Kurz und knapp – darum geht’s

Ein brutaler Mord im Leipziger Vergnügungspark „Atlantis“ stellt die Kommissare Ehrlicher und Kain vor ein Rätsel: Der erschlagene Geschäftsführer Stefan Markowski wurde offenbar erpresst, doch die Spuren sind so ungewöhnlich wie der Tatort selbst. Als die Ermittler einem frisch aus der Haft entlassenen Ex-Abrissunternehmer auf der Spur sind, wird auch dieser tot aufgefunden – mit einer mysteriösen Karte, die auf drei verschiedene Orte deutet. Als die Kommissare dieser Spur folgen, stoßen sie auf ein Umweltverbrechen, das weit mehr Menschen in Gefahr bringt als zunächst angenommen…

Inhalt der Tatort-Folge „Atlantis“

Morgendämmerung im Vergnügungspark „Atlantis“: Die bunten Lichter der Fahrgeschäfte sind erloschen, doch statt der üblichen morgendlichen Stille erfüllt das Blaulicht von Polizeiwagen den Park. Kommissar Bruno Ehrlicher steht nachdenklich vor der Achterbahn, sein durchdringender Blick mustert das aufgewühlte Erdreich daneben, während sein Kollege Kain die Spuren am Tatort sichert. Der Fund des erschlagenen Geschäftsführers in einer Fahrattraktion ist nur der Anfang eines Falls, bei dem nichts so ist, wie es zunächst scheint.

Ehrlicher wirkt besonders angespannt. Die Renovierungsarbeiten in seiner Wohnung zwingen ihn, vorübergehend im Waschcafé seiner Nachbarin Friederike zu nächtigen, wo ihn deren gesundheitsbewusste Ernährung zur Verzweiflung treibt. Seine Sehnsucht nach einer ordentlichen Bratwurst wird nur von seinem Jagdinstinkt übertroffen, der ihm sagt, dass dieser Fall tiefer reicht als ein einfacher Mord im Vergnügungspark.

Die Spur führt zu Peter Radke, einem eben erst aus der Haft entlassenen Abrissunternehmer, der wegen Veruntreuung im Gefängnis saß. Der Fund eines GPS-Empfängers am Tatort lässt die Kommissare vermuten, dass Radke etwas auf dem Gelände des „Atlantis“ gesucht hat. Doch bevor sie ihn verhören können, finden sie auch ihn tot auf – scheinbar durch Selbstmord, doch der Schein trügt.

In Radkes Wohnwagen entdecken die Ermittler neben Bargeld eine selbstgezeichnete Karte mit den Koordinaten dreier Orte: dem Freizeitpark, einer Neubausiedlung namens Falkenthal und einem stillgelegten Tagebau. Die Ermittlung gleicht einem Puzzlespiel, bei dem die Teile weit verstreut liegen und erst langsam ein Bild ergeben, das düsterer nicht sein könnte. Jeder Ort auf der Karte verbirgt sein eigenes Geheimnis.

Während die Ermittler den Spuren folgen, geraten immer mehr Personen ins Visier: Olaf Krüger, ein ehemaliger Universitätsmitarbeiter, der nun als Bauherr fungiert; sein Schwiegervater Gerhard Delitz, Geschäftsführer der Leipziger Stadtreinigung; und Jan Schubert, ein Deponieleiter mit einem behinderten Sohn und finanziellen Schwierigkeiten. Die Verbindungen zwischen ihnen sind wie ein unterirdisches Netzwerk, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

Als die Kommissare den stillgelegten Tagebau untersuchen, machen sie eine erschreckende Entdeckung: Tonnen von Giftmüll – Lindan und PCB – wurden dort illegal entsorgt. Wie giftige Zeitbomben liegen sie im Boden und drohen, das Grundwasser zu verseuchen. Die Erpressungen waren nur die Spitze eines Eisbergs, der ein ganzes Ökosystem zu zerstören droht…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Atlantis“ ist die 546. Folge der populären Krimireihe und wurde vom MDR produziert. Für das Leipziger Ermittlerduo Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und seinen Kollegen Kain (Bernd Michael Lade) war es bereits der zwölfte Fall in der sächsischen Metropole. „Tatort“-Veteran Hajo Gies, der einst den Kultkommissar Schimanski ins Leben rief, führte bei dieser Folge Regie. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Daniela Mohr und Pim Richter.

Gedreht wurde der Film im Jahr 2003 in Leipzig und Umgebung, wobei besonders die Kulisse des fiktiven Freizeitparks „Atlantis“ sowie die Szenen am Cospudener See hervorstechen. Neben den Hauptdarstellern Peter Sodann und Bernd Michael Lade sind in Nebenrollen unter anderem Annekathrin Bürger als Friederike zu sehen.

Die Erstausstrahlung erfolgte am 9. November 2003 im Ersten Deutschen Fernsehen und erreichte mit 6,77 Millionen Zuschauern eine für „Tatort“-Verhältnisse eher durchschnittliche Einschaltquote. Die Kritiken fielen gemischt aus – während einige Rezensenten den Film als „sympathisch altmodisch“ lobten, bezeichneten andere ihn als „schnarchig“ und empfahlen ihn vornehmlich für Liebhaber des Ermittlerduos Ehrlicher/Kain.

Nach der Ausstrahlung wurde besonders der Umweltaspekt des Films diskutiert, da er die in den frühen 2000er Jahren aktuelle Problematik der illegalen Giftmüllentsorgung in ehemaligen Tagebaugebieten Ostdeutschlands thematisierte. Die Folge steht damit in der Tradition gesellschaftskritischer „Tatort“-Episoden, die über den reinen Kriminalfall hinaus aktuelle Probleme aufgreifen.

Besetzung

Kommissar Bruno Ehrlicher – Peter Sodann
Kommissar Kain – Bernd Michael Lade
Frederike – Annekathrin Bürger
Walter – Walter Nickel
Gerhard Delitz – Dieter Montag
Katharina Delitz – Juliane
Peter Radke – Rolf Kanies
Staatsanwältin Mitterer – Simone von Zglinicki
Olaf Krüger – Martin Lindow
Gibbins Jan Schubert – Andreas Schmidt-Schaller

Stab

Drehbuch – Pim Richter, Daniela Mohr
Regie – Hajo Gies
Kamera – Achim Poulheim
Musik – Günter Illi

Bilder: MDR/Spitz