten Karl Schweitzer, die ständig in der Gärtnerei auftauchten. Die beiden Kommissare, seit Jahren ein eingespieltes Team, werden durch den Fall zu Einzelkämpfern, die ihre Spuren getrennt verfolgen – Batic im Glitzerdunkel der Rotlichtbars auf der Suche nach Maria, der letzten Freundin des Toten, Leitmayr zwischen Bauplänen und Grundstückskarten.

Die Suche nach dem Mörder gleicht einem Weg durch ein Labyrinth aus Lügen und falschen Fährten. In einem prächtigen Bürogebäude führt Bauunternehmer Reisinger seine Geschäfte wie ein Pate, der seine Fäden im Verborgenen zieht. „Das Grundstück ist Millionen wert“, erklärt er Leitmayr mit einem Lächeln, das so kalt wirkt wie das Herbstlicht, das durch die Fenster fällt. Jedes Wort scheint sorgfältig gewählt, jede Geste berechnet. Während die Erweiterung der Mülldeponie voranschreitet, verdichten sich die Hinweise auf ein System aus Korruption und Bestechung, das die Kommissare an italienische Verhältnisse erinnert – alles Palermo eben.

In einer staubigen Bar mit rotem Neonlicht steht Batic schließlich seinem Nemesis Sandler gegenüber, der ihn mit einem höhnischen Lächeln empfängt. „Sie haben nichts gegen mich in der Hand, Herr Kommissar“, sagt er selbstsicher und präsentiert ein wasserdichtes Alibi, besiegelt durch die Aussage seiner Pflegemutter Anna Bürgl. Die Frustration treibt Batic an den Rand seiner professionellen Grenze und führt zum offenen Streit mit seinem Kollegen Leitmayr. In regennasser Nacht stehen sich die beiden Kommissare gegenüber, die Spannung zwischen ihnen so greifbar wie die schwüle Luft vor einem Gewitter.

Als die mysteriöse Maria endlich gefunden wird, bringt sie neue Puzzleteile ins Spiel. Ihre Angst ist so echt wie ihre Liebe zu Berger es war. „Er wollte mit mir weg“, flüstert sie, während ihre Augen den Raum nach möglichen Beobachtern absuchen. „Er hatte alles geplant.“ Doch wem stand dieser Plan im Weg? Welche Geheimnisse verbergen sich in den Bauplänen für die Mülldeponie, die das Gelände der Gärtnerei verschlingen soll?

Die Ermittlungen führen die Kommissare auf eine dunkle Spur von Familiengeheimnissen und Erbschaftsansprüchen, die plötzlich beide Fäden der Ermittlung miteinander verknüpft. Als ein weiterer Mord geschieht, müssen Batic und Leitmayr ihre Differenzen überwinden, um gemeinsam den Fall zu lösen, bevor weitere Opfer zu beklagen sind…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Alles Palermo“ wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert und am 29. August 1993 als 279. Folge der Reihe im Ersten ausgestrahlt. Unter der Regie von Josef Rödl entstand dieser sechste Fall für das Münchner Ermittlerduo Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl).

Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Schauplätzen in München statt, wobei besonders die Locations im Münchner Norden, an der Mülldeponie und im Rotlichtmilieu eine authentische Kulisse für die Krimihandlung boten. In den Nebenrollen glänzten bekannte Gesichter des deutschen Fernsehens: Veronica Ferres übernahm die Rolle der Prostituierten Maria, während Friedrich von Thun als undurchsichtiger Bauunternehmer Reisinger zu sehen war.

Bei seiner Erstausstrahlung erreichte „Alles Palermo“ beachtliche 10,38 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 33,9 Prozent für Das Erste – ein deutlicher Beweis für die Beliebtheit des Münchner Ermittlerduos, das bis heute zu den Publikumslieblingen der Tatort-Reihe zählt.

Der Fall spiegelte die frühen 1990er Jahre wider, als Immobilienspekulation und Bestechungsskandale regelmäßig Schlagzeilen machten. Der Titel „Alles Palermo“ wurde zum geflügelten Wort für korrupte Strukturen, die an mafiöse Verbindungen erinnern – eine Anspielung auf die sizilianische Hauptstadt, die damals stark mit organisierter Kriminalität assoziiert wurde. Nach der Ausstrahlung wurde in der Presse besonders die Darstellung des Rotlichtmilieus und der Korruptionsverflechtungen in der „nördlichsten Stadt Italiens“, wie München manchmal genannt wird, diskutiert und als realistisch gelobt.

Videos zur Produktion

>Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Kriminalhauptkommissar Ivo Batic – Miro Nemec
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Reisinger – Friedrich von Thun
Karl Schweitzer – Jacques Breuer
Sandler – Andreas Giebel
Menzinger – Michael Fitz
Senator Schwaninger – Helmut Hagen
Sigmund – Ulf Söhmisch
Baurat – Werner Abrolat
Herbig – Ludwig Schütze
Anna Bürgl – Ruth Drexel
Maria Zell – Veronica Ferres

Stab

Buch und Regie: Josef Rödl
Musik: Roman Bunka
Kamera: Volker Tittel

Erstausstrahlung: 29.08.1993

Bilder: WDR

4 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Ein interessantes Stück Zeitgeschichte.

    Da werden der Bahnsteig und die S-Bahn Videoüberwacht, und keiner regt sich darüber auf. Es wird beim Autofahren ebenso wild gerast wie telefoniert.
    Und die Amigo Affäre lässt ebenso Grüßen wie so mancher
    „Aus-Müll-mach-Millionen-Skandal“…

    Genial Gut.

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 279 aus München. Die beiden Hauptkommissare Batic und Leitmayr jagen einen skrupellosen Doppelmörder, was ihnen zum Zeitpunkt der ersten hinterlistigen Tötung jedoch noch nicht klar ist. Ermordet wird ein Gärtnereibesitzer, welcher im Zuge einer geplanten Mülldeponie seinen Betrieb sehr gewinnbringend veräußern kann und will. Batic und Leitmayr treten an, gegen einen Sumpf aus Bestechungen, Korruptionen, Vetternwirtschaften, Schmiergeldzahlungen – und Mord. Ein immer aktuelles Thema in Sache Müll. Geld stinkt nun mal nicht und mit Dreck kann man Millionen Deutsche Mark scheffeln. Oder man kann sie erben. Offiziell und legal oder hinterhältig und mörderisch. Letzteres verhindern die beiden Mordermittler nachhaltig. Spannender und sehr interessanter Tatort-Krimi aus den angefangenen 1990iger Jahren, mit damaligen aktuellen Themen, die auch in heutiger Zeit an Aktualität nichts verloren haben. Sehenswertes Zeitdokument, auch in Wiederholung gerne gesehen.

  3. vor 6 Jahren

    Wettfahrt Auto gegen U-Bahn. Das hat mit Palermo nichts mehr zu tun. Mehr mit Amigo.
    Trotzdem gut.

  4. vor 2 Jahren

    Gestern zum ersten Mal gesehen (tlw. auf Schnelllauf-Taste gedrückt).
    Diese Folge aus 1993 hat berechtigterweise bisher nur 3 Kommentare bzw. wird nur selten ausgestrahlt. Belangloser Plot, allenfalls ein Dokument des damaligen Zeitgeistes.

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