Tatort Folge 576: Märchenwald

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine Leiche eines unbekannten jungen Mannes wird in einem Wald südwestlich von Hannover gefunden – erschossen von hinten. LKA-Kommissarin Charlotte Lindholm muss in ihrem fünften Fall nicht nur den Täter, sondern zunächst auch das Opfer identifizieren. Als sie endlich herausfindet, dass der Tote Verbindungen zur DDR-Vergangenheit des Waldbesitzers Freden und des Försters Kupka hat, eröffnet sich eine tragische Geschichte von Schuld, Flucht und Rache. Als Lindholm einer gefährlichen Wahrheit auf der Spur ist, fällt erneut ein Schuss im Wald, und diesmal gerät die Kommissarin selbst in Lebensgefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Märchenwald“

Zwischen den Märchenstädten Hameln und Bad Pyrmont im westlichen Niedersachsen entdeckt Förster Herbert Kupka eine Leiche im Unterholz – ein junger Mann, erschossen von hinten, ohne Ausweispapiere. Das herbstliche Licht filtert durch die Blätter, während ein unangenehmer Wind durch den Wald streicht, als LKA-Kommissarin Charlotte Lindholm aus Hannover am Tatort eintrifft. Der Ort wirkt idyllisch und bedrohlich zugleich.

Polizeihauptmeister Karl Mertens, ein Hobby-Astrologe, vermutet sofort einen Zusammenhang mit einem Bankraub in Hameln. Doch Lindholm lässt sich nicht vorschnell festlegen. „Wir kennen nicht einmal die Identität des Opfers“, entgegnet sie kühl. In der einzigen Pension des Örtchens führt die Spur zu einem mysteriösen Gast, der sich mit falschem Namen eingetragen hat. „Moli…“ beginnt der unleserliche Eintrag – ein erster wichtiger Hinweis.

Der Waldbesitzer Werner Freden, ein „zugezogener Ossi“, wie Mertens abschätzig bemerkt, zeigt wenig Interesse am Mordfall auf seinem Grund, dafür umso mehr an der attraktiven Kellnerin Isabelle im Dorfkrug. „Sie hat ihm den Kopf verdreht“, tuscheln die Dorfbewohner. Lindholm spürt, dass hier etwas nicht stimmt. Die Atmosphäre im Ort gleicht einem Spinnennetz aus Misstrauen und alten Geschichten.

Während ihrer Ermittlungen begegnet die Kommissarin auch der kleinen Marie, Förster Kupkas Tochter. Das Kind hat vor kurzem seine Mutter bei einem Autounfall verloren und flüchtet sich seitdem in eine Phantasiewelt von Engeln und Zwergen. „Die Engel sind nicht alle gut“, erzählt Marie geheimnisvoll. „Manche holen Menschen für immer weg.“ Lindholm ahnt, dass Maries Fantasien nicht nur der Verarbeitung des Todes ihrer Mutter dienen, sondern dass das Kind etwas Bedeutsames gesehen haben könnte.

Die Ermittlungen nehmen eine überraschende Wendung, als die Tatwaffe auf dem Hof des Wilderers Gramisch gefunden wird. Der Mann hatte einen langjährigen Streit mit Freden, nachdem dieser ihn entlassen hatte. „Das Gewehr hat man mir untergejubelt“, beteuert Gramisch wütend – und Lindholm fragt sich, ob er recht haben könnte. Ihre Fahndung gleicht dem Irren in einem Märchenwald, wo nichts ist, wie es scheint.

Als die Identität des Toten endlich geklärt ist – es handelt sich um Hans Cuvillier, der eigentlich Molitur hieß – öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit. „Er wurde bei einem Fluchtversuch erschossen“, erfährt Lindholm von einem Pastorenehepaar über Hans‘ Vater. Die Verbindung führt direkt zu Kupka und Freden, die einst als Grenzsoldaten in der DDR dienten. Alte Schuld, neue Rache – und plötzlich erklingt wieder ein Schuss im Wald…

Hinter den Kulissen

Die Tatort-Folge „Märchenwald“ wurde vom 2. März bis zum 1. April 2004 im Weserbergland zwischen Bad Pyrmont und Hameln sowie in Hannover gedreht. Die malerischen Waldlandschaften des Süntel im Calenberger Bergland, insbesondere das Hohenstein Plateau, bildeten die atmosphärische Kulisse für den mysteriösen Fall.

