Kurz und knapp – darum geht’s
Zwei Männer werden innerhalb weniger Tage nach demselben Muster erstochen. Kommissar Klaus Borowski entdeckt die gemeinsame Spur: Beide Opfer hatten Kontaktanzeigen aufgegeben. Als Psychologin Frieda Jung feststellt, dass Borowski perfekt ins Opferprofil passt, muss der Ermittler selbst zum Köder werden und gibt unter falschem Namen eine Kontaktanzeige auf. Bei seinen Dates mit einsamen Herzen wittert er bald eine Verdächtige – doch als er beginnt, persönliche Gefühle zu entwickeln, tappt er immer tiefer in ein tödliches Netz aus Freundschaft, Eifersucht und Besessenheit.
Inhalt der Tatort-Folge „Borowski und die einsamen Herzen“
Ein kalter Oktobermorgen in Kiel. Nebel kriecht durch die Straßen, als Kommissar Klaus Borowski die Wohnung des zweiten Mordopfers betritt. Das Blut an den Wänden ist noch nicht getrocknet, der metallische Geruch hängt schwer in der Luft. „Wieder ein Faustmesser“, murmelt der Ermittler, während er den leblosen Körper des Mannes betrachtet. Zwei Tote innerhalb weniger Tage – beide männlich, beide mittleren Alters, beide in ihrer Wohnung erstochen. Zu viele Parallelen für einen Zufall.
In der Redaktion des „Kieler Boten“ fällt dem verschlossenen Kommissar ein Detail ins Auge, das alles verändert: Beide Männer hatten Kontaktanzeigen aufgegeben. Sie suchten die Liebe – und fanden den Tod. Die Polizeipsychologin Frieda Jung betrachtet Borowski nachdenklich, als er ihr von seiner Entdeckung berichtet. „Sie passen perfekt ins Beuteschema“, stellt sie fest. „Männlich, alleinstehend, nicht mehr ganz jung, aber durchschnittlich attraktiv.“ Borowski verzieht das Gesicht, doch er ahnt bereits, was folgen wird. Widerwillig lässt er sich auf den Plan ein: Als Lockvogel gibt er selbst eine Annonce auf – eine gefährliche Falle für den Mörder.
Die ersten Dates im Café verlaufen ergebnislos. Frieda Jung spielt die Kellnerin, sichert heimlich DNA-Proben und coacht Borowski über Funk. „Sie kennen sich mit Frauen etwa so gut aus wie mit Ballett“, spottet sie, als er wieder einmal die falschen Worte findet. Wie ein Fisch auf dem Trockenen bewegt sich der sonst so souveräne Ermittler durch diese fremde Welt der Dating-Rituale.
Dann trifft er auf Gundula Beck. Anders als die anderen Frauen zeigt die selbstbewusste Lederwarenhändlerin zunächst keinerlei Interesse an ihm – und weckt gerade dadurch seine Aufmerksamkeit. Die kühle Blonde mit dem entschlossenen Blick passt erschreckend gut in das Täterprofil, das Frieda Jung erstellt hat. Als Borowski ihr im Fitnessstudio „zufällig“ wieder begegnet, beginnt ein gefährliches Spiel aus Annäherung und Zurückhaltung. „Ich mag keine Männer, die zu viele Fragen stellen“, warnt Gundula ihn bei einer gemeinsamen Segeltour. Der Wind peitscht übers Wasser, während sie mit fester Hand das Steuer hält. Die Atmosphäre zwischen ihnen knistert – aus Spannung oder Gefahr?
Noch bedrohlicher wird die Lage, als der Anzeigenleiter des „Kieler Boten“ tot aufgefunden wird. Gundulas vermeintliche Spuren am Tatort erhärten den Verdacht gegen sie. Doch bei ihren immer häufigeren Treffen offenbart sie Borowski eine verletzliche Seite, die nicht zum Bild einer kaltblütigen Mörderin passen will. Der Kommissar steht vor einem Dilemma: Folgt er seinem Instinkt oder seinen wachsenden Gefühlen?
In der Single-Szene Kiels begegnet Borowski auch Anne Schilling, Gundulas bester Freundin. Eine unscheinbare Frau, die seit Jahren ihrem Exmann nachtrauert und sich in Gundulas Schatten zu gefallen scheint. Zwischen den beiden Frauen besteht eine ungewöhnlich enge Bindung, fast schon symbiotisch, wie Borowski bemerkt. „Wir sind seit der Schulzeit unzertrennlich“, erklärt Anne mit einem seltsam intensiven Blick. „Unsere Freundschaft bringt kein Mann auseinander.“
Um Gundula endgültig als Täterin zu überführen oder auszuschließen, wagt Borowski einen riskanten Schritt. Er lädt sie zu sich nach Hause ein – ein Köder, der nicht nur den Mörder anlocken könnte, sondern auch Borowskis Herz in Gefahr bringt. Als die Frau spät in der Nacht seine Wohnung verlässt, warten die Kollegen draußen in Stellung. Doch nichts geschieht. Hat der Kommissar sich geirrt? Oder hat er längst etwas Entscheidendes übersehen…?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Borowski und die einsamen Herzen“ ist der elfte Fall für den Kieler Ermittler Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg. Regie führte Lars Jessen, das Drehbuch stammt von Thomas Schwank, der bereits zwei Grimme-Preis-Nominierungen vorweisen konnte. Gedreht wurde die Produktion des Norddeutschen Rundfunks von Februar bis März 2008 unter dem Arbeitstitel „Born to be wild“ in Kiel. Neben Milberg und Maren Eggert als Frieda Jung brillieren Gabriela Maria Schmeide als Gundula Beck und Astrid Meyerfeldt als Anne Schilling.
