Tatort Folge 582: Eine Leiche zuviel

Kurz und knapp – darum geht’s

Im Anatomiekurs der Universität Münster taucht eine Leiche auf, die dort nicht hingehört – eine junge Frau mit einer Einstichstelle unter dem rechten Rippenbogen statt einer älteren Körperspenderin des Jahrgangs 1935. Professor Boerne identifiziert die Tote als Dr. Amélie Blanc, eine französische Chemikerin, die als Hospitantin am Institut arbeitete und zuletzt bei einer Abschlussfeier der Forschungsgruppe am 28. April 2004 gesehen wurde. Als Boerne und der eigentlich krankgeschriebene Kommissar Thiel im Umfeld des Instituts ermitteln, werden sie in einen Strudel aus Wissenschaftsbetrug, Eifersucht und professionellem Kalkül gezogen, der weitere Opfer fordert und schließlich sogar einen von ihnen in tödliche Gefahr bringt…

Inhalt der Tatort-Folge „Eine Leiche zu viel“

Frustriert humpelt Hauptkommissar Frank Thiel durch seine Wohnung. Eine Fußverletzung hat ihn zeitweilig außer Gefecht gesetzt, was dem rastlosen Ermittler sichtlich missfällt. Da kommt der Anruf seines Vermieters und rechtsmedizinischen Kollegen Professor Karl-Friedrich Boerne wie gerufen – wenn auch mit überraschender Botschaft: „Thiel, wir haben eine Leiche zu viel.“

Im kalten Neonlicht des anatomischen Präparationssaals der Münsteraner Universität bietet sich den beiden ein makabrer Anblick. Zwischen ordnungsgemäß registrierten Körperspendern für den Studenten-Präparierkurs liegt eine Frau, die dort nicht sein dürfte. Eine junge Frau mit einer verräterischen Einstichstelle unter dem rechten Rippenbogen, professionell konserviert. Institutsleiter Professor Härtling erkennt in ihr sofort seine ehemalige Mitarbeiterin Dr. Amélie Blanc, eine französische Chemikerin, die in der Apoptose-Forschung tätig war. Boerne, der alle Körperspender zuvor freigegeben hatte, ist fassungslos und sichtlich beunruhigt. Ein peinlicher Fehler könnte seinen makellosen Ruf beschädigen – gerade jetzt, wo seine kritische Mutter Erika zu Besuch ist und ihm schon genug Nerven raubt.

Während der pedantische Rechtsmediziner die Obduktion übernimmt, beginnt Thiel trotz Krankschreibung inoffiziell mit den Ermittlungen. „Hätte schwören können, Sie sind im Reagenzglas entstanden“, frotzelt er gegenüber Boerne, als dieser sein klinisch-analytisches Vorgehen demonstriert. Die Sticheleien können jedoch nicht über die ernste Lage hinwegtäuschen: Die Universität steht unter Druck, denn in wenigen Tagen soll Dr. Carla Hanke ein prestigeträchtiger Forschungspreis verliehen werden – negative Schlagzeilen wären fatal.

Die Suche nach dem Täter gleicht der sprichwörtlichen Nadelsuche im Heuhaufen. Der wissenschaftliche Mikrokosmos erweist sich als perfektes Versteck für Neid, Ehrgeiz und dunkle Geheimnisse. Als Thierry Blanc, der Ehemann der Toten, aus Paris anreist und eigene Nachforschungen anstellt, verdichtet sich die gespannte Atmosphäre. Seine Wut auf das Institut und besonders auf Professor Härtling wirft Fragen auf – hatte Härtling ein Verhältnis mit Amélie? Die Antwort liefert ein entscheidender DNA-Test, den Thiel bei allen Institutsmitgliedern anordnet.

