Seit den 1970er-Jahren dient die Freie Hansestadt Bremen immer wieder als Kulisse für die ARD-Krimireihe Tatort. Dabei hat die Stadt unterschiedliche Generationen von Ermittlern beherbergt, die mit ganz eigenen Herangehensweisen die Verbrechen an der Weser aufklären.

Die Ermittler-Generationen

Kommissar Böck

Im Jahr 1973 wurde der Grundstein für den Tatort aus Bremen gelegt, auch wenn es nach diesem ersten Auftritt 24 Jahre lang keine neuen Folgen aus der Stadt gab. Im Fall „Ein ganz gewöhnlicher Mord“ ermittelte Kriminalkommissar Böck, gespielt von Hans Häckermann, der einem Mord in einem typischen Arbeiterviertel nachspürt. Der Film, inszeniert von Eberhard Itzenplitz, besticht durch seine realistische Darstellung des Alltags in der Arbeiterklasse und gilt als frühes Beispiel für einen sozialkritischen Tatort. Nach diesem ersten Fall wurde die Figur des Kommissars Böck jedoch nicht weiterverfolgt.

Kommissar Piper

Ebenfalls nur einen einzigen Auftritt hatte Kommissar Piper, dargestellt von Bernd Seebacher. Im Jahr 1974 schickte ihn sein Fall „Der Fall von der Zehn“ in das mondäne Marbella, wo er ein komplexes Geflecht aus Erpressung und falscher Identität aufdeckte. Piper wurde dabei als ein pragmatischer Ermittler charakterisiert, der sich auch im Ausland auf seine Intuition verlässt.

Lürsen und von Sachsen

Nach einer langen Pause kehrte der Tatort 1997 mit einem neuen Ermittlerteam nach Bremen zurück. Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) bildete zunächst ein Duo mit Tobias von Sachsen (Heinrich Schmieder). Gemeinsam lösten sie drei Fälle, die sich durch eine realistische und oft düstere Atmosphäre auszeichneten. Die Zusammenarbeit endete 2003 mit dem Fall „Schatten“.

Lürsen und Kraus

In den Jahren 2005 und 2006 ermittelte Inga Lürsen kurzzeitig an der Seite von Leo Uljanoff (Antoine Monot Jr.). Der Kriminalhauptkommissar wurde als zusätzlicher Kollege eingeführt und erschien in zwei Folgen, „Scheherazade“ und „Stille Nacht“.

Lürsen und Stedefreund

Das wohl bekannteste und prägendste Bremer Ermittlerteam war das ungleiche Duo aus der introvertierten und oft impulsiv agierenden Kommissarin Inga Lürsen und dem besonnenen und manchmal etwas zynischen Nils Stedefreund (Oliver Mommsen). Von 2001 bis 2019 ermittelten sie in über 30 Fällen und wurden zu einem festen Bestandteil der Reihe.

Ihre Fälle zeichneten sich oft durch eine dichte psychologische Atmosphäre und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen aus. Ihre einzigartige Dynamik, die sich über die Jahre entwickelte, machte sie zu einem der beliebtesten Teams des Tatorts.

Bemerkenswerte Folgen dieses Teams:

Moormann, Selb und Andersen

Mit dem Ende der Ära Lürsen/Stedefreund begann eine neue Zeit für den Tatort aus Bremen, die das Konzept des Ermittlerduos aufbrach und ein Trio einführte. Seit 2021 ermittelten Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Linda Selb (Luise Wolfram) und Mads Andersen (Dar Salim).

Liv Moormann, eine intuitive und impulsiv handelnde Kommissarin, steht dabei im Gegensatz zur analytisch und rationalen BKA-Ermittlerin Linda Selb. Das Duo wurde zunächst von dem dänischen Kriminalisten Mads Andersen ergänzt, der als ruhiger Pol des Teams fungierte. Nach zwei Fällen verließ Andersen das Team, was in der Serie mit einem alten Fall in Kopenhagen erklärt wurde.

Moormann und Selb

Seit 2022 bilden Moormann und Selb das neue Bremer Ermittlerteam und haben bereits in mehreren Fällen zusammengearbeitet. Die Folgen konzentrieren sich stark auf die ungewöhnliche Dynamik zwischen den beiden Protagonistinnen, die sich trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere zu einem funktionierenden Duo entwickeln mussten.

Bemerkenswerte Folgen dieses Teams:

Der Ort als Ermittler

Bremen selbst spielt im Tatort eine tragende Rolle und ist weit mehr als nur eine Kulisse. Die Stadt prägt die Stimmung, Themen und Handlungen der Fälle maßgeblich. Von den Arbeitervierteln der 70er-Jahre, über die dunklen Hafenlandschaften, die das Team Lürsen und Stedefreund immer wieder in Anspruch nahmen, bis hin zu den großbürgerlichen Villenvierteln Schwachhausens, die in der Folge „Angst im Dunkeln“ einen spannungsgeladenen Kontrast zum Mordfall bildeten.

Die urbanen Abgründe, aber auch die spezifische maritime Atmosphäre Bremerhavens, fließen in die Geschichten ein und verleihen ihnen eine unverwechselbare Note. Während die älteren Teams oft in den grauen, nebligen Ecken der Stadt ermittelten, die eine melancholische Stimmung verbreiteten, nähern sich die neuen Kommissarinnen Moormann und Selb auch den schillernden und surrealen Seiten der Stadt, wie es der Fall „Liebeswut“ (2022) eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Die Entwicklung des Tatort Bremen

Der Tatort aus Bremen hat sich über die Jahrzehnte immer wieder neu erfunden, von den sozialkritischen Anfängen in den 70er-Jahren bis hin zu den psychologisch tiefgründigen und experimentellen Inszenierungen der Gegenwart. Was jedoch alle Epochen und Teams verbindet, ist der Fokus auf die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander.

Sei es das ungleiche Zusammenspiel von Lürsen und Stedefreund, das die Zuschauer über fast 20 Jahre fesselte, oder die sich langsam entwickelnde Dynamik zwischen Moormann und Selb, die auch in ihren aktuellen Fällen die persönlichen Hintergründe der Ermittlerinnen in den Vordergrund rückt. Der Bremer Tatort ist keine bloße Krimi-Reihe, sondern eine Erzählung über Menschen und ihre Abgründe, die sich im speziellen Milieu der norddeutschen Hansestadt entfalten.

Entdecken Sie jetzt die gesamte Palette der Bremer Tatorte und tauchen Sie ein in die vielseitigen Fälle, die die Ermittler der Stadt über die Jahre gelöst haben.