Kurz und knapp – darum geht’s
Eine Leiche wird im Keller einer Münchner Schlachthofkneipe gefunden: Xaver Ostler, ein stadtbekannter Stammgast, wurde brutal erschlagen und anschließend aufgehängt. Die Kommissare Batic und Leitmayr tauchen tief in die raue Welt des Münchner Schlachthofviertels ein, wo sich hinter biederer Fassade dunkle Geheimnisse verbergen. Als ein zweiter Stammtischbruder ermordet wird, erkennen die Ermittler ein Muster – jemand führt einen persönlichen Rachefeldzug durch, der noch lange nicht beendet scheint …
Inhalt der Tatort-Folge „Vorstadtballade“
Mitten in der Live-Übertragung eines Fußballspiels werden die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr in eine überfüllte Kneipe im Schlachthofviertel gerufen. Der Keller der „Friedenseiche“ wird zum düsteren Schauplatz eines Verbrechens: Xaver Ostler, Stammgast und berüchtigter Kleinkrimineller, baumelt leblos von der Decke. Das fahle Licht der Kellerbeleuchtung wirft gespenstische Schatten auf die Szenerie, während der stickige Geruch von Bier und altem Holz in der Luft hängt.
Batic, rau und direkt wie immer, zeigt sich unbeeindruckt von der Stammtischrunde, die Ostler als vorbildlichen Trinkkumpanen beschreibt. Leitmayr hingegen spürt, dass hinter den einfachen Fassaden des Viertels mehr steckt – sein feines Gespür für Widersprüche lässt ihn aufhorchen, wenn die Befragten ins Stocken geraten. Die Ermittler ringen mit der verschworenen Gemeinschaft der Kneipengänger, die wie eine undurchdringliche Mauer wirkt. „Der Xaver war ein guter Kerl“, behauptet Wirt Adi Duswald mit versteinerte Miene, während seine Augen etwas anderes verraten.
Die Lebenspartnerin des Opfers, Fanny Bichler, zeigt sich seltsam gefasst. Ihre Tochter Gundi, die als Bedienung in der Kneipe arbeitet, durchbricht schließlich das Schweigen: „Sie soll froh sein, dass sie den Xaver los ist. Der hat sie oft genug verdroschen.“ Die junge Frau träumt vom Ausbruch aus dem Milieu ihrer Kindheit, will Sängerin werden – während ihre Mutter im tristen Alltag des Viertels gefangen bleibt.
Als auch der zweite Stammtischbruder, Feri Schegger, ermordet aufgefunden wird, verdichtet sich der Verdacht: Jemand jagt systematisch die Stammtischrunde, die Suche nach dem Täter gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Spur führt die Kommissare ins niederbayerische Schönstett, wo ein verschwundener Bankangestellter und seine tote Verlobte ein halbes Jahr zuvor Schicksalhaftes erlebten. Schlagartig fällt es Batic und Leitmayr wie Schuppen von den Augen – vor sechs Monaten suchte ein Pärchen während eines Gewitters Zuflucht in eben jener Kneipe, in der nun der Tod regiert. Die dunklen Wolken jener Nacht hängen bis heute über dem Viertel.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Vorstadtballade“ wurde im Frühjahr 2004 in München gedreht, hauptsächlich im historischen Schlachthofviertel, das für seine traditionellen Gaststätten bekannt ist. Regisseur Martin Enlen setzte bewusst auf eine düstere Atmosphäre, die das Milieu der kleinen Leute authentisch einfängt. Die Dreharbeiten fanden überwiegend in Original-Lokationen statt, was dem Film seinen unverwechselbaren Lokalkolorit verleiht.
Neben den Stammermittlern Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl, die hier ihren 39. Fall lösen, glänzt ein Ensemble aus bayerischen Charakterdarstellern: Leopold Gmeinwieser als Xaver Ostler, Michael Tregor als Feri Schegger und Philipp Sonntag als Hermann Ganser verkörpern die Stammtischrunde mit erschreckender Authentizität. In weiteren Rollen sind Franz Buchrieser als Wirt Adi Duswald, Anna Brüggemann als Gundi und Johann von Bülow als Simon Schwendtner zu sehen.
Bei der Erstausstrahlung am 12. Dezember 2004 erreichte „Vorstadtballade“ 7,52 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 20,9 Prozent für Das Erste. Die Kritik lobte besonders die atmosphärische Dichte und die gelungene Milieustudie. Der Film wurde mehrfach als einer der besten Fälle des Münchner Ermittlerduos bezeichnet.
