Kurz und knapp – darum geht’s
Der Jaguar des millionenschweren jüdischen Geschäftsmannes David Prestin wird durch eine Explosion zerstört, sein Fahrer ist sofort tot. Die beiden ungleichen Berliner Ermittler Kriminalhauptkommissar Ernst Roiter und sein Partner Michael Zorowski nehmen die Ermittlungen im Umfeld des prominenten Opfers auf und geraten dabei auf schwieriges Terrain. Die Spuren führen von der Neonazi-Szene über Prestins undurchsichtige Geschäftspraktiken bis hin zu seiner eigenen Familie, doch als die Kommissare eine unerwartete Entdeckung machen, geraten sie selbst ins Visier der Attentäter…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod im Jaguar“
Trostlos gleitet Kriminalhauptkommissar Ernst Roiter mit seinem Boot über die grauen Gewässer Berlins, nur um kurz darauf wieder im kalten Wasser zu landen und von der Wasserschutzpolizei gerettet zu werden. Der frisch aus Frankfurt nach Berlin versetzte Ermittler hat nicht nur mit seinen mangelnden Segelfähigkeiten zu kämpfen – auch sein erster großer Fall in der Hauptstadt stellt ihn vor Herausforderungen. Auf einem Empfang zum siebzigsten Geburtstag des einflussreichen Geschäftsmannes David Prestin wird er Zeuge, wie dieser die Party plötzlich für ein dringendes Treffen verlässt – nur Sekunden später zerreißt eine Explosion die Nacht, als Prestins Jaguar in Flammen aufgeht.
Während der kultivierte Gourmet Roiter sich durch die gesellschaftlichen Kreise Berlins bewegt, begibt sich sein temperamentvoller Kollege Zorowski, von allen nur „Zorro“ genannt, auf andere Fährten. Der gebürtige Russe mit deutschem Polizeiausweis und Moskauer Polizeiausbildung kennt sich mit den Schattenseiten der Stadt aus. Die kühlen Lichter einer Sauna spiegeln sich in seinen Augen, als er alte Kontakte aus dem Kalten Krieg aktiviert, um die Herkunft des Sprengstoffs zu ermitteln. Als wäre er ein Panther, der durch die Halbwelt Berlins streift, bewegt er sich zwischen den Überbleibseln der Stasi-Strukturen und entgeht nur knapp einem Sprengstoffanschlag in einer verlassenen Fabrik.
„Ich fühle mich bedroht,“ hatte Prestin noch zu Roiter gesagt, bevor er in die Luft gesprengt wurde. Nun führen die Spuren in alle Richtungen: anonyme Drohungen aus der Neonazi-Szene, mysteriöse internationale Geschäfte und familiäre Spannungen. Die bildhübsche Tochter Judith wurde vom Vater enterbt, weil sie einen Architekten unter ihrem Stand geheiratet hat. Ihr Ehemann Ralph Bernbeck, ambitioniert und pleite zugleich, hätte durch Prestins Tod viel zu gewinnen. Wie ein Schachspieler, der seine Figuren strategisch setzt, nähert sich Roiter der attraktiven Geschäftsfrau Katharina Lefevre, die ihm zwischen Kerzenschein und teurem Wein mehr über Prestins Geschäfte verraten soll.
Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf dünnem Eis. Während Roiter die feinen Kreise der Macht durchdringt, kämpft Zorowski in den rauen Bars am Stadtrand gegen Neonazis und stößt auf eine heiße Spur: Henri Mattuschek, ein ehemaliger Stasi-Sprengstoffexperte, der jetzt für den Architekten Bernbeck arbeitet. Die Schlinge zieht sich zu, als Laborergebnisse bestätigen, dass der Sprengstoff tatsächlich aus alten Stasi-Beständen stammt. Doch dann macht Roiter eine schockierende Entdeckung: Ein Detail passt nicht, die Hutgröße stimmt nicht – war der Tote im Jaguar überhaupt Prestin?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tod im Jaguar“ ist die 335. Folge der Krimireihe und wurde vom Sender Freies Berlin (SFB) produziert. Der Film feierte am 9. Juni 1996 im Ersten seine TV-Premiere und markierte den Einstand des neuen Ermittlerduos Ernst Roiter (Winfried Glatzeder) und Michael Zorowski (Robinson Reichel). Bei der Erstausstrahlung erreichte der Film 6,26 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 23,02 Prozent entsprach.
