Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Bauunternehmer wird nachts in seinem Container auf brutale Weise mit einem Radlader getötet, kurz darauf stirbt eine Restaurantbesitzerin, die auf einem einsamen Feldweg überfahren wurde. An beiden Tatorten entdecken die Stuttgarter Kommissare Lannert und Bootz das gleiche Foto einer jungen Frau – ein unübersehbarer Hinweis auf einen Racheakt. Die Ermittlungen führen zu dem Anwalt Michael Joswig, der die beiden Opfer aus Studienzeiten kannte und nun selbst in größter Gefahr schwebt. Als die Ermittler einen Verkehrsunfall aus der Vergangenheit mit tödlichem Ausgang rekonstruieren, geraten sie in einen Wettlauf gegen die Zeit, um ein drittes Opfer zu verhindern…
Inhalt der Tatort-Folge „Das erste Opfer“
Eine kühle Herbstnacht in Stuttgart. Auf einer verlassenen Großbaustelle bahnt sich eine Tragödie an. Der Bauunternehmer Detlef Börner wird in seinem Container von der Schaufel eines Radladers brutal attackiert und mit einem Gerinnungshemmer seinem Schicksal überlassen. Er verblutet – qualvoll und bei vollem Bewusstsein. Das letzte Telefonat führte er mit Michael Joswig, einem ehemaligen Studienkollegen.
Thorsten Lannert und Sebastian Bootz, die beiden Stuttgarter Kommissare, haben kaum Zeit, die ersten Erkenntnisse zu verarbeiten, als ihnen bereits ein zweiter Mordfall gemeldet wird. Die Restaurantbesitzerin Sigrun Karrenbrock aus Marbach wurde auf einem abgelegenen Feldweg gefesselt und anschließend überfahren. Der Täter versenkte den Wagen danach im Neckar. „Da will jemand eine Botschaft hinterlassen“, murmelt Lannert, als sie an beiden Tatorten das identische Bild einer jungen Frau finden. Wie ein stummer Vorwurf blickt sie von den Fotos. Die Verbindung zwischen den Opfern ist so offensichtlich wie verstörend – Börner und Karrenbrock waren vor 15 Jahren ein Paar.
Die Ermittlungsarbeit gleicht einem Puzzlespiel, bei dem entscheidende Teile fehlen. Die Ehefrau des ermordeten Bauunternehmers trauert auffallend kühl, fast distanziert. „Mein Mann hatte viele Feinde“, erklärt sie nüchtern, während ihr Blick ins Leere geht. Auch Michael Joswig, der sich in Widersprüche verstrickt, wird immer nervöser. „Ich habe mit ihm nicht telefoniert“, beteuert er mit zittriger Stimme, obwohl die Beweise etwas anderes sagen.
Der Halter des Mordfahrzeugs, der Anwalt Heiner Horsch, gerät ebenfalls ins Visier der Ermittler. Er war früher Staatsanwalt und pflegte verdächtig günstige Geschäftsbeziehungen zu Börner. Die nächtlichen Lichter Stuttgarts spiegeln sich in den Glasfronten des Polizeipräsidiums, während Lannert und Bootz allmählich erkennen, dass alle Spuren auf ein längst vergangenes Ereignis zurückführen.
Die Wende bringt eine alte Unfallakte aus Horschs Zeit bei der Staatsanwaltschaft. Vor 15 Jahren waren Börner, Karrenbrock und Joswig in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt – das Opfer war jene junge Frau auf den Fotos. Sie starb, die drei Verursacher kamen davon. Nun scheint jemand Gerechtigkeit zu suchen, und Joswig ist als nächstes Opfer ausersehen. Der Nebel der Vergangenheit lichtet sich langsam, doch die Zeit drängt. Wie ein schwerer Vorhang legt sich die Dämmerung über die Stadt, während die Ermittler erkennen, dass der wahre Täter näher ist, als sie ahnen konnten.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Das erste Opfer“ ist die neunte Folge des Stuttgarter Ermittlerduos Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare). Die Dreharbeiten fanden vom 22. Februar bis zum 25. März 2011 statt – bei teilweise noch winterlichen Bedingungen, was der atmosphärischen Dichte des Films zusätzliche Intensität verleiht. Als Kulissen dienten neben Stuttgart selbst auch Baden-Baden, Karlsruhe und Freiberg am Neckar.
Ein architektonisches Highlight unter den Drehorten war das auf allen Seiten vollständig verglaste Haus R128 des Architekten Werner Sobek, das mit seiner transparenten, kühl-modernen Ästhetik einen spannenden Kontrast zur düsteren Handlung bildet. Die von Maran Film und dem Südwestrundfunk produzierte Folge entstand nach einem Drehbuch von Stephan Brüggenthies, Leo P. Ard und Birgit Grosz unter der Regie von Nicolai Rohde.
