Kurz und knapp – darum geht’s
Kriminalhauptkommissar Bülow wird als fachlicher Berater zu den Dreharbeiten eines Kriminalfilms hinzugezogen, um die realistische Darstellung der Polizeiarbeit zu gewährleisten. Doch dann wird die Kostümbildnerin des Filmteams ermordet aufgefunden, und weitere tödliche Angriffe auf Frauen folgen. Die Indizien deuten darauf hin, dass der Mörder im Umfeld des Filmteams zu suchen ist, doch die Beweise sind spärlich. Als der Killer ausgerechnet die Schauspielerin Maria Borck, zu der Bülow eine persönliche Beziehung aufgebaut hatte, ins Visier nimmt, wird aus der kriminalistischen Arbeit ein erbitterter Wettlauf gegen die Zeit…
Inhalt der Tatort-Folge „Tödliche Blende“
Unruhig blättert Kommissar Bülow durch das Drehbuch, während um ihn herum das hektische Treiben eines Filmsets pulsiert. Die Scheinwerfer werfen hartes Licht auf die nachgebaute Polizeiwache, deren Details der erfahrene Kriminalist skeptisch mustert. Seine Aufgabe, dem Filmteam bei der realistischen Darstellung von Polizeiarbeit zu helfen, entpuppt sich als Gratwanderung zwischen seinem beruflichen Ethos und den „dramaturgischen Freiheiten“ des Regisseurs. Doch kaum hat Bülow sich mit seiner ungewohnten Beraterrolle arrangiert, wird er zu einem echten Tatort gerufen: Karin Ackermann, eine junge Fotografin aus der Berliner Kunstszene, wurde ermordet.
Bülow, der seine Aufgaben am Filmset nur widerwillig an seinen Kollegen Kriminalhauptmeister Rausch abgibt, stürzt sich in die Ermittlungen. Die Schauspielerin Maria Borck, die er vom Set kennt, hatte beruflich mit dem Opfer zu tun. Beim abendlichen Glas Wein im Theater entwickelt sich zwischen den beiden eine Anziehung, die den sonst so professionellen Kommissar aus dem Gleichgewicht bringt. Bei seinen nächtlichen Grübeleien im tristen Berliner Nieselregen ahnt er nicht, dass sich die Ereignisse bald überschlagen werden.
Die Ermittlungen gleichen einem Blindflug durch dichten Nebel, als plötzlich die Kostümbildnerin Simone Hansen auf ähnliche Weise getötet wird. Die Spurenlage deutet auf Parallelen zu Frauenmorden in Wiesbaden hin. Am Set verfolgt Bülow akribisch jede Bewegung der Verdächtigen: den verschlossenen Fahrer Borgelt, den exzentrischen Regisseur Durell und den Schauspieler Möbius, der zwischen Filmset und Theaterbühne pendelt. „In diesem Geschäft lebt man von der Verwandlung“, sagt einer der Schauspieler am Rande der Dreharbeiten zu Bülow, ohne zu ahnen, wie nah er damit der grausamen Wahrheit kommt.
Die Dreharbeiten neigen sich dem Ende zu, als der Mörder erneut zuschlägt – und diesmal trifft es Maria Borck, die Frau, der Bülow näher gekommen ist. In ihrer Badewanne findet er sie tot, ein Anblick, der den erfahrenen Kommissar mehr erschüttert als er sich eingestehen will. Sein Vorgesetzter Kriminaloberrat Stegmüller entzieht ihm offiziell den Fall – zu persönlich ist Bülows Verbindung zum Opfer. Doch der Kommissar lässt nicht locker. Eine zufällige Beobachtung der Nachbarin – ein Mann in Polizeiuniform klingelte kurz vor der Tat bei Maria Borck – liefert einen entscheidenden Hinweis. Als der Täter einen weiteren Mordversuch unternimmt, schnappt Bülows sorgfältig ausgelegte Falle zu…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tödliche Blende“ wurde vom Sender Freies Berlin (SFB) im Zeitraum zwischen dem 26. Februar und dem 7. April 1986 in West-Berlin gedreht. Es ist der dritte Fall für Kriminalhauptkommissar Bülow, verkörpert vom renommierten Schauspieler Heinz Drache, der zu dieser Zeit bereits auf eine jahrzehntelange Karriere in Film und Fernsehen zurückblicken konnte. Die Ausstattung des Films übernahm Frank Hein, während Jutta Schwarzat für die Kostüme verantwortlich zeichnete.
Die Episode spielt geschickt mit der Meta-Ebene eines „Films im Film“ und reflektiert dabei auch die Diskrepanz zwischen realer Polizeiarbeit und ihrer medialen Darstellung – ein Thema, das in den 1980er Jahren zunehmend diskutiert wurde. Die Besetzung vereint bekannte Gesichter der damaligen Theater- und Fernsehlandschaft in West-Berlin, was dem Film zusätzliche Authentizität verleiht.
Bei der Erstausstrahlung am 13. Juli 1986 erreichte „Tödliche Blende“ beachtliche 15,41 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 42 Prozent entsprach – Zahlen, von denen heutige TV-Produktionen nur träumen können. Diese hohe Einschaltquote unterstreicht die Beliebtheit des Sonntagabendkrimis in der damaligen deutschen Fernsehlandschaft.
