Kurz und knapp – darum geht’s
Eine mysteriöse SMS führt die Konstanzer Kommissare mitten in der Nacht ans Rheinufer: „Ich bin tot. Schilf am Ende vom Winterer Steig. Kümmern Sie sich um mein Baby. Bitte schnell.“ Tatsächlich finden sie dort die Leiche der jungen Hartz-IV-Empfängerin Vanessa Koch, die teure Designerkleidung und wertvollen Schmuck trug. Die Spur führt zu einer Gruppe Obdachloser, die in einer Baracke am Bodensee namens „Côte d’Azur“ Unterschlupf gefunden haben. Als die Ermittler herausfinden, dass gleich mehrere Männer glauben, der Vater von Vanessas Baby zu sein, geraten sie immer tiefer in ein Netz aus Abhängigkeiten, Loyalität und Verzweiflung.
Inhalt der Tatort-Folge „Côte d’Azur“
Bitterkalte Dezembernacht am Bodensee. Hauptkommissar Kai Perlmann überwacht hochkonzentriert die Spurensicherung an einem Tatort im Schilf nahe dem Winterer Steig. Als Klara Blum im Morgengrauen des eisigen Wintertags zu ihm stößt, erkennt sie sofort, was Perlmann in den Stunden zuvor übersehen hat: Spuren, die zum halbjährigen Baby der Ermordeten führen. Der kleine Alex wird stark unterkühlt gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Sofort macht Blum ihrem Kollegen heftige Vorwürfe wegen seiner Nachlässigkeit – ein Konflikt, der die Ermittlungsarbeit belastet wie eisiger Frost eine zarte Knospe.
In der Wohnung des Opfers finden sich teure Kleidung und Hinweise auf wertvollen Schmuck, obwohl Vanessa Koch offiziell von Hartz IV lebte. Ihre Spuren führen zu einer heruntergekommen Baracke am Seerhein, die von ihren Bewohnern ironisch „Côte d’Azur“ genannt wird. Hier, wo sich der Tetrapack-Rotwein wie bittersüßer Nektar über wunde Seelen ergießt, hausen der ehemalige Handwerker Urs, der Punk Lucky, Ex-Zirkus-Cowboy Bill, die drogensüchtige Franzi und überraschenderweise auch Hagen Bötzow, ein ehemaliger Polizist, der wegen Gewaltdelikten vom Dienst suspendiert wurde.
„Komm, nimm den Scheißbart ab, damit ich dich als Gewalttäter ernst nehmen kann“, konfrontiert Franzi einen der Männer im Weihnachtsmannkostüm. Die Gruppe sammelt in diesen Verkleidungen angeblich Spenden für „Orang-Utans“, tatsächlich finanzieren sie damit ihren abendlichen Alkoholkonsum. Während Perlmann von Schuldgefühlen geplagt lange Stunden am Krankenbett des Babys verbringt, gewinnt Blum langsam das Vertrauen der drogensüchtigen Franzi.
Ein wertvoller Ring, der im Besitz von Franzi gefunden wird, führt die Kommissare schließlich zum reichen Musikproduzenten Jürgen Evers, der als „Hitmaschine von Konstanz“ bekannt ist. Obwohl Evers zunächst jede Bekanntschaft mit Vanessa leugnet, verdichten sich die Hinweise, dass das Opfer auf seiner Geburtstagsparty im Vorjahr anwesend war – eine Festlichkeit in einer Welt, die in krassem Gegensatz zum täglichen Überlebenskampf in der „Côte d’Azur“ steht. Wie Schiffe, die in der Nacht aneinander vorbeifahren, haben sich diese Welten kurz berührt, mit fatalen Folgen.
Hinter den Kulissen
„Tatort – Côte d’Azur“ ist die 960. Folge der beliebten Krimireihe und wurde vom 4. November bis 7. Dezember 2014 in Baden-Baden und Konstanz gedreht. Die Produktion des SWR und Maran Film erlebte ihre Premiere am 5. Oktober 2015 beim Filmfest Hamburg, wo Produzent Uwe Franke für den Hamburger Produzentenpreis für Deutsche Fernsehproduktionen nominiert wurde. Die Erstausstrahlung am 1. November 2015 um 20:15 Uhr im Ersten sahen beeindruckende 9,39 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 25,9 Prozent entsprach – mehr als doppelt so viele Zuschauer wie der zweitplatzierte Film erreichte.
