Tatort Folge 542: Wenn Frauen Austern essen

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine exklusive Dinnerparty mit Austern, Champagner und scharfzüngigen Bestsellerautorinnen – die perfekte Kulisse für einen Mord. Als die renommierte Literaturagentin Ira Kusmansky ihre Erfolgsautorinnen versammelt und einen millionenschweren Vertrag in Aussicht stellt, eskaliert die Konkurrenz unter den ambitionierten Schriftstellerinnen. Während im Speisesaal um Gunst und Geltung gerungen wird, stirbt im Nebenzimmer eine der Autorinnen an einer vergifteten Auster. Als die Kommissare Batic und Leitmayr beginnen, in den giftigen Untiefen der Literaturszene zu ermitteln, fällt ein weiteres Opfer – und der Verdacht fällt auf jede einzelne der verbleibenden Frauen…

Inhalt der Tatort-Folge „Wenn Frauen Austern essen“

Klirrende Champagnergläser mischen sich mit dem leisen Klacken von Perlenketten und dem Rascheln teurer Abendgarderobe. Im luxuriösen Anwesen der einflussreichen Literaturagentin Ira Kusmansky funkeln die Kristalllüster um die Wette mit den ambitionierten Blicken der versammelten Bestsellerautorinnen. „Auf die Literatur – und auf lukrative Verträge“, tönt es, während die Gourmetköchin Leni Silbernagel mit ihrem Team die letzten Vorbereitungen für das exquisite Austernessen trifft.

Kommissar Ivo Batic steht ratlos vor einem Bücherregal voller Frauenliteratur. Seine Hände, die normalerweise Tatortspuren und Beweismittel sorgfältig untersuchen, blättern nun unbeholfen durch Seiten voller Emotionen und zwischenmenschlicher Beziehungen. „Ich verstehe kein Wort“, murmelt er seinem Kollegen Franz Leitmayr zu, der ebenso verständnislos den Kopf schüttelt. Die beiden Münchner Ermittler sind in eine Welt eingetaucht, die ihnen fremd und doch gefährlich vertraut vorkommt – die gnadenlose Arena des literarischen Betriebs, in der Konkurrenz und Neid hinter kunstvollen Phrasen und intellektuellen Spitzen lauern.

Der Tatort der vergangenen Nacht gleicht einem makabre inszenierten Kapitel aus einem der Kriminalromane, die auf den Bestsellerlisten prangen: Ein schummriges Nebenzimmer, eine einsame Auster auf einem Porzellanteller und eine tote Frauenrechtlerin, die mit verzerrtem Gesicht auf einem Sofa liegt. Die Ironie des Schicksals: Anna Stahlberg-Zeulig, die seit Jahren keinen Hit mehr landen konnte, hat nun den zweifelhaften Ruhm, im Zentrum eines echten Kriminalfalls zu stehen.

Die Befragungen der anwesenden Damen gleichen einem literarischen Salon, bei dem jedes Wort wie ein scharfes Stilett eingesetzt wird. Die Krimi-Autorin Roswitha Reimers analysiert den Fall mit kühler Präzision, während die Verfasserin heiterer Frauenromane, Ingrid Sanzara, scheinbar unberührt bleibt. „In meinen Büchern sterben die Menschen nur an gebrochenem Herzen“, bemerkt sie mit einem Lächeln, das kälter wirkt als der Champagner in ihrem Glas. Die Science-Fiction-Autorin Laura Lord scheint in einer anderen Galaxie zu schweben, und die Sex-and-Crime-Spezialistin Hermine Horkens betrachtet den Tod mit einer Nüchternheit, die selbst den erfahrenen Kommissar Batic erschaudern lässt.

Als Leitmayr und Batic tiefer in die verborgene Welt der Autorinnen vordringen, entdecken sie, dass ihre Bücher wie Fenster in ihre Seelen wirken – voller versteckter Hinweise, verdrehter Wahrheiten und kunstvoll verschleierter Geständnisse. Die Fahndung gleicht dem Versuch, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden, während die Zeilen verschwimmen wie Tinte im Regenwasser.

Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als die erfolgreiche TV-Moderatorin und Bestsellerautorin Susanne Trier tot aufgefunden wird. Nun steht fest: Der Mörder – oder die Mörderin – hat nicht nur einen brillanten Plot entwickelt, sondern führt ihn mit der kaltblütigen Präzision eines Bestseller-Thrillers aus. Während sich die verbleibenden Frauen mit argwöhnischen Blicken belauern, versuchen die Kommissare fieberhaft, das nächste Kapitel dieser tödlichen Geschichte vorherzusehen, bevor es zu spät ist…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Wenn Frauen Austern essen“ ist der 542. Fall der beliebten Krimireihe und wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert. Unter der Regie von Klaus Emmerich, der bereits durch die TV-Serie „Rote Erde“ bekannt wurde, entstand ein atmosphärisch dichter Krimi, der gekonnt die Grenzen zwischen Krimi-Fiktion und Krimi-Realität verschwimmen lässt. Das von Peter Probst verfasste Drehbuch nimmt den Zuschauer mit in die elitäre Welt der Literaturszene und spielt dabei virtuos mit den Klischees und Realitäten des Literaturbetriebs.

