Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Journalistin wird tot aus dem Wolfgangsee geborgen – erschossen und in ihrem Auto versenkt. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Wiener Sonderermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner auf Verbindungen zu einem nie vollständig aufgeklärten Fall: dem mysteriösen Tod des ehemaligen österreichischen Verteidigungsministers Karl Lütgendorf in den 1980er Jahren. Doch je tiefer die Kommissare graben, desto deutlicher wird, dass mächtige Kreise kein Interesse an einer Aufklärung haben. Als ein wichtiger Zeuge unter ähnlich rätselhaften Umständen wie einst der Minister ums Leben kommt, drohen Eisner und Fellner selbst ins Visier der Drahtzieher zu geraten …
Inhalt der Tatort-Folge „Wahre Lügen“
Auweia. Bei den Routineübungen am Schießstand macht der alternde Oberstleutnant Moritz Eisner keine gute Figur. Mehrfach verfehlt er das Ziel deutlich, was seine Schießausbilderin dazu verleitet, über seinen baldigen Ruhestand zu spekulieren. Unsinn, wirft der peinlich berührte Wiener Ermittler ein. Seine Dienstwaffe habe offensichtlich einen Linksdrall bekommen. Seine Kollegin Bibi Fellner steht kurz darauf vor derselben Prüfung – doch ihre Hände zittern so stark, dass sie abbrechen muss. Die trockene Alkoholikerin kämpft noch immer mit ihren Dämonen.
Die Routineübung wird jäh unterbrochen: Im Wolfgangsee wurde ein Auto mit einer Leiche entdeckt. Der See präsentiert sich in trostlos grauen Farben, als die beiden Ermittler am Tatort eintreffen. Die Feuerwehr hat gerade einen Wagen aus dem düsteren, grünen Wasser geborgen. Am Steuer sitzt eine Frau, in ihrer linken Hand eine Pistole – mit Klebeband fixiert. Eine auffällige Inszenierung. Die Tote wird als Sylvie Wolter identifiziert, eine Hamburger Journalistin, die für ihre Zeitung über illegale Waffendeals recherchierte.
Bald führt die Spur zu einem Fall aus der Vergangenheit, der nie vollständig aufgeklärt wurde: dem Tod des ehemaligen Verteidigungsministers Karl Lütgendorf, der 1981 mit einer Pistole im Mund tot aufgefunden wurde. Offiziell galt es als Selbstmord, doch Zweifel blieben. „Der Kalli war ein Offizier, der hätte sich nicht in den offenen Mund geschossen“, erklärt ein pensionierter Polizist den Ermittlern. Die Ermittlungen gleichen bald einem Tanz auf rohen Eiern, als die Generaldirektion für Innere Sicherheit auftaucht und versucht, die Untersuchung zu blockieren.
Während Bibi sich emotional immer tiefer in den Fall verstrickt und sich fragend, warum sie „das Unglück anderer“ anzieht, legt Eisner nachts in seinem spärlich beleuchteten Büro eine Platte auf – Miles Davis‘ „So What“ knistert aus dem alten Plattenspieler, während er Akte um Akte wälzt. Die Schatten der Vergangenheit werden länger, als ein wichtiger Zeuge unter verdächtigen Umständen ums Leben kommt. Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht der Suche nach jener berühmten Nadel im Heuhaufen – nur dass jemand den Heuhaufen am liebsten anzünden würde.
Hinter den Kulissen
„Wahre Lügen“ ist der 20. gemeinsame Fall des Wiener Ermittlerduos Eisner und Fellner. Gedreht wurde die Produktion des ORF vom 23. April bis zum 24. Mai 2018 in Wien, Niederösterreich und erstmals auch in Salzburg, unter anderem in Sankt Gilgen am Wolfgangsee. Für Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth, der auch die Tatort-Folge „Die Kunst des Krieges“ (2016) inszenierte, ist es bereits die achte Regiearbeit für die Krimi-Reihe.
In den Hauptrollen agieren wie gewohnt Harald Krassnitzer als Moritz Eisner und Adele Neuhauser als Bibi Fellner. Zu den Gaststars zählen Emily Cox als Sybille Wildering, Peter Matić als Hans-Werner Kirchweger (in seiner letzten Fernsehrolle), Franziska Hackl als Dr. Maria Digruber und Robert Hunger-Bühler als David Weimann.
