Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Mann wird in seiner Berliner Wohnung erschossen – und hat seinen Tod offenbar erwartet: Richard Merten hatte seine Wohnung gekündigt, einen Brief geschrieben und den Teppich beiseite geräumt, als wüsste er, dass sein Ende naht. Die Kommissare Ritter und Stark folgen der Spur von Mertens Tochter Paula ins brandenburgische Dorf Wieditz, wo vor 20 Jahren bereits ihre Mutter Emma ermordet wurde. Während die verschlossenen Dorfbewohner eine Mauer des Schweigens errichten, entdecken die Ermittler, dass auch eine behinderte Dorfbewohnerin am selben Tag wie Emma Merten schwer verletzt wurde. Als die Kommissare Paula überreden, als Lockvogel ihr Erbe für Hinweise auf den Täter anzubieten, gerät sie selbst in tödliche Gefahr…
Inhalt der Tatort-Folge „Dornröschens Rache“
Richard Merten trinkt in seiner aufgeräumten Berliner Wohnung ein letztes Glas seines besten Rotweins. Das sanfte Kratzen einer historischen Tonaufnahme erfüllt den Raum, während er einen Brief an seine Tochter Paula verfasst. Sorgfältig rollt er den Teppich zusammen, legt Dokumente bereit und zieht seinen Sonntagsanzug an. Das Klingeln an der Tür reißt die melancholische Stille entzwei. Merten öffnet – ein Schuss fällt.
Kriminalhauptkommissar Till Ritter beobachtet skeptisch, wie Paula Merten, die plötzlich am Tatort erscheint, blass und distanziert wirkt. Die junge Frau hatte kaum Kontakt zu ihrem Vater, obwohl beide in Berlin lebten. Ritter und sein Kollege Felix Stark stolpern über merkwürdige Details: eine gekündigte Wohnung, einen beiseite geräumten Teppich und Unterlagen über ein Golfhotel in Wieditz, Brandenburg – dem Heimatort der Familie Merten.
Die Beerdigung in Wieditz gleicht einer frostigen Versammlung, über der die Märzkälte wie eine drohende Wolke hängt. Die Berliner Kommissare, die in der schäbigen Dorfpension ein Zimmer bezogen haben, fühlen sich wie Eindringlinge in einem düsteren Märchen. „Wir sind hier so willkommen wie Zahnschmerzen“, murmelt Stark, während sie die verschlossenen Gesichter der Dorfbewohner mustern. Der einzige, der Interesse zeigt, ist Klaus Merten, Richards Neffe, der auf Paulas Grundstück für ein geplantes Golfresort spekuliert.
Die Ermittlungen führen Ritter und Stark bald zu einer verstörenden Entdeckung: Am selben Tag, als Paulas Mutter Emma vor 20 Jahren erschossen wurde, erlitt die Dorfbewohnerin Sabine Raven eine schwere Kopfverletzung. Seitdem lebt sie in ihrer eigenen Welt, unfähig zu sprechen, von ihrem Bruder Thomas liebevoll betreut. Die beiden Fälle hängen zusammen wie verwehte Blätter desselben Baumes.
„Die Wahrheit liegt hier tief vergraben, wie eine Leiche im Wald“, sagt Ritter zu seinem Kollegen, während sie durch den nebelverhangenen Kiefernwald streifen, wo einst Emma Mertens Leiche gefunden wurde. Das Dorf Wieditz, mit seinen grauen Häusern und verwitterten Gesichtern, scheint die Zeit eingefroren zu haben wie ein dunkles Gemälde.
Als Paula den Brief ihres Vaters endlich öffnet, entfaltet sich vor ihr die grausame Wahrheit wie ein längst verblasster Alptraum. „Was du über deine Mutter wissen musst“, hatte ihr Vater geschrieben. Mit diesen Worten im Herzen und der Last der Vergangenheit auf ihren Schultern kehrt sie nach Wieditz zurück, bereit, den Dornröschenschlaf des Dorfes zu beenden und sich den Dämonen zu stellen, die zwei Jahrzehnte lang im Verborgenen lauerten.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Dornröschens Rache“ ist der sechzehnte gemeinsame Fall des Berliner Ermittlerduos Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic). Die Dreharbeiten zu dieser RBB-Produktion fanden vom 2. bis 30. November 2006 in Berlin und Niederwerbig statt, wobei letzteres den fiktiven Ort Wieditz verkörpert. Die Produktionsfirma suchte gezielt nach einem Drehort, der auch 19 Jahre nach der Wende authentisch sowohl die Tristesse als auch den Charme der alten DDR widerspiegelt.
