Tatort Folge 782: Familienbande

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein grausiger Fund erschüttert einen kleinen Ort am Stadtrand von Köln: Im Kühlraum des Fringshofs liegt der neunjährige Mark Bürger – tot, erfroren. Die Besitzerin des Wild- und Geflügelhofs, Iris Findeisen, beteuert ihre Unschuld, während Marks Vater Bernd vor Hass und Trauer kaum zu bändigen ist. Die Kölner Kommissare Ballauf und Schenk stehen vor einem Rätsel: War es ein tragischer Unfall oder ein kaltblütiger Mord? Als die Ermittler nach und nach die zerbrochenen Familienbande und ein kompliziertes Beziehungsgeflecht enthüllen, finden sie sich plötzlich inmitten eines unerwarteten zweiten Mordfalles wieder…

Inhalt der Tatort-Folge „Familienbande“

Eisige Kälte empfängt die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk, als sie den Kühlraum des Fringshofs betreten. Auf dem mit Reif überzogenen Betonboden liegt der Körper des neunjährigen Mark Bürger, steif gefroren wie die Tierkadaver, die an Haken von der Decke hängen. Die Besitzerin des Hofes, Iris Findeisen, steht fassungslos daneben. „Ich verstehe nicht, wie er da reingekommen ist“, flüstert sie immer wieder.

Der Junge wollte sich offenbar das Geweih eines Rehbocks absägen, als ein Stromausfall die schwere Tür des Kühlraums verriegelte – ein tragischer Unfall. Oder steckt mehr dahinter? „Wurden die Sicherungen absichtlich manipuliert?“, fragt Ballauf seinen Kollegen. Der Verdacht erhärtet sich, als sie am Fringshof eine verdächtige Reifenspur und einen aufgedrehten Wasserhahn entdecken, der zusätzlich für Feuchtigkeit sorgte. Perfide inszeniert wie ein Unfall.

In ihren Ermittlungen stoßen Ballauf und Schenk auf ein kompliziertes Beziehungsgeflecht. Früher waren die Familien Findeisen und Bürger eng befreundet. Iris hatte dem Jungen sogar eine Schildkröte geschenkt, damit er sie regelmäßig besuchen würde. Seltsam nur, dass diese Freundschaft plötzlich abgebrochen war. Während Bernd Bürger, Marks Vater, vor Hass und Schuldzuweisungen übersprudelt, begegnet ihm seine Frau Nadja mit eisiger Distanz. Überhaupt scheint im Dorf niemand gut auf Iris Findeisen zu sprechen zu sein – außer Nadja, die schließlich überraschend ihr Zuhause verlässt und bei Iris einzieht.

„Zwischen Ihrer Frau und Frau Findeisen – da läuft doch was?“, konfrontiert Ballauf den verdatterten Bernd Bürger. Dieser sieht sich nur noch als Mittel zum Zweck, um für einen Stammhalter für Nadjas kleine Möbelschreinerei zu sorgen. Die Fahndung nach dem wahren Schuldigen am Tod des Jungen gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Da ist der Gastwirt Martin Gebauer, der das Gelände des Fringshofs für einen Hotelneubau kaufen wollte. Hat er die Sicherungen manipuliert, um Iris zu schaden? Doch warum sollte er seinem Freund Bernd und sogar seinem Patenkind Mark schaden wollen?

Die Spannung im Dorf wird förmlich greifbar, als dicke Nebelschwaden über die abendlichen Felder ziehen und das Licht in den Fenstern des Fringshofs unheimliche Schatten wirft. „‚Sie macht alles kaputt – ihre Firma, ihre Familie – und alles nur wegen dieser Frau'“, zitieren die Kommissare Nadjas verbitterte Mutter Helene, die ihre Tochter verzweifelt zurückholen will. Das ganze Dorf scheint geladen wie ein Pulverfass.

Und tatsächlich – kurz darauf erschüttert ein zweiter Mord die kleine Gemeinde: Iris wird erschossen im Fringshof aufgefunden. Als Tatwaffe kommt Bernds Pistole in Betracht, die eigentlich im Schützenverein verwahrt sein sollte. Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als Ballauf und Schenk entdecken, dass bei Bürger zuhause mehrere Patronen fehlen. Als sie ihn zur Rede stellen wollen, taucht überraschend Nadja auf – und ihre Mutter gesteht die Tat. Der verzweifelte Versuch, die Familienbande zusammenzuhalten, endete mit tödlichen Konsequenzen.

Hinter den Kulissen

„Familienbande“ ist der 48. Fall des beliebten Kölner Ermittler-Teams Max Ballauf und Freddy Schenk. Die vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Colonia Media produzierte Tatort-Folge wurde vom 5. Juni bis zum 27. November 2009 in Köln und Umgebung gedreht. Zahlreiche Szenen entstanden in Kaster, wo das Agathator in der Altstadt für die Produktion in „Jagdstube Mühlbach“ umbenannt wurde.

