Das ungleiche Frankfurter Ermittlerduo: der vom Alkohol gezeichnete, zynische Einzelgänger und die junge, forsche Kommissarsanwärterin, die lernen muss, sich in seiner düsteren Welt zurechtzufinden.
Das Profil: Der einsame Wolf und die ambitionierte Newcomerin
Frank Steier
Hauptkommissar Frank Steier ist ein kontaktscheuer Einzelgänger, der nach dem Weggang seiner langjährigen Partnerin Conny Mey in die Alkoholsucht abgerutscht ist und räumlich wie emotional von seinem Kollegium isoliert arbeitet. Sein pragmatischer, oft zynischer Ansatz – er wird schließlich „nicht für Gefühle bezahlt“ – verbirgt einen tiefen Idealismus und die Überzeugung, mit seiner Arbeit doch noch etwas Gutes zu bewirken. Seine Ermittlungen in „Der Eskimo“ beginnen buchstäblich mit einem Kater; er wird Zeuge eines Mordes, während er mit den Nachwirkungen einer durchzechten Nacht kämpft. Dies unterstreicht seinen Zustand: ein brillanter Ermittler, der gegen seine eigenen Dämonen kämpft. Sein unauffälliger, dunkler Anzug und Mantel sind die perfekte Tarnung für einen Mann, der nicht auffallen will.
Linda Dräger
Kommissarsanwärterin Linda Dräger ist das absolute Gegenteil ihres neuen Vorgesetzten: jung, dynamisch, forsch und voller Ehrgeiz, eine erfolgreiche Hauptkommissarin zu werden. Ihr Übereifer und ihre freche, vorlaute Art kollidieren sofort mit Steiers mürrischer Art. Sie lässt sich von seinem abweisenden Verhalten nicht einschüchtern und kontert sein Zynismus mit messerscharfen Kommentaren wie „Kotzen Sie sich nicht manchmal selber an?“. Ihre Gelassenheit, die sie selbst beim Autofahren – nicht ihre Stärke – bewahrt, bildet einen starken Kontrast zu Steiers innerer Zerrissenheit. Sie steht am Anfang ihrer Laufbahn und muss sich in der düsteren Welt ihres neuen Partners behaupten.
Die Dynamik: Zwei Welten prallen aufeinander
Die Chemie zwischen Steier und Dräger ist von Beginn an explosiv. Er, der einsame Wolf, der seine neue Kollegin als lästiges Anhängsel und „Schülerpraktikum“ abtut. Sie, die nichts unversucht lässt, um sich zu beweisen und sich seinen Respekt zu erkämpfen. Ihr erster Fall „Der Eskimo“ offenbart ihre konfliktgeladene, aber auch potenziell fruchtbare Dynamik. Während Steier trotz Dienstverbots auf eigene Faust ermittelt und sich in einem Strudel aus Obsession und Eifersucht verfängt, bleibt Dräger sachlich. Ihr Gegensatz wird zur treibenden Kraft: Seine jahrelange Erfahrung und sein Instinkt, der trotz allem funktioniert, prallen auf ihren unverbrauchten, direkten Ansatz. Es ist der Beginn einer schwierigen Partnership, die nicht auf Vertrauen, sondern zunächst auf purer Notwendigkeit basiert.
Frankfurt als Schauplatz
Frankfurt am Main mit seiner Skyline aus Bankentürmen und der dazwischen liegenden Kleinteiligkeit ist der perfekte Spiegel für Frank Steier. Die kalte, moderne Architektur der Bankenmetropole entspricht seiner abweisenden Fassade und der sterilen Atmosphäre seines einsamen Büros. Gleichzeitig ist die Stadt mit ihrem Rotlichtmilieu, den schummrigen Bars und den tristen Vorstadtstraßen Schauplatz für die Abgründe, in die sich Steier stürzt – sei es auf der Suche nach dem nächsten Drink oder nach der Wahrheit. Die nächtlichen, regennassen Straßen unter Neonlicht werden zur Projektionsfläche seiner Isolation und seines düsteren Weltbilds. Frankfurt ist keine heimelige Stadt, sondern ein Ort der Gegensätze und Anonymität, in dem sich ein Einzelgänger wie Steier perfekt einfügt.
Abschluss
Das Duo Steier und Dräger ermittelte nur in einem einzigen, intensiven Fall, der ihre unüberbrückbaren Differenzen und ihr vorsichtiges Aufeinandertzufinden gleichermaßen zeigt. „Der Eskimo“ markiert den Beginn einer Zusammenarbeit, die durch die Abgründe des einen und den unerschütterlichen Ehrgeiz der anderen geprägt ist – eine ungewöhnliche Konstellation im Frankfurter „Tatort“.