Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Wirtschaftsprofessorin wird brutal in ihrer Wohnung erstochen aufgefunden. Die Spuren führen die Luzerner Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard zur Villa des mächtigen Swisscoal-CEOs Anton Seematter. Doch als sie dort eintreffen, geraten sie mitten in eine Geiselnahme – ein arbeitsloser Deutscher hat die Familie in seiner Gewalt und fordert Entschädigung für seinen verlorenen Job. Als Flückiger von dem verzweifelten Geiselnehmer angeschossen wird und Ritschard fliehen kann, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem nicht nur das Leben der Geiseln, sondern auch die Lösung des Mordfalls auf dem Spiel steht. Wie alles ausgeht, ist am 30. Dezember 2018 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Friss oder stirb“
Der frühe Morgen in Luzern wird von nebelverhangenen Bergkulissen eingerahmt, als die Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard an einen Tatort gerufen werden. Die Gerichtsmedizinerin Corinna Haas beugt sich bereits über die Leiche – eine 41-jährige Wirtschaftsprofessorin der Universität Luzern, mehrfach mit einer Schere erstochen, das Blut auf dem Parkett längst getrocknet. Vor dem Haus entdeckt Ritschard einen beschädigten Wagen, an dem frische Kratzer und Lackspuren zu sehen sind. „Da ist jemand hektisch abgehauen“, murmelt sie und lässt Corinna Haas die Spuren sichern.
Während die Kommissare den Tatort untersuchen, überquert zeitgleich der Deutsche Mike Liebknecht die Schweizer Grenze. Sein Gesicht ist angespannt, die Augen gerötet von einer schlaflosen Nacht. Im Handschuhfach liegt eine Pistole – der stille Begleiter eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat. Die luxuriöse Villa des Swisscoal-CEOs Anton Seematter ist sein Ziel. Liebknecht hat alles sorgfältig geplant: Als Seematters Ehefrau Sofia und die verwöhnte Tochter Leonie allein im Haus sind, dringt er ein und nimmt sie als Geiseln. Die moderne Glasarchitektur des Anwesens wird zum Gefängnis, während Liebknecht ungeduldig auf die Rückkehr des Hausherrn wartet.
Der Tag schreitet voran, und die Ermittlungen der Kommissare nehmen Fahrt auf. „Der Wagen, der die Spuren hinterlassen hat, ist ein Maserati mit grauer Metallic-Lackierung“, erklärt Haas, nachdem die Analysen abgeschlossen sind. Die Spur führt direkt zu Anton Seematter, dessen Firmenfahrzeug in der Mordnacht am Tatort gesehen wurde. Zusätzlich entdecken die Ermittler eine merkwürdige Verbindung: Die ermordete Professorin hatte kürzlich eine hohe Spendensumme von Seematter zurückgewiesen – ein Vorgang, der an der Universität für Aufsehen sorgte. „Das stinkt zum Himmel“, meint Flückiger und setzt sich mit Ritschard ins Auto, um den Millionär zu befragen.
Wie eine Festung thront Seematters Villa über dem Vierwaldstättersee, dessen Wasser im Nachmittagslicht silbrig schimmert. Die Kommissare ahnen nicht, welches Drama sich hinter den großen Panoramafenstern abspielt. „Hier ist die Polizei“, ruft Flückiger an der Haustür – und steht kurz darauf selbst Mike Liebknecht gegenüber, dessen zitternde Hand eine Pistole auf sie richtet. „Rein mit euch“, befiehlt er mit brüchiger Stimme. Der Raum, in den sie geführt werden, gleicht einem modernen Kunstmuseum – großformatige Gemälde an den Wänden, Designer-Möbel, ein gläserner Boden, unter dem ein Swimmingpool schimmert. Darin sitzt bereits die gefesselte Ehefrau Sofia, während Tochter Leonie trotzig auf dem Sofa kauert.