Unter der Regie von Thomas Jauch („Schimanski – Schicht im Schacht“, „Tatort – Tote Männer“) entstand ein emotional aufgeladener Krimi nach dem Drehbuch von Hans Werner und Lars Böhme (Bearbeitung: Peter Goslicki). Als Arbeitstitel wurde zunächst „Nur ihr Bestes“ geführt, bevor man sich für den prägnanten Titel „Familienbande“ entschied.

Neben den Hauptdarstellern Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär glänzt die Folge mit einer bemerkenswerten Besetzung: Anna Schudt spielt die Hofbesitzerin Iris Findeisen – drei Jahre später wird sie selbst als Kommissarin Martina Bönisch im Dortmunder Tatort zu sehen sein. Auch Mark Waschke, der den trauernden Vater Bernd Bürger verkörpert, wird ab 2015 als Berliner Hauptkommissar Robert Karow Tatort-Geschichte schreiben. In weiteren Rollen sind Katharina Lorenz als Nadja Bürger, Petra Kelling als dominante Großmutter Helene sowie Tessa Mittelstaedt als Assistentin Franziska zu sehen.

Die Erstausstrahlung am 5. Dezember 2010 in der ARD wurde von 9,65 Millionen Zuschauern verfolgt und erreichte damit einen Marktanteil von beachtlichen 26,1 Prozent. Eine Besonderheit für Tatort-Kenner: In dieser und der vorherigen Folge präsentiert Freddy Schenk wider Erwarten keinen neuen Dienstwagen – ein seltener Bruch mit der Tradition der Kölner Tatort-Reihe.

Nach der Ausstrahlung kursierten in Fankreisen zahlreiche Theorien zum atmosphärisch dichten Einstieg des Films, der in Zeitlupe und mit atmosphärischer Musik ein Dorf zeigt, das nur scheinbar idyllisch ist – bis der Fund einer Kinderleiche die Fassade zerbrechen lässt.

Videos zur Tatort Produktion

ARD – Trailer

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Hauptkommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Franziska Lüttgenjohann – Tessa Mittelstaedt
Bernd Bürger – Mark Waschke
Helene Bürger – Petra Kelling
Melanie Schenk – Karoline Schuch
Nadja Bürger – Katharina Lorenz
Martin Gebauer – Michael Prelle
Miriam Dietrich – Anna Grisebach
Dr. Joseph Roth – Joe Bausch
u.a.

Stab

Drehbuch – Hans Werner, Lars Böhme
Regie – Thomas Jauch
Kamera – Clemens Messow
Szenenbild – Naomi Schenck
Musik – Stephan Massimo

Bilder: WDR/Willi Weber

19 Kommentare

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  1. vor 14 Jahren

    Eine hochspannende Weiterentwicklung in der Erzählstruktur…die Ermittler hecheln 80 Minuten einem offensichtlichen unfall hinterher und den echten Mord gibts am Schluß, der dann in atemberaubenden zehn Minuten aufgeklärt wird.
    Bravo!!
    Und damit die schier unfassbare Spannung aufrechterhalten wird gibts Darsteller die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, sozialkritischen Sprengstoff aus dem Hartz4-Wartezimmer und dazu als Garnierung unerwartete Wendungen, und zwar so oft, daß man sich als Zuschauer so oft im Kreis dreht daß einem schwindlig wird. Einer der abhärtendsten Tatorte seit langem! Wer das durchgestanden hat darf sich zur Elite zählen!

  2. vor 14 Jahren

    Ich war ein wenig verwirrt. Wer hat den jetzt den kleinen Jungen umgebracht?


  3. Ende der Erstausstrahlung

  4. vor 14 Jahren

    Ich fand ihn gut. Nicht zuletzt, weil mein Sohn die Rolle des Mark Bürger spielte. Wahrscheinlich sind wir auch eher nicht ganz objektiv. Wir haben auch die ganze Zeit u.a. die Fotos von „Mark“ gesucht. Es gibt sicherlich spannendere Tatorte (aber auch nur aus Köln), aber er war schon gut. Verbesserungen kann es immer geben.

    Wir waren also einen Tag beim Dreh dabei. Anstrengend, aber super war’s.

  5. vor 14 Jahren

    Wer war den der Mörder? Ich bin eingeschlafen und als ich wach wurde wars vorbei.

  6. vor 14 Jahren

    Das war kein Mord. Das war ein Unfall. Den einzigen Mord war später…

    Guter Tatort, immerhin.

  7. vor 12 Jahren

    Vielen Dank für die Bewertungen! Jetzt brauche ich mich nach einer langen Arbeitswoche um 23.30 nicht wundern wenn ich den Tatort nicht verstanden habe und gehe lieber gleich um 22h ins Bett.

