Kurz und knapp – darum geht’s
Als im Hamburger Dove-Elbe-Kanal die Leiche der Kinderpsychologin Gabriele Eilbrook gefunden wird, nimmt der Fall für Kommissar Peter Brockmöller eine persönliche Dimension an – er hatte die Frau erst kürzlich bei einem Seminar kennengelernt und fühlte sich zu ihr hingezogen. Die Ermittlungen führen Brockmöller und seinen Kollegen Stoever in ein Netz aus Versicherungsbetrug, Kindesmissbrauch und politischen Verstrickungen, bei denen ein traumatisierter Junge namens Axel eine Schlüsselrolle spielt. Als die Kommissare entdecken, dass der vermeintlich tödlich verunglückte Vater des Jungen noch am Leben ist und eine Versicherungssumme von 3,1 Millionen Mark kassieren will, stoßen sie auf einen perfiden Plan, der sie in tödliche Gefahr bringt…
Inhalt der Tatort-Folge „Habgier“
Gedankenverloren steht Kommissar Peter Brockmöller am Ufer des Kanals, während Taucher den leblosen Körper einer Frau aus dem kalten, dunklen Wasser bergen. Als die Leiche auf die Bahre gelegt wird, trifft ihn der Anblick wie ein Blitzschlag: Es ist Gabriele Eilbrook, die Kinderpsychologin, die er erst vor wenigen Tagen kennengelernt hatte. Der graue Hamburger Himmel scheint die Schwere dieses Moments widerzuspiegeln, während Regentropfen unablässig auf die Plane prasseln, die nun den Körper bedeckt.
Brockmöller quälen schwere Vorwürfe. Erst vor wenigen Tagen hatte Gabriele mitten in der Nacht an seiner Tür geklopft, aufgewühlt, verstört. „Da ist etwas Ungeheuerliches“, hatte sie gesagt, „aber ich brauche noch Beweise.“ Im Halbschlaf hatte er ihr seine Hilfe zugesichert, aber nicht nachgehakt, nicht sofort reagiert. Eine Unterlassungssünde, die ihn nun zermürbt. Sein Kollege Stoever bemerkt die tiefe Betroffenheit und legt ihm tröstend die Hand auf die Schulter: „Wenn du sie kanntest, macht es den Fall nicht einfacher für dich.“
Die Ermittlungen führen die Kommissare in ein Kinderheim, in dem Gabriele mehrere Problemkinder betreut hatte. Wie Puzzleteile, die zunächst nicht zusammenpassen wollen, finden sie dort Hinweise auf verschiedene Tragödien. Da ist der verstörte Junge Axel Ropers, der seit dem angeblichen Unfalltod seines Vaters verhaltensauffällig ist und sogar versucht hat, seine Mutter und deren neuen Freund mit Gas zu töten. „Den Jungen umgibt eine Mauer aus Angst“, bemerkt Stoever, als sie seine Zeichnungen betrachten, die düstere Szenen zeigen. Und da ist René, dessen Schwester Rita sich unter mysteriösen Umständen das Leben genommen haben soll, nachdem sie als Pflegekind im Haus des einflussreichen Staatssekretärs Heinisch lebte.
Die Fahndung gleicht der Suche in einem Spiegelkabinett – jeder neue Hinweis wirft nur weitere verzerrte Bilder zurück. Als Brockmöller und Stoever den Staatssekretär Heinisch konfrontieren, stößt ihre Autorität an Grenzen der Macht. „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“, fragt Heinischs Frau barsch. Stoever kontert trocken: „Selbst wenn Ihr Mann der Bundeskanzler wäre, würde uns das nicht davon abhalten, unsere Arbeit zu tun.“ Doch hinter der selbstbewussten Fassade wissen beide Kommissare, dass sie gegen einen Gegner kämpfen, der seine Spuren geschickt zu verwischen weiß.
Die Spur führt schließlich zu einer Versicherungspolice über 3,1 Millionen Mark – ausgestellt für den angeblich verstorbenen Vater von Axel. Als die Kommissare ein verdächtiges Röntgenbild entdecken, auf dem die charakteristische Titan-Knieprothese des Toten fehlt, beginnt sich das wahre Ausmaß des Falls zu offenbaren. Gabriele muss diesem perfiden Plan auf die Spur gekommen sein, bevor sie zum Schweigen gebracht wurde. Während in den Straßen Hamburgs ein kalter Wind durch die Nacht fegt, nähern sich Stoever und Brockmöller langsam der schockierenden Wahrheit…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Habgier“ ist die 403. Folge der beliebten Krimireihe und der 35. Fall für Kommissar Paul Stoever (Manfred Krug) sowie der 32. Fall für seinen Kollegen Peter Brockmöller (Charles Brauer). Die Produktion des Norddeutschen Rundfunks (NDR) wurde unter der Regie von Jürgen Bretzinger gedreht, das Drehbuch stammte aus der Feder von Raimund Weber. Die Dreharbeiten fanden in Hamburg statt, wobei vor allem die charakteristischen Wasserstraßen der Hansestadt atmosphärisch in Szene gesetzt wurden.
