Mit der Folge „Tiere in der Großstadt“ ist der Tatort Berlin zurück. Wildschweine, Raben und ein Fuchs tauchen darin auf – nicht etwa in der freien Natur, nein, mitten in der Großstadt gehen die Tiere auf Futtersuche. Dem Sujet der Natur steht die nie still stehende, pulsierende Metropople mit seinem voll automatisierten Kaffeekiosk „Robista“ am Kurfürstendamm gegenüber. Der innovative Automat ist der Dreh- und Angelpunkt für den ersten von zwei Todesfällen im TV-Krimi.
Die Berliner Tatort-Kommissare Nina Rubin und Robert Karow klären die Todesumstände im Fall „Tiere der Großstadt“ zusammen mit ihren Teammitgliedern Feil und Steinke am Sonntag, den 16. September 2018 ab 20.15 Uhr im Ersten Programm der ARD erstmals auf.
Inhalt der Tatort-Folge „Tiere der Großstadt“
Drei Jugendliche laufen in den frühen Morgenstunden durch das winterlich kalte Berlin. Alkoholisiert und grölend nähern sie sich dem Kaffee-Roboter „Robista“ am Ku’damm. Der Automat funktioniert ohne menschliche Unterstützung und schenkt 24 Stunden, 7 Tage die Woche Kaffee, Espresso und Cappuccino aus. Mit freundlicher Stimme und einem Lächeln auf dem Display begrüßt der Roboter seine frühmorgendlichen Besucher. Doch das Trio entdeckt zu seinem Erstaunen etwas Seltsames in der gläsernen Kabine des Kiosks: einen Toten! Der zusammengesackte Mann hat eine tiefe Stichwunde im Nacken. Anstatt umgehend die Polizei zu verständigen, wird das außergewöhnliche Motiv zunächst einmal als Selfie-Kulisse genutzt …
Hauptkommissarin Nina Rubin wird von ihrem Sohn Tolja, der zur Freude seiner einsamen Mutter von Straubing wieder nach Berlin zurückgekehrt ist, am besagten Morgen zum Tatort gefahren. Sie genießt die Zeit mit ihm, hält sich gemeinsam mit ihrem Sohn fit und bemuttert ihn sorgevoll, wenn sich der Führerschein-Neuling in den Berliner Verkehr stürzt. Der Kollege Karow wartet bereits am Tatort, als Rubin am „Robista“-Kiosk eintrifft. Die vermeintliche Tatwaffe ist schnell gefunden: Eine blutverschmierte metallene Barista-Nadel steckt in ihrer Halterung. Der Personalausweis gibt die Identität des Opfers preis: Tom Menke, Jahrgang ’82.
Der zwei Meter große Roboter kommt als programmierter Täter jedoch nicht in Frage, denn ein Sicherheitssystem sorgt dafür, dass das Gerät beim Betreten des engen Glaskastens in all seinen Bewegungen blockiert wird. Da der Platz im Inneren des Kiosks begrenzt und der Zutritt ohne Weiteres nicht möglich ist, bleibt die Frage: Wo befand sich der Mörder zum Tatzeitpunkt? Da die Eingangsklappe angelehnt bleibt bei einer Kontrolle, könnte der Täter gewartet und das Opfer Menke von hinten überfallen haben. Das Material der Überwachungskameras muss erst ausgewertet werden, und so bleibt anfänglich vieles an dem Tathergang im Fall „Tiere der Großstadt“ unerklärlich. Insbesondere bleibt das Tatmotiv ein Rätsel, zumal sich die Einnahmen noch in der Kasse des Automaten befinden und das Opfer in Besitz seines Portemonnaies ist. Ein Raubmord ist damit nahezu ausgeschlossen.
Am Tatort erscheint die Frau des Toten, Kathrin Menke – die verzweifelte Frau bricht zusammen. Sie und ihr Mann betrieben den Kaffeevollautomaten. Nachdem sie den ersten Schock über den Mord an Tom verarbeitet hat, sucht sie die Kripo zuhause zur Vernehmung auf. Die Witwe wirkt einsam auf Rubin und Karow; ihr Lebensmittelpunkt ist die Züchtung wertvoller Maine-Coon-Katzen. Die Tiere liegen der Witwe jedoch so sehr am Herzen, dass sie niemals ein Tier verkaufen würde.
