Kurz und knapp – darum geht’s
Ein junges französisches Au-pair-Mädchen wird tot an einer U-Bahn-Brücke in Hamburg gefunden – mit 8.000 Euro in der Tasche. Kommissare Jan Casstorff und Eduard Holicek stehen vor einem Rätsel, denn die scheue Natalie hatte kaum soziale Kontakte in der Hansestadt. Erst der Selbstmordversuch eines Versicherungsagenten, der die junge Französin in seinem Abschiedsbrief erwähnt, bringt die Ermittler auf die Spur eines gefährlichen illegalen Glücksspiels. Als Casstorff in die Unterwelt Hamburgs eintaucht, wo Menschen nicht nur um Geld, sondern um ihr Leben spielen, gerät er selbst in tödliche Gefahr…
Inhalt der Tatort-Folge „Ein Glücksgefühl“
Hamburg bei Nacht, Regenpfützen spiegeln das Licht der Straßenlaternen. Eine junge Frau tanzt ausgelassen durch die feuchten Straßen, ein Moment purer Freude. Doch am nächsten Morgen hängt ihr lebloser Körper im Baugerüst einer U-Bahn-Brücke. Kommissar Jan Casstorff steht ratlos vor der Leiche der 19-jährigen Französin Natalie, die als Au-pair in Hamburg arbeitete. In ihrer Handtasche: 8.000 Euro in bar – zu viel für ein einfaches Au-pair-Mädchen und zu wenig beachtet vom Täter, um einen Raubmord anzunehmen.
Hauptkommissar Casstorff wirkt erschöpft und angespannt. Seit seiner Scheidung lebt er allein, und die Fälle nehmen ihn mehr mit, als er zugeben möchte. Sein Kollege Eduard Holicek, der bodenständige Realist im Team, versucht wie immer, Casstorffs Emotionalität mit Pragmatismus zu begegnen. „Wir stochern im Nebel“, murmelt Casstorff, während er die spärlichen Hinweise durchgeht.
Die Befragung der deutschen Gastfamilie führt ins Leere. „Sie ging kaum aus dem Haus“, berichtet Frau Erich über ihre Au-pair. „Natalie war sehr zurückhaltend, fast scheu.“ Überraschend trug das Opfer in der Todesnacht allerdings den wertvollen Schmuck ihrer Gastmutter – ein erster rätselhafter Hinweis.
Dann der Durchbruch: Ein Versicherungsagent namens Wolfgang Bechter versucht sich mit Medikamenten das Leben zu nehmen und wird von seiner Haushälterin gerettet. In seinem Abschiedsbrief erwähnt er eine „kleine Französin“ namens Natalie. Die Ermittlungen der beiden Kommissare gleichen nun einem Labyrinth aus Halbwahrheiten und Andeutungen. Wie passt ein suizidaler Versicherungsagent zu einer toten Französin?
Casstorff und Holicek tauchen tiefer in die Nachtszene Hamburgs ein. Die Atmosphäre wird dichter, bedrohlicher. Rauchgeschwängerte Hinterzimmer, in denen der Schweiß der Spieler wie ein unsichtbarer Film auf der Haut liegt. „Es gibt Orte, da gelten keine Regeln mehr“, flüstert ein Informant den Ermittlern zu. Das Glücksspiel in Hamburg hat eine neue, gefährliche Dimension erreicht – ein geheimes „Würfelzimmer“, dessen Standort ständig wechselt.
In ruhelosen Nächten durchstreift Casstorff die Stadt, getrieben von der Vorstellung, dass Menschen hier nicht nur um Geld, sondern um Leben und Tod spielen. Die Straßen Hamburgs verwandeln sich in ein Spielbrett, auf dem jeder falsche Zug tödlich enden kann. Der Weg zu diesem mysteriösen Ort führt durch ein Netz aus Lügen und verzweifelten Existenzen.
Als Casstorff endlich das sagenumwobene „Würfelzimmer“ ausfindig macht, weiß er: Um den Mörder von Natalie zu finden, muss er selbst zum Spieler werden. Die Grenzen zwischen Ermittler und Spielteilnehmer verschwimmen zunehmend. Der Einsatz: seine Dienstwaffe – und möglicherweise sein Leben…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Ein Glücksgefühl“ ist die 587. Folge der traditionsreichen Krimireihe und wurde unter der Regie des griechischen Filmemachers Fillipos Tsitos für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert. Die Dreharbeiten fanden überwiegend in Hamburg statt, wo die düstere Atmosphäre der Hafenstadt als eindrucksvolle Kulisse für die Geschichte um Glücksspiel und Lebensgefahr diente.
In den Hauptrollen brillieren Robert Atzorn als der emotional involvierte Kommissar Jan Casstorff und Tilo Prückner als sein bodenständiger Kollege Eduard Holicek. Die unkonventionellen Bildexperimente und visuellen Effekte, mit denen Regisseur Tsitos arbeitet, verleihen diesem Fall eine besondere ästhetische Note, die von der Kritik positiv hervorgehoben wurde.
Die Erstausstrahlung am 30. Januar 2005 im Ersten Deutschen Fernsehen erreichte beachtliche 8,98 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,20 Prozent. Besonders die experimentelle Bildgestaltung und die ungewöhnliche Inszenierung wurden als willkommene Bereicherung für die Casstorff-Fälle gewertet, deren visuelle Handschrift zuvor weniger markant ausgeprägt war.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Fans intensiv über die moralischen Grenzen des Glücksspiels und die Frage, inwieweit die im Film dargestellte Extremform des Spielens um Leben und Tod möglicherweise reale Vorbilder in der Unterwelt großer Metropolen haben könnte. Die filmische Darstellung einer Welt, in der das Spiel zur tödlichen Sucht wird und traditionelle Werte keinen Halt mehr bieten, traf den Nerv einer Gesellschaft, die zunehmend die Schattenseiten der Spielleidenschaft thematisierte.
Der Tatort Nummer 587 mit Hauptkommissar Casstorff und Kollegen Holicek aus Hamburg. Einen tragischen Fall hat der Familienvater Casstorff zu lösen, in den mittigen 2000ner Jahren. Da war er einer der beliebtesten Tatort-Kommissare überhaupt. Ein Au-Pair-Mädchen wurde gemordet und man zeigte sich allesamt geschockt. Hinzu kommt ein Suizid, dieser zeigt Parallelen zum vorherigen Tatort auf. Packender, sehenswerter und zeigenswerter Tatort-Krimi, auch heute noch zur besten Stunde. Ehrlich.
In this TO Robert Atzorn finally manages to make his character the leading man and he does that mainly without words. The sound is good too.
Das Thema der Spielsucht wurde hier wirklich gut aufgegriffen und in einer interessanten und spannenden Story verpackt. Insgesamt 4 Sterne für diesen Tatort aus dem schönen Hamburg. Auf Robert Atzorn ist Verlass!
Gähnend langweilig, und Casstorff hat nur genervt mit seiner Sorge um seinen Sohn.
Kann mich vor allem noch an diesen Film erinnern, weil mir da zum ersten Mal eine bezaubernde Julie Engelbrecht auffiel.
Grad mal wg. des Namens Engelbrecht und der Ähnlichkeit mit einer bekannten Schauspielerin nachgeschaut – mein Gefühl hat mich nicht getrogen: Ihre Mutter ist Constanze Engelbrecht, die in nur zwei TOen mitspielte (‚Finderlohn‘ sowie ‚Schüsse in der Schonzeit‘, beide 1978) und schon anno 2000 im Alter von nur 50 Jahren verstarb.