„Was wollen Sie?“, fragt Flückiger ruhig, während Ritschard die Lage analysiert. Liebknechts Augen verengen sich. „Gerechtigkeit“, antwortet er und zieht ein zerknittertes Kündigungsschreiben aus seiner Tasche. „Seematter hat meine Firma übernommen und mich wegrationalisiert – nach 26 Jahren.“ Der verzweifelte Mann verlangt eine exakte Summe: 567.840 Euro – den Betrag, den er bis zur Rente verdient hätte. Als die Kommissare nicht preisgeben wollen, warum sie hier sind, eskaliert die Situation. Ein Schuss fällt, Flückiger sackt getroffen zu Boden, seine Hose färbt sich dunkelrot. „Das nächste Mal ziele ich besser“, droht Liebknecht.
Die Stunden vergehen wie zäher Sirup. Draußen zieht die Dämmerung auf, während drinnen ein bizarres Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Als Seematter endlich eintrifft, wird auch er zur Geisel. Doch statt eingeschüchtert zu sein, beginnt der CEO zu verhandeln – wie in einem Geschäftsgespräch. „Ihre Rechnung ist falsch“, sagt er kühl zu Liebknecht. „Sie haben die Inflation nicht eingerechnet. Es müssten 843.750,65 Euro sein.“ Diese Kaltblütigkeit bringt das Fass zum Überlaufen.
Während Flückiger mit seiner Schussverletzung kämpft, sieht Ritschard ihre Chance zur Flucht. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit – und sie ist draußen, rennt durch die Nacht, alarmiert die Einsatzkräfte. Polizeichef Mattmann ordnet sofort das Sondereinsatzkommando Luchs an, doch auch er weiß: Eine Erstürmung könnte tödlich enden.
Im Inneren der Villa entwickelt sich ein psychologisches Duell zwischen dem verzweifelten Arbeiter und dem Millionär. Inmitten von Luxus und moderner Kunst prallen zwei Welten aufeinander – die des Abgehängten und die des Erfolgreichen. „Wissen Sie, was es heißt, jeden Monat nicht zu wissen, wie man die Miete zahlt?“, fragt Liebknecht. Seematter schweigt, bevor er antwortet: „Ich habe mit nichts angefangen.“ Die Geiseln werden zu Zuschauern eines gesellschaftlichen Konflikts, der wie ein Brennglas die Kluft zwischen Arm und Reich offenbart.
Während draußen die Spezialeinheiten Position beziehen und die Nacht voranschreitet, versucht Flückiger trotz seiner Verletzung herauszufinden, was der Mord an der Professorin mit Seematter zu tun hat. Die Puzzleteile beginnen sich langsam zusammenzufügen – doch die Zeit wird knapp, denn Liebknecht wird immer nervöser. Die Geiselnahme gleicht einem Pulverfass, das jederzeit explodieren könnte…
Hinter den Kulissen
„Friss oder stirb“ ist die 15. Folge des Luzerner Tatort-Teams und gleichzeitig der drittletzte Fall für die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer). Die SRF-Produktion wurde vom 13. November bis zum 15. Dezember 2017 in Luzern und Umgebung gedreht. Für den Regisseur Andreas Senn, der selbst in der Schweiz aufgewachsen ist und mittlerweile in Deutschland lebt, war es die erste Regiearbeit für eine Schweizer Produktion, obwohl er bereits mehrere Tatort-Folgen in Deutschland inszeniert hatte.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von Jan Cronauer und dem bereits 2016 verstorbenen Matthias Tuchmann. Gegenüber dem SRF erklärte Senn, dass er die Geschichte eines einfachen Arbeiters erzählen wollte, der seine Rechte einfordert, „und zwar nicht vom Staat, sondern von seinem Arbeitgeber“.
In den Hauptrollen brillieren neben dem Schweizer Ermittler-Duo auch der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler Mišel Matičević als verzweifelter Geiselnehmer Liebknecht – Tatort-Zuschauern bereits aus den Folgen „Borowski und das Fest des Nordens“ und „Die Faust“ bekannt. Die Rolle des Unternehmers Anton Seematter übernahm Roland Koch, der vielen Zuschauern als Schweizer Ermittler Matteo Lüthi aus den Konstanzer Tatort-Folgen vertraut sein dürfte. Komplettiert wird die Besetzung durch Katharina von Bock als Sofia Seematter, Cecilia Steiner als Tochter Leonie sowie Fabienne Hadorn als Kriminaltechnikerin Corinna Haas und Jean-Pierre Cornu als Polizeichef Eugen Mattmann.