Während Menke kaum verwertbare Hinweise zu den Hintergründen und dem möglichen Ablauf der Tat liefern kann, erweist sich ein anderer Informant als umso wertvoller: Der 80-jährige Albert lebt alleine in einer Wohnung mit Blick auf den Tatort. Regelmäßig steht der alte Herr mit einem Fernglas am Fenster und beobachtet das geschäftige Treiben zwischen Ku’damm und Joachimsthaler Straße – so auch in der Nacht, als der Mord im Krimi „Tiere der Großstadt“ geschah. Er und Robert Karow unterhalten sich; der alleinstehende Albert genießt sichtlich die Gesellschaft des Kriminalisten. Der Rentner will gegen sechs Uhr morgens unten am „Robista“-Shop eine Männergruppe gesehen haben, die einen einzelnen, auf dem Boden sitzenden Mann umzingelte. Die Details zu den Identitäten der Männer soll die noch laufende Auswertung der Überwachungskameras geben.
Parallel zu den fieberhaft laufenden Ermittlungen im Fall „Barista-Mord“ wird eine weibliche Leiche im Berliner Grunewald entdeckt. Die Joggerin, die seit Stunden von ihrem Mann Reno vermisst wird, heißt Carolina Gröning. Die rechtsmedizinische Untersuchung durch Nasrin Reza ergibt, dass die Sportlerin in den frühen Morgenstunden von einem Wildschwein angegriffen und so stark am Oberschenkel verletzt wurde, dass sie verblutete. Der Fall wird damit als Wildunfall zu den Akten gelegt und abgehakt. Hauptkommissarin Nina Rubin bleibt allerdings skeptisch: Die Aussagen von Ehemann Reno Gröning passen nicht zu denen eines Zeugen. Die Ermittlerin wittert mehr dahinter und lässt den Fall neu aufrollen – sehr zu Karows Unmut. Schließlich drängt die Aufklärung des Mords im Kaffee-Kiosk, also warum mit einem Wildunfall aufhalten? Er scheucht lieber die Assistentin Anna Feil von A nach B und lässt sie lästige Recherchearbeiten zum Fall Menke erledigen.
Als Robert Karow jedoch im Zusammenhang mit den Grönings auf ein Tier aufmerksam wird, ist auch sein Ermittlerinstinkt geweckt …
Um den rbb-Tatort „Tier der Großstadt“ realisieren zu können, lieh sich die Produktionsfirma den Roboter GISELA für die entsprechenden „Barista“-Szenen im Januar 2018 aus. Der Erfinder des „weiblichen“ Roboters GISELA, Diplom-Ingenieur Matthias Krinke, begleitete die Dreharbeiten und stand beratend zur Seite. Krinkes Firma pi4_robotics GmbH entwickelt humanoide Roboter für nationale und internationale Kunden.
Eigentlich arbeitet die erste Roboter-Verkäuferin Deutschlands seit 2018 im „Bikini Berlin“, einem Geschäftskomplex, unweit vom Bahnhof Zoo im Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier baut GISELA kleine Spielzeugroboter aus Pappe in wenigen Minuten für sechs Euro das Stück zusammen, die direkt an die Kunden verkauft werden. Einen Roboter, der Kaffeespezialität aufbrüht und verkauft, gibt es noch nicht auf dem Markt, wäre aber laut Krinke jederzeit umsetzbar. Alles eine Frage der Programmierung und des Budgets.
Neben den technischen Details sticht die experimentelle musikalische Untermalung des Tatort-Krimis mit der Nummer 1066 hervor: Nils Frahm schrieb die Musik zu „Tiere der Großstadt“. Frahm übernahm diese Aufgabe auf ausdrücklichen Wunsch von Regisseur Roland Suso Richter.