In den Gastrollen überzeugten neben den Hauptdarstellern insbesondere Hans-Werner Meyer als zunehmend verzweifelter Michael Joswig sowie Friederike Kempter in der Rolle der engagierten Polizistin Nika Banovic.
Die Erstausstrahlung am 9. Oktober 2011 wurde mit 9,66 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 26,8 Prozent zum Tagessieg und bescherte dem SWR den bis dahin erfolgreichsten Stuttgarter Tatort mit Richy Müller und Felix Klare. Unter den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren konnte die Folge immerhin noch 2,76 Millionen und einen Marktanteil von 18,4 Prozent erreichen.
Nach der Ausstrahlung kursierten in Fankreisen zahlreiche Theorien über die Frage, ob die Figur des Ermittlers Lannert mit seiner kompromisslosen Art der Gerechtigkeit nicht insgeheim Sympathie für die Rachepläne des Täters empfunden haben könnte – eine moralische Grauzone, die den Fall auch über die eigentliche Handlung hinaus interessant machte.
wo kann man die ganze Folge sehen??????
Der erste Tatort, den ich nicht zu Ende geschaut habe. Schlechte, gekünstelte Dialoge und eine flache, unrealistische Handlung haben mich schon nach 30 Minuten zum abschalten bewegt. Prädikat „Giftschrank“.
Zugegeben, das Zusammenführen der verstreuten Spuren, die umständlichen Zeugen- und Verdächtigenbefragungen, die Dialoge bei schief hängendem Haussegen und schon gar die steif aufgesagten Referate der Sonderkommission – das alles wirkt teilweise sehr umständlich und geradezu ungelenk inszeniert. Dennoch gewinnt der TO zum Ende hin, als alle Fäden mehr oder weniger aufgedröselt sind, noch ein wenig an Dichte. Knapp 3 Sterne kann man dafür geben, finde ich. Beim Wäschezusammenlegen sind Lannert und Bootz auf jeden Fall ein prima Team!
Ein durchschnittlicher Tatort der Beiden. Nicht der Beste. Wenn man länger über ihn nachdenkt, wird er schlechter. So bekommt er ganz schnell noch drei Sterne, bevor es nur zwei werden.
Der Tatort mit der Nummer 813 aus Stuttgart. Die Hauptkommissar Lannert und Bootz von der Mordkommission untersuchen zwei Morde und kommen schnell darauf, dass die beiden Tötungsdelikte miteinander zusammenhängen. In diesem doch recht spannenden Tatort-Spielfilm geht es um Rache, sehr späte Rache. Der Rächer wartete lange Jahre, bis er an der richtigen Stellung positioniert war und die beiden Ermittler brauchten lange, um auf seine Person zukommen. Interessanter und durchaus sehenswerter Tatort-Polizeifilm, solide gedreht und wiederholungswert.
To keep such a weak story interesting there should be side stories, a love interest, good dialogue, jokes, car chases anything… But this is nothing more than a routine story, and you understand what happened and will happen withing 20 minutes. With three writers!
Am 09.10.2011 wurde er bereits zum ersten Mal ausgestrahlt und gestern habe ich ihn erstmalig geschaut. Es hat mich sehr gefreut, das eine Stuttgarter TO lief, den ich noch nicht gesehen hatte. Ich wurde sehr gut unterhalten, der TO war durchweg spannend bis zum Schluss, obwohl man sich in den letzten 5 Minuten den Täter zusammenreimen konnte. Die Freunde des „klassischen“ TO haben mit diesen Tatort bestimmt ihre wahre Freude. Auf jeden Fall 5 Punkte!!!!
@spiderman916:
Ja, ich habe diese Folge auch gestern zum ersten Mal gesehen; sie wurde in den letzten fast 11 Jahren offenbar nicht allzu häufig gezeigt (daher auch erst 7 Kommentare). Eigentlich zu Unrecht, denn es war eben ein klassischer Krimi nach „old school“-Art. Zwar schon oft in ähnlicher Form gesehen, mit Logiklücken (etwa: warum konnte der ehem. Psychiatrie-Patient bei der Polizei arbeiten?, er ist doch schon einmal bei der Polizei abgelehnt worden, etc.). Dennoch guter Durchschnitt, auch wg. der familiären Überforderungs-Szenen mit Bootz.
Dreieinhalb Sterne, aufgerundet.