Bei der Erstausstrahlung am 30. Dezember 2018 erreichte der Film in Deutschland 6,49 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 19,3 Prozent – ein beachtlicher Erfolg für das Schweizer Team, das bei deutschen Zuschauern nicht immer hohe Quoten erzielte.
Besonders bemerkenswert ist, dass der Film selbst eine augenzwinkernde Szene mit Selbstbezug enthält. Als Anton Seematter von Flückiger nach seinem Alibi gefragt wird, antwortet er lakonisch: „Gestern? Gestern war Sonntag. Da schaue ich eigentlich immer ‚Tatort‘.“
„Friss oder stirb“ markiert gleichzeitig den Beginn vom Ende des Luzerner Tatorts. Nach insgesamt 17 Fällen sollte das Ermittlerteam 2019 seinen letzten Einsatz haben, bevor ein neues Team in Zürich die Schweizer Tatort-Tradition fortsetzen würde.
Das Team Flückiger hört auf. Da das Ende sehr frühangekündigt wurde können wir noch drei mal überrascht rufen: Oh, Flückiger ermittelt ja doch noch ??
Der letzte Tatort den ich gesehen habe. Schwachsinniger geht es nicht mehr
Wenig schlüssig und völlig realitätsfremd.
tatort ist und bleib ein langweiliger und unrealistischer krimi. seis in der schweiz oder in deutschland gedreht !!
Schaue ich nie wieder !!!!!!
Der Schweizer Tatort-Fernsehfilm mit der Nummer 1077. Heute in Erstsendung und im Ersten. Die Luzerner Kriminalisten – Flückiger und Ritschard – ermitteln. Ja, was sagt ihr Boss. Dieser, nicht ganz so schlecht wirkende Tatort von den Eidgenossen, erinnert mich ein wenig an den Klassiker „An einem Tag wie jeder andere“ und so muss man den auch gesehen haben. Aber wer zum Teufel geht heute noch für 2350 Schweizer Franken arbeiten?? Ansonsten schließe ich mich mal wieder Geralds Meinung an.
Hat gedauert, bis es wirklich spannend wurde.
Nur Frust und Blödes, kaum Witz und/oder gute Unterhaltung. Mäßig.
Den beiden Kommentaren der Redaktion kann ich mich anschliessen. Nach leichtem Unmut den letzten Tatort des Jahres ausgerechnet in Luzern verbringen zu müssen, wurde ein nicht alltäglicher Tatort serviert, der jederzeit spannend und glaubwürdig war. Auch mir kam es vor, als ob der Tatort eher für die Bühne geschrieben worden ist. Aber das tat hier wirklich keinen Abruch. 4 Sterne!
Hallo Fans
Krimi war gut. Nur hab ich was verpaßt: Wer hat denn die Dozentin erstochen? War das die Tochter Seematter?
Ansonsten empfehlenswert. Ein Geißeldrama, daß mal anders verläuft.
Nach dem „Mist“ der vergangenen Wochen endlich mal ein richtiger Krimi – Chapeau!!!
ganz ordentlicher TO
Für Luzern recht ordentlich!
Der Beste bisher von diesem Team. War echt gefesselt. Hatte etwas von einem Kammerspiel, was dem TO aber keinen Abbruch getan hat.
Scheine etwas verpasst zu haben.
Aber nachdem ich Kammerspiel in der Programmzeitschrift gelesen hatte,
wollte ich mich nicht über den dritten Flop innerhalb einer Woche ärgern….und blieb abstinent.
Zu Garbak. Ihre beiden Schusstötungen und Sprüche ihrem Mann gegenüber sprechen dafür, dass die Mutter auch das erste Opfer auf dem Gewissen haben könnte.