Die Filmarbeiten dauerten vom 16. Januar bis 13. Februar 2018 und fanden in Berlin-Kreuzberg, -Wilmersdorf, -Wedding, -Tempelhof, im gläsernen Kranzler Eck, im Monsterkabinett Berlin, im Fraunhofer Institut sowie im Ottobock Science Center der Metropole statt.
Unglaubwürdig konstruierte Handlung, unglaubwürdige Figuren als Ermittler. Keine Spannung, keine Unterhaltung. Bin ein großer Tatortfan und gucke jeden Sonntag. Aber bei dieser Besetzung nie wieder. Eigentlich null Sterne.
Was für ein schwachet Tatort. Hört auf mit diesen Spür mich fühl mich Filmen
Wow, so stelle ich mir einen Großstadtkrimi vor. Nur der Ton war leider stellenweise unter Niveau. Dennoch lebenssatte 4 Sterne.
Den Mord durch den Roboter fand ich ganz raffiniert ausgedacht… sein „was kann ich für dich tun?“ – Lächeln nach dem Stich recht makaber. Das Wildschwein musste als naturgegebenes Kontrastprogramm her halten, damit die Geschichte nicht wieder so sehr als „Technologie-Bashing“ wahrgenommen wird. Ich will da jetzt nicht so tief in die Diskussion einsteigen, doch ich bin froh, noch einer Generation angehört zu haben, in der die Menschen eine Aufgabe hatten. Denn ohne eine solche schnappt man meiner Überzeugung nach über – bedingungsloses Grundeinkommen hin oder her. Ansonsten im Film: Verrohte Teenies, die gar nichts mehr merken, eine recht sonderbare Naturbloggerin und zwei Kommissare, von denen der männliche Part verhaltensgestört ist. Eine ganz interessante Geschichte – 4 Sterne.
wirklich solide gemacht dieser Berlin TO – selbst die Einbeziehung der Cyberwelt fand ich nicht übertrieben und ziemlich realitätsnah – hat mir insgesamt sehr gut gefallen – nichts ernsthaftes zu meckern und verdiente 4 Sterne . Mein Brot kauf ich halt immer noch beim Bäcker im Gegensatz dazu tut man das im hippen Berlin in einem Laden namens “ the brad bakery “ – Was wird´s dann blos noch mit unserer alt hergebrachten “ german language ? „
Alles ein bisschen zu konstruiert und mit gewollter Modernität.
Zudem ein wenig zäh und langatmig inszeniert.
Zwei bis drei Punkte, ….ertappte mich öfters dabei, mit der Fernbedienung zappen zu wollen….
Durchwachsen, laut und Unlogisch…
Das geht Besser.
Hallo Fans
Atmosphärisch sehr gelungen. Eine puslierende, farbenfrohe und moderne Stadt, leicht dystopisch meiner Meinung nach.
Kurz nach 21:00 Uhr war ich erstmal baff. Zwei potentielle Morde entpuppen sich als Unfälle. Eine Fehlfunktion und ein Wildschwein. Nanu?
Ehrlich gesagt, den „Wildschwein-Tod“ fand ich nicht so gut, eher besser fand ich den Tod durch den Robotarm.
Karow und Rubin find ich gut besetzt. Spannende und starke Charaktere.
Der Tatort mit der Nummer 10 66, heute und wie immer auf A R D und um 20:15 h. Die Tatort-Kriminalhauptkommissarin Nina und der Tatort-Kriminalkommissar Robert und die Tatort-Kriminalkommissarin Anna und der Tatort-Kriminalkommissar Mark und viele weitere Tatort-Interpreten zeigen ihr bestes in diesem Berliner Tatort-Spielfilm. Den Titel dieses Fernsehfilms habe ich zwar nicht verstanden, aber, ehrlich geschrieben, diesen jenen Film auch nicht. Ich kann mich nur der Beurteilung von Gerald anschließen. Vielleicht können andere mehr aus diesem Streifen heraus holen. Ich jedenfalls nicht.