Für Aufsehen sorgte der Gastauftritt des ehemaligen Fußballnationaltrainers Berti Vogts, der in der Folge gleich dreimal zu sehen ist: Zu Beginn als Nachbar Jürgen Lampert, der das entlaufene Kaninchen zurückbringt, später aus dem Fenster des Kinderzimmers und am Ende des Films, als er mit den Kindern über seine Fußballkarriere spricht. Eine weitere Besonderheit: Woody Mues, der den traumatisierten Jungen Axel spielt, ist im echten Leben der Sohn von Dietmar Mues, der in der Folge die Rolle des dubiosem Politikers Tobias Heinisch übernimmt.
Bei ihrer Erstausstrahlung am 10. Januar 1999 erreichte die Folge beachtliche 10,07 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 26,03 Prozent entsprach. Fans der Reihe erfreuten sich besonders an dem für das Hamburger Ermittlerduo typischen musikalischen Intermezzo – in dieser Folge interpretieren Stoever und Brockmöller den Klassiker „Stormy Weather“, begleitet von Mundharmonika und Handklavier.
Die Folge „Habgier“ erschien später auf zwei verschiedenen DVD-Boxen: Zum einen auf der „Tatort Star-Auftritte-Box“ neben Fällen mit den Kommissaren Haferkamp und Pfeifer, zum anderen auf der „Tatort Box Stoever/Brockmöller – Box Vol. 2″ gemeinsam mit den Folgen „Lockvögel“ und „Arme Püppi„. Unter Kritikern gilt der Fall als interessante, wenn auch nicht ganz durchkomponierte Folge, bei der besonders die Vorwegnahmen durch den Titel und den Beginn als dramaturgische Schwächen angesehen wurden.
Hallo,
ich möchte gerne wissen, wer der Mörder in der Folge „Habgier“ vom 14.07.2012 war.
Habe das Ende leider verschlafen.
Vielen Dank im voraus.
Der Tatort Nummer 403 aus Hamburg, mit den Tatort-Kommissaren Brockmöller und Stoever sowie real existierenden Persönlichkeiten. Morde aus Geldgier, Morde aus Mitwisserschaft und Kinderseelenfresser. Stoever, ein bisschen zu arrogant seinem Team-Partner gegenüber, aber wenn der sich das gefallen läßt! Der Tatort war aus dem Leben, es müssen sich, leider, nur die richtigen Täter finden und zusammen tun. Verhindern konnten Stoever und Brockmöller das Geschehen natürlich nicht, aber aufklären. Und Berti, ja der rettete noch ein Karnickel vor dem bösen Fux. Der wohnte ja in Mönchengladbach, bin dort, Anfang der 1990ger Jahren, oft an dessen Wohnhaus vorbei gefahren. Mein Fahrer sagte dann immer: Vielleicht sehen wir ihn ja mal. Täträ.
Der alkoholkranke Arzt, der pädophile Politiker mit seiner nibelungentreuen Ehefrau, der Heimleiter mit der doppelten Buchführung und nicht zuletzt der eiskalt mordende Versicherungsbetrüger… ein wenig zu viel an klischeebehafteten Figuren. Dazu die von mir verehrten Kommissare, denen man zu dieser Zeit immer mehr anmerkte, dass sie der Pension näherkommen. Doch das alles ändert nichts daran, dass man gut unterhalten wird.
Berti Vogts hatte damals noch einen sehr guten Ruf, der EM-Titel 96 war noch nicht lange her, worauf im Film ja auch Bezug genommen wird. Er hätte diese Ehre noch heute verdient. Vogts machte das beste aus den damaligen Strukturproblemen im deutschen Fußball und setzte neben anderen die Veränderungen in Gang, die ein Jahrzehnt später wirkten.
Ich fand den Tatort prima.
Peter und Paul in bester Form.
Gute Unterhaltung.
Recht spannender und unterhaltsamer Tatort mit unvorhersehbaren Wendungen und interessanten psychologischen Elementen. Stoever und Brockmöller in Hochform. Die Dichte an Kriminellen ist etwas zu hoch. Irgendwie hat jeder eine Leiche im Keller.
Und außerdem: Mit Berti Vogts tritt einer der schlechtesten Schauspieler aller Zeiten auf. :-) Man zittert mit ihm, dass er in seinem kurzen Text, hölzern vorgetragen, nicht hängen bleibt. Das hat etwas ungewollt Komisches.