Wer etwas mittelmäßig bewertet, von dem Er/Sie nur von ungefähren Hörensagen Kenntnis erlangt hat, sollte dieszüglich auch abstinent bleiben!
Abgesehen davon, dass die Story passte und die Schauspieler gut waren, ist die Synchronisation wieder einmal so richtig schlecht.
Wer auch immer dafür verantwortlich zeichnet, sollte sich am Arbeitsmarkt etwas für ihn/sie Passenderes suchen.
In einem deutschsprachigen Film eine Synchro dermaßen schlecht abzuliefern, dazu gehört schon Mut.
Was mich immer zur Weißglut bringt: Egal ob D oder CH. Die Sondereinsatzkommandos tapsen durch die Gegend wie die letzten Deppen. „Kein Sichtkontakt !!!“ Schon mal in der Schweiz was von Nachtsichtgeräten gehört? Zig Chancen die Geiselnahme vorzeitig zu beenden. Kann mich lau an einen Bremer TO erinnern. Da war die Kaspertruppe SEK noch dämlicher dargestellt. Ansonsten für Luzern ganz ordentlich.
Sehr gute, dichte Szenen. Dazu gut ausgesuchte Musikuntermalung.
Frage: um welche Titel/Interpreten handelte es sich? (ausgenommen Paint it Black)
Was für ein nichtgeahntes Glück, der letzte Tatort-Krimi des Jahres 2018, ist empfehlenswert. Im Vergleich zu diesem „Frankfurter-Tatort“, der vergangenen Woche, ein regelrechter Quantensprung; im positiven Sinne ganz weit nach oben.
jede Scene ein Schwachsinn nach dem anderen
der Geiselnehmer fesselt die Frau mit Paketband dabei hat die Frau die Hände vorne braucht sich nur bücken um die Fessel an den Beinen zu entfernen.
und so gibt es eine Ungereimtheit nach der anderen.
Unerwartet starkes Stück aus Luzern zum Jahresabschluss. Hie und da einige Klischees zwar, aber insgesamt spannend und in sich glaubwürdig erzählt. Schauspielerisch von allen Beteiligten gut gelöst. Wunderbar in diesem Falle auch die verzickte Göre im goldenen Bikini, deren einzige Sorge ihrer Kreditkarte gilt und die dafür buchstäblich über Leichen geht. Vielleicht der beste Schweizer Tatort (zumindest von denen, an die ich mich erinnere). Vier Sterne glatt.
Ein ganz besonderer Tatort dank der Schauspielkunst des brillanten Misel Maticevic. Er ist einfach der Beste.
Dem Lob kann ich mich nicht ganz anschließen.
Denn was war die Handlung? Kritik an einer arbeitsplatzvernichtenden Heuschrecke? Geiselnahme? Oder ein Mord.
Da der in epischer Breite gezeigte blutige Leichnam zur Randfigur wurde, hätte es auch eine Fahrerflucht getan, die Anlass zum Besuch des Hauses war.
So war die Handlung ein wenig an den Haaren herbeigezogen.
Sehr unterhaltende Story mit passenden Rollen. Die Realität sieht zwar anders aus, aber es ist ja keine Doku !
Wenn sie nicht aufhören würden, weiter so !!!
So muss ein Krimi sein. Gute Story von A-Z, tolle Einstellungen und Farben und passende Musik. Es war ein sehr unterhaltsamer Tatort. Nach dem Tatort im KKL der in einem Mal gedreht wurde folgt nun zum Abschluss der Luzerner oder Flückiger Folgen noch ein Höhepunkt. Gratulation- warum nicht immer so.
Alle Darsteller waren Spitze und wer nicht gemerkt hat wer nun die Dozentin erstochen hat muss halt den Film nochmals anschauen und etwas mitdenken.
Schönes Kammerspiel.
Eigentlich wären 3,5 Sterne angemessen. Diesmal runde ich auf.
Der eigentliche Kriminalfall (eine Frau wird recht blutig erstochen) gerät schnell in den Hintergrund. Die Handlung konzentriert sich auf die Geiselnahme.
