Hauptkommissar Böck ist ein pflichtbewusster, gründlicher und von der Alltäglichkeit des Verbrechens gezeichneter Ermittler, der in einem einzigen, außergewöhnlichen Fall die Bremer Polizei vertritt.

Das Profil: Der Mann für den einen Fall

Kommissar Böck

Böck wird als Ermittler mit müden Augen und einem zerknitterten Anzug eingeführt, ein Mann, den die Routine der Polizeiarbeit geprägt hat, der aber dennoch nicht zynisch geworden ist. Sein Credo lautet: „Wenn wir in den ersten fünf Tagen keine heiße Spur haben, können wir den Fall fast abschreiben.“ Dieser pragmatische Ansatz wird in seinem einzigen Fall, „Ein ganz gewöhnlicher Mord“, auf eine harte Probe gestellt. Hier muss er sich durch eine zermürbende Ermittlungsarbeit ohne heiße Spur kämpfen. Seine Stärke liegt in seiner beharrlichen und geduldigen Art. Er lässt sich nicht von oberflächlichen Verdächtigungen leiten, sondern arbeitet sich akribisch durch Zeugenaussagen und Indizien, bis sich die Schlinge um die Verdächtigen langsam zuzieht. Böck ist der Inbegriff des bedächtigen, manchmal sogar resigniert wirkenden Beamten, der jedoch genau durch diese Gründlichkeit die Wahrheit ans Licht bringt.

Die Dynamik / Der Ermittlungsstil: Einsamer Kämpfer gegen das Verbrechen

Böck verkörpert den klassischen, fast schon dokumentarisch dargestellten Einzelkämpfer. Sein Ermittlungsstil ist weniger von Intuition geprägt als von purer Beharrlichkeit und dem Abarbeiten von Polizeiroutine. Er verlässt sich auf die klassischen Methoden: Tatortabsperrung, Spurensicherung und die mühsame Befragung von Zeugen. Sein Verhältnis zu seiner Assistentin, Dagmar Freidank, ist professionell und undramatisch; sie ist seine verlängerte Werkbank, die Anweisungen entgegennimmt und umsetzt. Der größte Konflikt in Böcks einzigem Auftritt ist nicht einer zwischen Personen, sondern der Kampf gegen die Zeit und die widerspenstige Undurchsichtigkeit der Zeugen, die sich in einem „Geflecht aus gegenseitigen Beschuldigungen“ verstricken. Böck ringt weniger mit den Tätern als mit der Wahrheit selbst.

Bremen als Schauplatz

Das Bremen der 1970er Jahre ist in diesem Tatort kein postkartenhaft schönes Bild, sondern ein düsterer, fast schon trostloser Handlungsraum. Die Handlung spielt in schummrigen Bahnhofsgaststätten, in tristen Vorstadtlokalen und an kalten Tatorten an Seen am Stadtrand. Dieser realistische, ungeschönte Blick prägt die Stimmung fundamental: Es geht um die Abgründe, die sich im ganz gewöhnlichen Alltag auftun. Der Ort passt perfekt zum Ermittler Böck, der ebenso wenig glamourös ist wie seine Umgebung. Beide – Kommissar und Stadt – sind funktional, gradlinig und frei von jeder Schnörkeligkeit. Die Handlung könnte nirgendwo anders stattfinden, denn die Melancholie der Bremer Vorstadtnacht ist selbst ein Teil des Verbrechens.

Abschluss

Kommissar Böck blieb zwar ein Ein-Gast-Ermittler, aber sein Fall „Ein ganz gewöhnlicher Mord“ legte den Grundstein für einen realistischen, pseudodokumentarischen Stil, der die Tatort-Reihe nachhaltig beeinflussen sollte. Sein beharrlicher Kampf um die Wahrheit in einem scheinbar undurchdringlichen Fall macht ihn zu einer unvergesslichen, weil so menschlichen Figur im Tatort-Kosmos.