  8. vor 12 Jahren

    Dietmar Bär erneut in seiner schlechtesten körperlichen!!!! Und geistigen!!!! Verfassung. Prost! Wo soll das hinführen? Bitte weg von den Mol – Intonierungen – und weg von der Fettbacke – Zuschauer –

  9. vor 11 Jahren

    Nicht gerade eine Meisterleistung. Das ganz ist ein sinnloses Familiendrama in dem die Kommissare anscheinend jeden mit geringster Beweislage Festnehmen und sich denen dann gegenüber alles Erlauben können. (Was man bei Ballauf und Schenk eigentlich langsam gewohnt ist) Auch ist keine richtige Ermittlungsarbeit zu sehen, die Kommissare werden nämlich überhaupt kaum gezeigt, was vielleicht auch besser so ist.

  10. vor 10 Jahren

    Wirklich ärgerlich!! Zwei tumbe Kommissare (besonders Dietmar Bär besonders borniert und noch mehr daneben als sonst) begegnen einer sowas von rückständigen Dorfmafia (allen voran die saudumme Mutter) und sind zu blöd durchzublicken. Dafür glauben sie sofort der Zeugenaussage einer eifersüchtigen Dorftrulla und überschlagen sich mit willkürlichen Verdächtigungen und Verhaftungen der „bösen“ Lesbe – die der hässliche Fettsack Schenk sowieso am liebsten hinter Gittern sehen will. Und nach dem völlig unnötigen Mord (Scheiß-Drehbuch!!), der in Windeseile aufgeklärt und schnell wieder vergessen wird, ist dann auch die gute alte Hetero-Welt wieder hergestellt. Ein wirklich mieser Tatort mit zweifelhafter Aussage und schlimmen Darstellern – bis auf das Frauenpaar, das natürlich nicht glücklich werden durfte…

  11. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 782 mit den Kölner Spitzenkommissare Schenk und Ballauf von der Mordkommission. Ermittelt wird anfänglich in einem mysteriösen Fall zum Tode eines kleinen Schuljungen, welcher sich später als absolute tödliche Familientragödie entwickelte. Zwei eingefleischte Ermittler gegen eine über Generationen eingeschweißte Dorfgemeinschaft. Tragischer, mitreißender und packender Tatort-Thriller. Sehenswert.

  12. vor 9 Jahren

    ES SOLL MEHR SPANNUNG GEBEN FINDE ICH UND UNTERHALTUNG AUCH IHR Kriegt mehr sterne von mir

  13. vor 9 Jahren

    Ich fand das dieser Tatort aus Köln sehr gut zu sehen weil mir spannend ist und unterhaltsam auch finde ich nämlich dafür soll soll sie 10 stern kriegen von mir

  14. vor 9 Jahren

    ich gucke alle folgen von Tatort aus Köln weil ich sehr gerne mag und ich die beiden Komisare schenk und Ballauf sehr gerne gibt 5 Sterne von mir

  15. vor 9 Jahren

    ich habe diesen tatort schon 6 mal gesehen und ich fand den sehr gut zu sehen auch ich fand auch das richtig spannend ist und unterhaltsam als um den Junge geht das fand ich sehr Traurig den Eltern tat mir Richtig sehr Leid dafür gebe ich die Komisare Max Ballauf und Freddy Schenk 30 Sterne

  16. vor 9 Jahren

    den Tatort aus köln hab ich sehr gerne gesehen und ich gucke sie sehr gewrne an dafür gibt alle 20 sterne

  17. vor 4 Jahren

    Often in Tatorts there is a little side story around the personal life of one of the detectives. Real good writing means the two stories, the main one and the little side story, come together somewhere. Bad writing is when they have nothing in common, like in this Tatort. There is a murder and there is Freddy’s daughter getting stuck in red tape. By the way: a second murder is almost always a sign the writer(s) didn’t know how to end it.
    How much time does a writer get? Three months? Six? Time enough to come up with something better that this.

  18. vor 1 Jahr

    Anna Schudt besetzt eine Hauptrolle und wird unter der Besetzungsluste nicht geführt?
    Doppelt seltsam in Hinblick auf ihre spätere Rolle Martina Bönisch.
    Und auch Mark Waschke darf sich sehen lassen.

  19. vor 1 Jahr

    Ich füge der Besetzungsliste hinzu: Anna Schudt als „Iris Findeisen“.

    Schön, sie auch mal wieder in einer anderen Rolle als in ihrer gewohnten der (leider zu früh verstorbenen) „Fr. Bönisch“ zu sehen … 😢

  20. vor 1 Jahr

    Finde ich witzig, dass User @schauinsland und ich fast auf die Minute glz. denselben Gedankengang hatten (ich hatte seinen Kommentar davor nicht gelesen). Und das mehr als 2 Std. nach Ausstrahlung der Folge … 😁

    Ja, in dieser Folge spielten einige gute Schauspieler mit (neben Schudt und Waschke auch noch Katharina Lorenz). Inhaltlich war die Folge ein solider Krimi, für Kölner Verhältnisse untypisch ländlich.

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