Die Erstausstrahlung am 13. Januar 2019 wurde in Deutschland von 10,45 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 29 Prozent für Das Erste – eine von nur fünf Tatort-Folgen, die 2019 in Deutschland mehr als zehn Millionen Zuschauer erreichten. Im ORF verfolgten 975.000 Seher die Premiere, der Marktanteil lag bei 28 Prozent.
Besonders brisant: Der Fall basiert teilweise auf realen Ereignissen um den ehemaligen österreichischen Verteidigungsminister Karl Lütgendorf, dessen Tod 1981 bis heute für Spekulationen sorgt. Im September 2019 sah sich der ORF zu einer redaktionellen Entschuldigung gezwungen, weil sich Ex-Verteidigungsminister Robert Lichal, der ebenfalls im Film erwähnt wird, durch eine faktisch falsche Darstellung in einem Rollendialog verunglimpft fühlte.
Der Tatort mit der Nummer 1080, aus Wien und der Herr Oberstleutnant und die Frau Major ermitteln. Und ich verabschiede mich nunmehr gänzlich aus der meinungsgebenden Tatortfangemeinde, schreit man mir doch schon an der Supermarktkasse meine Tatort-Meinungen hinterher. Mein Ziel habe ich nicht erreicht, mindestens 12 alte Tatorte fehlen mir in der Bewertung. Dem Tatort-Team, alles Gute, Gerald und Sabine insbesondere.
Einwandfrei.
So stelle ich mir einen unterhaltsamen Tatort vor, auch wenn man schon öfters die Klischees gesehen hat, mit denen gespielt wurde.
Das ist sicher auch der Flut an Krimis geschuldet, nach denen der Zuschauer täglich giert. Und letztlich werden ähnliche Plots immer wieder in einen Topf geworfen, und dann wird neu umgerührt.
Mit Bibi und Eisner ist es dann auch schauspielerisch gut umgesetzt, und man bleibt gerne bis zum Ende dran.
War nach dem letzten Sonntag auch wieder sehenswert und nährt die Hoffnung, dass der Tatort-Jahrgang 2019 mehr bietet wie das fade Jahr 2018.
Aber die Totengräber des Tatort haben sicher noch einige Pfeile im Köcher, a la „Babbeldasch“ und Co.
Mach es gut, Dirk. Habe Deine Kritiken immer gerne gelesen. Aber was bleibt im Internet schon an Privatsphäre. Kann Deinen Entschluss nachvollziehen. Alles Gute!
Emily Cox hat ein paar Kilo zugenommen. Wahrscheinlich wird nichts anderes von der heutige Folge in meiner Erinnerung bleiben. Es war nicht schlecht, doch ein Tatort den man einfach vergessen darf.
Das war wirklich kein Wiener Tatort, Schade. In den vielen losen Fäden haben sich Bibi und Moritz verfangen. Wien zeichnet sich normalerweise dadurch aus, dass der dunklen Seite viel Charme und Witz entgegenstehen. In dieser Folge ist die Balance leider nicht gefunden worden. Was nutzten dem Zuschauer die vielen Spuren, er wusste die Lösung recht früh, daher wären einige Handlungsstränge weniger wohl nutzbringend gewesen. 3 Sterne, aufgerundet für Bibi & Moritz, bis zum nächsten Mal.
Die Wiener haben ja immer mal wieder ein Faible für die „ganz großen Nummern“ – illegaler Waffenhandel, Geheimdienstaffären, hohe Politik, internationale Verwicklungen. Das gelingt nicht immer, macht aber auch Vielfalt und Bandbreite der Wiener Tatorte aus.
Auch heute schien mir die Grundgeschichte ein wenig gar zu flüchtig skizziert, (zu) lose an einen historischen realen Fall angelehnt, die Charaktere wie die Generaldirektorin (sonderbarer Titel) ein wenig plakativ und dadurch klischeehaft geraten.
Dass das ganze dann als Eifersuchtsdrama entschlüsselt wird, war immerhin ganz originell (wenn auch in dem Kontext nicht allzu glaubwürdig).
Insgesamt ganz unterhaltsam, 3,5 Sterne kann man schon geben, und ich runde aus alter Sympathie mal auf, wenn’s auch nicht ganz verdient ist.