Der Ton war grotten schlecht, ich habe den Sender gewechselt.
Zum (gefühlt) hundertsten Mal beginnt ein Krimi mit einem Dauerlauf. In diesem TO geht es dann so weiter: noch ein Dauerlauf, noch einer, und noch einer. Werden diese Filme neuerdings von den Krankenkassen gesponsert? Jedenfalls war ich schließlich so genervt, daß ich mich bei der klammheimlichen Freude ertappte, als eine Dauerläuferin von einem Wildschwein angerempelt wurde und verblutete. „Sie hat’s nicht anders verdient“, schoß es mir durch den Kopf. Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: dieser TO ist Dutzendware, mehr nicht.
Das Witzigste war das Stappenbeckchen als Esoterik-Bloggerin „Charlie“. Dafür passt ihr herziges Christkindl-Gesicht genau. Aber nicht für die Kommissarin in „Ein starkes Team“, und schon gar nicht als Nachfolgerin von Maja Maranow. Nun ja, ich guck’s seither halt nicht mehr.
Ansonsten: Die Entzauberung der Welt (Max Weber) am Beispiel des Großstadt-Moloch Berlin, oder besser gesagt: Die längst entzauberte Welt am Beispiel von verhaltensgestörten Jugendlichen, vereinsamten Rentnern, psychopathischen Ehepartner(inne)n, absonderlichen Technik-Perversionen, angefütterten Raubtieren, sozialistischen Ingenieuren („bedingungsloses Grundgehalt“) usw. Es war ein Stimmungs-Tatort aus der bedrohten oder schon gekippten Großstadt-Welt; die beiden Fälle waren Nebensache. Kann man machen, war aber nicht besonders gut gemacht. Am wenigsten hat mich überzeugt, dass ausgerechnet die schräge Rubin dauernd über den Verfall lamentieren musste. Das war zu billig eingetütet.
Eine Bestätigung für alle die der Grossstadt bewusst entfliehen. Zwei Ermittlungen, die auch im Vorabendprogramm ihren Platz gefunden hätten. Karow als Anti-Held, der mir zum Schluss sogar sympathisch wurde, als er die Telefonverbindung mit der Rubin abbricht. Die plakative Darstellung erscheint in der Tat zu billig, wie Till Schneider kritisiert. Die Tiefe fehlte, ich fühlte mich als Zuschauer auf den Status des Voyeurs zurückgebunden. Vielleicht war das bewusst angestrebt, aber gefallen hat es mir nicht.
Ziemlich langweilig und sehr konstruiert.
Der Ton war eine Zumutung. Wenn nuschelnde Schauspielerinnen auch noch von nervigem Hintergrundsound überlagert werden, ist eine Verfolgung der Handlung fast nicht möglich. Die Sprachqualität verleitet zum umschalten.
Ich kann @Jürgen nur beipflichten!
Wenn schon die Handlung undurchsichtig wird muss zumindest der Dialog der Akteure zu verstehen sein.
Beim Tatort, zumindest die Letzten und insbesondere die Außergewöhnlichen, muss die Handlung zu verstehen sein und das fängt bei den Dialogen an.
Ein Tatort ist keine Sendung die mal eben nebenbei läuft…..
Interessant und gut gespielt.
Aber spannend geht anders.
Langweilig und – wieder einmal – sehr schlecht vertont!
Was hier immer wieder deutlich wird ist, dass viele stets mit sehr starren Erwartungen an TV-Krimis (und wohl auch andere Dinge) herangehen. Dabei können auch Krimis sehr vieles sein.
Das sieht man schon an der sehr großen Zahl der Subgenres der Kriminalliteratur.
So kann ein Krimi eben ganz unterschiedliche Gewichtungen haben.
Es gibt solche, die einen bei der Suche nach dem Täter miträtseln lassen. Dann gibt es die, bei denen wir den Täter von Anfang an kennen, und bei denen wir der mehr oder minder raffinierten Aufklärung des Falls durch die Ermittler beiwohnen dürfen.