Die Dreharbeiten fanden größtenteils in einem luxuriösen Münchner Anwesen statt, dessen gediegene Eleganz den perfekten Hintergrund für die mörderische Dinnerparty bildete. Die Besetzung versammelt eine beeindruckende Riege deutscher Schauspielerinnen: Doris Schade als dominante Literaturagentin Ira Kusmansky, Elisabeth Rath als Krimiautorin Roswitha Reimers, Gilla Cremer als Ingrid Sanzara, Ilse Biberti als TV-Moderatorin Susanne Trier, Sandra Borgmann als Science-Fiction-Autorin Laura Lord, Antje Widdra als Sex-and-Crime-Spezialistin Hermine Horkens, Schirin Sanaiha als Kitschautorin Stefanie Kracht, Margit Rogall als Lektorin Barbara Gerhard und Barbara Melzl als das erste Opfer Anna Stahlberg-Zeulig.

Bei seiner Erstausstrahlung am 12. Oktober 2003 erreichte der Film einen Marktanteil von 25,5 Prozent – ein deutlicher Beweis für die anhaltende Beliebtheit des Münchner Ermittlerduos Batic und Leitmayr, verkörpert von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Unterstützt wurden die beiden von Michael Fitz als Oberkommissar Carlo Menzinger, der in diesem Fall besonders unter dem weiblichen Erfolgsstreben zu leiden hat. Bei einer Wiederausstrahlung im Rahmen der Jubiläumsreihe „50 Jahre Tatort“ am 21. Juni 2020 erreichte der Film immer noch beachtliche 6,35 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 21,2 Prozent.

Der Film wurde von Kritikern als satirisch angehauchte Hommage an Agatha-Christie-Romane und Krimiklassiker wie François Ozons Film „8 Frauen“ gesehen. Besonders bemerkenswert ist, dass sämtliche Nebenfiguren und Tatverdächtigen in diesem Tatort ausschließlich mit Frauen besetzt wurden – eine für die Tatort-Reihe ungewöhnliche Konstellation, die diesem Fall seinen besonderen Charakter verleiht.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

Besetzung

Ivo Batic – Miroslav Nemec
Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Carlo Menzinger – Michael Fitz
Ira Kusmansky – Doris Schade
Barbara Gerhard – Margit Rogall
Anna Stahlberg-Zeulig – Barbara Melzl
Roswitha Reimers – Elisabeth Rath
Ingrid Sanzara – Gilla Cremer
Susanne Trier – Ilse Biberti
Laura Lord – Sandra Borgmann
Hermine Horkens – Antje Widdra
Stefanie Kracht – Schirin Sanaiha

Stab

Regie – Klaus Emmerich
Buch- Peter Probst
Kamera – Theo Bierkens
Schnitt – Christel Suckow
Musik – Irmin Schmidt
Produktion – BR

15 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Wenn 2 Guys in ein Rudel „Stuten beissen“ ermitteln dürfen … Gehört zu den Top 10 der Bavarian Guys …

  2. vor 10 Jahren

    Ziemlich überdrehte Story für meinen Geschmack. Wenn alle Schriftstellerinnen so exaltiert wären – auweia… Zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblings-Münchnern. Die zwei Sterne sind für den schweren Job von Batic/Leitmayr.

  3. vor 10 Jahren

    die Schilderung der Persönlichkeitsstrukturen der einzelnen Damen ist zuweilen übertrieben und schablonenhaft.
    Wieso, durch wen geschah eigentlich Mord Nr. 2? Hab ich da was verpasst?

  4. vor 9 Jahren

    Der Münchener Tatort Nummer 542 mit den Hauptkommissaren Batic und Leitmayr von der Mordkommission. Sie ermitteln in einem Autorenkreis neidischer und nachtragenden Akademikerinnen, suchen eine Giftmörderin unter diesen Damen der Gesellschaft. Und – gesucht – gefunden. Es gibt bessere Tatort-Verfilmungen der beiden Tatort-Spieler, dieser, leise und ohne Hauruck, erscheint mir dennoch sehenswert. Das Drehbuch verfasste der Probst, wahrscheinlich mit Obst.