Nach diesem Test erscheint Professor Härtling nicht zur Vorfeier des Preises für Dr. Hanke – er wird tot in seinem Auto aufgefunden, vergiftet durch Abgase. Ein Schuldeingeständnis? Doch die Mordermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als auch Thierry Blanc mit einer identischen Einstichstelle aufgefunden wird. Und als Boerne den flüchtigen Täter verfolgt, ahnt er nicht, dass er selbst in eine geschickt gestellte Falle tappt…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Eine Leiche zu viel“ ist der sechste Fall des Münsteraner Ermittlerduos Thiel und Boerne, gespielt von Axel Prahl und Jan Josef Liefers. Gedreht wurde die Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in Köln sowie an mehreren Originalschauplätzen in Münster. Als Kulissen dienten unter anderem die Institute der Anatomie und Pathologie der Westfälischen Wilhelms-Universität, der historische Prinzipalmarkt sowie das bekannte Restaurant Kiepenkerl.

In der Besetzung finden sich neben den Hauptdarstellern auch Jürgen Hentsch als Professor Härtling und Carola Regnier als Boernes Mutter Erika – ein einmaliger Auftritt, der dem sonst so selbstsicheren Rechtsmediziner charmante Grenzen aufzeigt. Eine weitere Besonderheit der Folge: Es ist die einzige Münster-Episode, in der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) nicht vorkommt.

Bei der Erstausstrahlung am 5. Dezember 2004 verfolgten 8,89 Millionen Zuschauer die Ereignisse im anatomischen Institut, was einem beachtlichen Marktanteil von 24,60 Prozent entsprach. Die Kritiken fielen überwiegend positiv aus; Prisma lobte besonders die gelungene Verbindung von Krimihandlung und Typenkomödie.

Hinter den Kulissen gab es jedoch kreative Differenzen: Drehbuchautorin Dorothee Schön und die Redaktion des WDR hatten unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgestaltung der Handlung. Während der Sender einen humorvollen Slapstick-Ansatz wünschte, lag Schöns Fokus stärker auf der Krimihandlung. Die Meinungsverschiedenheiten führten sogar dazu, dass die Autorin ihre Zusammenarbeit vorübergehend beendete und erst mit der Folge „Mord ist die beste Medizin“ wieder für den Tatort Münster schrieb.

Videos zur Produktion

Trailer

ARD Plus Trailer

Besetzung

Kommissar Frank Thiel – Axel Prahl
Professor Karl-Friedrich Boerne – Jan Josef Liefers
Dr. Kehl – Lars Gärtner
Nadeshda Krusenstern – Friederike Kempter
Silke Haller – Christine Urspruch
Professor Gregor Härtling – Jürgen Hentsch
Herbert Thiel – Claus D. Clausnitzer
Marlis Härtling – Petra Hinze
Dr. Carla Hank – Nele Mueller-Stöfen
Erika Boerne – Carola Regnier
Dr. Schroth – Stefan Gebelhoff
Staatsanwältin Dorn – Ute Willing
Thierry Blanc – Silvan-Pierre Leirich

Stab

Regie – Kaspar Heidelbach
Buch – Dorothee Schön und Georg Schott
Musik – Arno Steffen
Kamera – Clemens Messow

Bilder: WDR/Jürgen Thiele

23 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Familie kann man sich nicht aussuchen, die hat man. Und so muss nicht nur Thiel mit einem Hippie ´Vadder´ leben, nein, in dieser Folge lernen wir Boernes `Mama´ kennen und das alleine steigerte den Unterhaltungswert der Folge exponentiell nach oben. Insgesamt ist es eine wahnsinnig unterhaltsame Folge die bestimmt zu den besten Münsteraner Tatorten zählt. Nur wirft sie auch Fragen auf: Warum z.B. heißt Boernes Vater hier auf einmal Heinz-Friedrich und nicht mehr August? Und warum wohnt seine Mutter bei ihm, wenn er doch aus Münster kommt? Vielleicht wurde den Scriptschreibern das auch alles zu viel, da Erika Boerne in „Tempelräuber“ auf einmal verstorben zu sein scheint. Schade, denn die Mutter des „herzlosen“ Rechtsmediziners hatte schon was. :)

  2. vor 12 Jahren

    Gibt es die Folge als DVD? Wenn ja, WO? Ich habe es nicht gesehen, würde ich aber so gerne! :)

  3. vor 12 Jahren

    Ob es die Folge als Kauf-DVD gibt, kann ich nicht sagen, könnte aber eine Kopie von meiner Aufnahme ziehen. bei Interesse Bitte melden.

