Tatort Folge 687: Verdammt

Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) gegen den Rest der Welt – so sieht es zumindest bei den Mordermittlungen im Tatort „Verdammt“ aus. Denn keiner der Beteiligten scheint ein Interesse daran zu haben, den Mörder des Pädophilen Paul Keller zu finden, welcher nach einer langjährigen Haftstrafe für Kindesmord gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Zwölf Jahre ist es her, dass der pädophil veranlagte Paul Keller in Köln verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde. Keller war angeklagt worden, weil er einen achtjährigen Jungen namens Kevin Maywald ermordet und auf grausame Weise in einem Müllcontainer liegengelassen hatte. Seitdem sitzt Keller seine Strafe ab. Auch wenn der Täter hinter Gitter gelandet ist, hat das Leid für die Betroffenen im Mordfall Kevin noch immer kein Ende. Bis zu dem Mord an Kevin hatte dessen Vater Stefan Maywald erfolgreich als Anwalt gearbeitet – einen Job, den er nach der Verurteilung an den Nagel gehängt hat, um eine Organisation namens „Child Protection“ in ihrem Vorgehen gegen Pädophilie zu unterstützen. Stefan Maywald war sogar so weit gegangen, dass er Keller öffentlich als Pädophilen präsentiert hatte, wie es teilweise in Amerika zum Schutz anderer Kinder gemacht wird. Doch auch Kellers Familie hat unter seiner Tat zu leiden. So waren seine Eltern im Tatort „Verdammt“ für immer gebrandmarkt, selbst wenn sie sich bald von ihrem Sohn losgesagt haben.

Als Paul Keller im Tatort „Verdammt“ schließlich wegen des Gutachtens seines Gefängnispsychologen vorzeitig entlassen wird, ist weder die Familie des Opfers noch die des Täters wirklich glücklich. So überrascht es auch kaum, dass niemand wirklich trauert, als der Pädophile kurz darauf in Köln selbst umgebracht wird. Ironischerweise hatte der Mörder mit Keller genauso verfahren wie dieser damals mit dem kleinen Kevin: Auch die Leiche des Ex-Sträflings wurde in einem Müllcontainer deponiert.

Ballauf und Schenk versuchen jetzt, den Mörder von Keller zu finden. Besonders Kommissar Schenk fällt es dabei nicht immer leicht, seiner Arbeit objektiv nachzugehen. Denn der frischgebackene Opa hat natürlich stärker das Schicksal des Jungen und die mögliche Bedrohung für andere Kinder im Blick als sein Kollege Ballauf, der selbst keine Kinder hat. Auch bei einigen anderen Kollegen hält sich das Mitleid mit dem Mordopfer stark in Grenzen. Erschwert werden die Ermittlungen im Tatort „Verdammt“ auch dadurch, dass eigentlich keiner Kellers Tod nachtrauert – selbst sein eigener Vater nicht – oder ein großes Interesse daran hat, den Mörder des Pädophilen zu verhaften.

Der Psychologe des Opfers kann sich jedoch nicht vorstellen, dass Paul Keller damals den jungen Kevin umgebracht hat. Der Arzt geht nämlich nicht davon aus, dass ein Kinderschänder sein Opfer auch gleich automatisch umbringt – in diesem Fall müsste also der Mörder jemand Anderes gewesen sein. Irgendwann erkennen Ballauf und Schenk im Tatort „Verdammt“, dass der Psychologe vielleicht Recht haben könnte. Zumindest wird den beiden Fahndern bewusst, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tod von Kevin Maywald und dem aktuellen Mord an dem Ex-Sträfling geben könnte. Damit käme dieser dann vielleicht doch nicht als Mörder von Kevin infrage. Doch hatte der Pädophile tatsächlich 12 Jahre lang für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte, im Gefängnis gessessen? Und wer hat dann Kevin und Keller umgebracht und warum?


In der Tatort-Folge 687 „Verdammt“ widmen sich Drehbuchautor Jürgen Werner und Regisseur Maris Pfeiffer dem äußerst sensiblen Thema des Kindesmissbrauches. Der im April und Mai in Köln und der näheren Umgebung gedrehte Krimi feierte seine Fernsehpremiere am 27. Januar 2008.