  5. vor 8 Jahren

    Der verlockende Vorspann in seinen orientalischen Klängen, seiner raffinierten handschriftlichen Ausgestaltung und in seinen Assoziationen, die er hervorruft gelingt meisterhaft.
    So originell die Fabula auch ist, die Akteurinnen entwickeln sich in ihren Figuren kaum fort und erzeugen letztlich leblose Standbilder. Die zu häufigen Milieuwechsel überfordern den Zuschauer, der die Beziehungen zwischen den mondänen Damen immer wieder neu justieren muss, was auf Dauer überflüssig erscheint – das Drehbuch setzt die zeichentechnischen Intervallgrenzen zu eng. Wirklich gelungen sind die pseudofestlichen Interaktionsrituale am Beginn und Schluss dieser Tatort-Folge. Sie spiegeln die a-kulturelle Komponente der Trivialliteratur wider, was sich auch an den Kleinduellen zwischen Kitschautorin Stefanie Kracht und Batic eindrucksvoll ablesen lässt.

  6. vor 8 Jahren

    Warum sollen frauen sich nicht mit Austern und Sekt verwöhnen dürfen! Ach war das amüsant. Finde diesen Tatort gar nicht übel sondern gut

  7. vor 5 Jahren

    Mir war der zu nervig und zu abgedreht,

  8. Flo
    vor 5 Jahren

    Was für eine abgedrehte Story…
    Einer der für mich schlechtesten Tatort Folgen aller Zeiten

  9. vor 5 Jahren

    Warum und von wem wurde der bloß gewählt? Was für ein langweiliger Käse!

  10. vor 5 Jahren

    Ein interessanter Tatort, wenn man von den alten Schinken bislang wenig kennt, mal etwas ganz anderes, durchaus spannend aufgrund der hohen Verdächtigenanzahl und den nicht immer ganz überblickbaren Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren. Täterin, Motiv, Tathergang, selbst das / die Opfer – alles löst sich erst in den finalen Minuten des Tatorts auf, wobei ich das schlussendliche Motiv leider nicht ganz verstanden habe. In meinen Augen wäre nur eine Person als Mörderin in Frage gekommen: Die Gastgeberin, die das Austeressen ausgerichtet und somit die Inszenierung der Buchmordvorlage überhaupt erst ermöglichte.

  11. vor 5 Jahren

    Nun ja. Ganz amüsante Momente hie und da, aber für eine richtige Satire dann doch wieder nicht grell genug. Originell die Figurenkonstellation, für einen Krimi dann aber doch wieder etwas lau. Nichts Halbes und nichts Ganzes würde ich sagen. Keine Ahnung, ob ich den bei der Erstausstrahlung gesehen habe. Falls ja, habe ich den Film wohl komplett vergessen. Und wird wohl diesmal nicht anders sein. Drei Sterne, eben weil’s hie und da ganz unterhaltsam war, reichen hier wohl vollauf.

  12. vor 5 Jahren

    war schon ein Münchner aus “ grauer Vorzeit “ – wobei die Haarfarbe der Kommisare noch das ganze Gegenteil waren – aus heutiger Sicht betrachtet : recht unterhaltsam aber alles später produzierte hatte schon etwas mehr Biss ging stellenweise auch richtig unter die Haut und war sozusagen profilbildent für den Münchner TO auf heutigem Stand mit meinen beiden inzwischen ergrauten Lieblingsermittlern . Trotzdem – gute Wahl

  13. vor 5 Jahren

    Interessant, dass die beiden Kommissare, mit je 45 und 49 Jahren, schon graue Haare hatten.
    Und die ganze Folge sah, im Vergleich zu den Münchner Folgen von den letzten Jahren, wie ein Amateurfilm aus, mit kostengünstigen Szenen, so gut wie ohne Statisten und Nebenrollen, und ganz einfachen Dialogen. Und weniger Hochdeutsch, als heutzutage, wie die Sterneköchin Austern zu Auschtern korrigiert hat, war ein Top dieser Folge :-)
    Das Buch war spannend, mit viel Pfaden, die in den Morden dann doch keine Rolle gespielt haben, das Ergebnis am Ende ein bisschen auch überraschend. Es war, wie auch im Film ein und andere Mal erwähnt, ein bisschen tatsächlich wie ein Agatha-Christie-Krimi, die letzte Szene wie immer bei Poirot, aber mit den Kommissaren, die wie im Karussell, rund um die Damen gegangen sind, hat mir sehr gefallen.

  14. vor 5 Jahren

    Zwar nicht schlechter Durchschnitts-TO älterer Herkunft, aber dass genau diese Folge zum ersten ARD-Wunsch-TO erkoren wurde, erstaunt mich doch einigermaßen.

  15. vor 5 Jahren

    Nach 2 Minuten das Bedürfnis gehabt, vorzuspuhlen – nach 12 Minuten ausgeschalten

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