Tatort Folge 157: Haie vor Helgoland

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Erscheinungsjahr: 1984
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Kommissar: Stoever

Kurz und knapp – darum geht’s

Nach sieben Jahren Gefängnis feiern die Gangster Karl Lepka und Alfred Jüssen mit ihrem frühen Komplizen Volker Reinders ihre Freiheit durch einen Ausflug nach Helgoland. Während der Fahrt entwickeln sie die Idee für einen neuen Coup: Ein Überfall auf den Geldtransport der Fähre „Wappen von Hamburg“ – doch bei der Ausführung läuft etwas schief und ein Besatzungsmitglied stirbt. Für den neuen Hamburger Kriminalhauptkommissar Paul Stoever wird der Fall zu einer besonderen Herausforderung, denn die Tatwaffe wurde bereits früher bei einem Anschlag auf einen pensionierten Kollegen verwendet. Als zwei zufällige Augenzeugen den Tätern auf die Spur kommen, geraten sie selbst in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Haie vor Helgoland“

Freudig stoßen die drei Männer mit Krimsekt an, während die Nordseeinsel Helgoland am Horizont erscheint. Endlich wieder frei! Karl Lepka und Alfred Jüssen haben sieben lange Jahre wegen Raubüberfällen im Gefängnis verbracht, während ihr Komplize Volker Reinders mit nur zwei Jahren glimpflich davonkam. Der salzige Meereswind streicht über das Deck der „Wappen von Hamburg“, während die Möwen kreischend über ihnen kreisen – ein idyllisches Bild, das trügt.

„Das sind doch Millionen, die hier rumtransportiert werden“, bemerkt Lepka mit Blick auf die vielen Touristen, die nach ihrem zollfreien Einkauf wieder zum Festland zurückfahren. Seine Augen verengen sich, als der Gedanke eines neuen Coups in ihm reift. Reinders ahnt, worauf das Gespräch hinausläuft, und man sieht ihm an, wie sehr er zwischen seinem Wunsch nach einem ehrlichen Leben und der Loyalität zu seinen alten Freunden hin- und hergerissen ist.

In seinem Büro in Hamburg wird derweil Kriminalhauptkommissar Paul Stoever zum ersten Mal vorstellig. Er ist ein Einzelgänger, pragmatisch und scharfsinnig, aber mit einem komplizierten Innenleben, das er hinter seiner rauen Schale verbirgt. „Ich bin kein Mann vieler Worte“, erklärt er seinem neuen Kollegen Nickel, der nur mit einem verständnislosen Blick antwortet. Stoever ist anders als die anderen Kommissare – ein einsamer Wolf, der sich mehr auf sein Bauchgefühl als auf Vorschriften verlässt.

Der Überfall auf dem Schiff gelingt, aber die Situation eskaliert, als eine Bemerkung den Zahlmeister hellhörig werden lässt. Ein Schuss fällt, der Mann sinkt leblos zu Boden. Der Mord an Bord schreckt die Behörden auf. Die ballistischen Untersuchungen führen zu einer überraschenden Entdeckung: Die Tatwaffe ist bereits polizeilich bekannt – mit ihr wurde wenige Wochen zuvor auf den pensionierten Kriminalhauptkommissar Lothar Mühlenkamp geschossen. Für Stoever wird die Aufklärung dieses Falls wie eine Jagd, bei der er manchmal selbst erschrickt, wie sehr er den Jagdinstinkt in sich spürt.

Die junge Petra Kolb sitzt nervös in einer Kajüte. Sie hatte sich auf Reinders‘ Versprechen eines gemeinsamen Lebens ohne Geldsorgen eingelassen und die Waffen an Bord geschmuggelt. Jetzt wird ihr bewusst, in welche gefährliche Situation sie sich gebracht hat. „Ich wollte doch nur raus aus diesem Elend“, flüstert sie, während Tränen über ihre Wangen laufen. Die Nordsee draußen ist so grau und aufgewühlt wie ihre Gedanken.

Zwei junge Männer, Uwe und Rolf, haben während der Fahrt verdächtige Beobachtungen gemacht. Als Rolf Petra fotografiert, weicht sie zurück wie ein verschrecktes Tier. Der Versuch, sie näher kennenzulernen, weckt ihr Misstrauen. Das Boot gleicht einer schwimmenden Falle, in der alle Beteiligten gefangen sind.

Als Stoever und sein Team die Spur der Verdächtigen aufnehmen, treffen sie auf ein Netz aus Lügen, falschen Fährten und alten Verbindungen. Die Ermittlung gleicht einem Schachspiel, bei dem jeder Zug wohlüberlegt sein will. Stoever spürt, dass die Täter wieder zuschlagen werden – doch wen sie als nächstes im Visier haben, ahnt er noch nicht…

Hinter den Kulissen

„Haie vor Helgoland“ ist der erste Tatort-Fall für den Schauspieler Manfred Krug in der Rolle des Kriminalhauptkommissars Paul Stoever, der mit insgesamt 41 Auftritten zu einem der langlebigsten und beliebtesten Tatort-Ermittler werden sollte. Die vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produzierte Folge wurde am 23. April 1984 erstmals im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt.