Sieh an… auch Österreich hat also einen „Fall Barschel“. 60 Minuten (wie Sabine schon meinte) war es recht spannend, dann sank aus Gründen der Vorhersehbarkeit der Spannungsbogen. Wobei es ja auch spannend sein kann, wenn man als Zuschauer ahnt, wie es ausgeht wenn es geschickt gemacht ist. Der Stoff hatte mehr Potential, wenngleich mir klar ist, dass man als Geschichtenschreiber natürlich vorsichtig sein muss, wenn man echte Fälle einbaut. Das ist hier etwas besser gelungen als beim Borowski-Tatort, der eben jenen Fall Barschel thematisierte. Es gibt Kritik an der wiederholten Bibi-Fellner-Alkoholthematik. Nun ja… auch in Wirklichkeit bleibt eine solche Erkrankung für immer ein Thema. Nicht ganz so überzeugend finde ich den Wechsel der Ermordeten von ihrer Freundin hin zu einem älteren Herren.
Das letzte Drittel war etwas zäh. Doch dank Fellner ist auch Eisner sympathisch und so holt dieses Team von mir aufgerundete 4 Punkte.
Bibi und Moritz sind das sympathischste Team, das der Tatort zu bieten hat. Trotz der eigentlich spannenden Themen Waffenhandel, Geheimdienst und Verstrickung der Staatsdiener kam die Geschichte nicht so richtig in die Gänge.
Redlich gute Schauspieler aber die Handlung und erst recht das zu Klischeebeladene Drehbuch. Gerade letzteres hat für mich etwa so viel Pausibilität, wie der Vitamin C Gehalt von Mozartkugeln.
„Wahre Lügen“ lässt mich ratlos und missgelaunt zurück. Die Handlung war ein derart desorganisiertes Chaos, dass die „vielen losen Fäden“ von @Frank noch zu ordentlich klingen. Die waren eher ein trostloses Knäuel. Ein Klops aus angedeuteten, unkonstruktiven, in die Irre führenden, nicht zueinander passenden Partikelchen, zusammengeleimt durch geradezu entsetzlich uninspirierte Dialoge. So ein dröges Geplauder gab’s bei den Wienern noch nie. Und das Schlimmste: Diesem Geplauder musste man so gut wie alle wichtigen Informationen entnehmen. Mit filmischen Mitteln wurde da kaum etwas erzählt.
Halt, eines war beinahe noch schlimmer als das Geplauder: Das Thema „illegaler Waffenhandel“ plus die Auflösung „Mord aus Eifersucht“. Das ist einfach zu weit voneinander entfernt. Man kann nicht den Zuschauern -zig Minuten lang den Mund wässrig mächen mit lecker Waffenhandel (so würde Kommissar Faber wohl sagen:-) und dann auf eine lächerliche Eifersuchtskiste umsteigen – wohlgemerkt als Lösung „des Falles“ und wieder nur brav aufgesagt statt filmisch erzählt, diesmal eben von Emily Cox.
Ich fand den ganzen TO unglaublich plump, eigentlich sogar richtig doof, und den „Fall“ (welchen eigentlich?) eine verheerende Fehlkonstruktion. Fühlte mich regelrecht belästigt davon. Was Netteres kann ich leider nicht sagen.
Wieder mal die Schlaftabletten aus Wien. Vom Kommissar nur ein Genuschel. Bei ihm wären Untertitel angebracht. Die Handlung mal wieder zum einschlafen.
1. An Wolle: VT Tafel 150, da hast Du dann die gewünschten UT
2. Wenn auch das Ende erahnbar war, fand ich den TO doch recht gelungen. Zwar kein Riesending, aber recht spannend. Und wenn der Politikerselbstmord nicht aufgeklärt wird, so what? Gibt es im wahren Leben doch auch. Nur zBsp.: Affaire Barschel.
Zählt nicht zu den besten Wiener Fällen, aber selbst in ihren schwächsten Filmen sind die beiden den meisten anderen Tatort-Teams haushoch überlegen. Recht unterhaltsamer Film in Richtung Thriller
@Gerald (Redaktion): Herzlichen Glückwunsch (nachträglich) zum Geburtstag ;)
Solider Tatort. Schauspieler wie immer sehr gut. Leider recht langweilig für einen Austria Tatort. Geht bei mir in die untere Schublade hinten. War froh als der Film fertig war.
Was wäre ein Tatort ohne miese Kommentare?
