Tatort Folge 300: Und die Musi spielt dazu

Kurz und knapp – darum geht’s

Hinter der scheinbar heilen Welt der Volksmusik lauern Intrigen, Rache und tödliche Geheimnisse: Bei den Proben zu einer neuen Volksmusik-Sendung wird der Star Anton Jäger tot in seiner Garderobe aufgefunden. Die junge Sängerin Jenny Beck hat beobachtet, wie der einflussreiche Boulevard-Journalist Jens Kühn den Tatort verlässt, doch ihr dominanter Vater und Manager Hermann Beck verbietet ihr, der Polizei davon zu erzählen. Als die Kommissare Batic und Leitmayr einem dunklen Fleck in Jägers Vergangenheit auf die Spur kommen, beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, denn Hermann Beck hat mit seinem Erpressungsversuch seine eigene Tochter in tödliche Gefahr gebracht…

Inhalt der Tatort-Folge „… und die Musi spielt dazu“

Grelles Scheinwerferlicht durchflutet das Fernsehstudio, während im Hintergrund fröhliches Geplänkel und das Stimmen der Instrumente zu hören ist – die Proben für die Volksmusik-Show „Bunt ist die Welt“ laufen auf Hochtouren. Doch die Stimmung kippt schlagartig, als der Star der Sendung, Anton Jäger, mit eingeschlagenem Schädel in seiner Garderobe gefunden wird. Die Münchner Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr werden mit den Ermittlungen beauftragt, und für beide ist sofort klar: Diese Welt aus Dirndl, Lederhosen und schunkelfreudigen Melodien ist ihnen so fremd wie ein ferner Planet.

Während der temperamentvolle Batic seine Abneigung gegen die geschönte Volksmusik-Szene kaum verbergen kann, begegnet der nüchterne Leitmayr den skurrilen Figuren hinter den Kulissen mit professioneller Distanz – bis er auf die junge Sängerin Jenny Beck trifft, die er mit seiner Vorliebe für Jimi Hendrix zu beeindrucken versucht. Was die Ermittler nicht ahnen: Jenny hat den Journalisten Jens Kühn aus Jägers Garderobe kommen sehen, schweigt aber auf Drängen ihres Vaters. Hermann Beck, ein kontrollsüchtiger Manager, der seine erwachsene Tochter noch immer wie ein Kind behandelt, wittert eine Chance zur Rache an dem Journalisten, der einst seine Familie mit Verleumdungen überzogen hatte.

„Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf dem Minenfeld“, bemerkt Carlo Menzinger, der dritte im Bunde der Münchner Mordkommission, während er im staubigen Aktenarchiv nach Hinweisen auf den Verdächtigen sucht. Tatsächlich stoßen die Kommissare hinter der glitzernden Fassade der Volksmusik-Szene auf ein Netz aus Abhängigkeiten und Eitelkeiten, das so harmonisch klingt wie ein verstimmtes Akkordeon. Mit Hilfe von Nele Hinrichs, der aufgeweckten Assistentin des Fernsehproduzenten, gelingt es Batic und Leitmayr allmählich, in diese fremdartige Welt einzutauchen, in der der Applaus ebenso vergänglich ist wie die Karrieren der Künstler.

„Den Unfall gab es nie“, versichert ein Zeuge, als die Ermittler einen fünfzehn Jahre zurückliegenden Vorfall untersuchen, der möglicherweise mit Jägers Tod in Verbindung steht. Doch in der Glitzerwelt der Volksmusik kann jedes Lächeln eine Maske sein, und jedes fröhliche Lied verbirgt möglicherweise eine tragische Geschichte. Als ein unüberlegter Kommentar von Batic den Journalisten Kühn seinen Job kostet, nimmt der Fall eine dramatische Wendung: Der in die Enge getriebene Reporter sucht sein Opfer, und Jenny Beck, die einzige Zeugin, schwebt plötzlich in Lebensgefahr…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „… und die Musi spielt dazu“ wurde im Sommer 1994 in München gedreht und markiert einen besonderen Meilenstein: Es ist die 300. Folge der beliebten Krimireihe und der neunte Fall für das Ermittlerduo Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl). Die Regie übernahm der Satire-Experte Hanns Christian Müller, für den es sowohl die erste als auch letzte Regiearbeit bei einem Tatort war.

Für die Besetzung wurde ein besonderes Ensemble zusammengestellt: Neben den Stammschauspielern glänzte Hans Brenner in der Rolle des herrschsüchtigen Vaters Hermann Beck, während Wolf Brannasky als skrupelloser Journalist Jens Kühn überzeugte. Veronica Ferres spielte die hilfsbereite Produktionsassistentin Nele Hinrichs. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Gastauftritt der Punkband „Die Toten Hosen“, die als Seemannsquintett „Andi Frege und seine Wasserratten“ in Matrosenanzügen auftrat. Weitere musikalische Unterstützung kam von den Bands Wellküren, Biermösl Blosn, den Fidelen Münchnern und der Bavaria Band.