Gedreht wurde in Berlin und Umgebung unter der Regie von Jens Becker, der von dem mehrfach preisgekrönten Filmemacher Wim Wenders gefördert wurde. Das Drehbuch stammte von Peter Sandmeyer und Raimund Kusserow. In wichtigen Nebenrollen waren unter anderem Deborah Kaufmann als Judith Prestin zu sehen.
Eine Besonderheit der SFB-Tatorte mit Winfried Glatzeder war die Verwendung von Betacam-Videokameras anstelle des herkömmlichen Filmmaterials, was dem Film eine für damalige Verhältnisse moderne Videoclip-Ästhetik verlieh. Diese technische Entscheidung wurde jedoch von Kritikern nicht immer positiv aufgenommen.
Nach seiner Erstausstrahlung geriet „Tod im Jaguar“ in die Kritik, da sowohl eine missverständliche Pressemitteilung des SFB mit „antijüdischen Passagen“ als auch die Darstellung jüdischer Geschäftsleute im Film selbst für Kontroversen sorgten. Aufgrund dieser Kritik wurde der Film in den sogenannten „Giftschrank“ verbannt und seither nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt – ein seltenes Schicksal in der langen Geschichte der Tatort-Reihe.
Besetzung
Kommissar Ernst Roiter – Winfried Glatzeder
Assistent Michael Zorowski – Robinson Reichel
David Prestin – Ivan Desny
Till Seelmann – Stefan Gossler
Katharina Lefevre – Brigitte Kamer
Otto Bernbeck – Winfried Wagner
Judith Prestin – Deborah Kaufmann
Ralph Bernbeck – Götz Schulte
Caroline – Stephanie Stappenbeck
Henri Mattuscheck – Hans Diehl
Hazel Wolkenstein – Gerry Wolff
Peter Kramer – Manfred Möck
Prokurist – Ortwin Spieler
Wolodja – Alexander Lewit
Boris – Vitali Pawlenko
u.a.
Stab
Kamera – Dieter Chill
Buch – Raimund Kusserow
Buch – Peter Sandmeyer
Regie – Jens Becker
Der Tatort mit der Nummer 335 aus der Bundeshauptstadt Berlin und mit den beiden damaligen Fernseh-Assen, Hauptkommissar Roiter und Hauptkommissar Zorowski, hier in ihrem ersten Tatort-Fall und gleich einer ihrer besten Vorstellungen. Da ich die beiden unkonventionellen Mordermittler damals keinesfalls versäumt habe, ist mir diese Erstsendung noch vage in Erinnerung. Leider ist dieser Tatort-Thriller, trotz seiner hervorragenden Besatzungsliste, der Zensur zum Opfer gefallen, die nach dem Mauerfall und der Grenzöffnung in den 1990ziger Jahren des letzten Jahrhunderts, noch eins hochgeschraubt worden ist. Schade, dennoch ein sehr sehenswerter Tatortspielfilm, modern und salopp wirkend.
From the so called Giftschrank, the ones you will never see on tv again, comes Tod Im Jaguar. It’s been called anti semitic, but I couldn’t find anything offensive in this episode. However this Tatort should be held in the Giftschrank for the terrible (Betamax video) quality. The “smokey” atmosphere and the typical 90s colours and nothing being in focus makes everything a little cheesy. Especially the scenes with Roiter and the lady in red.
Bin dabei eingeschlafen. Roiter ist für mich ein langweiliges Weichei, ein guter Ersatz für Schlaftabletten.
Für die Freunde der Giftschrankfolgen: „Tod im Jaguar“ ist seit heute in YouTube zu finden (Kanal Tatort privat). In sehr bescheidener Qualität, aber besser als nichts.