An der Seite von Krug ermitteln in diesem Fall Edgar Bessen als Kriminalhauptmeister Heinz Nickel und Ferdinand Dux als pensionierter Kommissar Lothar Mühlenkamp. Das Verbrechertrio wird dargestellt von Dietrich Mattausch (Karl Lepka), Karl-Heinz Gierke (Alfred Jüssen) und Hans Hirschmüller (Volker Reinders). In der Rolle der Komplizin Petra Kolb ist Ilse Biberti zu sehen.

Die Folge erzielte bei ihrer Erstausstrahlung einen beachtlichen Erfolg mit 16,85 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,0 Prozent. Bemerkenswert ist, dass der Tatort ungewöhnlicherweise nicht mit dem klassischen „Whodunit“-Prinzip arbeitet – die Täter sind von Anfang an bekannt, und der neue Kommissar Stoever betritt erst nach 25 Minuten die Bildfläche, was für eine Debütfolge höchst ungewöhnlich ist.

Ein besonders kurioser Aspekt dieser Tatort-Folge ist ihre unfreiwillige Vorbildfunktion: Nur zwei Wochen nach der Erstausstrahlung ereignete sich ein realer Raubüberfall, der den im Film dargestellten Coup fast detailgetreu nachahmte. Maskiert und bewaffnet überfielen zwei Männer den Zahlmeister des Seebäderschiffs „Roland von Bremen“ in Bremerhaven und erbeuteten die Tageseinnahmen einer Butterfahrt nach Helgoland in Höhe von 60.000 D-Mark. Im Gegensatz zur Filmvorlage kam dabei glücklicherweise niemand zu Schaden.

Nach diesem ersten Fall sollte Stoever noch lange in Hamburg ermitteln – ab 1986 dann an der Seite seines Partners Peter „Brocki“ Brockmöller, gespielt von Charles Brauer, mit dem er ein legendäres Duo bildete, das besonders durch gemeinsame Gesangseinlagen bekannt wurde.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Manfred Krug (Hauptkommissar Paul Stoever) · Edgar Bessen (Polizeihauptmeister Heinz Nickel) · Ferdinand Dux (Hauptkommissar a.D. Lothar Mühlenkamp) · Bernd Tauber (Uwe Voss) · Ronald Nitschke (Rolf Gerber) · Ilse Biberti (Petra Kolb) · Hans Hirschmüller (Volker Reinders) · Dietrich Mattausch (Karl Lepka) · Karl-Heinz Gierke (Alfred Jüssen) · Susanne d‘ Albert · Martin Borger · Isolde Freitag · Helmut Gentsch · Peter Petran · Neithardt Riedel · Michael Weckler u.a.

Stab

Drehbuch – Peter Hemmer
Regie – Hartmut Griesmayr
Kamera – Frank A. Banuscher, Rainer Stuhlmacher
Schnitt – Karin Baumhöfner, Marion zu Stolberg
Musik – Joe Dixie
Produktion – NDR

11 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Hallo !
    Den Tatort Haie vor Helgoland würde ich gerne nochmal sehen oder erwerben.
    Haben Sie Informationen dazu?

  2. vor 9 Jahren

    Pragmatisch aufgebautes Werk, bei dem (Gott sei Dank) die größten Unsympathen und widerlichsten Kerle auch das größte Unbill erleiden.

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 157 aus Hamburg. Es ermittelt ein Hauptkommissar Stoever von der dortigen Mordkommission. Ihm zur Seite stehen der Kriminalhauptmeister Nickel sowie ein pensionierter Hauptkommissar namens Mühlenkamp. Ermittelt wird gegen eine Verbrecherbande und Raubmörder, alle ehemalige Zuchthäusler und Unverbesserliche. Nach langjährigen Haftstrafen planen sie einen letzten großen Coup, den Überfall auf das Fährschiff während der Rückfahrt von Helgoland zum Festland. Ein tolles Gangster- und Polizeiepos aus Mitte der 1980iger Jahren, ein Kommissar Stoever wie man ihn gerne sieht. Dieser Tatort-Krimi ist so, wie man sich spannende Kriminalfilme vorstellt, spannend, intensiv, glaubwürdig. Und tatsächlich! Dieser Tatort fand in der Realität wenige Wochen nach der Erstsendung Nachahmer. Dreißig Jahre alter Tatort-Thriller, sehr sehenswert und absolut wiederholungswürdig.