Es gibt die Thriller, bei denen es vor allem darum geht Spannung zu vermitteln, Adrenalin zu produzieren.
Manche Krimis sind auch vor allem Millieu- oder Gesellschaftsstudien.
Und manche wollen uns auch über den reinen Unterhaltungsaspekt hinaus noch etwas vermitteln und uns zum Nachdenken anregen.
Warum vermiest Ihr Euch also immer wieder den TV-Abend mit Denkschablonen?
Am schlimmsten fand ich die jungen Leute am Anfang… die gibt’s leider echt !
Und Karow der das Blümchen wegschmeisst… wie man so umgeht mit der Natur.
Wirklich gelungen.
Okay – die beiden Mordfälle boten den Mitratern nicht viel Basis – es wurde schnell klar, worauf es hinaus lief. Die Hinweise bauten sich auf, nach einer Stunde war spätestens klar, wer was wann wo und wie.
Dafür bot der Tatort sensible Studien der Charaktere: hier der offenbar trauernde Karow, der in seiner einsamen Wohnung einen schwarz umrandeten Briefumschlag wälzt und am Morgen danach die Belegschaft schikaniert; dort Nina Rubin, die, nachdem sie mit ihrem unsteten Lebenswandel ihre Familie vertrieb, jetzt versucht, mit ihrem erwachsenen Sohn zu (re) bonden, indem sie blubbert und blubbert; die Esoterikerin, die vom „heiligen Wesen“ faselt, die Kommissaranwärterin, die mit ihren Flugblüttern in der Morgenkälte steht wie eine einsame Zeugin Jehovas, und der einsame alte Mann, dessen nahezu einziger Kontakt mit der Welt der Feldstecher ist. Dazwischen immer wieder gelungene City-Impressionen (eindrucksvoll untermalt durch die großartige Musik von Niels Frahm). Gelungen auch, wie die scheinbar zusammenhanglosen Großstadt-früh -am-Morgen-Szenen (ein visuelles „Il est cinq heur, Paris s’eveille“) am Ende zusammengeführt werden.
Ein paar kleine Minuspunkte gibt es natürlich: die Wahrscheinlichkeit, dass der Rentner eine Wohnung an der Ecke KuDamm/Joachimsthaler hat, dürfte negativ sein. Die Geschlechterklischees werden ausgespielt: er löst das Technikproblem, sie die Familientragödie.
Es bleibt dabei: die Berliner haben ihren Ruf verteidigt, für einen gelungenen Tatort-Abend zu stehen. Vier Sterne
Nina Rubin durch Meret Becker / Robert Karow von Mark Waschke
Anna Feil durch Carolyn Genzkow
Die 3 waren Top.
Leider sonst der ganze Tatort so schwach, dass ich diesen in 2 Teilen angeschaut habe – aber sicher nicht nochmals, falls er wiederholt wird.
Der Kaffeeroboter war toll aber so was gibt es bereits in Japan wo in Hotels kein Empfang an der Reception ist und Roboter das Gepäk ins Zimmer tragen.
Für Kaffeeautomaten sicher noch sinnvoll (ausser für Morde natürlich)
Die Wildsau war toll. Sonst alles wirr durcheinander.
Diese außerordentliche TO-Folge zeigt in starken Bildern und Parallelkonstruktionen eine in langsamer Auflösung befindliche Gesellschaft. Die Zivilisation (die Gemeinschaft der Cives) wird sozusagen von zwei Enden her angefressen.
Die eine Seite: Wildtiere haben die Großstadt als ihr Revier entdeckt, sie erobern sich weitgehend unbehelligt, allenfalls ungläubig bestaunt ihren Raum zurück. Wie schnell das wohl ginge, in einer Extremsituation in einen prä-zivilisatorischen Zustand zurückzufallen? Auf dieser Seite des Tableaus auch die Menschen, die sich ihre Fluchten schaffen: Eine Aussteigerin auf Rousseaus Spuren (die die Natur aber lustigerweise vorzugsweise über ihren Live-Stream wahrnimmt – immerhin hat sie noch die Fähigkeit, sich zu der Toten, zum Tod zu legen und zum Himmel zu blicken, ohne dabei den Selfie-Arm ausgestreckt zu haben). Und eine Dame, die auf ihrer Belle-Etage einen dezenten Exotismus lebt, indem sie die Natur in Form von Stubentigern und einem Kieselsteinboden (offenbar der Dernier Cri der Raumausstattung) ins Haus holt.