Trailer

Besetzung

Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Freddy Schenk – Dietmar Bär
Dr. Roth – Joe Bausch
Staatsanwalt von Prinz – Christian Tasche
Katharina Keller – Barbara Schnitzler
Martin Keller – Matthias Koeberlin
Daniel Günter – Martin Kiefer
Melanie Schenk – Karoline Schuch
Dr. Strachov – Oliver Nägele
Roland Keller – Günter Junghans
Manfred Krüger – Hans-Jochen Wagner
Paul Keller – Thomas Arnold
Stefan Maywald – Bernhard Schütz
Franziska – Tessa Mittelstaedt

Stab

Regie – Maris Pfeiffer
Kamera – Gunnar Fuß
Szenenbild – Frank Polosek
Buch – Jürgen Werner
Musik – Jörg Lemberg

Bilder – WDR/Uwe Stratmann

7 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    Das war einer der tollsten, anspruchsvollsten, differenziertesten Tatorte, die ich je gesehen habe. Absolut empfehlenswert und ein guter Anlass, das Thema Missbrauch, Pädophilie, Lynchjustiz und öffentlicher Umgang damit zu diskutieren. Ein großes Lob an die Regie, ans Drehbuch, an die Kameraführung und an die Schauspieler. Ich werde diese Folge sicherlich im Unterricht verwenden.


  2. Ende der Erstausstrahlung

  3. Ian
    vor 17 Jahren

    Kann Anja da nur zustimmen. Hat mir sehr gut gefallen. In Anlehnung an die Tatort-Folge „Wem Ehre gebührt“ möcht ich jedoch feststellen, dass mit der heutigen Folge wiederum einmal ein „heißes“ Thema angerührt wurde. Das ist auch gut so. Meine Nachricht ist an diejenigen Zuschauer gerichtet, die sich unterdrückt und beleidigt fühlten, als die Folge „Wem Ehr gebührt“ ausgestrahlt wurde. Seid ihr denn jetzt ebenfalls entzürnt, dass in diesem Tatort das deutsche Volk als pädophil dargestellt wird? Ich weiss natürlich, dass es nicht so ist. Die, die es aber damals so verstanden haben (betr. Inzucht), müssen es doch jetzt ebenfalls so verstehen.Das ist der kleine aber feine Unterschied

  4. vor 13 Jahren

    Es ist immer wieder schön, wenn sich ein Tatort mit einem brisanten Thema beschäftigt.
    Auch dieses Mal ein dickes Lob: Gut aufbereitet und alle Aspekte wurden beleuchtet. Solche Serien gehen unter die Haut und klären gleichzeit auf. Respekt!

  5. vor 9 Jahren

    Der Tatort 687 aus der Domstadt Köln am Rhein. Es ermitteln die Hauptkommissare Ballauf und Schenk, an ihrer Seite die ebenfalls beliebten Darsteller Doktor Roth und Franziska Lüttgenjohan. Ein aus der Haft entlassender, angeblicher, Kindermörder und nachweislicher sexueller Triebtäter, kriegt gleich nach der Entlassung eins auf die Nase und anschließend eins in den Bauch, ein Messer. Dann landet er leblos in den Müllcontainer. Dieses tragische Tatort-Drama habe ich bislang zweimal gesehen und das wirklich Erschreckende daran ist, das Taten dieser Art und somit auch dieser Tatort, nach wie vor aktuell sind, wie die Presse in den letzten Tagen berichtete. Hervorragende Charaktere machen diesen sensiblen Tatort-Spielfilm beklemmend spannend. Ein sehenswertes gesellschaftliches Drama mit guten Wiederholungschancen.

  6. vor 8 Jahren

    Ein hartes Thema gut umgesetzt von den Kölnern und dem Westdeutschen Rundfunk. Spannend und nie aufdringlich oder mit dem Zeigefinger warnend. Absolut gut. 4,1 Sterne

  7. vor 6 Jahren

    Erschütternd.
    Man sieht welches Elend von selbsternannten Sherriffs produziert werden kann.
    Hoffentlich lernen einige „Bürgerwehr-Befürworter“ die das Gesetz selbst in die Hand nehmen wollen
    etwas aus diesem Tatort.

  8. vor 2 Jahren

    Einer der besten Kölner TO’s!!!
    Das gegebene Thema wurde vorbildhaft differenziert dargestellt.
    Wie @Anja 2008 treffend feststellte, eignet sich diese Folge sogar als ‚Lehrfilm‘.
    Ein ‚Schmankerl‘, dass der spätere Schwarzwald-Kommissar Hans-Jochen Wagner hier in der Rolle als perverser Kindesmissbraucher und Kinderporno-Ersteller (wie uebrigens auch im Faber-TO ‚Auf ewig Dein‘) auftritt.

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