Tatort Folge 693: Erntedank e.V.

Kurz und knapp – darum geht’s

Im beschaulichen Schrebergartenverein „Erntedank e.V.“ stößt die im Mutterschutz befindliche Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm zufällig auf merkwürdige Umstände rund um den vermeintlich natürlichen Tod des Vereinsvorstands Albrecht Leimen. Als sie nachts beobachtet, wie jemand heimlich einen Garten umgräbt, entdeckt sie menschliche Knochen – Überreste eines angeblich nach Kanada ausgewanderten Kleingärtners. Während Charlotte undercover als Psychologin in die verschworene Gemeinschaft eintaucht, wird eine weitere Gärtnerin auf groteske Weise getötet, und die Ermittlerin erkennt, dass hinter der idyllischen Fassade der Schrebergartenkolonie ein dunkles Geheimnis lauert, das sie selbst in tödliche Gefahr bringen könnte…

Inhalt der Tatort-Folge „Erntedank e.V.“

Schlaflos blättert Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm in einem Buch über Hirnforschung, während das leise Atmen ihres fünf Monate alten Sohnes David den nächtlichen Rhythmus vorgibt. Die herbstliche Luft strömt durch das geöffnete Fenster und trägt das ferne Lachen von Halloween-Feiernden herein – zu laut für die empfindlichen Ohren des Babys. Kurz entschlossen packt Charlotte ihren Sohn, um in die Stille der Schrebergartenlaube zu flüchten, die ihr Mitbewohner Martin Felser kürzlich im Gartenverein „Erntedank e.V.“ gepachtet hat.

Die Hauptkommissarin, die sich im Mutterschutz wie ein Tiger im Käfig fühlt, sehnt sich nach ihrer Arbeit zurück. Vergeblich hat sie bei ihrem Chef Stefan Bitomsky um eine Halbtagsstelle gebeten – er wollte wissen, ob sie sich dann um die „halben Leichen“ kümmern wolle. Nun muss sie ihre geistige Energie in das Studium der Hirnforschung stecken, besonders in das Gebiet der menschlichen Erinnerung. In der Schrebergartenkolonie, wo bunte Herbstblätter wie Konfetti über die akkurat gepflegten Wege tanzen, wird Charlotte Zeugin, wie der Vereinsvorstand Albrecht Leimen in einen Zinksarg gelegt wird – angeblich nach einem Herzinfarkt beim Heckenschneiden gestorben.

„Ich bin mir sicher, da stimmt etwas nicht“, beharrt Charlotte gegenüber dem skeptischen Martin, der ihre Vermutungen als Hirngespinste einer unterbeschäftigten Kriminalbeamtin abtut. Doch ihre Intuition täuscht sie nicht. In einer stürmischen Nacht, als der Wind durch die Bäume der Kolonie peitscht, beobachtet Charlotte im flackernden Schein von Taschenlampen, wie eine Gruppe von Personen den Garten umgräbt, in dem Leimen zusammengebrochen war. Mit der Hilfe des charmanten Rechtsmediziners Edgar Strelow, der sie mit schüchternem Blick anhimmelt und ihr sogar eine selbst besungene CD schenkt, findet sie Knochenreste – Überreste eines Menschen, der laut den Kleingärtnern schon lange nach Kanada ausgewandert sein soll.

Die Ermittlungen in der Schrebergartenkolonie gleichen dem Versuch, hinter die perfekt gestrichenen Fassaden der Gartenlauben zu schauen. Jeder Bewohner scheint ein Geheimnis zu hüten, besonders die nervöse Andrea Klose-Sanders, die riesige, unheimliche Skulpturen in ihrem Garten aufstellt, und die resolute Helga Reimann, die mit der gleichen Unbefangenheit Schnecken zerquetscht wie sie mit Charlotte über den Tod plaudert. Als Charlotte für das bevorstehende Erntedankfest sogar in ein Kürbiskostüm schlüpft, um incognito weiter zu recherchieren, ahnt sie nicht, dass bald ein weiterer Todesfall die scheinbare Idylle erschüttern wird.