Nach der Ausstrahlung wurden besonders die atmosphärische Darstellung des geteilten Berlins und die geschickte Verbindung von Krimi und Medienreflexion von Kritikern positiv hervorgehoben. Die Episode gilt bis heute als interessantes Zeitdokument, das nicht nur einen Mordfall, sondern auch die Fernsehproduktion jener Zeit anschaulich einfängt.
Besetzung
Peter Aust (HK Hans Rausch)
Jürgen Kluckert (Kommissar Matthias Leuschner)
Maximilian Wigger (Assistent Öllerink)
Horst Schön (OR Stegmüller)
Hannelore Cremer (Maria Borck)
Anita Lochner (Simone Hansen)
Eckart Dux (Martin Durell)
Joachim Bliese (Peter Möbius)
Jürgen Heinrich (Heinz Borgelt)
Robert Dietl (Michael Weber)
Almut Eggert (Sonja Bach)
Gudrun Genest (Frau Meißner-Gotthardt)
Ingeborg Wellmann (Frau Rose)
Kurt Weitkamp (Herr Belzig)
Gerd Duwner
Guntbert Warns
Stab
Regie – Horst Flick
Buch – Rolf von Sydow
Kamera – Lothar Elias Stickelbrucks
Schnitt – Friederike Badekow
Produktion – SFB
Ein Serienmörder beschäftigt Kriminalhauptkommissar Hans-Georg Bülow aus Berlin.
Besonders tragisch für den Gentlemankommissar ist, dass unter den Opfern die Schauspielerin Maria Borck zu beklagen ist, für die er eine tiefe Sympathie entwickelt hatte.
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Doch auch diesen Fall wird Bülow mit der für ihn typischen Souveränität lösen, wenn er sich auch im Laufe seiner Ermittlungen – mit gewohnter Distinguiertheit versteht sich – einen nächtlichen Umtrunk mit seinem Assistenten Öllerinck genehmigt.
Wieder ein wunderbar gelungener „TATORT“ mit Heinz Drache!
Der Tatort Nummer 183, Erstsendung in der ARD 1986. Ja, nun sehe ich diesen spannungsgeladenen Spielfilm mit dem Gentleman Hauptkommissar aus Berlin zum zweiten Mal, nach der Erstsendung. Noch vor wenigen Tagen habe ich den Kommissar in der Edgar Wallace Verfilmung – Der Rächer – von 1960 als Ermittler gesehen und stelle erstaunliche schauspielerische Parallelen fest. Den feigen überführten Frauenmörder nicht mit Waffengewalt zu verfolgen, war wieder einmal ein verstecktes Glanzstück von diesem Hauptkommissar der Berliner Mordkommission. Und auch das sein Vorgesetzter pro forma den Fall übernahm, nahm der Profi souverän an. Wenn man diesen mitnehmenden Krimi intensiv verfolgt, kommen einen Gedanken an – Augen der Angst -, mit Karlheinz Böhm, aus dem Jahre 1959/1960. Hervorragend gespielt, man merkte des Bülow gerade zu an, wie sehr ihn diese Fälle mitnahmen. Nur, die Anmache und Einladung zur Kneipentour seines Mitarbeiters vor der Pommes Bude, nach einem Besuch seiner Bekannten mit gemütlichem Sektumtrunk und Verabredung zur Abreise am nächsten Tag, hätte der Bülow mit Sicherheit nicht wahrgenommen. Das hat der Autor vorgeschrieben. Ja, ja Bülow war für diese Ära schon viel zu korrekt, mußte ein wenig salopper wirken. Dieser Tatort verdient zweifelsohne mehr Aufmerksamkeit und die eine oder andere Meinung mehr. In Erinnerung wird er mir letztlich bleiben.
Ein Klassiker in der Tatortreihe..Hier waren zwei Meister am Werk: Rolf von Sydow als Autor und der von mir hoch verehrte, wunderbare Horst Flick als Regisseur!
Eine Zeitreise in die 80ziger.
Danke
Dieter Kehler ,19.11.2018
Und WARUM hat dieser Täter (Möbius) die Morde begangen? Das bleibt mir völlig schleierhaft.
Meine Mutter spielte damals die Maria Borck, in die sich Bülow ein wenig verliebt hatte. Ich schrieb meiner Mutter, sie sei eine „scheeni Leich gwen“. Glaube, sie nahm es als Kompliment. Wie ich später hörte, fand sie den so benannten „El Flanello“ auch privat sehr nett, nur etwas hüftsteif. Ob hinter den Kulissen etwas lief? Nein, das kann ich definitiv ausschließen. Übrigens, wer sich noch an Hannelore Cremer erinnert. Heute lebt sie in München, im Seniorenheim, ist 90 Jahre alt und immer noch wunderbar frisch im Kopf.
Sie weiß 100.000 Anekdötchen zu erzählen, will aber partout kein Buch daraus machen lassen. Hoffen wir alle, dass sie die 100 noch packt. Ich liebe sie sehr.
Gerd Cremer, Gelsenkirchen
Tolle Infos danke Gerd, dass ist schön dass es ihrer Mutter noch so gut geht. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute.
Tödliche Blende ist ein wirklich schöner Tatort aus den 80er Jahren. Kommissar Bülow ist ein wirklich angenehmer Ermittler. Eine wirklich schöne und spannende Zeitreise.
Gestelzte Dialoge, langweilige Handlung.
Nachvollziehbare Dialoge der Schauspieler. Interessante, dramaturgisch gut aufgebaute Handlung. Wie immer überzeugt H. Drache.