Auf der anderen Seite der Zeitachse ein Blick in das bereits angebrochene post-zivilisatorische Zeitalter. Mit einem Roboter, der Mimik und Dialog simuliert, aber doch nur ein hohler Arbeitssklave bleibt und niemals ein Civis, die Grundlage der Zivilisation, sein wird. Und mit Zeugen, die das Stadium des Civis offenbar schon unfreiwillig hinter sich gelassen haben:
Junge Leute, denen in ihrer albernen Selfie-Blase jegliche Empathie sowie Verstand und Anstand verloren gegangen sind. Und ein alter Mann in einem Zwischenreich, wie er das selbst nennt, der keinerlei Teilhabe am öffentlichen Leben mehr hat und stattdessen seine eigene Welt in Form von Erzählungen herstellt, in denen er selbst zum Helden wird. Wundervoll die Art, wie das Drehbuch hier mit dem angeblichen „Kotzbrocken“ Karow umgeht, der plötzlich wider Erwarten zuhören kann, leise und empathisch ist, versteht und deshalb nach zwei Lügengeschichten vom Alten mit der Lösung des Rätsels belohnt wird. „Es ist da etwas passiert, worauf ich mir gar keinen Reim machen kann“, sagt der alte Mann, „und das ist der Grund, weswegen es tatsächlich passiert ist.“ Was für uns Sinn ergibt, worauf wir uns einen Reim machen, ist unser Konstrukt und deshalb mit größter Vorsicht zu genießen. Mir fallen nur wenige Nebenepisoden aus einem TO der letzten Jahre ein, die ich so stark fand.
Und die beiden kriminalistischen Hauptepisoden? Natürlich bleiben die aus Sicht des Whodunnit- Rätselfreundes auf der Strecke. Und auch die versöhnende Weltsicht, die all die Fragmente säuberlich zusammenkittet, bleibt uns verwehrt. Gut so, ich weine beidem keine Träne nach.
Ironischerweise wird dem Film dabei in der Wahrnehmung des Publikums vermutlich gerade seine Bescheidenheit zum Verhängnis. Denn all diese Kunstfertigkeit wird nicht mit großem Gestus und lautem Trara und Experimentier-Getöse, sondern quasi nebenbei im Kleinen und Feinen zelebriert. Sehr schade, dass das sonntags um 20.15 Uhr offenbar nicht gefragt ist.
Das handwerkliche Problem mit dem Ton klammere ich jetzt mal aus und erhöhe auf 5 Sterne.
Ich war bis jetzt kein grosser Fan des Berliner Tatorts aber diese Folge fand ich genial, besonders die Musik
Insgesamt doch sehr enttäuschend. Die Idee, dass ein Roboter als ausführendes Organ eines Mordes benutzt wird ist interessant. Die Umsetzung allerdings viel zu sehr konstruiert und unplausibel. Ein Opfer dass seine Katzenfrau betrügt und eine andere Katzenfrau mit einer Katze beschenkt (=Tatmotiv!), eine Ökobloggerin die im Wald lebt und eine von einem Wildschwein erledigte Joggerin findet, ein Freund der Joggerin der seiner Freundin nicht hilft und weil er seine unterlassenen Hilfeleistung selber eingesteht kurz darauf reißaus vor der Polizei nimmt (???), ein Roboter der genau so konditioniert wird, dass er das Opfer exakt an der Stelle trifft dass es ums Leben kommt, ein einsamer Fenster-Rentner der zur Aufklärung wichtige und unwichtige Dinge sieht,… Sorry das war einfach zu viel. Dazu der doch langsam überstrapazierte Stress der beiden Kommissare. Keine (Wieder)sehe-Empfehlung
Brillanter und sehr schöpferisch Tatort. Ich liebte die Szenen mit den Tieren in der Stadt und einige sehr kreative Kameraarbeiten . Bemerkenswerte Musik und ein starkes Drehbuch trugen zu einer großartigen Episode bei.