Nach einer Probe für das Erntedankfest will Andrea Klose-Sanders Charlotte endlich anvertrauen, was die Gemeinschaft so sehr belastet, doch ein Anruf von Martin, der sie zu ihrem Sohn ruft, durchkreuzt das Vorhaben. Als Charlotte am nächsten Morgen zurückkehrt, findet sie Andrea tot – aufgespießt auf einer ihrer eigenen grotesken Skulpturen, während die anderen Gartenbewohner wie erstarrt durch den Zaun starren…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Erntedank e.V.“ wurde vom 5. Oktober bis 16. November 2007 in Hannover und Umgebung gedreht, wobei eine Drehpause vom 19. Oktober bis zum 1. November eingelegt wurde. Für die Schrebergartenszenen nutzte das Produktionsteam nicht nur eine, sondern gleich vier verschiedene Kleingartenkolonien, um die herbstlich bunte Atmosphäre perfekt einzufangen.

Die Idee für diesen zwölften Fall der von Maria Furtwängler verkörperten Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm stammte von der Schauspielerin selbst. Furtwängler wollte ihre Figur auch im Mutterschutz nicht völlig unbeschäftigt lassen und entwickelte die Idee eines Undercover-Einsatzes. An ihrer Seite spielte wie gewohnt Ingo Naujoks als ihr Mitbewohner und Erfolgsautor Martin Felser. Die Rolle von Charlottes Mutter wurde von Kathrin Ackermann verkörpert, die im wahren Leben tatsächlich Maria Furtwänglers Mutter ist. Zum Ensemble gehörten außerdem Renate Becker als verdächtige Helga Reimann, Maren Kroymann als die unglückliche Künstlerin Andrea Klose-Sanders sowie David Rott als verliebter Rechtsmediziner Edgar Strelow.

Für die besondere visuelle Ästhetik des Films zeichnete der mehrfach preisgekrönte Kameramann Hans Fromm verantwortlich, der die herbstliche Farbenpracht der Schrebergärten perfekt einfing. Drehbuch und Regie lagen in den Händen von Angelina Maccarone, die zuvor bereits den kontrovers diskutierten Tatort „Wem Ehre gebührt“ inszeniert hatte.

Bei seiner Erstausstrahlung am 30. März 2008 erreichte „Erntedank e.V.“ mit 9,07 Millionen Zuschauern einen neuen Quoten-Spitzenwert der Tatort-Reihe im Jahr 2008. Der Marktanteil lag bei beachtlichen 26 Prozent. Der Schriftsteller Hannes Nygaard, bekannt für Kriminalromane mit Regionalbezug, verfasste nach dem Drehbuch von Angelina Maccarone einen Tatort-Kriminalroman mit dem Titel „Erntedank“ (ohne e.V.).

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissarin Charlotte Lindholm – Maria Furtwängler
Edgar Strelow – David Rott
Martin Felser – Ingo Naujoks
Schmit-Rohrbach – Eva Löbau
Helga Reimann – Renate Becker
Andrea Klose-Sanders – Maren Kroymann
Jürgen Klose-Sanders – Arnfried Lerche
u.a.

Stab

Drehbuch – Angelina Maccarone
Regie – Angelina Maccarone
Musik – Jakob Hansonis, Hartmut Ewert
Kamera – Hans Fromm

Bilder: NDR/Christine Schroeder

15 Kommentare

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  1. vor 17 Jahren

    Hoffentlich hat David Rott nicht nur ein Gastspiel gegeben ! Ich fordere einen Vertrag für Edgar !

  2. vor 17 Jahren

    Ich gebe Micha, der am 6. April 2008 einen Eintrag über David Rott gemacht hat, vollkommen recht! Ohne Edgar wäre es dann viel zu langweilig!

  3. vor 14 Jahren

    hallo, könnt ihr mir vielleicht sagen wo ich den film erntedank und das namenlose mädche im internet schauen kann… vielen dank im vorraus
    svenja

    1. vor 14 Jahren

      Hallo Svenja,

      legal ist uns keine Möglichkeit bekannt. Du kannst aber einen Mitschnitt bei der ARD bestellen.

      Sorry Gerald

  4. vor 12 Jahren

    Also ich mag den Stil von der Kommissarin ja gar nicht. In der Schule hätte man sie gemieden…

  5. vor 12 Jahren

    Die Lindholm geht gar nicht, mal sehen, was sonst so läuft – von den Münsteranern kennt man ja schon alles.