  4. vor 12 Jahren

    Hallo Jörg Thomas, habe erst jetzt gesehen, dass ich eine Antwort bekommen habe. Danke schööön! Meine Suche war bisher vergebens. Gerne nehme ich das Angebot an. Wie kann ich Sie erreichen?

  5. vor 12 Jahren

    Hallo ,

    bin auch auf der Suche nach der Folge vom Tatort Münster: Eine Leiche zu Viel.

    Würde mich über Antworten sehr freuen,

  6. vor 12 Jahren

    Sehr guter, typischer Tatort aus Münster. Es macht Spaß, ihn auch mehrmals zu sehen.

  7. vor 11 Jahren

    Hat irgendjemand vielleicht eine Aufnahme von diesem echt klasse Tatort ? Ich finde den nirgendswo…:(

  8. vor 11 Jahren

    Ich habe die Folge in einer Dreier Box (575 Herzversagen, 582 Eine Leiche zuviel und 586 Dunkle Wege) vor kurzem bei Amazon gefunden und gekauft. Nun habe ich die mit Begeisterung gesehen und verkaufe die Box wieder. Wer möchte:
    amazon.de/Tatort-Die-2000er-Jahre-Discs/dp/B003ZVJJOE/ref=aag_m_pw_dp?ie=UTF8&m=A109DUDKH69G1L

  9. vor 11 Jahren

    Hammer Tatort! Am besten ist Boernes Mama :) der Tatort ist super spannend und lustig, halt wie die meisten aus Münster. Eine der besten Folgen muss ich sagen!

  10. vor 11 Jahren

    Tiehl und Böerne sind der kracher, allein schon die gegensätzlichen charaktere, und kleine Assistentin hat auch nichts zu lachen bei ihren Chef, die Staatsanwältin Klemm ist auch immer klasse mit ihrer qualmerei, und dann noch Tiehles Kiffender Vadder, insgesammt ein spassiges Gespann, meine Frau und ich freuen uns immer auf den Tatort aus Münster.

  11. vor 11 Jahren

    Ich muss einmal eine ganz traurige Geschichte hier loswerden. Bitte, liebe TO-Fans, nehmt mir das nicht übel. Denn ich werde nie diesen Abend des 5. Dezember 2004 vergessen….

    Ich hatte, als alter Münsteraner, auch damals den TO gesehen. ‚Eine Leiche zuviel‘, was für ein absurdes Thema! Wenige Stunden später saß ich bei mir auf dem Teppich, unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Bruder hatte spätabends angerufen und mir mitgeteilt, dass meine Schwägerin Petra wenige Stunden zuvor ganz überraschend gestorben war. Plötzlich gab es dort, in meiner alten Heimatstadt, in bitterer Wahrheit tatsächlich eine Leiche zuviel…

    Meine Schwägerin starb im noch jungen Alter von nur 46 Jahren an einer Autoimmunkrankheit. Sie war ein lieber Mensch, der von ihrem Mann und den beiden Kindern schmerzlich vermisst wurde.

    Seitdem schaffe ich es nicht mehr, mir diesen Münster-Tatort ein weiteres Mal anzusehen.

    Danke! EH

  12. vor 11 Jahren

    Einer der besseren Tatorte aus Muenster. Ich finde es allerdings sehr schade, dass der Schwerpunkt derart auf den Kommissaren und ihrem privaten Umfeld liegt. Bei den sehr alten Tatorten wird geschaetzt 80% der Verdaechtigenkreis gezeigt – was mir besser gefaellt. Bei diesem Tatort lernt man weder Opfer noch Taeter oder die Tatverdaechtigen kennen. Gefuehlt sieht man zu 90% die Kommissare samt Familienanhang. M.E. nach stimmt der Schwerpunkt hier nicht, aber jedem das seine bzw. seine Lieblingstatortreihe.