Hier stimmt vieles. Die Verzweiflung des Geiselnehmers, der alles von Beginn an über den Kopf wächst, die schnöselige Arroganz der „höheren“ Tochter, die den Reichtum der Eltern als persönlichen Verdienst begreift, das alles wurde hervorragend gespielt und konnte auch kleinere Schwächen den Drehbuchs ausgleichen. Die Kommissare gerieten da in den Hintergrund.
Ein paar Minuspunkte gibt es schon: zunächst einmal hat die Nachsynchronisation auch diesem Krimi nicht gut getan. OmU wäre auch hier besser gewesen. Zum einen, weil damit die Distanz zwischen schweizerischen und deutschen Protagonisten herausgearbeitet worden wäre, zum anderen, weil damit wohl einige skurrile Formulierungen vermieden worden wären (wer muss schon aufs „WC“, wer spricht beim Anblick des Kennzeichens „HB“ von „Hansestadt Bremen?).
Eines habe ich nicht verstanden.
Wer wird denn bei diesem Geißeldrama gegeißelt?
Der Zuschauer?
Das war ein großartiger Tatort, eine Story mit überraschenden Wendungen, spannend, lustig und dazu noch super Musik!Einfach herrlich! Weiter so!
Bester Tatort den ich seit längerem gesehen habe!
Fast schon großartig. Tolle Bilder, super Musikuntermalung, spannend erzählte Geiselnahme, super Schauspieler in Haupt- und Nebenrollen, dramatische Story. Das hat Spaß gemacht. Punktabzug nur für das Ende – war aber auch nicht so leicht dieses Drama sauber zu schließen. Super!
Mittelmäßiger Fall aus Luzern. Kammerspielartig aufgebaut und deshalb leider etwas zäh. Sonst aber tolle Bilder und gute Dialoge. Mittelmaß 3 Sterne
Sehr spannend! Auch gefällt mir, dass die Schweizer nicht zu Hochdeutsch verdammt wurden, wie sonst leider üblich. Dieser Tatort ist absolut sehenswert.
Ein spannender Tatort, gute Schauspieler und ein zumindest über weite Strecken schlüssiges Drehbuch. Eigentlich hat mir nur das Ende nicht gefallen, und irgendwie stellte sich für mich auch noch die Frage, wie der Sohn schließlich an das Geld kommen sollte, das zwar auf seinen Namen irgendwo gutgeschrieben ist, von dem er aber nichts weiß. Die Position der Dozentin war für mich auch nicht ganz klar, war das Kind, mit dem sie schwanger ging von dem Industriellen oder vielleicht auch von ihrem neuen Freund, der später die Leiche gefunden hat. Hatte sie überhaupt ein Verhältnis mit dem Schweizer, und wenn ja, wie vertrug sich dies mit ihren sonstigen Moralvorstellungen? So zeigt für mich der Rahmen des Plots Lücken, während Handlung und Dialoge für den Augenblick stimmig schienen. Für mich ein Tatort mit drei bis vier Sternen.
Misel Maticevic hat eine eigene Gabe, die Verzweiflung eines gewalttätigen Losers darzustellen (sh. auch TO-Folge ‚Borowski und das Fest des Nordens‘).
Beide Folgen – die gegenständliche und die eben genannte – sind schmerzhaft morbid, in beiden Folgen geht der Gewalttäter letztlich langsam und elend zugrunde.
Exzellente Darstellung durch M. Maticevic, der Rest ist belangloses Kammerspiel.