  6. vor 12 Jahren

    Die Lindholm in ihrem Element…witzig, interessant und abseits des Alltäglichen!! Ich habe bisher in keinem Fall skurilere Charaktere gesehen als hier….ein Genuss!!!!

  7. vox
    vor 12 Jahren

    Schön, dass sie mal nicht so depressiv ist. Sehr amüsanter Xiànchàng. :-)

  8. vor 10 Jahren

    Von der Idee her gut: Lindholm privat in einer von ihr verhassten Kleingartenkolonie beobachtet nächtliches Buddeln auf dem Nachbargrundstück und findet prompt einen Knochen.
    Eigentlich Stoff genug für einen spannenden Milieu-Tatort, der entweder schön sarkastisch hinter Spießbürgerfassaden schaut oder eine eigene skurrile kleine Welt schildert oder…
    Leider verpuffte das Potenzial ins Belanglose: ein bisschen Laubenpieperklischee, ein bisschen Miss Marple spielen, ein bisschen schräge Randfiguren, ein bisschen Lokaltermin… Martin Felser auch langweilig wie stets.
    Das einzig Interessante waren Maren Kroymanns unheimliche Metallskulpturen.

  9. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 693. Die Star-Ermittlerin vom Landeskriminalamt Hannover, Hauptkommissarin Lindholm gerät in Mutterschutz. Als Alleinerziehende ein hartes Los, denn auch eine Halbtagsbeschäftigung wird durch ihren Chef, wahrscheinlich Ministerialdirigent Biotopmsky, abgelehnt. Aber sie hat ja noch ihren liebgewonnenen Mitbewohner Felser und die Mama. Aus lauter Langweile beschäftigt sie sich nebenbei mit Hirnforschung und Schrebergartenleben. Und genau da, im Schrebergarten, geht es mit unrechten Dingen zu, so das Lindholm, dieses Sternchen, gleich mal Undercover als Psychologin neugierig ermitteln darf. Dieses hat ihr Chef genehmigt, ja, der oben erwähnte. Über die rechtliche Absicherung der jungen Mutter machen wir uns hier erst einmal keine Gedanken. Kein spannender, eher niedlicher kleiner Tatort-Streifen, der unruhigeren Art. Zum Abschalten halt, nach einem stressfreien oder -haltigen Wochentag. Über Logik-Ansätze um diese Garten-Raubclique herum, bitte nicht nachdenken. Für mich trotzdem sehenswert.

  10. vor 4 Jahren

    Wenn ich mich für mein Lieblingsfall von Charlotte Lindholm entscheiden sollte, dann Erntedank e.V.!!! Dieser Fall ist für mich immer wieder eine große Freude. Der Film macht einfach nur Spaß. Ich liebe diese Milieu Studie. Kleingarten-Verein voller Humor, tollen Dialogen und einer exzellenten Maria Furtwängler. Bester Hannover Tatort und für ich sag mal so für mich jetzt schon Kult. 5 Gartenzwer… Ähm Sterne dafür! Einfach Super

  11. vor 3 Jahren

    Weiß jemand in welcher LaubenKolonie das gedreht worden sein könnte in Hannover oder Umkreis?

  12. vor 8 Monaten

    @Gerald – bezugnehmend auf die Anfrage von Svenja vom 14.10.2011 – sind die TO-Folgen Erntedank e.V. und Das namenlose Mädchen mit einem Sperrvermerk versehen

  13. vor 8 Monaten

    @Richard:
    Die Frage war zwar nicht an mich gerichtet, aber hinsichtlich der gegenständlichen Folge „Erntedank e.V.“ kann ich mir einen „Sperrvermerk“ nicht vorstellen. Im Gegensatz zur anderen von Ihnen genannten Folge (in welcher sich offenbar die Volksgruppe der Aleviten falsch dargestellt sieht) kann ich hier keinen vergleichbaren Angriffspunkt sehen (es sei denn, die ‚Volksgruppe‘ der ‚Kleingärtner‘ fühlt sich verarscht … 😉).

    Außerdem wird diese Folge ja immer wieder ausgestrahlt (hab‘ sie selbst erst wieder vor ein paar Jahren gesehen).

  14. vor 8 Monaten

    Nachtrag: Die ‚Giftschrank-Folge‘ ist nicht „Das namenlose Mädchen“, sondern „Wem Ehre gebührt“!

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