Die Folge ist die sechste Zusammenarbeit von Drehbuchautor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog, die bereits mit „Die schöne Mona ist tot“ einen der besten Bodensee-Tatorte geschaffen hatten. Für Eva Mattes in ihrer Rolle als Klara Blum war es der 29. Fall, für Sebastian Bezzel als Kai Perlmann der 25. Fall – eine der letzten gemeinsamen Produktionen des beliebten Ermittlerduos, da der SWR angekündigt hatte, den Bodensee-Tatort 2016 einzustellen. Zur Untermalung der Titelsequenz wurde das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gewählt, während die Protagonisten im Filmabspann „O du fröhliche“ singen – ein melancholischer Kontrast zur düsteren Weihnachtsgeschichte dieses eindrucksvollen Milieukrimis.
Ist es vielleicht möglichen diesen Akzent im Titel gegen einen Apostroph auszutauschen? Ich wäre Ihnen sehr verbunden.
Hallo Hans Peter Werner Gottfried,
das ist leider aus technischen Gründen nicht möglich.
Vielen Dank für Ihr Verständis
Gerald vom Tatort Team
wenn der film so gut ist wie die Story, dann verdient dieser tatort wirklich seine sterne.
GF
Dieser Tatort war super klasse
Der Tatort Nummer 960, heute ARD, Erstsendung. Die Kriminalhauptkommissare Blum und Perlmann aus Konstanz ermitteln, noch, im gehobenen Obdachlosenmilieu, oder auch weniger. Zumindest sind auch Porschefahrer dabei. Da gut organisiert, können diese Typen ja nicht gerade zu den Außenseitern der Gesellschaft gezählt werden. Die einzig realistisch dargestellte Person war noch der Not- und Kinderarzt, der aber wurde durch Perlmann untergebuttert. Kein Sozial-Dramen-Spielfilm, kein Thriller, noch nicht einmal Sozialamt-Fall. Einfach nur langweilig. Wünsche dem Team Bodensee einen geruhsamen Ruhestand. Ehrlich.
Welche Musikstücke liefen in diesem Tatort?
In meinen Augen ein sehr guter, ein ein sehr nachdenklicher tatort.
Entgegen den sonst verbreiteten Handlungsorten (Villengegenden, Gutverdiener, Unternehmer) haben wir hier einen tatort, der fast konsequent unter „Obdachlosen“ und Gestrauchelten spielt. Mit allden Schattenseiten und den vielleicht auch vorhandenen kleinen Glücksmomenten.
Die Frage nach dem Mörder an der jungen Mutter Vanessa steht zwar im Raum, andere Themen wie die Chancen der Drogenabhängigen Franzi oder die Frage nach der Gesundheit des Baby sind die eindeutig wichtigeren.
Blum wirft Perlmann zu Recht vor, die Gesundheit des Babys gefährdet zu haben. Dies steht während des ganzen falls zwischen den beiden und belastst die Ermittlungsarbeit nicht unerheblich.
Die Auflösung der Tat ist psychologisch keine Überraschung, sondern ergibt sich aus der gut gelungenen Charakterisierung der Beteiligten logisch. Wenigstens für das Baby scheinen sich neue Chancen zu ergeben.
Wenn der Täter zur Verhaftung sagt: „Ein Geständnis haben Sie von mir gehört, ein Bedauern werden Sie nicht hören“, fasst das das Dilemma gut zusammen.
Spannungsmaximierung war (abgesehen von den ersten 5 Minuten) offensichtlich kein primäres Ziel bei diesem TO, es ging wohl eher um vorweihnachtliche Besinnung. Ähnlich triste Thematik wie vor 14 Tagen in Dortmund, aber erzählerisch ganz anders durchdekliniert. Ich habe nichts gegen die „coole Sau“ Faber, aber ich muss zugeben, dass mir als Vertreter der weißen Mittelschicht Elendsszenarien offenbar eher emotional zugänglich werden, wenn sie mir durch die Brille von harmlos menschelnden und liebenswürdigen Charakteren wie Blum und Perlmann präsentiert werden. So tickt eben jeder anders.
Schade, dass die beiden abgesägt werden. Hoffen wir mal, dass auch 2016 Platz für vielfältige Sichtweisen, Erzählformen und Temperamente im TO-Universum sein wird.