Regie führte Christiane Balthasar, das Drehbuch stammte aus der Feder von Orkun Ertener und Martina Mouchet. Für Maria Furtwängler war es bereits der fünfte Einsatz als Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Hannover. Bemerkenswert an dieser Folge war das Debut von Hannes Jaenicke als Tobias Endres, der Lindholms neue Romanze darstellt und in zwei weiteren Folgen zu sehen sein wird. In weiteren Rollen glänzten Michael Wittenborn als Waldbesitzer Freden, Janek Rieke als Förster Kupka und Charly Hübner als Polizeihauptmeister Mertens, der später als Kommissar im „Polizeiruf 110“ bekannt wurde.

Bei der Erstausstrahlung am 24. Oktober 2004 erreichte der vom NDR produzierte Film einen beachtlichen Marktanteil von 29,9 Prozent, was 9,32 Millionen Zuschauern entsprach. Die Kritiker lobten besonders die klassische Krimidramaturgie und die atmosphärische Inszenierung des Falles. „Märchenwald“ markierte zudem eine Neuerung in der Lindholm-Reihe, indem der Figur auf Wunsch von Maria Furtwängler ein Liebesleben gegeben wurde, das in den folgenden Episoden fortgeführt wurde.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

ARD Plus Trailer

Besetzung

Charlotte Lindholm – Maria Furtwängler
Karl Mertens – Charly Hübner
Martin Felser – Ingo Naujoks
Tobias Endres – Hannes Jaenicke
Werner Freden – Michael Wittenborn
u.a.

Stab

Drehbuch – Martina Mouchot, Orkun Ertener
Regie – Christiane Balthasar
Kamera – Markus Hausen
Musik – Johannes Kobilke

Bilder – NDR/Christine Schröder

5 Kommentare

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  1. vor 11 Jahren

    Guck ich immer wieder gerne!!! Vor allem darum, weil ichselbst im „Märchenwald“ viele Sonntagsspaziergänge genossen habe…und die Gegend gut kenne!
    Leider kommen Aufnahmen aus Hannover zu kurz…..aber dennoch halte ich Charlotte die Treue und bin gespannt auf den nächsten Tatort aus Hannover in 2014

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 576 aus Hannover. Die Hauptkommissarin Lindholm vom Landeskriminalamt Niedersachsen ermittelt in einem Tötungsdelikt, zusammen mit einem Hauptmeister der dörflichen Gemeinschaft. Wie diese Grand Dame nur an ihre Fälle kommt. Und ihr Privatleben kommt wie immer auch nicht zu kurz. Ihr privater Ulli ist auch wieder dabei. Es geht um Ossis, die konnten auch reich erben, sowie um Wessis. Um Wilderer und Mörder. Da lässt doch ein Generalleutnant der ehemaligen DDR, Schalck-Golodkowski hieß der, vor Lachen die Hosen runter. Einmal gucken reicht völlig.

  3. vor 9 Jahren

    Realsatire im Spätkapitalismus mit angedeuteten Erotikeinlagen.
    Statt Verhöre zu veranstalten hätte die Kommissarin einen Tabledance in der Gaststätte aufführen sollen.

    Das wäre mir volle fünf Punkte wert.

  4. vor 1 Jahr

    Das ist ein Lindholm-TO aus einer Zeit, als ihre Fälle m.E. am sehenswertesten waren. Sie ermittelt in der ‚Pampa‘ rund um Hannover, namensgebend ist ein ‚Märchenwald‘, weiters treten auf: ein Mädchen, das noch an Engel und Zwerge glaubt, ein Wilderer, eine Dorfschönheit, etc. Nicht zu vergessen: auch Charly Hübner spielt mit!
    Wichtigster Darsteller in dieser Folge allerdings: der Wald (sehr imposant)!

    Fr. Lindholm hat in dieser Folge tatsächlich mal Sex (mit einem Staatssekretär). Na sowas!

    Ich bevorzuge die Lindholm-TOs genau aus dieser Zeit … 😇

    Nächsten Montag wieder zu sehen (auf RBB).

  5. vor 1 Jahr

    Nicht zu vergessen: Gegen Schluss kommt noch ‚Bergsteiger-Drama‘ hinzu: Lindholm hält den Täter – der über der Felskante hängt – mit ihren Fingerspitzen, dann verlassen sie die Kräfte … 😯😬
    (Drama, baby!)

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