Hauptkommissar Paul Enders ist ein charmanter, aber nur kurzzeitig in Erscheinung getretener Ermittler aus Essen, der durch seine unkonventionellen Methoden und sein gesundes Maß an Gelassenheit auffiel.
Das Profil: Der Charmeur mit dem verschmitzten Lächeln
Paul Enders
Paul Enders ist ein ruhiger, geduldiger Mensch, dem jeglicher übertriebene Ehrgeiz fremd ist. Seine Fähigkeiten werden zwar vom Kollegium anerkannt, doch er selbst spielt seine Erfolge beinahe beiläufig herunter. Sein Markenzeichen ist ein verschmitztes Lächeln, mit dem er die Damenwelt um den Finger wickelt und mütterliche Instinkte weckt. Dieser Hang zum Flirten ist nicht ohne Risiko und brachte ihm bereits den Ruf ein, auf einem Polizeiball die Frau des Polizeipräsidenten verführt zu haben. Privat lebt er mit seiner Freundin zusammen, schätzt seinen Langschläfer-Morgen und zeigt seinen Schalk im Nacken, indem er zum Beispiel die Zeitung bewusst durcheinanderbringt, um sie zu ärgern.
Seine einzige dokumentierte Ermittlung, Der Zeuge (1980), offenbart jedoch eine andere, entschlossenere Seite seines Charakters. In der fremden Umgebung der Frankfurter Kripo wirkt er zunächst unsicher und verloren, fast überflüssig. Doch angetrieben von dem Wunsch nach Anerkennung und um den Fall zu lösen, entwickelt er einen äußerst gewagten Plan: Er schlüpft selbst in die Rolle des alkoholabhängigen Zeugen Otto Baumann, übernimmt dessen Job im Autoverleih und zieht in dessen Wohnung, um die Täter aus der Reserve zu locken. Diese riskante Maskerade, die ihn in lebensgefährliche Situationen bringt, zeigt einen mutigen und äußerst kreativen Ermittler, der bereit ist, sich zur Wahrheitsfindung vollständig aufzugeben.
Die Dynamik: Der Einzelgänger im fremden Revier
In seinem einzigen Fall agiert Paul Enders nicht in seinem gewohnten Essener Umfeld, sondern als Fremdkörper in der Frankfurter Mordkommission. Die Zusammenarbeit mit seinem Essener Kollegen Willi Kreutzer, die laut Überlieferung „auf Anhieb problemlos“ funktionierte, bleibt in dieser Folge im Hintergrund. Stattdessen muss sich Enders das Vertrauen des Frankfurter Kommissars Fischer erarbeiten. Sein unorthodoxer Vorschlag, sich als Köder zu opfern, stößt zunächst auf Bedenken, doch er kann seinen Kollegen überzeugen. Dieser Fall zeigt keinen eingespielten Teamgeist, sondern vielmehr den Einzelkämpfer, der sich durch eine brillante Idee in einem neuen Team zu beweisen muss.
Essen als Schauplatz
Ironischerweise findet Paul Enders‘ einziger dokumentierter Fall nicht in Essen, sondern im winterlichen Frankfurt statt. Die Stadt an der Main bildet mit ihrer kälteklirrenden Atmosphäre die perfekte Kulisse für dieses nervenaufreibende Versteckspiel. Die anonyme Großstadt wird zum Schauplatz einer tödlichen Maskerade, in der sich Enders zwischen Hochhäusern und schneebedeckten Straßen seiner gefährlichen Rolle aussetzen muss. Wie gut der lockere Essener Ermittler tatsächlich in sein Heimatrevier gepasst hätte, bleibt aufgrund seiner kurzen Karriere leider reine Spekulation.
Abschluss
Kommissar Paul Enders bleibt eine faszinierende Eintagsfliege im Tatort-Universum. Sein einziger Fall Der Zeuge offenbart das Potenzial eines ungewöhnlichen Charakters, der durch eine Mischung aus Charme, Schläue und enormem persönlichen Einsatz besticht. Auch wenn seine Ermittlerkarriere nur von kurzer Dauer war, hinterließ er mit seinem mutigen Einsatz unter falscher Identität einen bleibenden Eindruck.