Kai Scheve und Stefanie Stappenbeck sind nach wie vor stark, aber auch die Jugendlichen haben sich sehr gut geschlagen. Eine herrliche Unterhaltung war es.
Mir fällt an diesem schwächeren Film unter den Tatortproduktionen auf, dass die Regie keinerlei Wert auf verständliche Sprache legt, der Eine nuschelt, die Andere bringt die Zähne beim Sprechen nicht auseinander usw. Ich frage mich : wie kann jemand diesen Beruf ergreifen, wenn er/sie nicht sprechen kann oder sich zumindest Aussprache-technisch gehen lässt. Bitte künftig nur noch in Stummfilmen auftreten, dann muss sich niemand ärgern. Ich schreibe diese Zeilen während der Ausstrahlung, weil ich wegen fehlender Textfetzen ohnehin nicht folgen kann.
Der Tathergang ist vielleicht ewas weit hergeholt, aber interessant. Auch finde ich, dass der Film einige schöne Bildsequenzen hat. Den Ton fand ich jetzt nicht so schlecht wie hier teilweise geschrieben wurde.
Mir hat der Tatort gefallen. Was aber durchaus auch an den meistens schwachen Folgen in 2020/21 liegen kann…
Ein paar schöne Bilder, ja. Ansonsten war der Tathergang tatsächlich „ewas weit hergeholt“ (@ Winfried Vorbeck).
Karow war in dieser eher schwachen Folge ein nöch größerer arroganter A. als sonst (kaum vorstellbar, dass er ein paar Folgen später mit Fr. Rubin einvernehmlichen Sex haben wird, sh. kürzlich die Folge: „Die dritte Haut“) …
Ich habe die Folge gestern erstmals gesehen, und danach bleibt das Fazit: zwingend notwendig war das nicht. Ja, die Story mag recht originell ausgedacht gewesen sein. Aber eigentlich, mit Verlaub, schon ein rechter Schmarren. Dazu die mittlerweile doch sehr konventionelle Großstadtzeichnung: moralisch verwahrloste Jugendliche, einsame und leicht versponnene Alte, alles irgendwie haltlos und verloren. … kennt man, hat man schon x-mal gesehen. Die eine bedient sich des Roboters zum Morden – so unglaubwürdig, dass es fast schon wieder unfreiwillig komisch wirkt -, der andere guckt sozusagen beim Unfall mit dem Wildschwein zu, damit man im Krimi halt doch was präsentieren kann, das alles bedeutsam aufgeladen mit dystopischen Anspielungen reihenweise, und dazwischen trieben halt Karow und Rubin ihr durchweg unsympathisches Unwesen … nein, mein Ding war das nicht. Und diesmal muss ich es auch bemängeln: phasenweise war das von der Tonsteuerung her wirklich kaum bis gar nicht zu verstehen. Von den Berlinern, die ich bisher gesehen habe (es waren einige) der mit Abstand schwächste.
Ich habe eine Wiederholung gestern gesehen. Zum zweiten mal. Dabei ist mir zum ersten mal aufgefallen, wie gut die Musik war. Die Gefühlswelt in den stakkatohaften Schnitten darzustellen war für einen Tatort auch nicht gerade gewöhnlich. Hat mir sehr gut gefallen.
Hab mir den Streifen eben auf der Mediathek angesehen. Einer der ganz wenigen Tatorte, bei denen ich mir ernsthaft überlegt habe, auszuschalten. Ein Problem war die überkonstruierte Zwei-unverbundene-Fälle-Handlung. Irgendwie sollten diese Fälle wohl als Allegorien menschlicher Probleme mit Natur vs. moderner Technik dienen. Motto: Wie unmoralisch ist es, wenn wir nicht direkt morden, sondern das Dinge/Tiere für uns tun lassen (Wildschwein / Roboter). Fazit: Kommste trotzdem in den Knast für. Naja, mäßig erhellend.