  4. vor 9 Jahren

    Ich erinnere mich noch ganz genau an die Erstaustrahlung im Jahre 1984.
    Manfred Krug gab sein Debüt als Kriminalkommissar Paul Stoever.
    In „Haie vor Helgoland“ war er also noch nicht Kriminalhauptkommissar.
    16 Jahre jung war ich, als diese TATORT-Folge erstmals über die Bildschirme flimmerte.
    Der Vorgänger von Manfred Krug war Walter Richter als Kriminalhauptkommissar Paul Trimmel, der schon fast 2 Jahre zuvor in Pension ging.
    Zu der Zeit hatte der NDR nur noch mit Horst Bollmann als Bundeswehr-Oberstleutnant Delius, der jedoch in unregelmäßigen Abständen, ermittelte.
    Polizeilicher Ermittler des NDR zwischen Trimmel und Stoever war Ulrich von Bock als Kriminalhauptkommissar Ronke, der in der Folge „Wenn alle Brünnlein fließen“ im Jahre 1983 im niedersächsischen Stadt an der Unterelbe einmalig auf Mörderjagd ging.
    Ulrich von Bock gehörte vorher als Kriminalobermeister Petersen zum Hamburger Team um Hauptkommissar Trimmel.

    Jetzt aber nochmal zu „Haie vor Helgoland“:
    Manfred Krug war für mich schon damals kein Unbekannter.
    In den ARD-Vorabendserien AUF ACHSE, DIE FISCHER VON MOORHÖVD + DETEKTIVBÜRO ROTH konnte man ihn schon bewundern.
    Gerade als hemdsärmeliger LKW-Fahrer Franz Meersdonk in der Serie AUF ACHSE habe ich ihn unheimlich gerne gesehen.
    Auch wenn er im TATORT zunächst eine deutsche Kopie des US-TV-Ermittlers COLUMBO darstellen sollte, fand ich seinen Einstand durchaus gelungen.
    Auch die anderen Rollen waren hochgradig gut besetzt.
    Ohnsorg-Theater-Star Edgar Bessen, damals eigentlich schon seit 1982 ständiger NDR-Ermittler Globig in der TV-Reihe SCHWARZ ROT GOLD, hier einmalig als Kriminalhauptmeister Heinz Nickel zu sehen.
    Der spätere LINDENSTRAßE-Star Bernd Tauber spielte den sympathischen Uwe Voss, der sich in die Freundin (Ilse Biberti, bekannt aus KÜMO HENRIETTE) eines der Täter (Hans Hirschmüller, bekannt aus WAGEN 10-6)
    Roland Nitschke (bekannt aus ALARMCODE 112) war als Freund von Uwe Voss zu sehen.
    Und in einer ganz außergewöhnlichen Rolle, nämlich als brutaler Raubmörder Karl Lepka war Dietrich Mattausch (bekannt aus KLEINSTADT-BAHNHOF, DER FAHNDER, DIE STRAßEN VON BERLIN + WIR SIND AUCH EIN VOLK) zu sehen.
    Es passte einfach alles

  5. vor 8 Jahren

    Ein spannender Krimi mit großartigen Schauspielern und Lokalkolorit. Ich freue mich immer, wenn ich Manfred Krug sehen kann.

  6. vor 7 Jahren

    Ein Komplize erwähnt leichtfertig Lepkas alte Handverletzung vor dem Zahlmeister und besiegelt damit dessen Tod. Lepka wird dargestellt von Dietrich Mattausch, der danach fast nur noch Unternehmer oder Wissenschaftler spielte. Hier spielt er einen richtigen Kriminellen. Und das kann er auch.

  7. vor 6 Jahren

    Ja,ja…ich kann mich sehr gut
    an Haie vor Helgoland erinnern.
    Er wurde 1983 gedreht. in diesem Jahr habe ich auf Helgoland gearbeitet und gewohnt.
    Einige Szenen wurden tatsächlich auch auf Helgoland gedreht.

  8. vor 5 Jahren

    was ist das Fasziniernte an so einem oldi TO ? jetzt und hier im Netz gesehen – sicher auch schon mal irgendwann damals im Westfernsehen und möglicherweise noch in s/w – die 90 Minuten waren wie “ Augenlebstoff “ am Schirm – geradlinige Handlung – Manne Krug – für mich eine fantastische Tatort Zeitreise

  9. vor 4 Jahren

    Die gute alte Wappen von Hamburg

  10. vor 4 Jahren

    Ein echtes Super Highlight. Schon mit dem ersten Fall hat Manfred Krug mit seiner Figur Stoever ein absoluten Klassiker geschaffen. Was für ein Start. 5 Sterne CultClassic

  11. vor 4 Jahren

    Guter alter Krimi, sehr sehenswert!

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