Die Erstausstrahlung am 11. Dezember 1994 erreichte 7,28 Millionen Zuschauer und damit einen beachtlichen Marktanteil von 22,9 Prozent. Seit dem 25. Februar 2010 ist die Folge zusammen mit drei weiteren Fällen des Münchner Ermittlerduos auf DVD erhältlich. In Kritikerkreisen wird diese Episode für ihren satirischen Blick hinter die Kulissen der Volksmusikbranche geschätzt, auch wenn der humorvolle Ton manchmal zu Lasten der Krimihandlung geht. Die eingängigen Melodien, insbesondere Jenny Becks fiktiver Hit „Nur du alloa“, blieben vielen Zuschauern noch lange nach dem Abspann im Ohr – ganz gleich, ob sie Volksmusikfans waren oder nicht.

Videos zur Produktion

Gastauftritt der „Toten Hosen“

Besetzung

Hauptkommissar Ivo Batic  – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Jenny Beck – Claudia Wipplinger
Hermann Beck – Hans Brenner
Jens Kühn – Wolf Brannasky
Nele Hinrich – Veronica Ferres
Ellen Wagner – Maria Pesch
Carlo Menzinger – Michael Fitz
Aumann – Tommi Piper
Meyer – Gottfried Drexler
Ruth Beck – Hanna Köhler
Anton Jäger – Georg Einerdinger
Volksmusikstar –  Richard Süßmaier
Moderator – Christoph Deumling
Toningenieur – Hanns Christian Müller

Stab

Regie – Hanns Christian Müller
Buch – Orkun Ertener
Kamera – James Jacobs
Schnitt – Helga Kriller
Musik – Hanns Christian Müller
Produktion – BR

7 Kommentare

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  1. uk
    vor 10 Jahren

    Als Krimi eher schwach, aber höchst unterhaltsam und mit netten Seitenhieben gegen die Welt der Volksmusik.

  2. vor 10 Jahren

    Ein typischer Tatort mit 90er-Charme.
    Batic & Leitmayr in jung.
    Geschichte und Handlung ziemlich dünn.

  3. vor 10 Jahren

    Ja, die 90 ger….

    Im Vergleich zu aktuellen Produktionen immer noch Ordentlich.

    Und wegen dem Gastauftritt der Toten Hosen als „Ostriesen-Kapelle“ stets sehenswert.

    Was irritiert: Wieso hat die Tatzeugin so viel Angst vor dem Täter?

  4. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 300 aus der schönen Landeshauptstadt München. Die Hauptkommissare Batic und Leitmayr von der dortigen Mordkommission ermitteln im Bereich der Musikszene, besser gesagt, innerhalb von Dorf – und Volksmusikanten. Eine Hauptperson in einer beliebten Musiksendung wird erschlagen in der Garderobe aufgefunden, der Mörder anschließend erpresst. Nicht der schwerste Mordfall der beiden Ermittler, dennoch müssen sie sich erst einmal in der Schaustellerwelt dieses Musikzweiges zurecht finden. Ein ur-bayerischer Tatort-Spielfilm, vielleicht etwas überdreht dargestellt, aber interessant zu schauen. Mehr war bei mir leider nicht ersichtlich.
    Anm.: Mit dem mir vorstehenden Meinungsgeber bin ich „nicht verwandt und nicht verschwägert“. Aber schöne Grüße.

  5. vor 8 Jahren

    Vorweg klare 5 Sterne. Damals verpasst nie gesichtet und nun doch endlich gefunden. Sehr sehenswert unterhaltsamer gehts kaum noch. Fantastischer Film ganz viel bayrischer Charme erstklassig besetzt Tommi Piper die Stimme von Alf und die noch gute Veronica Ferres ein traum

  6. vor 7 Jahren

    Herrlicher Tatort bei dem die „Heile Welt“ – Schlager und Heimatmusik in all ihrer Peinlichkeit ordentlich durch den Kakao gezogen wird. Prima.

  7. vor 5 Jahren

    Kaum eine Unterhaltungsgattung wie die im Film thematisierte musste einen derartigen Spott und Zynismus über sich ergehen lassen. Davon abgesehen, dass ich dem inhaltlich durchaus folgen kann und dass sich Volkstümlichkeit und Schlager längst in der Form vermengt haben, dass eigentlich nur der Schlager übergeblieben ist, finde ich es ungerecht. Die Gründe mögen vielfältig sein. Sie können in dem Kontrast zwischen vorgespielter heiler Welt und den menschlichen privaten Abgründen der Protagonisten begründet sein, vielleicht ist den Wadenbeißern auch das vermeintlich „typisch deutsche“ ein Dorn im Auge. Ein Indiz dafür ist die Mitwirkung der „Toten Hosen“ in diesem Film, die seit einiger Zeit ja selber eigentlich nur noch Schlager singen, aber die Massen im Entstehungsjahr des Films ,1994, noch halbwegs glauben ließen, sie seien Punks.

    Dieser Tatort ist jetzt schon etwas älter, doch auch die veränderte Schlagerbranche ist ähnlichen Dingen ausgesetzt, wenn sich zum Beispiel eine Kebekus in aller Regelmäßigkeit über Helene Fischer öffentlich erbricht, nur weil diese nicht auf die Linksaktivistenschiene aufspringt. Auch, wenn mir nur 5 Minuten solcher Sendungen meist die Schamesröte ins Gesicht treiben, so akzeptiere ich, dass es Menschen gibt, die Freude daran haben. Das ist eine eigene Form des Theaters, nichts anderes. Und das hat dieser Tatort eigentlich ganz gut gezeigt. Der Plot an sich war eher so mittel – 3 Sterne.

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