Dreieinhalb Sterne; bei einer Erstauststrahlung an einem Adventssonntag wären es aufgerundet die vier gewesen, die ich vergebe.
Ohne viel Worte zu machen: dieser Tatort hat mir
überhaupt nicht gefallen.
Schade.
Es wäre wirklich wünschenswert für Frau Blum einen Haarschnitt zu besorgen.
Mit jeder Folge sieht Frau Blum schlimmer aus. Nur weil sie eine Kommisarin ist braucht sie sich ja nicht so gehen lassen was ihr Eueres betrifft.
Ein Haarschnitt wäre mal der Anfang.
Schade – ansonsten schaue ich gerne Konstanz. Zum Glück gibt es ja noch Pellman.
Endlich mal eine Story ohne Kommissar Zufall!
Kein Highlight, aber auch kein Tiefpunkt.
Schauspielerisch gut, auch in den Nebenrollen, und eine solide Story. Einzig der abgedrehte Musiker als Vater war ein bißchen Strange – was ich aber eher als passende Würze empfinde, denn sonst wäre dieser Tatort zu blass gewesen.
Für mich 4 Sterne…ein Stern wäre bei Ausstrahlung in der Adventszeit dank derselben möglich gewesen…ja und schade…wieder ein tolles Tatortteam verabschiedet sich…ciao…war schön
Ich fand ihn nicht soo schlecht, zwischendurch zog er sich aber wie Kaugummi.
Der Not- u . Kinderarzt war gut!
Wenig Reaktionen hier… und Michelle bringt es auch für mich auf den Punkt. Die ersten zwei Minuten liessen die Erwartungen nach oben gehen, danach Tristesse.
Nur zwei Worte:
Dümmlich und Fade.
So etwas haben die beiden Ermittler wirklich nicht verdient.
Von der Bildsprache her (insbes. die Anfangsminuten) und inhaltlich im Wesentlichen sehr guter TO, wenngleich auch dieses Mal leider wieder einige logische Schwächen dabei waren: Wer etwa zur Zeit des Adventmarktes im Bodensee nackt badet, hat am nächsten Tag zumindest eine Lungenentzündung oder ist tot. Trotz oder gerade wegen des dazu genossenen Alks. Weiters: Welche realen Kommissare verbringen ihre Freizeit offensichtlich fast ausschließlich in der Säuglings-Intensivstation (noch dazu ohne Atemschutz!) oder im Gefängnis vor der Zelle einer tobenden Insassin?
Komm. Blum kam sehr selbstherrlich daher: Verurteilt Perlmann bezügl. des Säuglings, lässt aber glz. die drogenabhängige Franzi während ihres erzwungenen „kalten Entzuges“ fast verrecken, während sie selbst untätig davorsitzt (–> was wäre gewesen, wenn Franzi sich mit einer der zerbrochenen Scherben die Pulsadern od. gar die Halsschlagader aufgeschlitzt hätte???).
Einerseits trotz der genannten Ungereimtheiten ein packender Krimi, andererseits ist es für das Duo Blum/Perlmann wohl wirklich an der Zeit, zu gehen. Die früheren Blum-Krimis (insbes. jene 3 mit Komm. Flückiger: „Seenot“(!), „Der Polizistinnenmörder“, „Der schöne Schein“) waren noch wesentlich besser.
Ein Tatort, in dem der Kommissar darüber nachdenkt, ob er bei seinen Ermittlungen einen schweren Fehler gemacht hat, und nicht grübelt, in welchem Bett seine Ex wohl die letzte Nacht verbracht hat. Sehr erfreulich!
Allerdings hätte ich mir einen Sendetermin gewünscht, der näher an Weihnachten liegt.
Hab den Tatort eigentlich ganz gut gefunden, bin aber leider doch eingepennt. Wer war jetzt der Mörder? Bitte hilft mir jemand?
Hallo!
ich wüsste gerne, wie das Lied heisst, welches in der Folge Cote d’Azur in der Szene im Obdachlosenheim gespielt wird. BITTE UM INFO
Danke
Dieser TATORT wirkte auf mich wie die untergehende TITANIC. Die verschiedenen Milieus waren versatzstückhaft gestaltet, damit sie möglichst schreiend kontrastieren. Das taten sie dann auch. Nur waren sie mit Billigleim zusammengeklebt, und deshalb fiel das Ganze zwangsläufig auseinander. Mir kam es so vor, als hätten die Macher des Films damit auch das Ende des Teams Blum-Perlmann illustrieren wollen. Das zumindest hat geklappt.