Ein exemplarischer Kommentar zu dem was ich hier zu oft lese
Manchmal frage ich mich ernsthaft:
Warum schauen die (immer gleichen Fans) Unzufriedenen noch immer Tatort?
Warum bewerten die (immer gleichen Fans) (fast) immer die gleichen Teams gut oder schlecht?
Warum bewerten die (immer gleichen Fans) solche Fälle immer schlecht, bei denen ihre Erwartung nicht erfüllt wird und es eben ganz anders verläuft.
Wer Aluhüte als „lose Fäden“ bezeichnet, der sollte CSI oder Akte X schauen.
Wer erwartet, dass ein Tatort nur solche Spuren behandelt, die zielsicher zum Täter führen, der wird nach 20 Minuten meckern, dass der Film schon um ist.
Wer erwartet, dass ein Tatort für Mordkommissionen unübliche, zu umfangreiche oder realitätsfremde Themen behandelt der wird auch enttäuscht sein (s.o).
Aber wenn es dann doch mal ein filmisches Feuerwerk wie bei „Im Schmerz geboren“ gibt hadern die Leute mit den Gebühren? Bei „Der stille Gast“ wird Euch langeweilig?
Ich spreche da nur für mich: Es gibt sehr wenige Tatorte die ich auch ein zweites mal ansehe ;)
…wenn ihr wollt, dann schaut Euch die guten alten Folgen an, an denen die Kommissare zum Schluss noch gesungen haben, seid beglückt bei der finalen Currywurst oder ähnliche Ritualen in deren Gleichklang sich manche wohl so wohl fühlen. Bei denen ihr Euch von Anfang an bestätigt saht…
Aber bitte, jeder wie er mag
Ich bin ebenfalls ein Tatortfan und finde nicht alle gut, aber richtig schlecht fand ich nur extrem wenige. Und auch wenn es dem Wesen dieses Kommentarangebotes widerspricht: Andere fanden den gut und ich respektiere das. Vielleicht habe ich ja bei denen nicht alles verstanden.
Ich kann nur 42 zustimmen !! „Tatort ist Tatort“
Sind wir nur daran intressiert „schneller, weiter, höher? “
Der Tatort aus Wien war gute Sonntagsabend Unterhaltung.
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Es ist wie mit dem Salz in der Suppe – sie mag noch so gut aussehen, Fleisch ist drin und Kartoffeln und Gemüse, obendrauf schwimmen die Fettaugen und das Wasser läuft einem im Munde zusammen….
… aber dann fehlt das Salz und alles schmeckt fad. War es nicht genauso mit diesem Wiener TO?? Immer wieder denkt man, jetzt wird es richtig spannend, aber dann ist es doch wieder nur ein weiterer, geschmackloser Löffel voller Suppe.
Was ich möchte? Einen Fall, von mir aus auch ohne Verschwörungsszenarium, ohne Knallerei oder gar einen Kommissar, der, wie Kollege Borowski, sich immer wieder in Lebensgefahr begibt. Schlüssig sollte die Handlung sein, nachvollziehbar. Die ermittelnde Polizeiarbeit muss dargestellt werden.
Und die Darsteller? Ohne Spaß an der Sache geht es nun mal nicht. Selbst eigentlich gute Dialoge werden fad, wenn sie bei der x-ten Wiederholung hervorgebracht werden (müssen), siehe Thiel & Börne.
Und wir, die Zuschauer? Wir werden doch im Grunde genommen total überfüttert! Jeden Sonntag einen neuen TO (wenn auch im Wechsel mit PR110). Brauchen wir das wirklich??
2 Sterne für die immer noch sympathischen Bibi und Moritz, mehr gibt es von mir leider nicht!
Gewohnt solide Vorstellung des TO-Teams aus Österreich mit einigen Abstrichen für diffuse Erzählstränge. Gruselig gut wurde gezeigt was für ein Wind weht (und auch bei uns in D wehen könnte), wenn selbsternannten populistische Volksretter (in Ö: FPÖ + angebraunte ÖVP) wichtige Schaltpositionen besetzen.
Mir hat der Tatort aus Wien wieder sehr gut gefallen.
Schade das die etwas komplexere Handlung wohl einige überforderte.
Das Männlein, welches hier Drehbuch UND Regie verbrach, hat ganz offensichtlich etwas gegen lesbische Paare… Anders lässt sich diese üble Verhunzung des Wiener Tatorts nicht erklären!