Nach der Ausstrahlung entbrannte eine Diskussion über die realistische Darstellung des Schlachthofviertels, das in den frühen 2000er Jahren einen Wandel vom traditionellen Arbeiterviertel zum Szene-Quartier durchlief – ein Prozess, der im Film subtil thematisiert wird, ohne die gewachsenen Strukturen zu romantisieren.
Für mich einer der besten „Tatorte“ überhaupt.
Das Vorstadtflair kommt hier wunderbar zur Geltung.
Der Münchener Tatort Nummer 583 mit den sehr bekannten Hauptkommissaren Batic und Leitmary. Ein sehr tragischer und trauriger Tatort aus dem Schlachthofviertel von München. Ein junges Paar begibt sich in die Obhut einer Gastwirtschaft, flüchtend vor schlechtem Wetter. Der Junge wird betäubt, seine Jugendliebe vergewaltigt. Später begeht sie Selbsttötung, aus Scham und Zerbrochenheit und der Bräutigam beginnt einen tödlichen Rachefeldzug, der ihm letztendlich selbst das Leben kostet. Fesselnder und ans Herz gehender Tatort-Thriller über die menschliche Triebhaftigkeit. Den muß man nicht zweimal schauen. Für die Bilder stand Su Proebster.
Bin ganz geschafft – so einen wunderbaren Tatort habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Es stimmte alles – von den Schauspielern über die Locations, einfach alles.
Trotzdem regte er mich zum Nachdenken an und ich bin auch ein wenig traurig.
Aber das allerschönste: Hab mein München mal wieder gesehen, so oft komm ich leider nicht nach Hause.
Sehr wenige Kommentare hier; erstaunlich.
Und Edith Smieskol schwärmt von diesem TO, gibt ihm aber bloß drei Sternderl. Ich finde, für die „Vorstadtballade“ kann es nur die volle Punktzahl geben, und zwar in jeder Hinsicht!
Für mich persönlich der beste Tatort überhaupt, einfach weil er mich am nachhaltigsten berührt hat.
Schon am Anfang ahnt man, dass gleich etwas Schlimmes passiert – man sieht es aber (zum Glück) nicht. Dann setzt die Handlung 6 Monate später wieder ein, es gibt einen Toten, und natürlich ahnt der Zuschauer sofort, wer der Täter ist, während die Polizei völlig im Dunkeln tappt. Bis man am Ende die traurige Geschichte des Täters erfährt. Für mich einer der besten Tatorte mit Batic und Leitmayr.
Habe jetzt erst die anderen Kommentare gelesen. Schade, dass Dirk die ganze Handlung spoilert.
@Nelly vom 22.01.2021
Besser jetzt erst lesen können, als gar nicht. Aber Danke für die Erwähnung meiner Meinung.
Nachvollziehbar, logisch, übersichtlich. 1a
Wie kann man erfahren welche Musikstücke in diesem Tatort gespielt wurden?
Klassischer „old school“-TO.
Nach etlichen eher schwachen neuen TO´s an den letzten Sonntagen ist es in dieser Folge aus 2004 schön anzusehen, wie man es damals mit relativ wenig Aufwand schaffte, in der erzählten Geschichte einen „Spannungsbogen“ aufzubauen.
Anna Brüggemann begeistert wie immer in ihrer Parade-Rolle als „scheues Reh“.
Nur das Ende gerät zu melodramatisch, daher nur 4 Sterne.
@Hans-Joachim
Die Musik zum Tatort Vorstadtballade
Belle nuit, ô nuit d’amour
Written by Jacques Offenbach
Tatort Theme Song
Written by Klaus Doldinger
L’Internationale
Music by Pierre Degeyter
Lyrics by Eugène Pottier
Performed by Nymphenburger Männerchor e.V.
Es steht ein‘ Lind‘ in jenem Tal
Written by Johannes Brahms
Performed by Lucy Scherer
Isarmärchen
Written by Ludwig Prell
Performed by Nymphenburger Männerchor e.V.
Der Tatort aus München mit der Nummer 583 und aus dem Jahr 2004. Düster, tragisch und spannend ist der zu sehen, bis heute.
Die Meinung vom 20.11.2015 halte ich.