Film sehr packend, spannend und mit vielen unvermuteten Wendungen. Allerdings wurde sehr viel eher Unrealistisches in die Handlung hineingepackt: Kommissar und Geiselnehmer verstehen sich gegen Ende (Stockholmsyndrom?), als Geisel genommene Ehefrau erschießt ihren Ehemann, obwohl sie eigentlich als Geisel immer sehr gefestigt und cool bleibt. Der Kommissars steckt seine Schußverletzung recht locker weg und fährt dann auch noch Auto? Man muß sich sehr auf die Handlung konzentrieren, damit man immer genau weiß, wer gerade was macht, bzw. wer wen anruft wegen was… Habe nicht alles verstanden und müßte den Film deshalb nochmal anschauen: Wer hat eigentlich die Frau am Anfang des Films erstochen? Von wem war ihr ungeborenes Kind? Warum sperrt der Geiselnehmer einige Geiseln in den Sicherheitsraum, in dem sich Monitore und Kommunikation befindet? Warum kann der Geiselnehmer, nachdem er in einen Raum eingeschlossen wurde daraus entkommen?
Schauspieler und Kamera sind sehr gut, der Ton zuweilen etwas aufdringlich, Regie und Drehbuch gut, ausgenommen die beschriebenen Kritikpunkte. 3 von 5 Schweizer Kreuze!
@Adabei:
Von Ihren einigen Fragen kann ich -glaub‘ ich – drei beantworten:
1.) Die kalte Ehefrau ermordet ihren offenbar ungeliebten – weil untreuen – Gatten, weil sie die Situation so für sich nützen will
2.) Die Dozentin hatte offenbar mehrere Lover nebeneinander, das Kind könnte also von jedem der Genannten sein
3.) Die Dozentin wurde von der Tussi-Tochter getötet, da jene ihr nicht deren Fehler in der Studienarbeit – auch nicht gegen Geld, na sowas! – nachsehen wollte.
@Der Fremde • am 4.7.23 um 23:31 Uhr:
Danke für die Beantwortung meiner Fragen! Manche Filme müßte man ein zweites Mal anschauen, damit man alles versteht.
Die Ehefrau, die ihren Gatten erschossen und den Geiselnehmer angeschossen hat, machte auf mich eigentlich einen rationalen und intellektuellen Eindruck. Deshalb habe ich nicht verstanden, daß sie während der Geiselnahme kurzentschlossen ihren Mann erschossen hat. Natürlich hat sie vorher bedacht, dies dem Geiselnehmer in die Schuhe schieben zu können. Aber als rational denkend hätte sie daran denken müssen, daß es oftmals Kleinigkeiten gibt wie Schußwinkel usw., die den Geiselnehmer als Schützen ausschließen könnten. Und der Geiselnehmer hat ja überlebt und hätte später entsprechend aussagen können.
@Adabei:
Vielleicht hat die grundsätzlich eher ‚emotionsarme‘ Ehefrau in der Situation – immerhin konnte sie jetzt nicht mehr übersehen, dass der Gatte ein Verhältnis mit der Dozentin hatte, also nachweislich untreu war – dann doch eine Emotion, nämlich abgrundtiefen HASS, gezeigt. Auch bei grundsätzlich kalten Menschen bricht ‚es‘ eben manchmal heraus … (und sie glaubte ja, damit durchzukommen).
Im übrigen habe ich den Schluss so gesehen, dass der Geiselnehmer NICHT überlebt hat, sondern elend langsam am Rücksitz des Autos zugrunde gegangen ist.
@ Der Fremde • am 5.7.23 um 14:25 Uhr:
Stimme Ihnen zu, für die Ehefrau war beim Schuß auf ihren Mann der Punkt erreicht, wo die Emotionen die Ratio überwogen.
Der Geiselnehmer war nach dem Schuß der Ehefrau nicht sofort tot sondern hat noch kurze Zeit überlebt und konnte reden (saß im Auto mit dem Kommissar und telefonierte mit seinem Sohn bevor er starb). Da frage ich mich aber auch, warum die Ehefrau diese Risiko einging und nicht mehrmals geschossen hat? Normalerweise fasst ein Magazin etwa 6-8 Patronen und soviele Schüsse hatte der Geiselnehmer noch nicht abgegeben. Aber das ist jetzt Erbsenzählerei von meiner Seite…
Einer der besten schweizer Tatorte meiner Meinung nach. Weiß jemand wie die verschiedenen Musikstücke heißen, die in diesem Tatort vorkommen?