Das zweite Problem war das Ermittler-Team: Die beiden Chefs aufs extremste nervig und unsympathisch. Sie dauernd am rumheulen und -jammern, er am rumbrüllen und Leute runtermachen. Der Rest des Teams langweilig und blaß. Die beiden Mörder waren ebenfalls ziemlich uninteressante Figuren. Einzig den alten Mann, der sein Leben mit dem Beobachten der Straße verbringt, hab ich als interessante Figur empfunden. Ingesamt ziemlich enttäuschend.
Ein bisschen unrealistisch dürfen Krimis ja sein, wir wollen ja schließlich unterhalten werden, aber das war doch etwas ZU unrealistisch… Tod durch Wildschwein und Ehemann schaut dabei zu bzw. Tod durch umprogrammierten Roboter. Nee, den Tatort muss ich kein zweites Mal sehen. Aber abgesehen von den Fällen schließe ich mich „Arte-Versteher“ an. Das „Drumherum“ war gut.
In der Wh. gesehen fand ich den um einiges besser. Wenn man die Skurrilitäten der eigentlichen Fälle ausblendet, war – wie auch @Nelly schrieb – das’Drumherum‘, also die Bilder von Berlin (einerseits sehr urbanes Flair, andererseits ist die Natur nicht weit) schon ziemlich gut dargestellt.
(dreieinhalb Sterne, aufgerundet)
Hervorheben möchte ich noch den exzellenten Kommentar von @arte-Versteher vom 22.9.18: Ich habe selten einen so guten – fein formulierten – ausführlichen Beitrag zu einem TO gelesen. 100% Zustimmung dafür und Chapeau!
Meine Einschalte-Empfehlung für heute Abend auf BR! Das ist eine der wenigen TO-Folgen, die beim mehrmaligen Ansehen sehr deutlich gewinnt (beim ersten Mal ansehen habe ich die erzählten zwei Haupt-Geschichten als sehr krude empfunden).
Man kann einen Blick auf Details werfen, z.B. wie Karow auf einmal eine gewisse Empathie für Kathrin Menke (mit hervorragend einprägsamer Stimme gespielt von Valery Tscheplanowa) entwickelt und sie am Schluss – als sie als Mörderin feststeht – sogar umarmt. Ich glaube, er kann ihr Handeln ein bisschen nachvollziehen …
Ein sehenswerter Tatort mit besonderer Atmosphäre: Quirlige Großstadt, Menschen als Individuen mit den verschiedensten Vorlieben (jedem Tierchen sein Pläsierchen). Kühle Atmosphäre: Die Polizisten, Ehepartner und junge Leute zeigen wenig Empathie. Einsamkeit ist überall.
Einige wenige Längen im Film. Sehr gute Kamera, Gespräche manchmal etwas nuschelig, Musik gut passend aber etwas zu laut, gute Schauspieler, Drehbuch und Regie, 4 von 5 Sterne!
Ja, das gezeigte Thema war – tlw. aus VERLUST resultierende – EINSAMKEIT!
Alle Hauptfiguren sind einsam (die verlassenen Partner, Rubin, Karow).
Es wird aber eine Lösung aufgezeigt: (wieder) auf Menschen zugehen! Inklusive Risiko, abgewiesen zu werden. Trotzdem weiter machen. Die genannte Umarmung zwischen Kathrin M. und Karow ist diesbezüglich ein Fingerzeig!
Gewalt ist jedenfalls kein gutes Rezept: „Man fühlt sich nicht besser danach. Es gibt keine Rache, … nur Leere“.
Dieser TO ist m.E. wie ein KLEINOD, das seine Schönheit erst auf den zweiten Blick entfaltet.
PS: Die gezeigten beiden ‚Mords‘-Fälle sind relativ krude bzw. hier wenig relevant!