Bei seiner Erstausstrahlung am 12. Oktober 2008 erreichte der Film 6,87 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 19,30 Prozent für Das Erste. Kritiker lobten besonders den Wechsel zwischen dramatischen und komödiantischen Elementen sowie die umsichtige Darstellung der Single-Szene ohne ins Klischeehafte abzurutschen. Regisseur Jessen betonte: „Wir wollten Ernstes und Amüsantes auf eine Linie stellen, ohne uns ständig entscheiden zu müssen: Ist das jetzt ein Drama, eine Komödie oder ein Krimi?“ Für Hauptdarsteller Milberg war der „Wechsel zwischen dramatischem und komödiantischem Spiel ein großer Genuss“, wie er in Interviews verriet. Nach der Ausstrahlung wurde die Folge sogar als Roman adaptiert, was die Beliebtheit dieser besonderen Borowski-Episode unterstreicht.
Unfassbar mies. Ein echter Provinztatort, der Vergleich zum Wiederholungstatort vom Freitag aus München wirklich eine Offenbarung.
Nie wieder Frau Jung…
Ich bin grad bei der Hälfte, und dieser Tatort wirkt wie ein schlechter Abklatsch von dem Film ‚Sea of Love‘ mit Al Pacino und Ellen Barkin.
grundsätzlich, wie schlecht auch immer, sind Tatort-Filme mit abstand besser als jeder Hollywood-Mist!
wo kann man diesen tatort sehen, wenn er nicht gerade im fernsehen kommt? ich habe ihn weder auf youtube noch auf amazon.de zum verkauf gefunden…
Hi,
die ARD hat die Mediathek, dort ist er eine Woche nach der veröffentlichung zu sehen. Alternativ kann man bei der ARD einen Mitschnitt anfordern (kostenpflichtig), oder auf die nächste Wiederholung hoffen.
Der Tatort aus der Stadt im hohen Norden – Kiel. In der Nummer 707 ermittelt Hauptkommissar Borowski in einem Wunschgedanken, oder anders ausgedrückt, hier ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Zusammen mit seiner Polizeipsychologin Jung und seinem Kriminalrat Schadnitz, versucht er einen Männermörder auf die Schliche zu kommen, setzt sich gar selbst als Lockvogel ein. In Kiel und im Bereich der „Bälle der einsamen Herzen“, ein Risikounterfangen, schnell kennt da einer einen der einen kennt. Ja, aber in diesem ernsthaften Tatort-Klamauk geht alles gut, selbst die Täterüberführung. Aber – der Streifen ist gar nicht mal uninteressant zu schauen. In gemütlicher Atmosphäre kann man hier eine perfide und akribische Mördersuche mit verfolgen. Gucken halt.
Etwas anderer, durchaus auch mal amüsanter, doch streckenweise ein wenig zähflüssiger Fall mit langatmigen Kameraeinstellungen und Borowski auf „Flirt-Abwegen“, sowie erneut in Lebensgefahr.
Sicherlich enthält dieser Fall auch einige humorvolle Szenen, doch die fast durchgehend omnipotente Musik nervt. Außerdem ist m. E. die ach so begehrenswerte Gundula fehlgecastet – und der wahre Täter dürfte sich dem geneigten Krimi Kenner schon relativ früh offenbaren.
Mit „Hauptkommissar Paul Brix Brix“ (Tatort Frankfurt) Wolfram Koch in einer Nebenrolle.
Puh, der war zäh…
Der Tatort mit der Nummer 707 und aus Kiel, der Hauptstadt von SH und gestern Abend Dauergespräch auf allen Sendern. Auch in der Wiederholung ist der nicht wirklich prickelnd.
Die Meinung vom 11.06.2016 halte ich.
Sehr altbackener Aufbau, einer der schwächeren ‚alten‘ Borowski-TO’s.
Daran ändern auch Borowski’s Imaginationen nichts, welche Dialoge zwischen ihm und Fr. Jung vorstellbar wären …
Ja, lieber Kollege @Der Fremde aus Österreich, auch mir in Deutschland ist der altbackene Aufbau nicht entgangen, aber ich finde ihn irgendwie süß. Das ältere-Damen-Defilée im Café zum Beispiel, und auf der anderen Seite die bezaubernde Maren Eggert alias Frieda Jung … das hat schon was. Für mich ein nettes, atmosphärisches Schmankerl, bei dem immerhin die Täter-Findung relativ kompliziert gestaltet ist, trotz überschaubarem und erratbarem Täter-Angebot.
Ja, Frau Jung im Retro-Kellnerinnen-Outfit (schwarze Bluse, schwarzer Rock, weiße Schürze, mit Masche!) hatte schon etwas, da stimme ich zu … ;-)
Weiters mag auch ich Maren Eggert als Schauspielerin (z.B. ihre Rolle im Faber-TO „Hundstage“, ebenso in einigen sonstigen Filmen).
Bin aber der Ansicht, Klaus Borowski hat sich bei Frieda Jung insgesamt gesehen nicht allzu geschickt verhalten. In einer der letzten Folgen mit beiden gemeinsam („Tango für Borowski“) fragte Frieda Klaus: „Vielleicht sollten wir heiraten?“, Klaus darauf: „Ja, aber die Frage ist: WEN“. Dass Frieda sich daraufhin langsam verabschiedete (auch vom Herzen her), ist ihr m.E. nicht zu verübeln.
(Der Gastauftritt von Fr. Jung im 2. Teil der „stille Gast“-Trilogie – Jahre später – war ja irgendwie mehr eine Farce)