Ich bestehe normalerweise nicht auf logischer Perfektion, wenn’s um Krimi-Handlungen geht. Aber hier wollte mir nicht einleuchten, weshalb Perlmann ein derart schlechtes Gewissen kriegt – nur, weil er am Tatort von Blum angeranzt worden war. Wieso war Blum überhaupt so pampig drauf? Keine Ahnung. Perlmann war zufälligerweise nicht auf die Idee gekommen, dass das Baby in der Nähe sein könnte, und seine Einschätzung erwies sich dann als falsch. Na und? Soll ich ernsthaft glauben, dass Kollegen sich gegenseitig die Hölle heiß machen, wenn einer von ihnen nicht gleich auf die richtige Idee kommt? Und wenn sie’s doch tun (wie hier Blum): Soll ich glauben, dass der Angeranzte deshalb gleich den Moralischen kriegt – und sich wegen seines „Versagens“ nächtelang ins Krankenhaus setzt? Das ist doch gröbstmöglicher Unfug.
Getoppt wurde das noch durch den Musiker mit seinem „Hofstaat“. Wie bitte? So ein Typ soll sich zu guter Letzt ans Bettchen seines Kindes setzen und freudig seinen Vaterpflichten entgegensehen? Das darf ja wohl nicht wahr sein. Mein Gesamturteil über diese TO-Folge: Grober Kitsch.
Ich fand diesen Tatort sehr spannend.Was genervt hat, waren die Zickereien von Blum und Perlmann. Werden wir so auf deren Abschied vorbereitet? „Des wär aber schade.“ So denk ich halt als Schwabe/Schwäbin.
@ MK66
Das Lied heißt „July Morning“ und ist von Uriah Heep!
Ich finde den 960 “ cote d’azur“ viel besser als manche andere der gleichen Serie.
Es schien mir als ein neuer „Esprit“ über den Film gefegt habe und der hat ihn sehr positiv beeinflusst so dass mann bei Blum und Perlman eine schlechtere Seite von ihnen kennenlernt , und das ganze hat die ruhige routine überholt und ersetzt .
Das thema war auch nicht schlecht gewählt und vermittelt einen neun Einblick in das soziale leben das man sonst immer verbirgt oder verbergen möchte.
Aus diesen Gründen ist für mich diese Folge ein Erfolg
Das Finanzprodukt des Mister Hartz ist blöde genug, da muss man sich über dessen Kunden nicht noch unbedingt lustig machen, nur um den Bodensee zur Tatortkulisse zu machen. War zwar schön düster aber so bodenlos dumm ins offene Messer rennt wohl die hirngeschädigste Säuferin nicht.
Und das Betriebsklima war ja echt unerträglich. Frustrierende, einsame Weihnachten für Perli und Blumi. Das Kleine wär mit den beiden wohl auch nicht viel besser dran. :(
Ob das nun so passt oder nicht (Milieustudie oder nicht), und ob PolizistInnen nun wirklich beim Cold Turkey zusehen oder die Freizeit in der Pädiatrie verbringen und zum Glauben konvertieren, oder nach Anti-Agressions-Training im Suff an der Côte d’Azur enden — das war jedenfalls spannend erzählt und gut anzusehen. Manchmal braucht eine Geschichte eben etwas mehr Zeit, und es lohnt sich, dabei zu bleiben. Und, mal ehrlich – eine Tote pro Tatort reicht doch, oder? Der Tatort aus Konstanz hatte viele interessante Charaktere. Zum Nachdenken und zum sich-dran-erinnern.
Die Geschichte hat viele sehr kluge Parallelen, es geht um Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortung, Abhängigkeit, und die Erwartungen von anderen – und wie man sich eben diesen Erwartungen entzieht. Daher macht das bekabbeln von Blum und Perlmann durchaus Sinn – was eigentlich erwarten die beiden voneinander, was erwartet man von ihnen? Der Film ist ein spannendes Experiment, und, hört mal hin, hat einen sehr guten Text, und sehr gute Sprachwitze. Bester Satz: „Sie halten das jetzt aber nicht wirklich für einen Verdacht?“ So was muss man auch spielen können dass es richtig rüberkommt.