  13. vor 11 Jahren

    Alle Tatort-Sendungen aus Münster mit der genialen Besetzung Prahl/Liefers und gigantisch. Ich möchte jede Woche so ein Highlight sehen. Diese einmaligen Dialoge hört man in keinem anderen Tatort. Deshalb schaue ich nur die aus Münster an.
    Leider kann ich den WDR nicht sehen, sondern nur die Sendungen auf ARD. Schade.
    Viele Grüße
    Susi

  14. vor 11 Jahren

    @Susi
    Die Münster-Folgen werden recht oft wiederholt. Wenn alle Stricke reißen: Ich habe bisher 17 von den insgesamt 25 Folgen hier ;-)

  15. vor 11 Jahren

    Ich mag diesen Teil auch sehr!
    Weiss jemand hier zufällig wo die das Hähnchen essen? Das ist doch nicht der Kiepenkerl….

  16. vor 10 Jahren

    Immer wieder cool !!!!!

  17. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 582, heute um 22:00 h, NDR. Hauptkommissar Thiel und der Alleswisser Professor Boerne ermitteln wieder gemeinsam und Krusenstern darf mithelfen. Eine auf alt getrimmte und konservierte Leiche wird gefunden, in der Rechtsmedizin. Aber nicht mit Boerne. Der eitle Pfau hat aufgepasst und den Nimmersatt Thiel informiert. Dann taucht der Ehemann der Toten auf, ein Franzose, schreit rum und geht von dannen. Thiels Vater, der mit dem Taxi, spielt mit und die Mutter von Boerne. Wie schön, die Familie einmal kennenzulernen. Wie immer ein Krimi aus Münster, bei dem man sich bequem zurück lehnen kann, immer wissend, der Fall wird geklärt, unterhaltsam und perfekt. Ich schaue diesem Praktiker und seiner Eminenz immer wieder gerne zu, Pleite und Knete ergänzen sich. Aber, mal ehrlich, ungehobelt sind die beiden, deshalb können die wahrscheinlich miteinander. Die gucken von oben auf die Schuhe.

  18. vor 10 Jahren

    Mich würde mal interessieren wo die Beiden ihr Håhnchen gegessen haben! Wie oder wer kann mir dabei helfen?

  19. vor 8 Jahren

    Für mich definitiv einer der besten Tatorte aus Münster. Interessante Handlung, witzig und nachdenklich zugleich. Man lernt die Persönlichkeiten der beiden Hauptakteure besser kennen und versteht, dass es eine tiefe Bindung gibt. Alberich kommt auch mal mit nach vorne. Sollte öfter der Fall sein.

  20. vor 7 Jahren

    Guten Tag , mit hat dieser Tatort sehr gut gefallen! Da war ja auch mal eine kurze Sequenz eines Klassischen Musikstücken zu hören!! Finde leider keine Info dazu im Net!!! Kann mie da wer elfen ???? Besten Dank
    herzlichst peter

  21. vor 7 Jahren

    Das Restaurant bzw. den Imbiß mit den Hähnchen habe ich nicht erkannt.
    Aber zwei Drehorte in Köln: das Hotel, in dem der Mann der verstorbenen wohnt, gab es damals unter diesem Namen (Hotel Einig) in Köln in der Johannisstr. zwischen Hbf. und Musikhochschule.
    Das Haus des sich suizidierenden Professors steht an der Uferstr. 24 im Kölner Ortsteil Rodenkirchen am Rhein. Es ist bei Maps zwar verpixelt, aber die Mauer und die Hausnummer sind eindeutig.
    Als Kulisse für die Wohnung von Börne und Theiel diente wie so oft das gelbe Geböude mit den typischen Sprossenfenstern in der Tür und den Wohnungen in der Siebengebirgsallee 60 in Köln.

  22. vor 5 Jahren

    TO Münster…immer wieder gerne…!

  23. vor 3 Jahren

    Ich schliesse mich den positiven Bewertungen an: wunderbar einfach erzählt, auch eindimensional im positiven Sinn ohne pseudokomplexes Gedöns oder pseudopolitische Pseudokritik an irgendwas. Vielleicht liegt’s am Alter? 2004 waren die Tatorte noch nicht so spinnerig-überspannt. Ich hatte diesen Tatort noch nicht gesehen. Finale Blutgrätsche! Super! Vielen Dank auch für den eingearbeiteten Hinweis auf die DVDs nach den Nachfragen in den Kommentaren! Die Seite wird sehr gut betreut!

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