Kurz und knapp – darum geht’s

Fotomodell Peggy Karoly wird am Telefon unfreiwillige Zeugin, wie ihre beste Freundin Natascha brutal ermordet wird – ohne zu wissen, wo und von wem. Kommissarin Hanne Wiegand begegnet Peggys Schilderung zunächst mit Skepsis, nimmt die Ermittlungen aber auf, als Nataschas Leiche gefunden wird. Während mysteriöse Gedichte mit bedrohlichem Unterton bei Peggy eintreffen, knüpft sie eine romantische Verbindung zu einem charmanten neuen Bekannten. Als Wiegand endlich die Verbindung zwischen den Drohungen und dem neuen Mann in Peggys Leben herstellt, muss sie schnell handeln, um ihre Zeugin vor einem Schicksal zu bewahren, das dem ihrer Freundin erschreckend ähnlich ist…

Inhalt der Tatort-Folge „Peggy hat Angst“

Schlaflos lauscht Peggy Karoly dem gurgelnden Todesschrei ihrer Freundin Natascha am Telefon, während im Hintergrund die harten Rhythmen eines unheimlichen Rocksongs hämmern. In Panik erfüllt sucht sie Hilfe bei Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand, doch ohne Adresse oder Telefonnummer bleibt Peggys verstörende Geschichte zunächst nur eine Behauptung ohne Beweise.

Wiegand, die dritte Frau an der Spitze eines Tatort-Ermittlerteams überhaupt, kämpft nicht nur mit dem Fall, sondern auch mit den subtilen Vorurteilen männlicher Zeugen und Verdächtiger, die nach ihrem „Chef“ fragen. Mit stoischer Ruhe und analytischer Schärfe lässt sie sich davon nicht beirren, betrachtet jedes Detail mit kühlem Blick und vertraut auf ihre Instinkte.

Als Nataschas Leiche gefunden wird, bestätigt sich Peggys Geschichte. Doch nun beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel: Anonyme Briefe mit düsteren Baudelaire-Gedichten treffen bei Peggy ein, während eine mysteriöse Anruferin, die mehr über den Mord zu wissen scheint, mit Wiegand Kontakt aufnimmt. Im Freibad sammelt Wiegand Hinweise auf einen gutaussehenden Mann, der mit Natascha gesehen wurde, doch das daraus resultierende Phantombild bleibt unbrauchbar wie eine verschwommene Reflexion im Wasser.

Die Fahndung gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, bis eine kleine, fast zufällige Recherche plötzlich Licht ins Dunkel bringt. In der Zwischenzeit hat Peggy einen neuen Freund kennengelernt – attraktiv, aufmerksam, romantisch. Was sie nicht ahnt: Während sie sich in den scheinbar perfekten Mann verliebt, betrachtet sie die Welt durch die Augen eines Mörders. Denn ihr Beschützer und Nataschas Killer sind ein und dieselbe Person.

Im dämmrigen Licht eines Lokals ertönt plötzlich aus der Musikbox jener verstörende Song, der während Nataschas Todeskampf im Hintergrund lief. Peggy erstarrt – instinktiv spürt sie die Gefahr, ohne sie benennen zu können. Als sie schließlich die Wahrheit entdeckt, steht sie vor einer unmöglichen Entscheidung zwischen Liebe und Gerechtigkeit, während Wiegand in einem Wettlauf gegen die Zeit versucht, eine weitere Tragödie zu verhindern.

Hinter den Kulissen

Die Tatort-Folge „Peggy hat Angst“ wurde vom Südwestfunk (SWF) produziert und zwischen dem 7. September und 8. Oktober 1982 in Mainz, Wiesbaden und Umgebung gedreht. Die Erstausstrahlung am 23. Mai 1983 im Ersten Deutschen Fernsehen erreichte beeindruckende 17,86 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 47% entsprach – ein außergewöhnlicher Erfolg.

In der Besetzung glänzen namhafte Schauspieler: Karin Anselm als Kommissarin Hanne Wiegand in ihrem dritten Fall, Hannelore Elsner als verängstigte Peggy, Hans-Georg Panczak als psychopathischer Täter Stefan Gabler und Ute Christensen als Mordopfer Natascha Berg. Weitere bekannte Gesichter sind Hannelore Schroth als neugierige Nachbarin, Harry Wüstenhagen (bekannt aus Edgar Wallace-Filmen) und Rolf Jülich als Wiegands Assistent Korn.

Unter der Regie von Wolfgang Becker, der bereits auf eine lange Karriere als Schnittmeister und Regisseur zurückblicken konnte, entstand ein Film, der bis heute als einer der besten Tatort-Episoden gilt. Das Drehbuch stammte vom späteren Grimme-Preisträger Norbert Ehry, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand.

Eine besondere Rolle spielt die Musik: Der Song „Why Can the Bodies Fly“ der deutschen Gruppe Warning wird zum akustischen Leitmotiv des Mordes und wurde nach der Ausstrahlung mit dem Zusatz „Aus dem Tatort ‚Peggy hat Angst'“ als Single veröffentlicht. Der melancholische Song „When The Dream Is Over“ von Helen Schneider, die später weitere Tatort-Musiken komponierte, untermalt das emotionale Finale.

Nach der Erstausstrahlung gingen beim Sender besorgte Anrufe ein, weil die Todesschreie von Ute Christensen am Telefon so realistisch klangen, dass Zuschauer befürchteten, es sei tatsächlich jemand zu Schaden gekommen – ein Beweis für die ungewöhnliche Intensität dieser bemerkenswerten Folge, die auch über 40 Jahre später noch als Klassiker des Formats gilt.

Besetzung

Kommissarin Wiegand – Karin Anselm
Peggy – Hannelore Elsner
Stefan Gabler – Hans Georg Panczak
Frau Heckelmann – Hannelore Schroth
Ellen – Anita Kupsch
Herr Schade – Ulrich Kinalzik
Kriminalassistent Wilcke – Artus Matthiesen
Micheal Scheuring – Harry Wüstenhagen
Kriminalassistent Korn – Rolf Jülich
Joe – Heinz-Werner Kraehkamp
Natascha – Ute Christensen

Stab

Regie – Wolfgang Becker
Kamera – Heinz Hölscher, Valentin Kurz
Buch – Norbert Ehry
Szenenbild – Hubert Popp

Bilder: SWR