Die Hauptrollen werden neben dem Ermittlerduo von Anna Thalbach als Paula Merten verkörpert, die für ihre bereits achte Tatort-Gastrolle erneut überzeugen konnte. Die Tochter der bekannten Schauspielerin Katharina Thalbach hatte zuvor für ihre Rolle in der Tatort-Episode „Kindstod“ (2001) den Deutschen Fernsehpreis erhalten. In weiteren Rollen sind Hans Diehl als Richard Merten und namhafte Charakterdarsteller des deutschen Fernsehens zu sehen.
Unter der Regie von Christine Hartmann, die bereits 2005 mit dem Tatort „Todesbrücke“ einen der erfolgreichsten Tatort-Filme des Jahres inszeniert hatte, entstand ein düsteres Drama um Schuld und Sühne. Die Produzentin Regina Ziegler („2030 – Aufstand der Alten“) legte bei dieser Produktion den Fokus bewusst auf den Krimi-Plot anstatt auf das Privatleben der Kommissare.
Bei seiner Erstausstrahlung am 25. März 2007 um 20:15 Uhr im Ersten verfolgten 7,586 Millionen Zuschauer die Geschichte, was einem beachtlichen Marktanteil von 21,10 Prozent entsprach. Der Film markierte zudem ein Novum für das Berliner Ermittlerduo, da es ihr erster Fall war, der sie aus der Großstadt heraus in die brandenburgische Provinz führte.
Besetzung
Hauptkommissar Till Ritter – Dominic Raacke
Hauptkommissar Felix Stark – Boris Aljinovic
Klaus Merten – Steffen Münster
Paula – Anna Thalbach
Arnold Kraschewski – Hans Uwe Bauer
Thomas Raven – Joram Völklein
Richard Merten – Hans Diehl
Walter Millmann – Günter Schubert
Weber – Ernst-Georg Schwill
Manfred – Hendrik Arnst
u.a.
Stab
Drehbuch – Frauke Hunfeld
Regie – Chrstine Hartmann
Kamera – Peter Nix
Producerin – Nanni Erben
Ton – Martin Müller
Schnitt – Bettina Staudinger
Maske – Franziska Jaschob, Anne Rosset
Kostüme – Anja Niehaus
Musik – Fabian Römer
Szenenbild – Petra Albert
Produktionsleitung – Torsten Klein (rbb)
Produktionsleitung – Gregori Winkowski (Ziegler Film)
Produktion – Ziegler Film GmbH & Co. KG
Produzentin – Regina Ziegler
Redaktion RBB – Josephine Schröder-Zebralla
Bilder: RBB/Julia Terjung
Hallo,
ich als kleiner tatortfan wollte bei der folge mal wissen, wie das Lied ganz am Ende heißt :) Vielleicht weiß das ja jemand!
Vielen Dank schon mal im vorraus…
Das Lied am Ende ist von Antony And The Johnsons und heißt „Cripple And The Starfish“.
Hallo,
weiß auch jemand wie das Stück heißt, was der Alte hört während er erschossen wird?
Danke&Gruß
Oliver
Hallo Oliver,
das Lied, das der Alte spielt, heißt
„Wenn Du treulos bist“ von Joseph Schmidt.
Viele unbekannte Grüße
M.
Hallo M.
Danke für Tipp und Link!!
Grüße Oliver
Der Tatort mit der Nummer 660. Hauptkommissar Ritter und Hauptkommissar Stark, beide vom Landeskriminalamt Berlin, ermitteln auf dem flachen Land. Zwei Morde sind aufzuklären, beide liegen 20 Jahre auseinander, beide sind brandaktuell. Für die beiden Tatort-Polizeibeamten erweist es sich als nicht einfach, in einer ländlichen Dorfgemeinschaft unangenehme Mordermittlungen durchzuführen. Ein in einer etwas morbide wirkenden Gesellschaft handelnder Tatort-Spielfilm, mit mäßiger Spannung, welcher aber dennoch geneigt erscheint, beim interessiert schauenden Zuschauer eine gewisse Neugier zu erwecken. Dieser Tatort-Streifen aus dem Jahr 2007 ist durchaus sehenswert und die beiden Tatort-Hauptkommissare lernen noch einiges hinzu. Gut.
Guter Tatort aus Berlin und Umland. Schöne Bilder vom Dorfe. Absolut sehenswerte Ermittlungsarbeit von Stark und Ritter. 4 Sterne Gut