Überragend – Friederike Linke. Eine sensationelle Stimme, und super was sie aus der Rolle macht. Am Ende zeigt die Figur worum es geht, dass man selber in seiner Rolle, den Vorurteilen, und dem was von einem erwartet wird gefangen ist. Das macht den Fall rund und hält die Geschichte zusammen. Sehr, sehr gut.
Der einzige Charakter der nicht so recht Sinn gemacht hat (für mich) war „geh doch zum Bohlen“ Juergen Evers – aber meinetwegen! Sicher auch sehr gut gespielt, aber hier hätte geholfen das Ambiente nicht all-zu-sehr zu übertreiben. Der Arzt war zwar auch sehr übertrieben, aber immerhin ganz lustig. Zugegeben, beide Charaktere bereichern die Story doch sehr.
Am Ende: ein ganz und gar überflüssiger Mord – und der Preis: 5 Euro pro Tag! Was für ein Finale!
Ganz ganz schlechte Folge, meiner Meinung nach …
Ein gelungener Tatort !
Genial : Jürgen Evers (Markus Hering) und Dr. Schwenckner (Barnaby Metschurat) !
Noch kein Artikel hier zu Klärchens illustrem Nachfolger aus dem Schwarzwald?
In der Aufzeichnung. Tatsache, ausgezeichneter Text der teilweise Bezug nimmt auf vorherige Bilder, auf ungezeigtes. „Weil ich das mache was ein guter Vater macht, mich um mein Kind kümmern, statt es ans Kreuz nageln zu lassen“. Ungezeigt hier das Kruzifix im Krankenzimmer, in Angesicht dessen Perlmann vorher den religiösen Opportunisten gab. Ebenfalls gute Bilder, am Anfang schön monochrom, stimmungsvolles Schilf, gut gemacht. Alles in allem (m)ein bisher bester Konstanz-Tatort, evtl. auch deshalb weil ich ihn in der Vorweihnachtszeit sah.
Und doch: Dass Perlmann Schuldgefühle plagen – meinetwegen. Dass er dann aber, nach Ansprache durch den (ausgezeichneten!) Kinderarzt, immer noch ans Quittieren denkt – unglaubwürdig. Bestätigt meinen Bild von ihm, der rennt durch die Tatorte wie ein aufgescheuchtes Huhn, ständig wechselnd zwischen, vor Empörung alles hinschmeissend, über-menschelnd und lethargisch schwer von Begriff. Während Frau Blum mit stoischer Miene mal hier, mal da ein Auge zudrückt, nur um dann dem Partner eins reinzuwürgen, selbst fällt ihr der Täter aber in den Schoß. Nix ermittelt, keine Beweise, mit Handyvideo auf Geständnis spekuliert, Bingo.
Ich glaub kaum, dass ich die beiden vermissen werde. Hier aber solide drei Sterne.
Die Weihnachtslegende mal ganz anders erzählt, aber dennoch – oder gerade deshalb – mit vielen biblischen Parallelen und sehr gelungen!
Und wer sowohl geläuterte Vater- als auch Ermittlergefühle für einen todkranken Säugling als „Grober Kitsch“ abtut, ist einfach ein grober Zyniker, dem Menschlichkeit und der Geist der Weihnacht völlig abgehen! (Leider gibt es hierzulande zu viele solcher Leute, denen das Leben eines Kleinkindes nichts wert ist, wenn es mit den eigenen schäbigen Interessen kollidiert, man braucht nur die Zeitungen aufzuschlagen…)
Das einzige, was mich gestört hat, ist, dass jede Frau in dieser Geschichte eine „Maria Magdalena“, also eine Hure sein musste. Sei es innerhalb der Gruppe der Gestrandeten, sei es auf dem Straßenstrich oder sei es für den „Musikgott“. – Bis auf die großartige Ermittlerin Klara Blum natürlich, die immer den richtigen Riecher und ihre eigenen Methoden hat.
Dieser Tatort aus Konstanz ist eher mittelprächtig. Eine weihnachtliche Grundstimmung ist zum Glück nicht wirklich zu spüren so kann man ihn ohne weiteres jeden Sonntag Nachmittag schaun dafür eignet er sich ganz gut. Solide 2,9 Sterne
Stark – thematisch keine leichte Kost. Ich mag die beiden Kommissare sehr gern.